Werdende Eltern wollen meist direkt nach Feststellung der Schwangerschaft wissen, welches Geschlecht ihr Baby haben wird. Mit der Ramzi-Methode kannst Du angeblich bereits in den ersten Schwangerschaftswochen feststellen, ob Du einen Jungen oder ein Mädchen erwartest. Klappt das wirklich und wenn ja, wie?
Themen des Beitrags
So funktioniert die Ramzi-Theorie
Die Ramzi Methode kann etwa ab der 5. SSW bis zur einschließlich 8. SSW angewendet werden. Sie wird per farbcodierter Dopplersonografie durchgeführt. Auf dem Bildschirm sind in diesem Stadium der Schwangerschaft normalerweise der Dottersack, die Fruchthülle – alternativ auch Chorionhöhle genannt – und der Embryo zu erkennen.
Bei der Ramzi Methode wird nun auf dem Ultraschallbild danach gesucht, wo die Nabelschnur ansetzt. Denn, wenn sie sich im rechten Uterusbereich befindet, besitzt der Embryo laut Ramzi höchstwahrscheinlich ein männliches Geschlecht. Setzt sie im linken Bereich an, dann wird das Baby mit ziemlicher Sicherheit ein Mädchen.
Damit die Ergebnisse korrekt ausgewertet werden können, ist darauf zu achten, dass die Ultraschallbilder nicht spiegelverkehrt abbilden. Dies ist bei vielen Abdomensonografien, also Ultraschallbildern des Bauches, der Fall. Sie müssen entsprechend umgekehrt gelesen werden.
Den Nabelschnuransatz erkennen
Eine Herausforderung bei der Ramzi Methode ist, dass es in dem Zeitraum, in dem die Untersuchung stattfinden soll, noch keine Nabelschnur gibt. Aber wie wird das Baby in dieser Zeit versorgt und wie findet der Arzt beim Ultraschall dennoch den Ansatz der Nabelschnur, der zur Geschlechtsbestimmung notwendig ist?
Den Ansatz der Nabelschnur kann der Experte tatsächlich bereits etwa ab der 4. SSW erkennen. Ab dem 12. Tag nach der Empfängnis wird der Keim über das Blut der Mutter ernährt. Zuvor wird er ausschließlich über das mütterliche Gewebe versorgt.
Zunächst bilden sich an der Fruchthülle fingerförmige Ausschöpfungen, die Chorionzotten genannt werden. Diese stellen den fetalen Teil der Plazenta dar. Sie vergrößern die Kontaktoberfläche mit dem mütterlichen Blut. Über sie erfolgt der Sauerstoffaustausch zwischen Fötus- und Mutterblut. Außen sind die Zotten von Trophoblast überzogen. Wurzelähnliche Fortsätze der Trophoblasten wachsen in die Gebärmutter.
An der Stelle, wo dies passiert, entsteht später die Plazenta. Diese wiederum wird dann über die Nabelschnur mit dem Baby verbunden. Ab der 14. Schwangerschaftswoche ist die Plazenta in ihrer Struktur ausgebildet.
Um bei der Ramzi Methode festzustellen, wo die Nabelschnur später wachsen wird, hält der Fachmann nach den Chorionzotten Ausschau. Diese sind besonders gut mittels eines farbcodiertem Dopplersonografen zu sehen. Der Bereich, in dem sie wachsen, setzt sich normalerweise farblich deutlich vom Rest ab. Dort wo sie zu erkennen sind, liegt auch der Ansatz der späteren Nabelschnur.
Hintergrundinformationen zur Studie
Tatsächlich handelt es sich bei der Ramzi-Methode um eine vergleichsweise neue Theorie. Sie wurde im Jahr 2011 veröffentlicht. Die Untersuchung wurde an 5376 schwangeren Frauen über zehn Jahre im Zeitraum von 1997 bis 2007 durchgeführt.
Als augenscheinlichste Resultate stellte Dr. Saam Ramzi Ismail fest, dass:
- 97,2 % der männlichen Föten den Nabelschnuransatz auf der rechten Seite hatten
- 2,4 % der männlichen Föten einen linksseitigen Nabelschnuransatz hatten
- 97,5 % der weiblichen Föten den Ansatz auf der linken Seite besaßen und
- 2,7 % auf der Rechten
Kritik an der Ramzi-Theorie
Ramzi ist kein Arzt
In der Wissenschaft findet die Ramzi-Methode bisher keine Anerkennung. Das mag daran liegen, dass Dr. Ramzi kein Doktor der Medizin ist. Er trägt den Titel PhD in Public Health, was keiner medizinischen Promotion entspricht.
Außerdem besitzt er einen Masterabschluss in Medizinischem Ultraschall.
Keine wissenschaftliche Publikation
Die Untersuchung, die Saam Ramzi Ismail durchgeführt hat, wurde nie in einem renommierten Ärzteblatt oder Fachmagazin publiziert. Lediglich die Internetseite ObGyn.net veröffentlichte die Arbeit inklusive der Auswertung.
Wie sicher und zuverlässig ist die Ramzi-Methode?
Keine unterstützenden Zweitstudien
Am 14.12.2010 wurde eine vergleichbare, australische Studie durchgeführt, bei welcher der Zusammenhang zwischen der Plazentalage und dem Geschlecht des Babys ebenfalls nachgewiesen werden sollte. An dieser Untersuchung nahmen 277 Frauen teil. In 78 Fällen befanden sich Plazenta bzw. Nabelschnuransatz in der Mitte. Die Probandinnen, bei denen die Plazenta rechts war, erwarteten in 51 % der Fälle männliche Babys. 57 % der Föten mit einer links liegenden Plazenta waren Mädchen. Somit stellten sich bei dieser Studie keine eindeutigen Zusammenhänge zwischen Plazentalage und Geschlecht des Babys heraus.
Bisher gibt es keine weiteren Studien, welche die Ergebnisse von Ramzi bestätigen. Medizinervereinigungen inklusive des Amerikanischen Kongresses der Geburtshelfer und Gynäkologen (ACOG) erkennen die Auswertungen Ramis nicht an.
Ethische Bedenken der Geschlechtserkennung
Einige Menschen, die sich mit der Ramzi Theorie beschäftigen, halten sie für unmoralisch. Ihre Bedenken zielen darauf ab, dass in vielen Ländern bis zur 12. Woche Abtreibungen erlaubt sind. Eltern, die sich ein bestimmtes Geschlecht wünschen, könnten bei einem unerwünschten Resultat ihre Schlüsse ziehen und abtreiben. Insbesondere in Ländern wie China und Indien, wo Familien und sogar der Staat sich männliche Nachkommen erhoffen, könnte eine frühe Feststellung, ob das Baby ein Junge oder ein Mädchen ist, die Zahl der Abtreibungen erhöhen.
Ramzi selbst rechtfertigt sich zu diesem Punkt in einem Interview. Seine Intention für die frühe Geschlechtsbestimmung war es, Frauen mit dem XXY- oder Klinefelter-Syndrom in den ersten Schwangerschaftswochen mitzuteilen, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen erwarten.
Das Klinefelter-Syndrom ist ein genetischer Fehler, der nach der Empfängnis auftritt und nur Jungen bzw. Männer betrifft. Diese Krankheit zeichnet sich dadurch aus, dass die betroffenen einen sehr niedrigen Testosteronspiegel aufweisen, was mit geringer Muskelmasse, wenig Körperbehaarung und minimaler bis nicht vorhandener Spermienproduktion einhergeht. Die Krankheit ist therapierbar, kann aber nicht geheilt werden.
Video: Erfahrungen und Anleitung für die Ramzi-Methode (engl.)
Probieren geht über Studieren
Das Schöne an der Ramzi Methode ist, dass es Du sie nebenwirkungsfrei ausprobieren kannst. Findet der erste Ultraschall Deines Babys in dem passenden Zeitraum statt, dann versuche den Nabelschnuransatz gemeinsam mit Deinem behandelnden Arzt zu erkennen.
Ob Ihr mit dem vermuteten Geschlecht richtig liegt, stellt sich im Normalfall um die 20. Schwangerschaftswoche heraus. Beim zweiten großen Ultraschall besteht die Möglichkeit zu sehen, ob Du einen Jungen oder ein Mädchen erwartest.
Hast Du Erfahrungen mit der Ramzi Methode gemacht? Falls ja, dann hinterlasse gerne einen Kommentar und berichte, ob bei Dir die Testergebnisse richtig waren oder nicht.
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