In der 34. Schwangerschaftswoche liegt mein Baby immer noch Quer im Bauch (Querlage). Um natürlich entbinden zu können, muss es sich in den nächsten Wochen in eine Längslage drehen. Die beste Geburtsposition ist dabei die Schädellage, also mit dem Kopf nach unten. Doch auch die Steißlage bzw. Beckenendlage mit Kopf nach oben kann gute gehen – allerdings gibt es bei einer Steißgeburt einige Besonderheiten, auf die Du und das Krankenhauspersonal vorbereitet sein müssen.
Themen des Beitrags
Was ist eine Steißgeburt?
Von einer Steißgeburt (englisch “breech birth”) spricht man, wenn das Baby mit dem Gesäß / Steiß vor dem Kopf durch den Geburtskanal rutscht. Das Baby liegt also vor der Geburt in Beckenendlage – mit dem Kopf nach oben und dem Po nach unten. Dabei unterscheidet man, je nach genauer Lage der Beine, zwischen der reinen Steißlage, der Steiß-Fuß-Lage oder einer Mischform.
Bei der reinen Steißlage wird der Steiß tatsächlich zuerst geboren, danach folgen Beine und dann Kopf. Diese Position ist die häufigste Form der Beckenendlage. Bei einer Steiß-Fuß-Lage sind die Beine angehockt, kommen aber zuerst. Bei einer gemischten Form kann z.B. nur ein Bein hochgeschlagen sein oder die Knie liegen unten.
Bis zur 24. SSW befinden sich noch über 30% der Babys in einer Steißlage. Zur Geburt hin liegen dann nur noch 3-5% der Babys in Beckenendlage. Eine Steißgeburt ist also ein eher seltenes Ereignis. In bestimmten Fällen raten die Ärzte außerdem dazu, das Baby in Beckenendlage nicht natürlich zu entbinden, sondern per Kaiserschnitt.
Eine Beckenendlage tritt statistisch gesehen häufiger bei Erstgebärenden auf. Außerdem ist eine genetische Disposition, also eine familiäre Häufung, zu beobachten. Das heißt, wenn ein Elternteil von Dir per Steißgeburt zur Welt gekommen ist, ist Dein Risiko mehr als doppelt so hoch.
Außerdem erhöhen folgende kindliche Faktoren die Wahrscheinlichkeit einer Steißgeburt:
- Frühgeburt
- Mehrlingsgeburt
- von der Norm abweichende Fruchtwassermenge
- Missbildungen beim Baby
- Nabelschnurabweichungen (zu kurz, um den Kopf gewickelt)
- tiefliegende Plazenta
- Plazenta Praevia
Bei der Mutter können außerdem
- abweichende Beckenformen
- Genital- und Beckentumore
- Fehlbildungen der Gebärmutter
zu einer Beckenendlage und damit zu einer Steißgeburt führen.
Vor einer Steißgeburt versuchen Eltern und Ärzte häufig, das Kind doch noch zur Drehung in eine Schädellage zu bewegen. Dazu gibt es verschiedene Methoden wie Moxibustion, Akkupunktur oder Ostheopathie. Ab der 36. Schwangerschaftswoche bieten Dir die Ärzte vielleicht auch eine Äußere Wendung an. Dabei wird versucht, das Baby von außen per Hand zu drehen. Allerdings ist diese Methode nicht ganz ohne Risiken und wird darum nur unter ärztlicher Überwachung im Krankenhaus durchgeführt.
Steißgeburt oder Kaiserschnitt?
Weil eine Steißgeburt komplizierter sein kann als eine Geburt aus Schädellage, raten Mediziner häufig zu einem Kaiserschnitt. Außerdem darf eine Beckenendlage nicht durch eine Hausgeburtshebamme oder im Geburtshaus entbinden – das wäre zu riskant.
Gründe gegen eine natürliche Geburt bei Steißlage:
- komplizierte Kindslage, z.B. Fußlage
- Geburt vor der 35. SSW
- Erkrankungen von Mutter oder Kind, die einen Kaiserschnitt notwendig machen
- Beckenmaße außerhalb der Norm
- Erstgebärende
- vorangegangene Geburten mit höherem Geburtsgewicht
- geschätztes Geburtsgewicht über 3800g
- hohes Alter der Mutter
- vorzeitiger Blasensprung
- kürzliche vaginale Blutungen
- Schwangerschaftserkrankungen (Praeklampsie, Diabetes)
- Wachstumsverzögerung beim Kind
- Plazentainsuffizienz
- Übertragung
Du siehst also, es ist für Deinen Arzt wahrscheinlich nicht schwer, einen Grund zu finden, Dir zu einer Schnittentbindung statt natürlicher Geburt zu raten. Grundsätzlich kann eine Beckenendlage aber natürlich entbunden werden. Dazu solltest Du allerdings erfahrene Geburtshelfer zur Seite haben. Sprich darum auch mit Deiner Hebamme und anderen vertrauten oder erfahrenen Personen und bilde Dir Deine eigene Meinung. Was sagt Dein Bauchgefühl? Wie hoch ist das Risiko tatsächlich? Oder ist Dir vielleicht ein Kaiserschnitt ohnehin lieber?
Risiko
Die Risiken bei einer Steißgeburt beziehen sich vor allem auf Dein Baby, für Dich ist das Risiko nicht wirklich erhöht. So kann Dein Kind zum Beispiel:
- durch Nabelschnurvorfall oder Nabelschnurkomprimierung eine Sauerstoffunterversorgung erleiden,
- Geburtsverletzungen des Skelettsystems erleiden,
- Geburtsverletzungen des peripheren Nervensystems erleiden,
- einen muskulären Schiefhals entwickeln,
- eine Hüftdysplasie entwickeln.
Entbinden bei Steißlage
Kaiserschnitt bei Steißlage
Ein Kaiserschnitt bei Steißlage läuft im Prinzip genauso ab wie ein normaler Kaiserschnitt – nur, dass das Baby mit dem Steiß oder den Füßen zuerst aus dem Bauch geholzt wird. Der Kaiserschnitt kann entweder geplant sein oder notwendig werden, weil bei Dir zum Beispiel frühzeitig die Wehen einsetzen. Eine Frühgeburt wird in aller Regel per Kaiserschnitt entbunden, um möglichst schonend für das Baby vorzugehen.
Natürliche Geburt bei Steißlage
Bei einer Spontangeburt aus Beckenendlage werden aufrechte Geburtspositionen besonders empfohlen: Der Vierfüßlerstand, die Hocke oder im Stand – damit geht es meist manchmal helfenden Handgriff der Geburtshelfer.
Ansonsten ist eine Steißgeburt für Mutter wie Kind anstrengender. Das Baby muss zunächst mit den Füßen bzw. dem Steiß durch den Geburtskanal und dort dieselben Drehungen durchmachen, die normalerweise das Köpfchen macht. Sobald der Kopf dann ins Becken rutscht, wird die Nabelschnur abgedrückt. Deshalb muss es ab diesem Zeitpunkt schnell gehen und die Geburtshelfer werden versuchen, den Prozess durch helfende Handgriffe zu unterstützen.
Du musst also wahrscheinlich eine Position einnehmen, in der das möglich ist. Das kann Dich aus Deinem Geburts-Flow reißen und unangenehm sein. Deshalb wird von vielen Müttern auch eine Steißgeburt schmerzhafter wahrgenommen. Wenn Du davor Angst hast, kannst Du Dich für eine Peridualanästhesie (PDA) entscheiden.
Neben der Gefahr einer Unterversorgung durch das Abdrücken der Nabelschnur besteht auch die Gefahr, dass die Wehen nachlassen, nachdem der Steiß durch den Geburtskanal gerutscht ist. Denn dieser ist oft nicht so groß wie ein Babykopf und übt darum weniger Dehnung bzw. Druck auf den Geburtskanal aus.
Für eine natürliche Geburt aus einer Beckenendlage brauchst Du ein Krankenhaus, das solche durchführt. Es gibt heute viele Kliniken, die das anbieten – aber eben nicht alle.
Einen tollen Geburtsbericht zum Thema “Steißgeburt Erfahrungen” findest Du auf dem Hebammenblog.
Gut zu wissen ist außerdem: Bei Beckenendlage ist die Kopfform meist etwas länglicher. Das führt dazu, dass beim Ultraschall ein niedriger BPD gemessen wird und damit auch das Geburtsgewicht häufig zu niedrig geschätzt wird.
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