Doch warum warnen Experten eigentlich vor zu viel Koffein, was passiert dabei im schlimmsten Fall mit Deinem Baby? Zunächst einmal entsteht bei Deinem Ungeborenen, genau wie bei Dir, ein Gewöhnungseffekt und eine Toleranzschwelle für Koffein – auch wenn es nicht im engeren Sinne süchtig macht. Wenn Du schon einmal von heute auf morgen aufgehört hast, Kaffee zu trinken, weißt Du vielleicht, wie unangenehm die Entzugserscheinungen sein können. Vor allem mit starken Kopfschmerzen musst Du rechnen, aber auch mit starker Müdigkeit und Benommenheit. Insgesamt kein schönes Gefühl.
Koffein und geringes Geburtsgewicht
Die am besten anerkannte Studie zu erhöhtem Kaffeekonsum kommt aus Norwegen und hat fast 60.000 Mütter und Babys untersucht. Dabei zeigte sich, dass schon bei 100 mg Kaffee, das entspricht etwa einer Tasse Filterkaffee, das Geburtsgewicht der Babys durchschnittlich um 21-28 g reduziert war. “Durchschnittlich” heißt, dass es bei manchen auch weitaus mehr sein kann.
Ein termingerecht geborenes Baby wiegt etwa 3500 Gramm, da fallen 25 Gramm nicht groß ins Gewicht – bei einem Frühgeborenen oder kranken Baby kann das aber einen großen Unterschied machen. Damit hat das Kind schlechtere Bedingungen für den Start ins Leben und ist weniger gut gegen Infekte oder andere Komplikationen gewappnet. In diesem Zusammenhang ist auch die Empfehlung der DGE zu sehen, nicht mehr als 300 mg Koffein pro Tag aufzunehmen.
Störung der Gehirnentwicklung?
In einer Studie mit Mäusen zeigten sich leichte Störungen der Gehirnentwicklung, wenn die Mutter Koffein im Blut hatte. Ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, weiß niemand.
Koffein führt zu ADHS?
Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise, dass zu viel Kaffee in der Schwangerschaft zu ADHS beim Kind führen würde – auch wenn es immer wieder entsprechende Gerüchte gibt. Die Studie, auf die sich dieses Gerücht bezieht, belegt tatsächlich einen Zusammenhang zwischen koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken in der Schwangerschaft (z.B. Energy-Drinks), nicht aber zwischen Kaffee in der Schwangerschaft und ADHS. Die Vermutung liegt also nahe, dass nicht das Koffein verantwortlich ist, sondern ein anderer Inhaltsstoff solcher Getränke.
Frühgeburtlichkeit
Auch ein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Frühgeburtsrate wurde in der Vergangenheit wissenschaftlich untersucht. Untersuchungen aus Japan und neuere Forschungen aus den USA zeigen ein erhöhtes Risiko für eine Fehl-, Früh oder Totgeburt bei sehr viel Kaffee in der Schwangerschaft – vermutlich weil Koffein die Funktion der Plazenta und die Stoffwechselprozesse beim Baby beeinträchtigen.
Der Rat der Mediziner lautet darum, so wenig Kaffee wie möglich zu trinken, wenn man schwanger ist. Am besten wäre, überhaupt kein Koffein zu Dir zu nehmen.
Kaffee in der Schwangerschaft abgewöhnen
Vielleicht überlegst Du jetzt, verständlicherweise, Dir Kaffee in der Schwangerschaft abzugewöhnen. Das ist für die meisten Kaffeetrinker gar nicht so einfach. Vielleicht hast Du, wie ich, das “Glück” der frühen Schwangerschaftsübelkeit. Dann hat sich das Thema Kaffeeentzug binnen weniger Tage ohnehin erledigt.
Ansonsten musst Du während der ersten Tage mit Müdigkeit, starken Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen rechnen. Denke immer daran: Das geht schnell vorbei. Um die Effekte abzumildern, kannst Du auch schrittweise reduzieren, d.h. die Tassen kleiner werden lassen und den Kaffee weniger stark. Ich habe diese Methode selbst einmal ausprobiert und es funktioniert wirklich. So kannst Du Dir Kaffee abgewöhnen ohne die lästigen Begleiterscheinungen.
Wenn es nur um das Ritual und den Geschmack von Kaffee geht, wäre vielleicht koffeinfreier Kaffee in der Schwangerschaft eine gute Alternative. Er ist für Dein Baby ungefährlich. Allerdings hat auch koffeinfreier Kaffee viele Bitterstoffe und kann darum, wenn Du zu viel trinkst, zu Magenproblemen führen. Es gibt auch Kaffeeersatz aus Dinkel oder anderem Getreide. Auch Malzkaffee könnte Dir vielleicht in der Schwangerschaft schmecken.
Vielleicht kannst Du Dich aber auch – vor allem in den Sommermonaten – für eine gesunde Alternative wie Smoothies oder Shakes begeistern? Der Kreativität in der Rezeptur sind hier keine Grenzen gesetzt und so kannst Du viele gesunde Nährstoffe zu Dir nehmen.
Wenn Du das Gefühl hast, ohne Kaffee sehr müde und schlapp zu sein, versuche es mit körperlicher Aktivität an der frischen Luft, Wechselduschen oder anderen Maßnahmen, die den Kreislauf in Schwung bringen.
Kaffee in der Stillzeit
Auch in die Muttermilch geht Koffein eins zu eins aus Deinem Blut über. Das bedeutet, auch dann solltest Du möglichst wenig Kaffee trinken. Am besten, Du genießt Deine Tasse dann immer direkt nach dem Stillen – so bekommt Dein Baby wenig davon mit. Wenn Du nur ein oder zwei Tassen am Tag trinkst, beeinträchtigt das Dein Baby nach bisherigen Erkenntnissen nicht beim Schlafen, kann aber Bauchweh oder Unruhe hervorrufen.