Um Schwangerschaft, Stillzeit und Säuglings-Phase ranken sich allerlei Mythen. Einer davon besagt, dass werdende Mütter und Frauen, die ihrem Baby die Brust geben, keinen Honig essen dürfen. Auch Kleinkinder sollen den Verzehr meiden, weil das Lebensmittel Krankheiten begünstigt, die tödlich enden können. Ich habe mich gefragt, was an diesen Behauptungen dran ist und die Honig-Legende auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.
Wie gefährlich ist Honig für Schwangere, Stillende und Kinder?
- Allgemeine Warnung, Honig in der Schwangerschaft zu essen, widerspricht der positiven Wirkung
- Negative Effekte des Honigs können nicht bestätigt werden
- Vorsicht jedoch bei Säuglingen und Kleinkindern unter 12 Monaten
Die bekannten Vorteile kurz erläutert
Bei flüchtiger Betrachtung wirkt es unlogisch, dass ausgerechnet der genannte Personenkreis auf den süßen Spaß verzichten soll. Schließlich werden Honig zahlreiche positive Eigenschaften zugesprochen. Er soll eine einzigartige Mischung der wichtigsten Naturstoffe enthalten und den Körper mit wertvollen bio-chemischen Substanzen versorgen.
Darüber hinaus liefert das Bienenprodukt unzählige Arten von Zucker, die aufbereitete oder künstliche Süßungsmittel überflüssig macht. So gesehen müsste Honig die beste Empfehlung für eine gesunde Ernährung sein – und gerade deswegen in der Schwangerschaft bzw. Stillphase oder während der frühkindlichen Entwicklung zum Einsatz kommen.
Tatsächlich ist Honig ein Ausnahme-Nahrungsmittel. Seine einzigartige Zusammensetzung macht das Imkerei-Erzeugnis zu einem wahren Multitalent in der Krankenpflege und in der Ernährung. Kein Wunder, dass gesundheitsbewusste Personen wie schwangere Frauen, stillende Mütter oder Eltern gern auf das Naturprodukt zurückgreifen. Es überzeugt als
Kalorienarmer Süßstoff
Die angenehmen Aromen des Honigs beruhen auf Flavonoiden und verschiedenen Arten von Zucker. Sie verleihen dem Lebensmittel einen süßen Geschmack, schlagen jedoch mit deutlich weniger Kalorien zu Buche bzw. auf die Hüften.
Langfristiger Energie-Lieferant
Neben Zucker enthält Honig auch zahlreiche andere Nährstoffe, die für ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl sorgen. Bei Heißhunger-Attacken oder Energie-Tiefs hilft ein honigbestrichenes Brot besser als ein Schokoriegel.
Historisch erprobtes Erkältungsmittel
Schon bei den alten Griechen stand Honig im Dienste der Gesundheit. Hier kam er sowohl als Wundauflage wie gegen Erkältungsbeschwerden zum Einsatz. Teelöffelweise eingenommen legt er sich wie Balsam auf die entzündeten Partien der oberen Luftwege, sodass Honig-Essen hervorragend gegen Husten und Halsschmerzen hilft.
Immun-Booster
Honig wirkt:
- antiviral
- antibakteriell
- fungizid
Durch seine Eigenschaften entfaltet Honig eine keimtötende Wirkung und kann helfen, die Entwicklung von Krankheiten zu verhindern. Außerdem fangen die zahlreichen Antioxidantien des Produkts freie Radikale ab, sodass das Immunsystem des Körpers zusätzlich gestärkt wird und den Organismus gesund hält.
Säure-Regulator
Das Imkerei-Erzeugnis besitzt von Haus aus einen basischen pH-Wert und wirkt daher ausgleichend auf den Säure-Basen-Haushalt. Dieser Effekt tritt sowohl bei äußerlicher wie bei innerlicher Anwendung ein – wodurch Honig die Hautschutz-Barriere stärkt und Entzündungsherde bekämpft.
Die angeblichen Nachteile näher betrachtet
Allem Guten zum Trotz warnen viele Frauen- und Kinderärzte vor dem Genuss der natürlichen Süße. Auch Hebammen und Alternativ- oder Komplementärmediziner/-innen sehen es gar nicht gerne, wenn Frauen in der Schwangerschaft Honig essen, das Bienenprodukt in den Stilltee geben oder ihr Baby damit verwöhnen.
Als Begründung geben sie an, die Nascherei sei zu gefährlich bzw. das Risiko von Folgeschäden zu hoch. Aber was genau ist damit gemeint und inwiefern kann es schaden, sich die Schwangerschaft und die Stillzeit zu versüßen oder ein Kind von klein auf an mögliche Zucker-Alternativen zu gewöhnen?
Prinzipiell nichts, denn tatsächlich ist Honig eins der wertvollsten Nahrungsmittel, das schwangere Frauen, stillende Mütter oder Menschen in der Entwicklungsphase zu sich nehmen können. Doch als Naturprodukt weist das Bienenerzeugnis eine äußerst variable Zusammensetzung auf. Sie hängt davon ab, wo die Tiere den Rohstoff sammeln bzw. welche Pflanzen sie dafür anfliegen und wie es um die Gesundheit des Volkes bestellt ist.
Darüber hinaus spielen die Bedingungen der Ernte und der weiteren Verarbeitung eine Rolle. Und nicht zuletzt kommt es auch auf die Lagerung und den Verzehr des Honigs an.
An jedem einzelnen Punkt dieser Kette wirken Faktoren, die den Genuss des Süßungsmittels zum Risiko machen können:
Übertragung von Listeriose-Erregern
Bei dieser Krankheit handelt es sich um eine sogenannte Zoonose, die über Tiere oder deren Produkte auf den Menschen übergeht. Als häufigster Auslöser gilt Listeria monocytogenes, ein Vertreter der Listerien-Gruppe.
Die Symptome gleichen denen einer Grippe und wirken im Körper der Schwangeren wie eine Sepsis. Bei rechtzeitiger Diagnose ist eine Listeriose durch Antibiotika gut behandel- und heilbar; für das ungeborene Kind aber kann sie gefährlich werden.
Mögliche Folgen:
- Fehlgeburt
- Frühgeburt
- Totgeburt
Doch selbst wenn das sammelnde Bienen-Volk an Listeriose erkrankt ist, kann es die Bakterien nicht durch seinen Honig übertragen. Dessen natürlich hoher Zuckergehalt und die antibakterielle Wirkung der enthaltenen Enzyme verhindern, dass sich Listeria monocytogenes in der süßen Masse ansiedeln oder gar vermehren kann.
Eine Ansteckung über Bienen oder deren Produkte ist faktisch ausgeschlossen.
Kontaminierung mit PA und PAK
Deutlich höher ist die Gefahr, mit dem Honig Pyrrolizidinal-Alkaloide (kurz: PA) aufzunehmen. Diese Pflanzenstoffe gelangen über Blütenpollen in den Bienenstock und können sich in allen Produkten der Tiere ansammeln.
Da ihr Verzehr Vergiftungserscheinungen der Leber hervorruft, sollten Imkerei-Erzeugnisse wie Propolis, Honig und Gelee Royal immer auf ihren PA-Anteil getestet werden und eine entsprechende Kennzeichnung tragen.
Darüber hinaus kann die natürliche Süßigkeit eine überdurchschnittlich hohe Menge polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (kurz: PAK) enthalten. Sie stehen im Verdacht, Krebs zu erregen bzw. die Bildung von Krebszellen zu fördern. Vor allem in preiswert produzierter Massenware wurden mehrfach erhöhte Werte nachgewiesen – weswegen Kund/-innen beim Kauf von Honig immer auf die Herkunft und anerkannte Gütesiegel achten sollten.
Eine werdende Mutter oder eine stillende Frau ist jedoch deutlich weniger gefährdet als ihr Baby.
Auslöser von Toxoplasmose
Spätestens bei Verkündung ihres besonderen Umstands bekommen schwangere Frauen allerlei Dinge genannt, die sie fortan meiden müssen. Neben Gerichten mit rohem Fleisch- und Fisch-Anteil wie Carpaccio oder Sushi dürfen sie keine Salami, keine Meeresfrüchte und keine Frischmilch mehr zu sich nehmen. Auch um das Kistchen der geliebten Hauskatze sollen sie einen möglichst großen Bogen machen, denn überall lauert der berühmt-berüchtigte Toxoplasmose-Erreger.
In vielen Magazinen oder Gynäkologen-Sprechstunden wird in diesem Zusammenhang einmal mehr vor dem Verzehr von Honig gewarnt. Doch die gefürchteten Bakterien kommen in diesem Produkt gar nicht vor. Daher können sie weder Toxoplasmose verursachen noch damit einhergehenden Schaden anrichten.
Angriff durch das Bakterium Clostridium botulinum
Dass Säuglinge keinen Honig essen dürfen und Kleinkinder nach dem 12. Monat schrittweise an den Verzehr herangeführt werden sollten, liegt auch an den ganz natürlichen Bestandteilen des Honigs. Er enthält unter anderem das Bakterium Clostridium botulinum, das die unzureichend ausgereifte Darmflora der Jüngsten angreifen kann.
Während Erwachsene – und damit auch Schwangere oder Stillende – gut gegen eine solche Attacke gewappnet sind, entfaltet Clostridium botulinum bei Babies und Kleinkindern eine toxische Wirkung. Der dadurch entstehende Botulismus ruft bei schwer Betroffenen Lähmungserscheinungen hervor, die ihrerseits Organversagen bedingen und dadurch tatsächlich zum Tod führen können.
Dieser Umstand ist jedoch soweit bekannt, dass keine Mutter ihrem Baby Honig anbieten würde – sondern allenfalls auf ähnliche Produkte wie Fenchel-Sirup oder die Süße aus Früchten zurückgreift. Zudem müssten die Eltern des betroffenen Kindes die frühen Symptome einer Clostridium botulinum-Infektion sehr lange ignorieren, um einen tödlichen Schaden zu provozieren.
Nichtsdestotrotz sollte niemand das Schicksal herausfordern und bei Säuglingen oder Kleinkindern auf die Ernährung mit Honig verzichten. Es ist besser, sich einmal mehr an die Empfehlung von Ärzten und Gesundheitsämtern zu halten als sein Kind mit Clostridium botulinum zu infizieren und das daraus erwachsende Risiko für Botulismus zu erhöhen.
Überreaktion auf enthaltene Inhaltsstoffe
Schließlich und endlich birgt Honig vor allem für die Personen eine Gefahr, die allergisch auf Wespen- oder Bienenstiche reagieren. Bei ihnen kann der Verzehr ähnliche Schockzustände auslösen wie direkt injiziertes Insektengift.
Auch Menschen mit sonstigen Unverträglichkeits-Reaktionen müssen vorsichtig ausprobieren, ob sie das Bienenprodukt vertragen – ganz gleich, ob sie es äußerlich anwenden oder den Honig essen. Bei wiederholtem Einsatz ist jedes Mal aufs Neue zu prüfen, ob die Verträglichkeit noch besteht.
Honig ist weniger schädlich als gedacht
In Summe betrachtet ist es recht unbedenklich, wenn Frauen während der Schwangerschaft Honig essen oder ihn in der Stillzeit verzehren. Geprüfte und gesiegelte Ware aus kontrollierter Bienenhaltung stellt – wenn überhaupt – nur eine minimale Gefahrenquelle dar. Auch Kinder dürfen ab ihrem ersten Geburtstag dem süßen Genuss frönen – sofern sie keine Allergie oder sonstige Unverträglichkeits-Reaktion ausgebildet haben.
Doch wie viel Honig ist erlaubt, wenn es um die Gesundheit geht?
Das kommt zum einen auf folgende Merkmale des eigenen Körpers und Organismus an:
- Alter
- Größe
- Gewicht
- körperliche Aktivität
- Ernährungskonzept
- Grunderkrankungen
Zum anderen auf den Honig selbst – denn jede Sorte weist einen anderen Zuckergehalt aus.
Während Erzeugnisse aus Frühtracht meist weniger Fruktose enthalten und daher weniger süß schmecken, enthält Lindenblüten-Honig extrem viel Zucker.
Produkte aus Spättracht und Wald- oder Tannenhonig sind dagegen deutlich herber. Drei bis fünf Esslöffel des Bienenschmauses gelten für einen durchschnittlichen Erwachsenen bei mäßiger Betätigung als Richtwert.
Wie viel Honig ist während der Schwangerschaft in Ordnung?
Frauen sollen in der Schwangerschaft nicht viel mehr essen als unter normalen Umständen – und dementsprechend auch den Verzehr von Honig auf ein normales Maß einbremsen.
Zu viel des Guten bewirkt nämlich genau das Gegenteil dessen, was die goldgelbe Masse sonst für die Gesundheit leistet: Statt wohltuend auf den Organismus zu wirken, verursacht ein Übermaß an Honig gesundheitliche Probleme und Beschwerden.
Folgen des übermäßigen Honig-Konums:
- Magenkrämpfe
- Sodbrennen
- Blähungen
- Verstopfung
Diese Erscheinungen sind zwar nicht schädlich, aber unangenehm. Sie können die werdende Mutter sehr belasten und weitere körperliche Reaktionen provozieren.
Mein Fazit: Honig ist und bleibt ein wertvoller Bestandteil der Ernährung
Ich war sehr erstaunt zu erfahren, dass Honig-Essen gar nicht den großen Schaden verursacht, der ihm immer nachgesagt wird. Ihn in der Schwangerschaft zu essen, ist durchaus erlaubt. Umso besser für die Ernährung von Frauen, denn so brauchen sie auch während der Schwangerschaft oder in der Stillzeit nicht auf das bewährte Nahrungsmittel verzichten – sondern können unbedenklich von den positiven Effekten des Bienenprodukts profitieren.
Quellen:
- www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2016/36/verunreinigungen_in_tees_und_honig_sind_die_hauptaufnahmequellen_fuer_pyrrolizidinalkaloide__pa_-198657.html
- https://www.bzfe.de/inhalt/honig-gesund-essen-33942.html
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-gehalte-in-lebensmitteln-sollen-nach-wie-vor-so-weit-wie-moeglich-gesenkt-werden.pdf
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/analytik-und-toxizitaet-von-pyrrolizidinalkaloiden.pdf
- https://www.bfr.bund.de/cm/343/pyrrolizidinalkaloide-pa-in-lebensmitteln-ein-gesundheitliches-risiko.pdf
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