Vor kurzem bin ich, mal wieder, auf einen Bericht zum Thema „Pille für den Mann“ gestoßen. Eine Pille, die es bis heute nicht gibt, obwohl sie durchaus möglich wäre.
Umstrittener Studienabbruch bei der „Pille für den Mann“
Ein hormonelles Verhütungsmittel, das immerhin für 96% der Männer Wirkung gezeigt hatte, wurde in der frühen Testphase am menschlichen Teilnehmer abgebrochen. Und das sogar, obwohl viele der Probanden die Pille für den Mann verwenden wollten.
Nicht etwa, weil die Pille keine Wirkung zeigen würde. Vielmehr wegen der zahlreichen Nebenwirkungen, unter denen die Männer in der Studie litten.
Und ganz ehrlich, auch wenn niemand möchte, dass der eigene Mann leidet, das ist für uns Frauen bei genauerer Betrachtung einfach nur lächerlich. Denn von uns wird seit vielen Jahrzehnten verlangt, sehr viel schlimmere Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen.
Was ist überhaupt die Pille für den Mann?
Den Männern Testosteron zuzuführen ist gar nicht so leicht. Denn es wird im Magen-Darm-Trakt sofort abgebaut und muss darum über den Blutkreislauf zugeführt werden.
Die „Pille für den Mann“ als Hormonspritze
In diesem Fall ist die Pille für den Mann konkret gesprochen eine Kombination aus einem Implantat und einer 2-Monats-Spritze. Das Implantat enthält Gestagene, also weibliche Sexualhormone, die Spritze dagegen Testosteron, also männliche Sexualhormone. Diese Kombination hemmt die Spermienproduktion beim Mann.
Daran wird seit Anfang unseres Jahrtausends geforscht. Sogar die WHO hat sich eingemischt und von 2009 – 2011 eine Studie durchgeführt – und dann vorzeitig abgebrochen.
Denn obwohl diese Verhütungsmethode in der Praxis bei 96% der Männer gut funktioniert hat, gibt es skandalöserweise Nebenwirkungen dieses Eingriffs ins männliche Hormonsystem! Unter anderem mit Kopfschmerzen, Hautproblemen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Depressionen (immerhin 3%) und Libidoverlust hatten die armen Probanden zu kämpfen. Manchen tat sogar die Einstichsttelle weh, alle zwei Monate!
Grund genug für die Zulassungsbehörde, eine Zulassung als Medikament zu verweigern. Wer möchte schon mit seinem Medikament depressive Pummel-Männer heranzüchten? Das kann man ja auch niemandem zumuten, oder?
Hormonpille für den Mann
Alternativ gibt es auch Wirkstoffe wie Dimethandrolon-Undecanoat (DMAU), das die Hormonproduktion beeinflusst und oral eingenommen werden kann. So wird die Spermienproduktion unterbunden. Bei Affen funktioniert das Ganze – ob es auch für den Mann in Frage kommt?
Das kommt wahrscheinlich auf die Nebenwirkungen an, oder?
Begründung „Nebenwirkungen unzumutbar“ ist nicht fair gegenüber Frauen
Oder? Aber halt, es gibt eine Bevölkerungsgruppe, der Nebenwirkungen nichts ausmachen! Was für ein Glück!
Etwa 50% der menschlichen Bevölkerung kommen dafür in Frage. Sie nehmen es nicht nur mit Hautproblemen, Gewichtszunahme, Stimmungsschwankungen, Depressionen und Libidoverlust auf. Nein, sie erdulden auch ohne Probleme ernsthafte Gesundheitsgefährdungen wie Thrombose, Lungenembolie, Schlaganfall, erhöhtes Krebsrisiko, Migräne, Suizidgefahr, Bluthochdruck,
Es gibt Hoffnung
Trotzdem bleibt die Pille für den Mann weiter im Gespräch. Jedoch keine hormonelle Pille. Denn derart in den Hormonhaushalt eines Mannes einzugreifen, ist, wie wir jetzt wissen, nicht zumutbar. Immerhin kann das gravierende Auswirkungen auf das gesamte Wohlbefinden haben. Deshalb müssen Forscher im Falle des Mannes einen anderen Weg finden. Einen, der weder Wohlbefinden, noch Libido oder Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
Konkret soll das erreicht werden, indem zwei Proteine im männlichen Körper hemmt, die für die Mobilität der Spermien sorgen. Auf diese Weise bleiben die Spermien komplett gesund und erhalten, aber bewegen sich einfach nicht.
Weitere Forschungen haben ein Gel zutage gebracht, das in den männlichen Samenleiter injiziert wird und dort die Weiterleitung der Spermien blockiert. Keinerlei weitere Nebenwirkungen. Aber eine Spritze in den Penis? Nein, mal ehrlich, das ist nicht zumutbar.
Jetzt mal Butter bei de Fische
Es gibt übrigens noch unzählige weitere vielversprechende Möglichkeiten, eine Pille für den Mann mit mehr oder weniger, oder auch gar keinen Nebenwirkungen zu entwickeln. Das Ganze scheitert neben der angeblichen Weinerlichkeit der Männer wohl vor allem am Geld. Denn während eine Pille für die Frau, die weiterhin munter eingenommen wird, den Pharmakonzernen Milliarden in die Kassen spült, würde eine noch zu entwickelnde Pille für den Mann erst einmal Milliarden kosten – um dann vielleicht doch nicht zugelassen zu werden. Denn die Pille für die Frau würde, so hoffe ich jedenfalls inständig, heute auch keine Zulassung mehr bekommen.
2016 erst wurden übrigens die Ergebnisse der WHO-Studie im vollen Umfang veröffentlicht. Da zeigte sich, dass die Datenlage gar nicht so eindeutig war. Zum Beispiel klagten auch Männer in einer Placebo-Vergleichsgruppe über Stimmungsschwankungen und Gemütsveränderungen. Außerdem waren viele der Teilnehmer enttäuscht über das vorzeitige Ende der Studie und hätten gerne weiter gemacht.
Quellen:
https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/urologische-krankheiten/article/965114/verhuetung-pille-mann-entwicklung.html
https://www.endocrine.org/news-room/2018/dimethandrolone-undecanoate-shows-promise-as-a-male-birth-control-pill
https://www.spektrum.de/news/pille-fuer-den-mann-mit-zu-vielen-nebenwirkungen/1427682
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