Ich weiß noch, wie ich damals auf dem Weg von meiner ersten gynäkologischen Untersuchung, einen Tag nach dem positiven Schwangerschaftstest, meine Mama anrief. “Ich bin schwanger,” verkündete ich, wohlwissend, wie sehr sie sich freuen würde. Ich war in der sechsten Schwangerschaftswoche.
Laut meinem Frauenarzt sollte man die Schwangerschaft erst in der 13. Schwangerschaftswoche verkünden, um sich selbst zu schützen. Enge Vertraute kann man schon früher einweihen und sagen, dass man ganz frisch schwanger ist. Gleichzeitig sollte man aber auch darum bitten, diese Information diskret zu behandeln.
Themen des Beitrags
Bester Zeitpunkt für die Bekanntgabe: Wann sollte ich meine Schwangerschaft verkünden?
Ich verstehe, dass dieser Rat gut gemeint war, bezweifle jedoch, dass er als allgemeingültig zu sehen ist.
Ab wann man die Schwangerschaft verkünden sollte, hängt in meinen Augen am stärksten davon ab, wie man mit einer möglichen Fehlgeburt umgehen würde.
Aber auch andere Fragen und Überlegungen, an die Du jetzt vielleicht noch gar nicht denkst, spielen eine wichtige Rolle. Diese wirst Du aber jetzt im Beitrag erfahren.
Folgende Zeitpunkte bieten sich für die Verkündung der Schwangerschaft im engeren Bekanntenkreis an:
- Abwarten des ersten Trimesters (Nach 12 Schwangerschaftswochen)
- Noch während des ersten Trimesters
Schwangerschaft verkünden nach dem 1. Trimester? – Die Pro-Argumente für das Abwarten der Schwangerschaftsbekanntgabe
Lieber warten mit der Schwangerschaftsbekanntgabe wegen Risiko eines frühen Aborts
Die Mediziner gehen davon aus, dass 50% aller Schwangerschaften in der 4. SSW bzw. 5. Schwangerschaftswoche enden, ohne dass die Frau überhaupt von der Schwangerschaft wusste. Nur biochemisch können diese Prozesse nachgewiesen werden.
In den folgenden Wochen reduziert sich das Risiko für einen frühen Abgang des Embryos auf etwa 18%. Immer noch relativ hoch. 80% aller Fehlgeburten ereignen sich innerhalb der ersten 12 Schwangerschaftswochen, also vor dem 2. Trimester.
Nach der 17. Schwangerschaftswoche liegt die Wahrscheinlichkeit, das Baby zu verlieren, nurmehr bei 2-3 Prozent.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass etwa die Hälfte dieser frühen Aborte genetische Ursachen haben, durch die der Embryo nicht lebensfähig war oder zu einem späteren Entwicklungsstadium nicht mehr gewesen wäre. Der Abgang stellt also einen biologischen Überlebensmechanismus dar, denn je kleiner der Embryo, desto weniger körperlich belastend bzw. gefährlich ist die Fehlgeburt für die Mutter.
Weitere Ursachen für einen frühzeitigen Schwangerschaftsabbruch sind:
- Erkrankung der Mutter
- Gelbkörperschwäche oder andere Form von Hormonungleichgewicht
- Vernarbungen der Gebärmutter
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer frühen Fehlgeburt?
Statistisch gesehen steigt das Risiko für eine Fehlgeburt mit Anzahl vorangegangener Fehlgeburten und steigendem Alter der Mutter.
Alter der Mutter | Risiko für frühen Abort |
20 – 30 | 9 – 17% |
30 – 35 | 17 – 23% |
35 – 40 | 23 – 45% |
42 | 54,5% |
48 | mind. 80% |
Psychische Folgen einer Fehlgeburt
Viele Frauen mit Kinderwunsch wissen durch genaue Körperbeobachtung und Schwangerschaftsfrühtests schon in der 4. SSW oder 5. SSW von der erfolgreichen Befruchtung. Du freust Dich und willst diese Freude teilen. Nicht nur mit dem Partner und den eigenen Eltern, auch mit Freunden und Bekannten.
Doch was, wenn Du eine der fast 20 Prozent bist, bei denen die Schwangerschaft nicht aufrecht erhalten werden kann? Was, wenn Dein Traum vom Baby so jäh endet, wie er entstanden ist?
Manche Frauen können das mit einer bewundernswerten Leichtigkeit abschütteln. Entweder, weil sie sehr rational denken und verstehen, dass es sich um einen natürlichen biologischen Vorgang handelt. Oder, weil sie daran glauben, dass die Seele des Kindes einfach (noch) nicht bereit war, zu ihnen zu kommen.
Andere jedoch können mit der Enttäuschung und dem Verlust dagegen nur schwer umgehen. So kurz nach der Freude über eine Schwangerschaft mit dem vorzeitigen Ende genau dieses freudigen Ereignisses umgehen zu müssen, macht es doppelt bitter.
Kein Wunder, dass viele Frauen genau diesen Schmerz nicht wieder und wieder durchleben wollen, indem sie mit allen Personen darüber sprechen, die von der Schwangerschaft wussten.
Warum Frauen ihre Schwangerschaft 12 Wochen lang geheim halten
Vor allem Frauen, die genau das schon einmal durchleben mussten, sind bei der nächsten Schwangerschaft oft vorsichtiger und verkünden sie nicht vor der 13. Schwangerschaftswoche. Paare, bei denen die letzte Schwangerschaft sogar noch später in einer Fehlgeburt oder stillen Geburt endete, möchten vielleicht sogar noch länger warten als die obligatorischen 12 Wochen. Das ist völlig in Ordnung und verständlich. Wichtig ist vor allem, dass sich die werdende Mutter mit dem Zeitpunkt der Verkündung wohl fühlt. Ihr Bauch – ihre Entscheidung.
Wenn die Angst vor einem Abort bei Dir allerdings überhand nimmt, solltest Du Dir Unterstützung suchen. Dein Gynäkologe kann Dich an einen Therapeuten überweisen oder Dir Selbsthilfegruppen empfehlen. Vielleicht hilft es Dir, Dich mit Frauen auszutauschen, die genau Deine Situation verstehen, aber nicht zu Deinem engen Umfeld gehören.
Schwangerschaft verkünden während des 1. Trimesters? – Die Pro-Argumente für eine frühe Schwangerschaftsbekanntgabe
Warum Frauen schon vorher von ihrer Schwangerschaft erzählen
Auch wenn ich gut verstehe, dass viele Frauen sich zurückziehen und allein oder nur mit dem Partner mit der Trauer über einen Abort sein wollen, gilt das nicht für alle Schwangeren. Es gibt auch Frauen wie mich, die sich im Falle eines frühen Abgangs wünschen, mit anderen darüber sprechen zu können. Die Trauer und der Umgang damit wären schwierig genug, ich möchte mich nicht auch noch mit Erklärungen und Ausreden aufhalten müssen. Stattdessen würde ich auf Verständnis und Trost aus meinem Umfeld hoffen.
Auch das erste Trimester, das aufgrund von Übelkeit, Kreislaufproblemen, Müdigkeit und Stimmungsschwankungen hart genug sein kann, ist durch Unterstützung einfacher zu ertragen. Ich war damals froh, zumindest meinen engsten Kollegen auf Arbeit eingeweiht zu haben. Denn er passte von da an ein wenig auf mich auf und hatte Verständnis, wenn es mir tageweise nicht gut ging oder er die weite Fahrt zum Kunden übernehmen musste.
In manchen Fällen ist es sogar unabdingbar, den Arbeitgeber unmittelbar über die Schwangerschaft zu informieren – nämlich dann, wenn die Arbeitsstelle aus gesundheitlichen Gründen ein generelles Beschäftigungsverbot erfordert oder eine Anpassung der Arbeitsbedingungen. Das kann der Fall sein, wenn Du
- im Krankenhaus, Seniorenheim oder Labor arbeitest
- schwere körperliche Arbeit verrichtest
- einen Steh-Arbeitsplatz hast
- Dich beim Arbeiten häufig bücken musst
- Du Gefahrstoffen oder Chemikalien ausgesetzt bist
Timing bei der Schwangerschaftsverkündung: Verschiedene Personengruppen zu verschiedenen Zeitpunkten über die Schwangerschaft einweihen
Trotzdem macht es Sinn, verschiedene Personenkreise zu verschiedenen Zeitpunkten einzuweihen. Mit Deinen Eltern und Geschwistern willst Du vielleicht schon recht früh sprechen und auch die engsten Freunde kannst Du einweihen. Deine Instagram-Follower können getrost noch warten, genauso wie Deine Arbeitskollegen.
Aber Vorsicht: Bedenke vorher, wer mit wem spricht. Wenn Du ein Ultraschallbild auf Facebook postest, könnte das über ein paar Ecken vielleicht auch Dein Chef sehen.
- Würde Deine beste Freundin vielleicht davon ausgehen, dass Du die Freunde von der Uni auch eingeweiht hast und mit ihnen über Deine Schwangerschaft sprechen?
- Ist Deine Tante vielleicht schwer enttäuscht und traurig, dass Du Deine Cousine informiert hast, aber sie nicht?
Daraus können sich sehr unangenehme Situationen ergeben.
Wann informiere ich am besten die Familie über meine Schwangerschaft?
Die meisten weihen ihre Eltern und engsten Familienmitglieder zuerst in die Schwangerschaft ein. Immerhin werden sie diejenigen sein, die sich am meisten mit freuen.
Wenn es für Deine Eltern das erste Enkelkind ist, ist das für sie ein wirklich großes Erlebnis. Versuche deshalb, ihnen persönlich davon zu erzählen oder wähle sogar eine kreative Möglichkeit, die Schwangerschaft zu verkünden.
Auf diese Weise hast Du genug “Eingeweihte”, die sich mit Dir freuen und gleichzeitig nur Vertrauenspersonen, sollte wirklich etwas schief gehen.
Wann sollen meine Freunde erfahren, dass ich schwanger bin?
Im nächsten Schritt wirst Du wahrscheinlich mit Deinen engsten Freunden über die Schwangerschaft sprechen wollen. Für manche Frauen ist die beste Freundin sogar eine engere Bezugsperson als die eigene Familie. Wenn Du Dich sicher fühlst, eventuell erst nach Ablauf der 12 Wochen, wirst Du dann vermutlich weitere Freunde einweihen und so nach und nach den Kreis der Personen, die Du an Deinem Glück teilhaben lässt, erweitern.
Freunde und Bekannte, mit denen Du nicht im unmittelbaren Kontakt stehst, weil sie zum Beispiel weiter weg wohnen, erreichst Du eventuell gut über die Social Media Kanäle. Mit einem Posting eines Ultraschallbildes oder von Deinem wachsenden Babybauch erreichst Du wahrscheinlich gleich viele, ohne mit jedem einzeln zu sprechen.
Wann muss ich dem Arbeitgeber sagen, dass ich schwanger bin?
Deinem Arbeitgeber musst Du früher oder später auch Bescheid sagen. Je nachdem, wie gut die persönliche Beziehung mit Deinem Vorgesetzten ist, solltest Du damit nicht warten, bis es per Zufall herauskommt. Denn wenn Du vor hast, nach Deiner Elternzeit in den Job zurückzukehren, ist ein gutes Vertrauensverhältnis wirklich wichtig.
Vor einer Kündigung in der Schwangerschaft bist Du gesetzlich geschützt. Das heißt, dass Dein Arbeitgeber nur unter ganz strengen Auflagen und aus betrieblich wirklich notwendigen Gründen eine Kündigung aussprechen darf, wenn er bereits von der Schwangerschaft wusste. Wenn Du während der Schwangerschaft eine Kündigung erhältst und Dein Arbeitgeber noch nichts wusste, hast Du zwei Wochen Zeit um per Attest Deine Schwangerschaft nachzuweisen. Die Kündigung muss dann zurückgenommen werden.
Ab wann sollte man also die Schwangerschaft verkünden und bekannt geben?
Was also tun? Wann ist denn nun der richtige Zeitpunkt, Deine Schwangerschaft bekannt zu geben?
Du hast es Dir wahrscheinlich schon gedacht: Das musst Du zusammen mit Deinem Partner entscheiden.
Während es für manche Paare genau richtig ist, die berüchtigten 12 Wochen abzuwarten, wäre das für andere nicht nur unnötig, sondern eine regelrechte Quälerei ohne echten Nutzen.
Wieder andere werden bis zur Geburt so wenig Menschen wie irgend möglich einweihen.
Alle Wege sind absolut nachvollziehbar und verständlich. Welcher der richtige ist, musst Du für dich abwägen und entscheiden.
Diese Fragen können Dir vielleicht etwas weiterhelfen:
- Möchte ich viel Unterstützung und Mitgefühl, wenn mit der Schwangerschaft etwas schief geht?
- Möchte ich lieber alleine und in Ruhe damit fertig werden?
- Ist der Gedanke, dass alle es wissen, angenehm oder unangenehm?
- Wie hoch ist das Risiko eines frühen Aborts? (Alter, vorherige Fehlgeburten, Erkrankungen, Risikoschwangerschaft)
- Muss ich meinem Arbeitgeber aus gesundheitlichen Gründen sofort Bescheid geben?
Egal, wie Du Dich entscheidest, vergiss nicht, dass Du auch in einer nicht öffentlichen Schwangerschaft die Vorsorge-Termine beim Frauenarzt wahrnehmen, Folsäure und andere Schwangerschaftsvitamine einnehmen und gute auf Dich und Deinen Körper achten solltest.
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