In meiner 40. Schwangerschaftswoche wachte ich morgens um 3 uhr auf und wusste: Das sind jetzt meine Wehen.
Das hört sich vielleicht jetzt ganz einfach an, aber bis es so weit ist, fragen sich viele schwangere Frauen, wie sich Wehen eigentlich anfühlen.
- Woher weiß ich, was der Unterschied zwischen Übungswehen und “richtigen”, geburtsrelevanten Wehen ist?
- Und wie kann ich Senkwehen, Eröffnungswehen oder Presswehen erkennen?
Manche Frauen finden, Wehen fühlen sich an wie sehr starke Regelschmerzen, das hört sich sehr harmlos an.
Andere fühlen sich, als würden sie “von innen heraus zerfetzt” werden.
Für mich waren vor allem die Presswehen schlimm, bei denen ich das Gefühl hatte, die Kontrolle über den Schmerz zu verlieren. Für Frauen, die es noch nie erlebt haben, ist es also gar nicht so einfach zu beschreiben.
Hinzu kommt, dass jede Frau die Wehen anders wahrnimmt und die Schmerztoleranz und der Umgang mit Schmerz etwas sehr individuelles sind.
Ich will es trotzdem versuchen und vor allem die Frage beantworten, wann Du unbedingt ins Krankenhaus solltest.
Themen des Beitrags
Infografik: Die wichtigsten Unterschiede, um Wehen unterscheiden zu können
Völlig harmlos: Wie fühlen sich Übungswehen an?
Bei sogenannten Übungswehen wird der Bauch einige Momente lang hart und schmerzhaft, die Gebärmutter zieht sich zusammen.
Diese Art von Wehen ist völlig normal und harmlos und lässt sich wohl tatsächlich am besten mit Regelschmerzen beschreiben.
Dabei “übt” der Körper tatsächlich, denn die Gebärmutter ist im Grund ein großer Muskel, den Du allerdings nicht bewusst anspannen kannst. Bei der Geburt hilft er dem Baby, den Körper der Mutter zu verlassen.
Übungswehen werden auch als Vorwehen, Schwangerschaftswehen, Alvarez-Wellen, Wilde Wehen oder Braxton-Hicks-Kontraktionen bezeichnet.
Sie treten etwa ab der Hälfte der Schwangerschaft auf, sind unregelmäßig und in der Schmerzintensität meist auszuhalten.
Bei Übungswehen verändert sich die Länge des Muttermundes nicht, deshalb haben sie keinen Einfluss auf die Schwangerschaft und Du musst auch nicht zum Arzt.
Wärme in jeder Form kann die Schmerzen lindern und dem Bauch helfen, sich wieder zu entspannen.
Anzeichen und Merkmale von Übungswehen:
- treten in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf
- fühlen sich wie starke Regelschmerzen oder Bauchkrämpfe an
- treten unregelmäßig über den Tag verteilt auf
- häufen sich oft zu bestimmten Zeiten, z.B. abends
- werden von selbst schwächer und hören wieder auf
- haben keine Auswirkungen auf den Muttermund
Wichtige Geburtsvorbereitung: Wie fühlen sich Senkwehen an?
Senkwehen fühlen sich sehr ähnlich an, wie Übungswehen. Man kann sie nur schwer auseinander halten. Ich konnte sie jedenfalls nicht voneinander unterscheiden.
Während der Senkwehen rutscht Dein Baby mit dem Köpfchen ins Becken und bringt sich damit in die richtige Position für die Geburt.
Das Absenken den Bauches kann zwar zu einem noch unangenehmeren Druck auf die Blase führen, allerdings werden dafür die Bereiche im oberen Bauch wie Lunge und Magen entlastet.
Hinweise und Eigenschaften von Senkwehen:
- fühlen sich an wie intensive Übungswehen
- treten ab der 36. SSW auf
- sind unregelmäßig
- klingen von selbst ab
- sind i.d.R. nicht muttermundswirksam
- bereiten die Geburt vor
Mehr Details und Informationenen über Senkwehen
Einleitung der Geburt: So erkennst Du Geburtswehen
“Richtige”, also muttermundrelevante Wehen erkennen viele Frauen, so wie ich, sofort. Sie fühlen sich irgendwie intensiver an, wie nichts, was ich vorher kannte.
Die meisten Frauen spüren echte Wehen im Unterbauch und im Rücken, der Schmerz kann aber auch in Oberbauch, Lendenwirbelsäule und in die Beine ausstrahlen. Das ist ein großer Unterschied zu den Übungswehen, denn diese sind immer auf den Bauch beschränkt.
Außerdem kommen geburtsrelevante Wehen immer regelmäßig. Zunächst sind die Abstände noch groß, zur Geburt hin werden sie immer geringer.
Eröffnungswehen
Bei den sogenannten Eröffnungswehen zieht sich die Gebärmutter stark zusammen und der Kopf des Babys drückt von innen auf den Muttermund. Dadurch öffnet sich dieser langsam, d.h. im Idealfall mit jeder Wehe ein bisschen mehr. Damit das Baby durchpasst, muss der Muttermund 10 cm geöffnet sein.
Am Anfang erinnern Eröffnungswehen viele Frauen an starke Regelschmerzen. Allerdings werden sie in der Intensität stärker und werden dann manchmal beschrieben als Messerstiche oder wie ein Band um den Bauch, das sich immer fester zieht.
Typischerweise verlaufen Eröffnungswehen in Wellenform, d.h. sie beginnen mit einem leichten Schmerz im Oberbauch, nehmen dann an Intensität und Ausbreitung zu, um danach langsam wieder abzuklingen.
Im Geburtsvorbereitungskurs lernst Du wahrscheinlich, diese Wehen zu “veratmen”.
Die meisten Frauen haben zwischen dem Abklingen der einen und dem Beginn der nächsten Wehe einige Minuten Pause. In dieser Zeit schüttet der Körper Endorphine aus, die Dir helfen, mit den Schmerzen zurecht zu kommen.
In seltenen Fällen kommt es bei Frauen zu einem sogenannten Wehensturm, d.h. die Abstände zwischen den Wehen sind so kurz, dass keine Pausen zu spüren sind.
Woran erkenne ich Eröffnungswehen?
- sind anfangs mäßig schmerzhaft, nehmen dann aber an Intensität zu
- sind muttermundswirksam
- werden immer häufiger und länger
- verlaufen wellenartig und haben einen klaren Höhepunkt
- können dazu führen, dass die Fruchtblase platzt
Wann muss man mit Wehen ins Krankenhaus?
Bei der ersten Geburt neigen viele Frauen verständlicherweise dazu, mit dem Einsetzen der Eröffnungswehen in die Geburtsklinik zu fahren. Doch bis der Muttermund weit genug geöffnet ist, damit die Geburt beginnt, dauert es oft viele Stunden.
Ich habe die ersten Geburtswehen um 3 Uhr morgens gespürt. Erst am Abend um 22 Uhr waren die Wehen so stark, dass wir ins Krankenhaus gefahren sind.
Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund bereits einige Zentimeter geöffnet und die Fruchtblase platzte kurz darauf.
Hätten wir schon den ganzen Tag im Krankenhaus verbracht, wäre das viel anstrengender und psychisch belastender gewesen.
Austreibungswehen und Presswehen
Wenn Wehen etwa alle drei Minuten kommen und etwa eine Minute andauern, spricht man von Austreibungswehen. Diese weiten den Geburtskanal und sind die wahrscheinlich schmerzhaftesten Wehen.
Ich erinnere mich, dass ich in dieser Phase einfach nur wollte, dass es vorbei ist. Der Druck nach unten und der damit verbundene Schmerz scheint fast unerträglich.
Danach kommen die Presswehen während der Austreibungsphase, die bei der ersten Geburt bis zu vier Stunden dauern kann. Dabei haben Frauen den unwillkürlichen Drang, zu drücken. Das Baby wird jetzt aus der Gebärmutter durch den Geburtskanal gedrückt.
Manchmal kommt es vor, dass die Hebamme gebärende Frauen auffordert, mit dem Pressen noch etwas zu warten, weil der Muttermund nicht ganz geöffnet ist. Das ist höchst unangenehm, denn der Pressdrang ist nur schwer zu unterdrücken.
Vorzeitige Wehen
Von vorzeitigen Wehen spricht man, wenn geburtsrelevante Wehen vor der 36. Schwangerschaftswoche, meist noch weitaus früher, auftreten.
Wenn Du also eines der Anzeichen echter Wehen erkennst und noch vor der 36. SSW bist, solltest Du auf jeden Fall ins Krankenhaus oder einen Arzt aufsuchen:
- Wehen kommen regelmäßig
- Wehen nehmen an Intensität und Länge zu
- Schmerzen strahlen in Rücken, Lendenbereich oder Beine aus
- Druckgefühl nach unten
Außerdem solltest Du Dich immer untersuchen lassen, wenn
- Du Blutungen hast
- Fruchtwasser abgeht
Vorzeitige Wehen können für Dein Baby wirklich gefährlich werden und im schlimmsten Fall zu einer Früh- bzw. Fehlgeburt führen.
Der Arzt wird klären, ob eine medikamentöse Behandlung mit Wehenhemmern und Bettruhe nötig sind.
Vorzeitige Wehen können auch durch aufsteigende vaginale Infektionen verursacht werden.
Eigenschaften von vorzeitigen Wehen:
- treten vor der 36. SSW auf
- sind muttermundswirksam
- können zu einer Fehl- bzw. Frühgeburt führen
- bedürfen ärztlicher Untersuchung
- sind unregelmäßig
- Schmerzen können sehr stark sein und ausstrahlen
- werden begleitet von einem Druckgefühl nach unten
Nachwehen: So lange können die Wehen nach der Geburt andauern
Nachgeburtswehen
Wenn Du Dein Baby dann bereits in den Armen hältst, folgen noch einmal ganz leichte Wehen. Dabei zieht sich die Gebärmutter noch einmal zusammen und die Plazenta wird abgestoßen.
Nach allem, was vorher passiert war und mit dem Baby im Arm habe ich persönlich diese Wehen nicht mehr wirklich wahrgenommen.
Die Hebamme hat mich dazu aufgefordert, noch einmal kräftig zu drücken und hat dann die Plazenta bzw. Nachgeburt untersucht.
Nachwehen
Auch einige Tage nach der Geburt kommt es bei vielen Frauen zu weiteren Nachwehen. Diese sind allerdings meist wirklich nicht stärker als Regelschmerzen oder Bauchkrämpfe.
Nachwehen sorgen dafür, dass sich die Gebärmutter weiter zurückbildet und der Wochenfluss langsam weniger wird.
Mein Tipp nach meiner Geburtserfahrung: Hab keine Angst vor der Geburt
Obwohl meine Geburt wirklich schmerzhaft, traumatisierend und nicht ideal war, würde ich trotzdem nicht sagen, dass eine Schwangere davor allzu große Angst haben muss.
Ich hatte einen oben beschriebenen Wehensturm, das bedeutet, dass ich viele Stunden ohne Pause Schmerzen hatte. Ohne PDA.
Das kannst Du aber auch in meinem Geburtsbericht nachlesen.
Allerdings war das faszinierende an diesem Schmerz, dass er immer gerade so stark war, dass ich es noch aushalten konnte.
Ich weiß noch, wie ich dachte: “Wenn der Schmerz noch ein bisschen stärker wird, dann brauche ich eine PDA oder Schmerzmittel!” Er wurde aber tatsächlich nie stärker, als ich es aushalten konnte.
Während Männer während der Geburt meist hilflos daneben stehen und zu Recht überfordert sind, bist Du als Frau ganz bei Dir. In Dir.
Alles, was ich im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatte, war mir völlig egal.
Ich wollte von meinem Mann nicht angefasst werden, nichts essen oder trinken, meine Konzentration war einzig auf dem, was da in mir geschieht. Und ich wusste, egal wie unerträglich schmerzhaft die Situation auch war, dass es irgendwann vorbei sein würde.
Das ist das einzige, was in diesem Moment noch zählt. Aushalten, bis es vorbei ist. Dein Körper weiß intuitiv, was zu tun ist.
Wenn Du zu den Frauen gehörst, die große Angst vor der Geburt haben, würde ich Dir empfehlen, ein gutes Buch über Hypnobirthing, Freie Geburt oder Alleingeburt zu lesen.
Die Erfahrungen und Erlebnisse solcher Frauen haben mich nach der traumatischen Geburt bekräftigt, mir ein zweites Kind zu wünschen.
Sei Dir allerdings vor allem beim Thema Hypnobirthing im Klaren, dass das nicht für alle Erstgebärenden funktioniert.
Und auch ganz wichtig: Setze Dich nicht unter Druck, die perfekte, schmerzfreie Geburt zu haben.
Und hier noch ein kleiner Auszug daraus, wie sich Wehen anfühlen aus Sicht von Müttern:
Frage an alle Mütter: Wie würdet ihr den Wehenschmerz beschreiben?
— Hanna (@rubbelmama) 11. September 2018
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