Herzlichen Glückwunsch: Zwei Striche – Du bist tatsächlich schwanger! Doch was nun? Was musst Du jetzt alles am Anfang der Schwangerschaft beachten? Welche Lebensgewohnheiten solltest Du schon in den ersten Schwangerschaftswochen bzw. im ersten Trimester umstellen?
Ich habe für Dich eine Checkliste zusammengestellt, an der Du Dich im ersten Trimester orientieren kannst, worauf Du in den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten und danach achten musst.
Themen des Beitrags
Das allerwichtigste zu Beginn der Schwangerschaft
Am Anfang der Schwangerschaft steht zunächst eine ärztliche Erstuntersuchung oder ein Termin bei der Hebamme. Danach solltest Du besser auf eine ausgewogene Ernährung achten und bestimmte Nahrungsmittel und andere Infektionsquellen meiden. Denn einige Erreger können auch auf Dein ungeborenes Baby übergehen und den kleinen Organismus schädigen.
Damit es keine Mangelerscheinungen und daraus resultierende Folgen gibt, solltest Du laut ärztlicher Empfehlung Folsäure und andere Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, um schwere Entwicklungsstörungen im ersten Trimester zu verhindern.
Alkohol und Nikotin sind in der Schwangerschaft ebenso von Anfang an tabu wie alle anderen Drogen. Und nicht zuletzt musst Du einige Entscheidungen bezüglich routinemäßiger und zusätzlicher Vorsorgeuntersuchungen treffen.
Was muss ich am Anfang der Schwangerschaft beachten?
1. Ernährung und Genussmittel für die ersten Schwangerschaftswochen
Worauf muss man bei der Ernährung achten und was soll am am Anfang der Schwangerschaft essen?
In der Schwangerschaft isst Du sprichwörtlich für zwei. Das heißt nicht, dass Du “wie zwei”, also doppelt so viel oder erheblich mehr essen sollst als vorher.
Es bedeutet, dass Du nicht nur Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe für Deinen eigenen Organismus benötigst, sondern auch alles, was für die Entwicklung Deines Babys nötig ist.
Vor allem Vitamin C, A und D, Riboflavin, Thiamin, Pyridoxin, Folsäure und Jod werden jetzt in erhöhtem Maße benötigt.
Das kannst Du am besten bewerkstelligen durch eine ausgewogene Ernährung, die viel Vollkornprodukte, Obst und Gemüse beinhaltet. Aber auch Proteine in Form von Fleisch, Fisch, Ei oder Tofu sollten nicht zu kurz kommen.
Allein mit der Zufuhr ungesättigter Fettsäuren, Zucker und Weißmehl solltest Du aufpassen. Denn diese enthalten kaum Nährstoffe und sorgen dafür, dass Du viel Gewicht zunimmst und Dein Blutzucker rasch ansteigt.
Das erhöhte die Gefahr einer Schwangerschaftsdiabetes, die auch für Dein Baby Auswirkungen haben kann.
Je mehr Gewicht Du in der Schwangerschaft zunimmst, desto schwerer wirst Du es später haben, dieses wieder loszuwerden. Übergewicht gilt als Risikofaktor viel vielerlei Krankheiten. Aber: Wenn Dein BMI vor der Schwangerschaft niedrig war, ist es normal, dass Du mehr zunimmst. Das ist richtig so und eine Diät solltest Du in der Schwangerschaft nie machen. Wenn Dein Körper bei gesunder Ernährung Gewicht zulegt, musst Du Dir keine Sorgen machen.
Nahrungsergänzungsmittel schon frühzeitig in der Schwangerschaft einnehmen
Tatsächlich ist es aber auch mit einer sehr gesunden Ernährung bei unserer heutigen Lebensmittelqualität schwierig, eine ausreichende Versorgung mit allen in der Schwangerschaft essentiellen Vitalstoffen zu gewährleisten. Vor allem Folsäure und Jod können nur schwer ausreichend über die Nahrung aufgenommen werden, sind aber in erhöhter Menge erforderlich.
Meist sind die Folsäure-Speicher einer Frau schon vor der Schwangerschaft nur unzureichend gefüllt, benötigen aber mehrere Wochen, um wieder gefüllt zu werden. Ein Folsäuremangel kann um die 5. SSW und 6. Schwangerschaftswoche herum, wenn viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie schwanger sind, schwerwiegende Folgen haben. Denn in dieser Zeit werden die Grundlagen für das zentrale Nervensystem, das sogenannte Neuralrohr, gebildet.
Wenn nicht ausreichend Folsäure zur Verfügung steht, kann das Neuralrohr nicht geschlossen werden und bleibt offen. Die Folge sind schwere Fehlbildungen, auch als “offener Rücken” bekannt.
Deshalb wird die Einnahme von 400 Mikrogramm Folsäure empfohlen, sobald ein Kinderwunsch besteht bzw. eine Schwangerschaft in Kauf genommen wird.
>> Hier erkläre ich Dir genauer, wie Folsäure grade bei Kinderwunsch helfen kann.
Obwohl beinahe jeder Facharzt die Einnahme von Schwangerschaftsvitaminen empfiehlt, werden die Kosten nicht von der Krankenkasse übernommen. Aber keine Sorge, ein Vermögen kosten die Präparate nicht. Es gibt sie in jeder Apotheke und Drogerie und sie enthalten meist alles, was Du benötigst. Das heißt, mit einem guten Nahrungsergänzungsmittel verzeiht Dein Körper auch eine nicht ganz so ausgewogene Ernährung. Aber Vorsicht, vor Übergewicht schützen diese Mittel nicht.
Welche Lebensmittel sollte ich zu Beginn der Schwangerschaft vermeiden und besser nicht essen?
Wegen der Infektionsgefahr mit Toxoplasmose, Listerien oder Salmonellen solltest Du von Anfang an auf rohes oder nicht ganz durchgegartes Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte und Ei verzichten.
Auch Weich- und Schimmelkäse kann in erhöhtem Maße mit Mikroorganismen verunreinigt sein.
Rohes Obst und Gemüse solltest Du in der Schwangerschaft besonders gut waschen. Die oben genannten Erreger können die Plazentaschranke überwinden und Dein ungeborenes Kind infizieren.
Wieviel muss ich am Anfang in der Schwangerschaft trinken?
Achte außerdem darauf, in der Schwangerschaft genug Wasser zu trinken. Während der ersten Wochen wird in Deinem Körper zusätzliches Blut gebildet, dafür benötigst Du zusätzliche Flüssigkeit.
Auch für alle anderen zellulären Vorgänge ist Flüssigkeit unbedingt nötig.
Versuche aber besser auf zuckerhaltige Getränke wie Limonade oder Fruchtsäfte nach Möglichkeit zu verzichten (auch wenn es schwer fällt).
Muss ich wegen der Schwangerschaft aufhören zu rauchen?
Leider wird Rauchen in der Schwangerschaft immer noch manchmal bagatellisiert. Aber Fakt ist, dass es nicht übertrieben ist, mit dem positiven Schwangerschaftstest auch die Zigaretten zu entsorgen. Denn das Nikotin aus Deinem Blut geht bei jeder einzelnen Zigarette auf den Organismus Deines Babys über.
Du weißt es sicher eh, aber Nikotin ist ein starkes Nervengift und wirkt dementsprechend im Körper Deines ungeborenen Kindes. Wenn Du rauchst, ist das für Dein Baby nicht nur “ein wenig ungesund”, sondern kann zu Wachstumsstörungen, verzögerter Lungenreifung, angeborenem Herzfehler und Mangelgeburten, bis hin zur Fehl- oder Totgeburt führen.
Auch das Allergierisiko und das Risiko des plötzlichen Kindstods sind durch Rauchen erhöht.
Nach der Geburt solltest Du nach Möglichkeit übrigens ganz die Finger vom Rauchen lassen und Dich von Zigarettenqualm fernhalten. Denn auch Passivrauchen schadet Deinem Kind massiv und sogar, wenn Du draußen oder auf dem Balkon rauchst, ist Dein Baby Studien zufolge gesundheitlich benachteiligt und hat ein erhöhtes Risiko, am plötzlichen Kindstod zu sterben.
Wie gefährlich ist Alkohol in der frühen Schwangerschaft?
Auch wenn eine Mutter mit vier Kindern Dir erzählt, dass sie in der Schwangerschaft schon mal ein Gläschen getrunken hat und es ihren Kindern “auch nicht geschadet” hätte: Alkohol in der Schwangerschaft ist tabu – auch wenn es nur wenig oder ganz selten ist.
Lies am besten meinen Beitrag über Alkohol in der Schwangerschaft und Du wirst erstaunt sein, welche Risiken damit verbunden sind.
Auch das kann Dein Kind schädigen, denn der Alkoholgehalt aus Deinem Blut geht 1:1 auf Dein Baby über.
Allerdings kann das das Rauschmittel nicht so schnell abbauen, wie Du und hat keinerlei Toleranz.
Unter anderem können dadurch folgende gesundheitliche Probleme beim Baby entstehen:
- geistige Beeinträchtigungen
- Schädigungen des zentralen Nervensystems / Gehirns
- Fehlbildungen im Gesicht
- Wachstumsverzögerungen, geringes Geburtsgewicht
- Frühgeburt / Fehlgeburt
- Totgeburt
- fetales Alkoholsyndrom: körperliche Fehlbildungen und Verhaltensstörungen
Weitere Lesetipps:
- Darf man alkoholfreies Bier in der Schwangerschaft trinken?
- Ist Malzbier während der Schwangerschaft okay?
Medikamente, andere Giftstoffe und Strahlung in der frühen Phase der Schwangerschaft
Natürlich solltest Du auch keine chemischen oder pflanzlichen Drogen aufnehmen.
Auch Lösungsmitteldämpfe aus Lacken, Wandfarben und manchen Reinigungsmitteln solltest Du lieber meiden.
Wenn eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden soll oder Du Medikamente nehmen sollst, teile Deinem behandelnden Arzt immer vorab mit, dass Du schwanger bist.
2. Gesundheit und Lebensstil am Anfang einer Schwangerschaft
Zahngesundheit
Gynäkologen und Hebammen empfehlen gemäß Standard aus den Mutterschaftsrichtlinien immer auch, einen Termin beim Zahnarzt zu vereinbaren. Denn eine Schwangerschaft kann auch Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben. Nicht umsonst hieß es früher “Jedes Kind kostet einen Zahn”.
Ursache dafür ist zum einen, dass Dein Körper bei unzureichender Versorgung mit Kalzium die Reserven aus Zähnen und Knochen abbaut, und zum anderen, dass die Schwangerschaftshormone die Speichelzusammensetzung und damit den natürlichen Schutz der Zähne verändern können. Die hormonelle Auflockerung kann auch zu Zahnfleischblutungen führen. Dadurch können sich versteckte Entzündungen bilden. Das erhöht das Risiko für Frühgeburten.
Eine häufige Kontrolle stellt sicher, dass ein kleines Loch im Zahn nicht zu größeren Problemen oder Entzündungen führt.
Sport und Bewegung
Viele Sportarten kannst Du so lange weiter ausführen, wie Du Dich selbst gut dabei fühlst. Allerdings solltest Du keine Aktivitäten und Sportarten mehr ausüben, bei denen Du aus hoher Geschwindigkeit auf den Babybauch stürzen oder starke Schläge auf den Bauch erhalten könntest. Skifahren, Rennradfahren, Reiten und Boxen sind zum Beispiel keine so gute Idee.
Schwimmen, langsames Radfahren, Walking oder Aerobic dagegen sind in der Schwangerschaft sehr förderlich. Denn Bewegung erhält die Gesundheit und fördert die Durchblutung. Das beugt vielen Schwangerschaftsleiden vor.
3. Entscheidung über Vorsorgeuntersuchungen in ersten Schwangerschaftsmonaten
In Deutschland geben die Mutterschaftsrichtlinien bei einer gesunden Frau alle vier Wochen, später alle zwei Wochen eine Vorsorgeuntersuchung vor. Bei Risikoschwangerschaften ist das doppelt so oft. Mehr bezahlen die Krankenkassen nicht.
Einmal im Trimester wird das Baby per Ultraschall untersucht. Die Kosten für diese Termine, sowie einige weitere Untersuchungen, übernimmt die Krankenkasse.
Andere medizinische Untersuchungen, wie zusätzliche Ultraschalluntersuchungen, zusätzliche Antikörpertests oder ein Feinultraschall ohne ärztliche Anweisung / medizinische Indikation, musst Du aus eigener Tasche bezahlen.
Welche Untersuchungen Du machen möchtest und welche Du vielleicht ablehnst, obwohl die Krankenkasse die Kosten tragen würde, solltest Du Dir in Ruhe überlegen. Denn ohne Vorbereitung fühlst Du Dich vielleicht überrumpelt von der Entscheidungsfrage, ob Du zum Beispiel eine Nackenfaltenmessung durchführen willst – auch, wenn der Arzt sich Zeit nimmt und Dich berät.
Ultraschall
Jeder Gynäkologe besitzt ein Ultraschallgerät, das er entweder mit einem Gel auf dem Bauch einsetzen, oder per Stab vaginal einführen kann. Bei der Erstuntersuchung kommt wahrscheinlich der Stab zum Einsatz, während in der fortgeschrittenen Schwangerschaft nur mehr über den Bauch geschallt wird.
Immer wieder gibt es Bedenken, dass ein Baby die Schwingungen des Ultraschalls in ungeheurer Lautstärke wahrnehmen könnte. Tatsächlich können Menschen Ultraschall-Töne nicht wahrnehmen, auch nicht im Mutterleib. Fledermäuse dagegen schon. Bisher galt der Ultraschall unter Medizinern als 100%ig sicher. Seit einiger Zeit warnt aber sogar das Bundesamt für Strahlenschutz vor dem zu häufigen Einsatz von Ultraschalls, insbesondere dem 3D-Ultraschall, auch bekannt als “Babyfernsehen”.
Für viele Eltern ist jeder Ultraschall ein sehr positives und beruhigendes Erlebnis, denn auf dem Bildschirm können sie sehen, wie ihre Baby gewachsen ist, sich bewegt und das kleine Herz schlägt. Am Ende gibt es in der Regel ein kleines Bildchen als Erinnerung mit nach Hause. Das erste “Foto” vom Baby sozusagen.
Zusätzliche Ultraschalluntersuchungen müssen, ebenso wie 3D-4D-Aufnahmen, aus eigener Kasse bezahlt werden. Die drei Standard-Ultraschalluntersuchungen (jedes Trimester) werden von der Krankenkasse übernommen.
Erst-Trimester-Screening mit Nackenfaltenmessung
Der große Ultraschall im ersten Trimester wird auch als Erst-Trimester-Screening (ETS) bezeichnet. Er dient der Pränataldiagnostik und wird um die 10. SSW herum durchgeführt.
Bei der Nackenfaltenmessung wird überprüft, ob es Auffälligkeiten gibt, die auf eine Chromosomenabnormalität, insbesondere Trisomie 21 (Down-Syndrom) hinweisen könnte. Diese Untersuchung ist keine Diagnose, sondern stellt erst einmal eine Wahrscheinlichkeit in den Raum, die sich aus einer dickeren Nackenfalte in Kombination mit Werten aus dem mütterlichen Blut ergibt. Übersteigt die Wahrscheinlichkeit einen gewissen Wert, wird eine Untersuchung der Chromosomen empfohlen. (s.u. Fruchtwasserpunktion)
In 90% der Schwangerschaften kann beim Erst-Trimester-Screening ein individuelles Risiko für eine Trisomie bestimmt werden. Eine Diagnose kann damit nicht gestellt werden. In der frühen oder späteren Schwangerschaft lässt sich eine auffällige Nackenfalte nicht mehr erkennen.
Einige Eltern lehnen die Nackenfaltenmessung beim Ersttrimester-Screening ab. Das macht durchaus Sinn, wenn Du bei einer auffälligen Nackenfalte nicht vor hast, weitere Untersuchungen vornehmen zu lassen. Denn während es natürlich beruhigend ist, wenn es keine Auffälligkeiten gibt, kann die Diagnose “Down Syndrom” Dich und Deinen Partner von eine unglaublich schwere Entscheidung stellen: Sollst Du das Baby behalten oder abtreiben?
Nicht alle Frauen können das vorab beantworten. Wenn Deine Antwort aber in keinem Falle “abtreiben” lauten würde, bleibt zu überlegen, ob Du die ganzen Untersuchungen, den Stress und die Unsicherheit vorab überhaupt auf Dich nehmen möchtest.
Fruchtwasserpunktion (Amniozentse)
Wenn die Nackenfaltenmessung ein hohes Risiko für eine Chromosmenstörung ergeben hat, kann eine Fruchtwasser- oder Plazentapunktion erfolgen. Beides dient dazu, kindliche Zellen zu entnehmen. Aus diesen wird die DNA isoliert und auf mögliche Abweichungen untersucht. Danach hast Du Sicherheit, ob Dein Baby unter einer Chromosomenabnormalie leidet und kannst weitere Entscheidungen treffen.
Allerdings ist dieser Eingriff nicht ganz ungefährlich für Dein Baby – das Risiko einer folgenden Fehlgeburt bei einer Fruchtwasserpunktion liegt bei 0,5 – 1 %. Bei einer Chorionzottenbiopsie der Plazenta liegt das Abort-Risiko noch höher. Das heißt, dass mindestens ein Baby aus 200 durch den Eingriff ums Leben kommt.
Entscheide Dich nur für eine Fruchtwasserpunktion, wenn Du mit den Folgen leben kannst.
Für Schwangere, die älter als 35 Jahre sind (sogenannte Risikoschwangerschaften), wird die Fruchtwasserpunktion routinemäßig empfohlen.
Nicht-invasiver Pränataltest
Mittlerweile gibt es aber eine völlig risikolose Alternative – die nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Die Kosten eines nicht-invasiven Pränataltests belaufen sich auf 400-600€, je nachdem, welche Chromosomenstörungen untersucht werden sollen.
Dabei werden DNA-Bestandteile des Babys, die sich während der Schwangerschaft im Blut der Mutter befinden, isoliert und untersucht. Getestet wird nur auf lebensfähige Chromosomenabweichungen, also Trisomie 21, 18, 13 (numerische Aberrationen) und Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, Triple-X-Syndrom (gonosomale Aberrationen / Geschlechtschromosmen).
Feindiagnostik
Mit einer Überweisung Deines Gynäkologen übernimmt die Krankenkasse um die 20. Schwangerschaftswoche auch den Feinultraschall bei einem Spezialisten. Dabei werden ausnahmslos alle Organe auf Abweichungen von der Norm überprüft. Ziel ist es in diesem Fall nicht, Krankheiten zu diagnostizieren, die Anlass zu einem Schwangerschaftsabbruch geben würden, sondern Fehlbildungen vorab zu identifizieren.
Denn manche Fehlentwicklungen, zum Beispiel ein kindlicher Herzfehler, erfordern die Behandlung und Operation durch Spezialisten unmittelbar nach der Geburt. Du wirst dann in eine Spezialklinik zur Geburt eingewiesen. Andere Missbildungen können sogar noch im Mutterleib korrigiert und operiert werden, sodass Dein Baby den bestmöglichen Start ins Leben hat.
Blutzucker-Test
Bei bis zu fünf Prozent der Schwangeren in Deutschland entwickelt sich ein Schwangerschafts- bzw. Gestationsdiabetes. Deshalb wird normalerweise ab der 25. Schwangerschaftswoche ein Blutzucker-Test durchgeführt, der auch von den Krankenkassen übernommen wird.
Dazu musst Du mindestens eine Stunde Zeit einplanen und unter bestimmten Umständen nüchtern in der Praxis erscheinen. Der Test ist für Dich und Dein Baby in der Regel ungefährlich, theoretisch kann es aber natürlich zu Komplikationen kommen.
Wenn ein Gestationsdiabetes frühzeitig entdeckt und behandelt wird, lassen sich auch die Risiken für Dein Kind minimieren. Denn wenn er unbehandelt bleibt, kann Diabetes in der Schwangerschaft beim Baby unter anderem folgende Probleme verursachen:
- Fehlgeburt
- erhöhte Fruchtwassermenge
- Fehlbildungen
- sehr hohes Geburtsgewicht
- Atemnotssyndrom nach der Geburt
- Hirnschäden durch Unterzuckerung
- erhöhtes Risiko für Übergewicht im späteren Leben
Du selbst hast durch Schwangerschaftsdiabetes mit einem erhöhten Blutdruck zu kämpfen und hast ein erhöhtes Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie).
Antikörperbestimmung
Es gibt eine Reihe an Zusatzuntersuchungen, bei denen festgestellt wird, ob Du Antikörper gegen bestimmte Infektionskrankheiten im Blut hast. Falls ja, bedeutet das, dass Du eine Infektion schon einmal durchlebt hast und die Gefahr, erneut daran zu erkranken, stark reduziert ist. Völlig ausgeschlossen ist es bei manchen Erregern, z.B. Keuchhusten, leider trotzdem nicht.
Eine Infektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft kann zu einer Fehlgeburt oder Fehlbildungen wie einem Wasserkopf, Leberschädigung, oder Netzhautschädigung beim Ungeborenen führen.
Ringelröteln sind für gesunde Kinder und Erwachsene kein Problem. Im Mutterleib kann eine Infektion aber zu einer Totgeburt, Wassereinlagerungen in den Organen oder einer Blutarmut (Anämie) führen.
Das Cytomegalie-Virus ist eine Form des Herpesvirus und betrifft 1% der Neugeborenen, das ist relativ viel. Die Folgen können von vergrößerten Organen, Anämie, vermindertem Kopfumfang bis hin zu Blindheit, Taubheit oder Entwicklungsverzögerungen reichen.
Bakterielle Infektionen
Wenn Du unter Chlamydien leidest, eine der häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten, dann weißt Du das wahrscheinlich gar nicht, weil die Infektion meist symptomlos verläuft und dann chronisch ist. In der Schwangerschaft können Chlamydien allerdings zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen und bei der Geburt Dein Baby infizieren.
Deshalb gehört eine Überprüfung auf Chlamydien durch einen vaginalen Abstrich zu den Standarduntersuchungen in der Frühschwangerschaft. Bei einem positiven Ergebnis müssen Du und Dein Partner mit Antibiotika behandelt werden.
Ähnlich verhält es sich mit B-Streptokokken. Sie können während der Geburt Dein Baby infizieren und eine Blutvergiftung hervorrufen. Das kann man verhindern durch eine Antibiotika-Gabe während der Geburt. Allerdings ist der dafür nötige Test keine Kassenleistung, sondern muss selbst bezahlt werden.
Welche der Antikörper-Bestimmungen und Abstrich-Tests Du durchführen lässt, kannst Du Dir in Ruhe überlegen. Auch hier gibt es Mütter, die gänzlich darauf verzichten und andere, die jede erdenkliche Untersuchung durchführen lassen. Höre dabei auf Dein Bauchgefühl. Denn das wichtigste ist, dass Du Dich mit der Entscheidung wohl fühlst.
Eine Hebamme suchen
Die traurige Situation in der Geburtshilfe in Deutschland ist die, dass Du in vielen Regionen schon jetzt nach einer Hebamme suchen musst. Auch beliebte Geburtskliniken nehmen Anmeldungen manchmal nur in den ersten Schwangerschaftswochen entgegen, weil sie chronisch überfüllt sind.
Eine Hebamme kann Dich nicht nur während und nach der Geburt begleiten, sondern auch einen Teil der Vorsorgeuntersuchungen übernehmen.
Ich habe übrigens darüber geschrieben, wann und wie Du am besten eine gute Hebamme finden kannst. Vielleicht hilft Dir der Beitrag weiter.
Auch für entsprechende Kurse während der Schwangerschaft und nach der Geburt musst Du Dich frühzeitig anmelden.
4. Entscheiden, ob und wann Du die Schwangerschaft im ersten Trimester offiziell machen willst
Vielleicht hast Du nach dem positiven Test zunächst den Impuls, es in die ganze Welt hinauszuposaunen. Warte einen Moment und denke über die möglichen Folgen nach.
In den ersten 12 Schwangerschaftswochen ist das Risiko eines spontanen Aborts relativ hoch. Das heißt, dass Du Dein Kind aus verschiedenen Gründen, die Du kaum beeinflussen kannst, vielleicht nicht bis zum Ende der Schwangerschaft in Dir tragen wirst.
Angenommen, Du bist von einer solchen frühen Fehlgeburt betroffen, würdest Du Dir dann wünschen, dass niemand es gewusst hätte?
Viele Frauen möchten in dieser Zeit in Ruhe und Zurückgezogenheit trauern und nicht mit Gott und der Welt darüber sprechen, warum sie jetzt nicht mehr schwanger sind.
Wenn Du damit allerdings kein Problem hast oder im Gegenteil viele Vertraute einweihen möchtest, um im Ernstfall auch viel Trost und Unterstützung zu bekommen, spricht natürlich nichts dagegen, auch schon vor dem Ende der 12. Schwangerschaftswoche darüber zu sprechen.
5. Dich gegen Geschichten und Tipps zur Wehr setzen
Sobald die Leute wissen, dass Du schwanger bist, kommen sofort die ungefragten Tipps, mit denen Du Dich dann auseinandersetzen sollst. Auch die Horrorgeschichten, wer schon was während der Schwangerschaft, Geburt und danach erlebt hast, werden ungefragt zum Besten gegeben. Das musst Du Dir nicht anhören. Bitte in solchen Situationen einfach darum, das Thema zu wechseln. Auch Deinem Partner kannst Du erzählen, wenn Dich so etwas verängstigt oder unter Druck setzt – dann kann er Dich gegebenenfalls schützen.
Fazit: Informieren ist die halbe Miete in den ersten Wochen der Schwangerschaft
Du siehst, es gibt am Anfang der Schwangerschaft viel, was man beachten, wissen und entscheiden sollte. Natürlich musst Du das nicht alles gleich heute tun (bis auf die Alkohol- und Drogensache!), lass Dir ruhig ein wenig Zeit.
Wahrscheinlich muss die Neuigkeit auch erst einmal bei Dir ankommen und Du willst die sprichwörtliche Nacht darüber schlafen.
Aber insgesamt gibt es einen guten Grund, warum viele Schwangere Webseiten wie meine und Bücher zum Thema verschlingen und in vielen Dingen auf Nummer sicher gehen.
Katharina Jeschke, Hebamme und Gründerin von notdiensthebamme.de
Dieser Text wurde inhaltlich geprüft und ergänzt von Hebamme Katharina Jeschke. Wenn Du weitere Fragen an sie hast, kannst Du einen Online-Termin auf notdiensthebamme.de bei ihr buchen. In der Schwangerschaft und Stillzeit kann dieser ggf. über die Krankenkasse abgerechnet werden.
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Hallo Hanna! Ich finde es super, dass du hier so vile Fragen ansprichst, was man beachten sollte, wenn frau schwanger ist. Es ist nämlich sonst gar nicht so einfach, Informationen zu Sport, Medikamenteneinnahme etc. während der Schwangerschaft zu finden. Weißt du auch, ob es auf die Behandlung von Schwangeren spezialisierte Radiologen gibt?
Hallo Nina,
nein, das weiß ich leider nicht. Aber Du kannst Dich mit solchen Fragen auch jederzeit an Deine Krankenkasse wenden.
LG Hanna