Dass Schwangere Heißhunger auf ungewöhnliche Lebensmittel haben, wusste ich auch vor meiner ersten Schwangerschaft. Was mir nicht klar war: Wie viele Lebensmittel ich plötzlich nicht mehr essen bzw. trinken würde, weil sich mir beim Geruch oder Gedanken daran sprichtwörtlich der Magen umdreht.
So konnte ich als passionierte Kaffeetrinkerin plötzlich die Tasse nicht mehr bis zum Mund führen, weil der Geruch eine extreme Abneigung gegen Kaffee verursachte. Auch Tee ging in den ersten 12 Schwangerschaftswochen gar nicht. Genauso erging es mir mit der heiß geliebten Schokolade und anderen Naschereien.
Alles, was ich essen konnte, war Obst und Gemüse.
So wie mir ergeht es vielen Schwangeren – sie entwickeln nicht nur Gelüste, die sie vorher nicht hatten, sondern auch Abneigungen gegen sonst geliebte Lebensmittel.
Doch warum passiert das eigentlich? Warum ändert sich der Geschmack in der Schwangerschaft? Ich bin der Sache mal auf den Grund gegangen – die Antwort kannst Du hier lesen.
Themen des Beitrags
Veränderter Geschmackssinn: Warum schmeckt alles anders, wenn man schwanger ist?
Eine wirklich sichere Antwort auf diese Frage haben Mediziner noch nicht gefunden.
Die wahrscheinlichste Antwort auf die veränderte Geschmackswahrnehmung ist folgende: In den ersten Wochen einer Schwangerschaft steigt der Hormonspiegel stark an. Insbesondere das Schwangerschaftshormon beta-hcG steigt um ein Hundertfaches und damit in Höhen, die der Körper sonst nicht kennt. Weil Hormone auf alle Zellen im Körper wirken, hat das auch Auswirkungen auf den Geschmackssinn.
Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Abneigung gegen bestimmte Lebensmittel eng mit der Schwangerschaftsübelkeit zusammenhängt. In meinem Fall würde das auf jeden Fall zutreffen. Auch zeitlich traten beide Phänomene gemeinsam auf. Das kann nun natürlich daran liegen, dass beide auf dieselben Hormonveränderung zurückgehen, oder es könnte sein, dass ich die Übelkeit mit Lebensmitteln, die ich in dieser Zeit versucht habe, zu mir zu nehmen, verknüpft habe und dadurch eine Aversion entwickelte.
Ab wann fängt die Geschmacksveränderung in der Schwangerschaft an und wie lange dauert sie?
Bei den meisten Frauen treten die Abneigungen gegen bestimmte Lebensmittel in den ersten 12 Schwangerschaftswochen verstärkt auf. So wie beim mir. Der hcG-Wert erreicht in der 11. Schwangerschaftswoche seinen Höchstwert und fällt danach langsam wieder. Bei vielen Schwangeren lassen die merkwürdigen Gelüste und Aversionen dann auch wieder nach.
Es kommt allerdings auch vor, dass diese bis zum Ende der Schwangerschaft andauern oder sich erst im 2. oder 3. Trimester der Schwangerschaft entwickeln bzw. verstärken. Das heißt, der Geschmackssinn ändert sich eventuell für die ganze Schwangerschaft. In den allermeisten Fällen hört er danach wieder auf.
Es kann aber auch vorkommen, dass der Geschmackssinn dauerhaft verändert bleibt oder sich bestimmte Abneigungen im Gehirn verfestigt haben.
Welche Lebensmittel-Aversionen kommen während der Geschmacksstörung in der Schwangerschaft häufig vor?
Dafür, welche Lebensmittel Du plötzlich ablehnst und auf welche Du Heißhunger verspürst, gibt es keine Regeln oder Prognosen. Es kann sogar vorkommen, dass Du ein paar Tage totalen Heißhunger auf etwas verspürst und es danach einfach nicht mehr sehen kannst. Oder anders herum.
Die häufigsten schwangerschaftsbedingten Abneigungen richten sich gegen diese Lebensmittel:
- Tee und Kaffee
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Fleisch und Fisch
- Eier
- Milch und Milchprodukte
- stark gewürztes oder scharfes Essen
Es scheint fast so, als würde der Körper vor allem auf sehr starke Geschmacks- bzw. Geruchsnuancen reagieren und auf solche, die dem Baby im Bauch potentiell schaden könnten. So enthalten vor allem Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte potentiell gefährliche Bakterien wie Listerien, Salmonellen oder Toxoplasmose-Erreger.
Wie kann ich mit veränderten Geschmacksnerven umgehen, wenn mir auf einmal nichts mehr schmeckt?
Im Grunde gibt es keinen Grund, warum die Aversion gegen bestimmte Lebensmittel ein Problem sein sollte. Im Falle von Kaffee oder Süßigkeiten handelt es sich sogar um eine sehr gesunde Veränderung. Auch Dein Umfeld wird sicherlich Verständnis haben, sobald alle von der Schwangerschaft wissen. Immerhin sind merkwürdige Gelüste in der Schwangerschaft klischeehaft – warum dann auch nicht merkwürdige Abneigungen?
Wenn sich Deine Aversionen allerdings dauerhaft gegen Lebensmittel richtet, die in einer gesunden und ausgewogenen Ernährung nicht fehlen dürfen, solltest Du aufmerksam werden. Entweder Du ersetzt die Nährstoffe durch andere Lebensmittel, durch Nahrungsergänzungsmittel, oder Du “schummelst” sie Deiner Ernährung sozusagen unter.
Wenn Du zum Beispiel Fleisch gar nicht mehr sehen oder riechen kannst, dann solltest Du Deinen Eisenwert im Blick haben. Es gibt dann genügend andere Lebensmittel wie rote Beeren oder Nüsse und Samen, die viel Eisen enthalten.
Wenn Du plötzlich nichts grünes wie Salat oder Spinat mehr sehen kannst, versuche mal, es in einer “Green Smoothie-Bowl” unterzumogeln.
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