Wahrscheinlich hast Du schon gehört, dass bei vielen Frauen die Haare in der Schwangerschaft besonders schön sind. Auch dünnes und stumpfes Haar kann plötzlich voll und glänzend wirken. Aber wusstest Du auch, dass das nicht bei allen Frauen der Fall ist und manche auch unter Haarausfall in der Schwangerschaft leiden? Grund genug herauszufinden, warum eigentlich nach der Schwangerschaft die Haare ausfallen und was du dagegen tun kannst?
Themen des Beitrags
Warum verändern sich die Haare während der Schwangerschaft?
Jeder Mensch verliert täglich bis zu 100 Haare. Das ist ein natürlicher Prozess und in der Regel wachsen ebenso viele Haare pro Tag wieder nach. Bei zwischen 100.000 und 150.000 Haaren auf dem Kopf macht sich dieser Prozess für gesunde Menschen kaum bemerkbar.
Durchschnittlich bleibt ein Haar zwei bis sieben Jahre auf dem Kopf. Erst, wenn mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen und die Zahl der ausfallenden Haare höher ist, als die Zahl der Haare, die neu wachsen, spricht man von Haarausfall.
Warum fallen nach der Schwangerschaft die Haare aus?
So ein Ungleichgewicht kann neben Stress oder natürlichen Alterungsprozessen auch von hormonellen Faktoren verursacht werden.
Durch die Hormonumstellung und mit dem erhöhten Östrogenspiegel in der Schwangerschaft verlangsamt sich der natürliche Prozess der Haarfollikelabgabe. Das heißt, der Lebenszyklus des einzelnen Haares wird länger, während genauso viele Haare neu nachwachsen. Die Balance von Haaren in der Wachstumsphase und Haaren in der Ruhephase (Telogen) ist gestört, weil viel weniger Haarfollikel als gewöhnlich in die Ruhephase eintreten.
Das Haar sieht in der Folge während der Schwangerschaft voller und oft auch gesünder aus.
Postpartales Effluvium: Ursachen für den Haarausfall nach der Schwangerschaft
Allerdings ist das nicht bei allen Frauen der Fall und bleibt nach der Schwangerschaft nicht ohne Auswirkungen. Denn mit dem plötzlichen Abfall der Hormone treten plötzlich übermäßig viele Haarfollikel in die Ruhephase ein – ein Zustand, den man medizinisch als Telogeneffluvium bezeichnet. Dann fallen für einige Zeit etwa 300 Haare pro Tag aus, statt der gewöhnlichen 100 oder weniger. Die Folge ist Haarausfall nach der Geburt.
Auslöser für diesen einmaligen Haarausfall kann nicht nur das Ende einer Schwangerschaft (postportales Effluvium, Telogen gravidarum), sondern auch starker Stress, ein Schockerlebnis, allergische Reaktionen, fieberhafte Erkrankungen (z.B. Malaria), großer Blutverlust oder ein starker Eisenmangel sein.
Das tückische an dem Haarausfall, der durch Telogeneffluvium ausgelöst wird, ist, dass es nach der Geburt 2 bis 4 Monate dauert, bis sich das Ganze bemerkbar macht. Deshalb hast Du nicht unmittelbar nach der Geburt, sondern erst einige Monate danach das Gefühl, keine Haare mehr auf dem Kopf zu haben.
Natürlich ist es erschreckend, wenn die Haare gefühlt plötzlich büschelweise ausfallen. Schließlich sind Haare in unserer Kultur ein Zeichen von Jugend, Fruchtbarkeit und Gesundheit und ein Verlust der Haare kann auch psychische Folgen haben.
Aber keine Sorge, niemand bekommt durch dieses Phänomen eine Glatze, der Prozess ist reversibel. Das heißt, Du brauchst nur etwas Geduld, bis Dein Haarwachstum wieder zurück zur Balance gefunden hat und die Follikel wieder gleichmäßig in die Ruhephase eintreten. Das dauert in der Regel nicht länger als 6 Monate.
Häufige Auslöser für Haarausfall während der Schwangerschaft
Telogeneffluvium
Verschiedene Faktoren, nicht zuletzt Erkrankungen, können dazu führen, dass bereits in der Schwangerschaft die Haare ausfallen. Auch hier kann es sich um das Telogeneffluvium handeln, ausgelöst durch großen Stress oder Schock, wenn Du von der Schwangerschaft erfährst. Allerdings betrifft das nur sehr wenige Schwangere.
Eisenmangel
Auch ein Eisenmangel führt dazu, dass Telogeneffluvium auftritt, dass also viele Follikel auf einmal in die Ruhephase eintreten. Während einer Schwangerschaft ist die Gefahr eines akuten Eisenmangels erhöht, denn der Embryo im Bauch benötigt viel zusätzliches Eisen für die Entwicklung und auch das zusätzlich gebildete Blut der Mutter zehrt an den Eisenreserven. Meist sind diese durch einseitige Ernährung oder eine Vorschwangerschaft ohnehin bereits niedrig.
Schilddrüsenerkrankungen
Weitaus häufiger, in etwa 3% der Schwangerschaften kommt es vor, dass sich eine Schilddrüsenerkrankung entwickelt. Eine Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) oder Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) ist in der Schwangerschaft oft schwer zu erkennen und wird meist erst nach der Schwangerschaft mit einem Bluttest diagnostiziert. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion, die häufigere der beiden Erkrankungen, kommt es neben Haarausfall auch zu Verstopfung, Muskelkrämpfen und Erschöpfungserscheinungen.
Wichtig zu wissen ist, dass keine dieser Erkrankungen zu einem Verlust von Haarfollikeln, also zu keinem dauerhaften Haarausfall führt. Sobald die Ursache, also das hormonelle Ungleichgewicht oder der Mangel an Vitaminen und Mineralien, behoben ist, normalisiert sich das Haarwachstum wieder.
Ursachen für Haarausfall, die nicht durch Schwangerschaft ausgelöst werden
Der normale Haarausfall während oder nach der Schwangerschaft ist gleichmäßig und reversibel. Das heißt, er hört von selbst wieder auf, oder indem die Ursache, z.B. ein hormonelles Ungleichgewicht oder ein Mineralienmangel, behoben werden.
Wenn Dein Haar allerdings nur stellenweise stark ausdünnt, dann hat das nichts mit der Schwangerschaft zu tun. Es gibt auch genetische Defekte oder Autoimmunerkrankungen, die das Haarwachstum beeinträchtigen.
Alopecia areta zum Beispiel ist eine Autoimmunkrankheit, bei der es zu unregelmäßigem Haarausfall und Haarwuchs am ganzen Körper kommt. Im schlimmsten Fall droht sogar eine Glatze. Es gibt für diese Erkrankung keine Heilung, allerdings eine Behandlung des Haarausfalls.
Auch bestimmte Tumorarten können zu Haarausfall führen. Deshalb solltest Du spätestens 9 Monate nach der Geburt einen Arzt aufsuchen, wenn der Haarausfall nicht aufhört. Natürlich kannst Du Dich auch schon früher untersuchen lassen.
Was tun bei schwangerschaftsbedingtem Haarausfall?
Meistens wird Haarausfall in oder nach der Schwangerschaft erst einmal nicht behandelt. Das ist auch gut so, denn ohne Eingriffe von Außen hat Dein Körper die besten Chancen, das Gleichgewicht im Haarfollikelwachstum selbst wieder herzustellen. Dafür musst Du aber Geduld haben.
Beachte dazu folgende Tipps, um starken Haarausfall nach der Schwangerschaft zu vermeiden:
- Massagen der Kopfhaut regen die Durchblutung an
- Trage Dein Haar möglichst oft offen und verzichte auf Zöpfe und Pferdeschwänze, um das Haar nicht zusätzlich zu beanspruchen
- Verwende sanfte Shampoos ohne Silikone
- Erhole dich von der Geburt und mache viele Ruhepausen
- Achte auf eine gesunde Ernährung
Medizinische Behandlung: Was hilft, wenn nach der Geburt die Haare ausfallen?
In manchen Fällen verschreiben Ärzte jedoch ein Medikament namens Minoxidil. Dieses darf jedoch während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewandt werden und sollte auch bei bestehendem Kinderwunsch abgesetzt werden.
Nach der Schwangerschaft greifen viele Frauen auf Präparate mit Hirseextrakt, Pantothensäure (Vitamin B5) und Cystin zurück., welches zum Beispiel in Priorin zu finden ist. Allerdings sieht man die ersten Erfolge mit Priorin frühestens erst nach 6 Wochen. Außerdem wird empfohlen Priorin über einen längeren Zeitraum von ca. 3 Monate zu nehmen.
Bevor Du während der Schwangerschaft oder Stillzeit irgendein Präparat einnimmst, geh aber sicher, dass es für diesen Zweck zugelassen ist. Sprich im Zweifel mit einem Arzt oder Apotheker oder kontaktiere den Hersteller.
Schwangerschaftsbedingtem Haarausfall vorbeugen
Manchen Arten von Haarausfall in bzw. nach der Schwangerschaft kannst Du vorbeugen. Und Vorbeugung, so heißt es ja oft, ist die beste Medizin.
Ernährung
Ernähre Dich vor, während und nach der Schwangerschaft ausgewogen. Integriere ausreichend Proteine, Vitamine und Mineralstoffe in Deine Ernährung. Es gibt auch spezielle Vitaminpräparate für die Haare, es gibt sogar vegane Haargummibären. Auch das kann helfen, wenn Du auf anderem Weg nicht die entsprechenden Nährstoffe aufnehmen kannst.
Achte insbesondere auf Deinen Eisenspiegel, der bei Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt überprüft wird. Um einem Eisenmangel vorzubeugen, brauchst Du nicht unbedingt Fleisch zu essen. Auch viele pflanzliche Nahrungsmittel wie Weizenkleie, Kürbiskerne oder Vollkornprodukte enthalten viel Eisen.
Haarpflege
Vermeide gleichzeitig, Deine Haare unnötig zu strapazieren. Alles, was stark an den Haaren zieht oder zerrt, kann zu zusätzlichem, von der Schwangerschaft unabhängigen Haarausfall und zu einer dauerhaften Follikelschädigung bzw. Vernarbung führen.
Heißes Föhnen, Glätteeisen und Lockenstab sorgen außerdem dafür, dass die Haarenden brüchig und stumpf werden.
Wenn Du Deinem Haar Fülle und Glanz verleihen möchtest, verwende lieber entsprechende auswaschbare Pflegeprodukte, wenn du starken Haarausfall nach der Schwangerschaft vermeiden willst.
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