Eine Schwangerschaft bringt neben vielen einzigartigen und unvergesslichen Momenten leider manchmal auch unangenehme Nebenerscheinungen mit sich. Von der morgendlichen Übelkeit hat wohl jeder schon einmal gehört und auch die Heißhungerattacken sind berüchtigt. Etwas weniger bekannt, aber dennoch unter die typischen Schwangerschaftssymptome einzuordnen, ist das Nasenbluten in der Schwangerschaft.
Ohne Vorwarnung kann es passieren, dass plötzlich Blut aus der Nase läuft. Das ist zwar unschön und lästig, aber normalerweise kein Grund zur Beunruhigung und weder für Mutter noch Kind gefährlich. In diesem Artikel erfährst Du unter anderem, warum es gerade in der Schwangerschaft zu Nasenbluten kommen kann und was dagegen hilft.
Themen des Beitrags
Die Nase: Was Du über sie wissen solltest
Zunächst aber etwas allgemeine Anatomie, sodass Du die Vorgänge in der Schwangerschaft besser nachvollziehen kannst.
Um ihre unterschiedlichen Funktionen bewältigen zu können, ist die Nase des Menschen sehr gut durchblutet. Die Nasenschleimhaut sorgt für die nötige Befeuchtung und Erwärmung der eingeatmeten Luft. Hierbei kommt der Regeneration der Nasenschleimhaut durch den Nasenzyklus eine besondere Bedeutung zu. Beim sogenannten Nasenzyklus wird abwechselnd nur ein Nasenloch beansprucht, so dass die jeweils andere Nasenschleimhaut sich währenddessen erholen kann.
Dafür, dass Fremdpartikel nicht in die empfindlichen Atemwege gelangen können, sorgen die Nasenhaare sowie das Nasensekret. Die feinen Flimmerhärchen in der Nase befördern die Fremdpartikel dabei ständig zum Rachen hin.
Natürlich brauchen wir die Nase aber in erster Linie zum Riechen. Hierfür ist die Riechschleimhaut zuständig, die unsere Nasenhöhle im oberen Bereich auskleidet. Genau dort sitzen beim Menschen ungefähr 10 bis 30 Riechsinneszellen, die wiederum in den Riechnerven enden, wodurch eine Verbindung zum Gehirn entsteht.
Die Nasenschleimhaut ist mit einem Netz sehr feiner Kapillargefäße durchzogen, die im vorderen Bereich der Nasenscheidewand sehr nahe an der Schleimhautoberfläche liegt. Daher beginnt genau in dieser Gegend oftmals das Nasenbluten.
Darum kommt es in der Schwangerschaft zu Nasenbluten
Verantwortlich für das häufige Nasenbluten in der Schwangerschaft sind zunächst zwei Hormone, nämlich das Schwangerschaftshormon Progesteron und die gesteigerte Ausschüttung der weiblichen Sexualhormone (Östrogene). Diese bewirken die Lockerung des Körpergewebes sowie der Blutgefäße. Zum anderen kommt es in der Schwangerschaft zu einem deutlichen Anstieg des Blutvolumens.
Schon in der 6. Schwangerschaftswoche beginnt das Volumen anzusteigen und erreicht ab der 30. Schwangerschaftswoche seinen Höhepunkt. Dann hat das Blutvolumen einer Schwangeren um 50 Prozent zugenommen.
Nicht nur das Blutvolumen, sondern auch der Blutdruck sowie die Herz- und Atemfrequenz steigen während einer Schwangerschaft stetig an. Dadurch kommt es zu einer Mehrbelastung der Gefäße.
Besonders in sehr empfindlichen Blutgefäßen, wie denen in der Nase, können dann schnell mal kleine Äderchen platzen und es kommt zu Nasenbluten.
Die Ursache von Nasenbluten ist jedoch nicht nur im körperlichen Bereich zu suchen. Auch begünstigen wetterbedingte Umstände das Auftreten von Nasenbluten. So trocknet die Nasenschleimhaut bei Kälte im Winter oder trockener Heizungsluft schneller aus, wodurch Blutungen gefördert werden.
Übrigens kommt Nasenbluten in der Schwangerschaft etwa bei jeder fünften Schwangeren vor. Dagegen ist bei nicht schwangeren Frauen nur eine von sechzehn betroffen.
Wie gefährlich ist das, wenn die Nase während der Schwangerschaft immer blutet?
Nasenbluten sieht oft schlimmer aus, als es ist. Und auch wenn dies öfter vorkommt, ist der Blutverlust dabei nur gering. Somit musst Du Dir normalerweise keine Sorgen machen. Für Dich und Dein ungeborenes Kind besteht dabei keine Gefahr.
Doch wie so oft im Leben, gibt es auch Ausnahmen von der Regel. So kann es vorkommen, dass die Blutungen aus arteriellen Gefäßen herrühren, die sich im hinteren Nasenbereich befinden. Die so verursachten Blutungen können sehr heftig werden und lassen sich gerade auch in Verbindung mit Blutgerinnungsstörungen oder bei Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten nicht so leicht wieder stillen. Diese Art von Nasenbluten gehört jedoch nicht zu den typischen Symptomen einer Schwangerschaft. Vielmehr sind die Ursachen bei arteriellem Nasenbluten in Leberschäden oder einem extrem erhöhten Blutdruck zu suchen.
Solange das Nasenbluten von selbst wieder aufhört, gibt es also keinen Grund zur Sorge.
Welche Auswirkungen kann Nasenbluten auf die Schwangerschaft haben?
Normalerweise hat Nasenbluten keinerlei Auswirkungen auf die Schwangerschaft. Dennoch könnte dies theoretisch ein Anzeichen für eine erhöhte Blutungsneigung sein. Wenn dem so wäre, bestünde eventuell auch ein höheres Risiko von starken Blutungen nach der Geburt. Sprich einfach mit Deinem Arzt, wenn Du Sorgen diesbezüglich hast.
Eine groß angelegte Studie hat ergeben, dass ein entsprechendes Risiko für starke Blutungen nach der Geburt bei Frauen mit vermehrtem Nasenbluten in der Schwangerschaft bei 1:10 lag, während bei allen anderen Schwangeren das Risiko nur bei 1:17 lag.
Um allerdings wirklich zweifelsfrei belegen zu können, dass ein erhöhtes Risiko für Komplikationen nach der Geburt bei Schwangeren mit häufigem Nasenbluten gegeben ist, sind auf jeden Fall mehrere Studien erforderlich. Nichtsdestotrotz ist es eher unwahrscheinlich, dass Nasenbluten den Geburtsverlauf in irgendeiner Weise beeinflussen kann.
Erste Hilfe bei Nasenbluten
Auch wenn das Nasenbluten in der Schwangerschaft nicht gefährlich ist, solltest Du die Blutung so schnell wie möglich stoppen. Dafür ist es entgegen gängiger Meinung nicht ratsam, sich hinzulegen oder den Kopf in den Nacken zu legen. Denn der Nasen- und Rachenraum sind miteinander verbunden, wodurch die Gefahr besteht, dass das Blut durch den Hals in die Atemwege gelangen kann.
Auch ist es möglich, dass das Blut in den Magen-Darm-Trakt gelangt. Die Folgen können Übelkeit und Schwindelgefühle sein.
Besser ist es, wenn Du bei Nasenbluten eine aufrechte Sitzhaltung einnimmst und dabei den Kopf nach vorne beugst. So kann das Blut ungehindert aus der Nase laufen. Bei starkem Nasenbluten kannst Du die Nasenflügel etwa 5 bis 10 Minuten leicht zusammendrücken. Zusätzlich hilft ein kalter Waschlappen oder eine eingewickelte kalte Kompresse im Nacken. Durch den Kältereiz ziehen sich die Gefäße wieder etwas zusammen, der Blutfluss verringert sich und die Blutung kann schneller gestillt werden. Hilfe verspricht auch ein mit Zitronensaft beträufeltes Taschentuch, das Du Dir vorsichtig in die Nase schieben kannst – ist aber vielleicht nicht jedermanns Sache.
Sollte Dir während des Nasenblutens einmal schwindelig werden und Du das Gefühl hast, Dich hinlegen zu müssen, dann lege Dich immer auf die Seite und niemals auf den Rücken.
Ein kleiner Tipp am Rande: Als bestens gewappnete werdende Mama empfiehlt es sich, immer eine Packung Taschentücher dabei zu haben. Denn nichts ist schlimmer, als wenn Du beispielsweise beim Einkaufen plötzlich Nasenbluten bekommst und Du hast nichts dabei, was Du Dir vor die Nase halten kannst.
Wie Du in den 24 Stunden nach dem Nasenbluten weitere Blutungen verhindern kannst
Mit den nachfolgenden Tipps verringerst Du die Wahrscheinlichkeit für weitere Blutungen:
- Lege Dich nicht flach hin.
- Strenge dich z.B. beim Sport nicht zu sehr an.
- Hebe nichts Schweres.
- Schnäuze Deine Nase nicht zu kräftig.
- Trinke keine heißen Getränke. Dies weitet Deine Blutgefäße in der Nase.
Wann Du bei Nasenbluten in der Schwangerschaft einen Arzt aufsuchen solltest
Wenn das Nasenbluten länger als zwanzig Minuten dauert, sehr stark ist, gehäuft auftritt oder die vorstehend beschriebenen Maßnahmen nicht helfen, ist ein Arztbesuch anzuraten, denn es gibt von ärztlicher Seite unterschiedliche Methoden, die das Problem des Nasenblutens schnell beheben können. So kann der Arzt zum Beispiel eine Tamponade in die Nase setzen oder die blutenden Gefäße mittels einer Elektroagulations-Pinzette veröden.
Ein weiterer wichtiger Grund für einen baldigen Arztbesuch bei sehr häufigem oder sehr starkem Nasenbluten ist, dass der Arzt herausfinden kann, ob den Blutungen möglicherweise ein zu hoher Blutdruck oder andere Erkrankungen zugrunde liegen, die Dir und Deinem Kind schaden können.
Die Früherkennung von Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist extrem wichtig, denn es kann ein Anzeichen einer beginnenden Schwangerschaftsvergiftung sein, die bei Nichtbehandlung zu schweren Schwangerschaftskomplikationen führen kann.
Das kannst Du tun, um Nasenbluten in der Schwangerschaft vorzubeugen
Damit das lästige Nasenbluten gar nicht erst entsteht, kannst Du einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen:
- Putze Deine Nase immer vorsichtig und vermeide zu starkes Schnäuzen
- Halte Deine Nase feucht
- Behandele die Innenseiten Deiner Nasenlöcher regelmäßig mit einer fett- und feuchtigkeitsreichen Creme
- Trinke viel
Das viele Trinken hilft Dir dabei, das Körpergewebe und auch die Nasenschleimhaut feucht zu halten. Dabei dürfen es ruhig zwei Liter Flüssigkeit (Wasser, Tee oder Saftschorlen) über den Tag verteilt sein. Auch über das regelmäßige Inhalieren mit Wasserdampf wird sich Deine trockene Nase freuen. Wenn zu vermuten steht, dass ein zu trockenes Raumklima für Dein Nasenbluten verantwortlich sein könnte, solltest Du über die Anschaffung eines Luftbefeuchters nachdenken. Billiger geht dies indessen mit einem Schälchen Wasser auf Deiner Heizung.
Nasenbluten in der Schwangerschaft: Das Wichtigste auf einen Blick
- Nasenbluten in der Schwangerschaft stellt keine Gefahr für Dich und Dein Kind dar.
- Die Gründe für das Nasenbluten liegen einerseits in der gewebe- und gefäßauflockernden Wirkung der Schwangerschaftshormone und andererseits in dem schwangerschaftsbedingt angestiegenen Blutvolumen.
- Akutes Nasenbluten lässt sich normalerweise durch gängige Hausmittel stillen.
- Ein Arztbesuch ist nur dann notwendig, wenn die Blutungen extrem stark und oft vorkommen. Er dient nur zum Ausschluss eines unbemerkten Bluthochdrucks.
- Als Vorbeugung hilft ein sensibler Umgang beim Schnäuzen Deiner Nase, viel Feuchtigkeit durch Cremen der Nasenlöcher, viel Trinken sowie eine Befeuchtung der Zimmerluft.
Ende gut alles gut
Alles hat einmal ein Ende, auch die Schwangerschaft. Mit der Geburt Deines Babys hat sich das Problem „Nasenbluten“ mit einem Schlag erledigt. Dafür sorgt die erneute Umstellung Deines Hormonsystems nach der Schwangerschaft.
Bild:
@drubig-photo – stock.adobe.com
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