Mein erstes Baby habe ich zwei Tage übertragen. Viele Frauen müssen in der Schwangerschaft aber viel länger warten und werden verständlicherweise nervös, wenn der vom Arzt errechnete Entbindungstermin naht oder überschritten ist. Eine Geburtseinleitung in der Klinik ist nicht gerade die Traumvorstellung, wie eine natürliche Geburt beginnen soll und so fragen sich viele Frauen, ob sie nicht vorher schon etwas tun können, um die Geburtswehen auszulösen. Tatsächlich gibt es da einige Maßnahmen, denen so eine Wirkung nachgesagt wird, unter anderem verschiedene Lebensmittel und Getränke.
Welche Lebensmittel können (vorzeitige) Wehen fördern und anregen? Und funktioniert das wirklich?
Themen des Beitrags
Wehen fördern: Wenn das Baby sich Zeit lässt, denkst Du auch darüber nach
Wenn auch Du schon nahe am oder über dem ET bist und Dir Sorgen machst, zunächst einmal die gute Nachricht: Es ist vor allem in der ersten Schwangerschaft sehr häufig, dass die diese länger dauert als die gerechneten 40 Wochen. Der errechnete Entbindungstermin ist ein rein rechnerischer Wert aus allen Schwangerschaften und hat keinerlei Aussagekraft darüber, ob es Deinem Baby auch danach noch gut geht.
Und: Es ist auch ganz normal, dass es vorher Anlass zur Hoffnung gab, das Baby würde etwas früher kommen. Manchmal ist es ein Kommentar der Hebamme oder eine Größenvermessung des Arztes, die einen aufhorchen lässt.
Und die letzten Wochen der Schwangerschaft sind meist wirklich beschwerlich und es wäre schön, sie abkürzen zu können. Doch die Wahrheit ist, ab etwa der Hälfte der Schwangerschaft wächst und entwickelt sich jedes Baby in seinem eigenen Tempo und niemand kann vorhersagen, wann die Geburt anfängt. Deshalb solltest Du die Anzeichen kennen, die darauf deuten, dass die Geburt kurz bevorsteht.
Wehen fördern – Was hilft wirklich?
Mit Hausmitteln und anderen Maßnahmen lässt sich dieser Prozess wahrscheinlich nicht beschleunigen. Denn auch wenn es viele Geschichten darüber gibt, welche Lebensmittel angeblich (vorzeitige) Wehen fördern, bewiesen ist das nicht.
Es gibt also keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass diese Mittel wirken. Sonst würden sie hoffentlich in den Kliniken eingesetzt, statt Zugänge zu legen und derart heftig in den Hormonhaushalt der Schwangeren und den Geburtsverlauf einzugreifen.
Heißt im Klartext: Wenn Du zu vorzeitigen Wehen neigst, sei mit diesen Lebensmitteln und anderen wehenfördernden Maßnahmen tatsächlich vorsichtig. Dazu rät Dir dann wahrscheinlich auch Dein Arzt.
Wenn Du die Geburt einleiten möchtest, kannst Du Lebensmittel, die angeblich Wehen fördern, ausprobieren – aber rechne nicht damit, dass es sicher zum Erfolg führt.
Sicherheitshalber würde ich in aller Ruhe eine Methode nach der anderen versuchen. Einfach deshalb, weil es auch keinen sicheren Beleg dafür gibt, dass die Mittel nicht doch wirken. Zumindest bei manchen Frauen.
Wehenförderndes Essen & Lebensmittel: Dieses Stoffe und Nahrungsmittel können (angeblich) Wehen auslösen
Hier folgt eine Liste der Wirkstoffe, die teilweise seit Jahrtausenden eingesetzt werden, um die Geburt anzuregen. Wenn Du zu vorzeitigen Wehen neigst, solltest Du diese Inhaltsstoffe in Lebensmitteln zur Sicherheit meiden, denn diese können angeblich Wehen fördern und auslösen.
Viele dieser Stoffe wirken, indem sie die Verdauung anregen oder abführend wirken. Weil die Verdauungsmuskulatur so nahe am Gebärmuttermuskel ist, sollen möglicherweise auch Wehen ausgelöst werden.
Wehenfördernde Lebensmittel und Inhaltsstoffe:
- Chinin: Diesen Bitterstoff findest Du in Tonic Limonade und Bitterlemon
- Papain: Dieses Enzym kommt in hoher Konzentration in unreifer Papaya vor und fördert die Verdauung.
- Gewürze und Kräuter: Zimt, Curry, Majoran, Thymian, Nelken, Ingwer,Koriander, Salbei, Anis, Eisenkraut, Fenchel, Himbeerblätter und Liebstöckel – Achtung, in kleinen Mengen passiert da mit Sicherheit nichts, Du kannst also weiterhin indisch oder italienisch essen, ohne mit Wehen rechnen zu müssen. Nur in großen Mengen stehen diese Pflanzen im Verdacht, Wehen zu fördern. Viele davon sind deshalb auch in Wehen- oder Schwangerschaftstees enthalten.
- scharfes Essen: Chili und Co. fördert die Verdauung.
- Ananas: Enzyme in der Ananas stehen im Verdacht, den Muttermund weicher zu machen
- Abführende Substanzen, z.B. Abführmittel, Zuckerersatzstoffe in Bonbons und Kaugummis
- Himbeerblättertee
Rizinusöl und Wehencocktail
Rizinusöl ist ein starkes Abführmittel und immer Bestandteil sogenannter Wehencocktails. Jede Hebamme hat da so ihr eigenes Rezept, manchmal wird das Rizinusöl auch nur in ein Glas Saft eingerührt. Weil dieser Wirkstoff tatsächlich eine starke Wirkung hat, bitte nur zusammen mit Hebamme und niemals vor dem ET anwenden.
Es gibt auch Berichte von Frauen, bei denen keinerlei Wehen ausgelöst wurden, die aber stattdessen mit Übelkeit und Durchfall zu kämpfen hatten. Das bringt Dich so kurz vor der Geburt sicherlich nicht weiter, also im Zweifel lieber langsam anfangen und nicht überdosieren. Ein Wehencocktail wirkt vor allem, weil er abführende Wirkung hat. Dies kann, muss aber nicht Wehen auslösen. In jedem Fall führt es zu Durchfall und zu einem Flüssigkeitsverlust bei der Schwangeren. Das schwächt den Körper, der ja kurz darauf auch eine Geburt meistern soll. Außerdem kann es den Darm schädigen und könnte sogar die Sauerstoffversorgung Deines Babys beeinträchtigen.
Nahrungsmittel zur Geburtseinleitung: Funktionieren diese Lebensmittel wirklich?
Ob es nun hilft, diese Nahrungsmittel in größeren Mengen zu verzehren, wenn man die Geburt einleiten, also das Baby z.B. über dem ET ist? Das ist wie gesagt fraglich bzw. umstritten. Die meisten Ärzte und Hebammen sagen, dass Wehen nur ausgelöst werden können, wenn im Körper die entsprechende Bereitschaft vorhanden ist.
Nicht jede Frau ist gleich anfällig für Wehen und wehenauslösende Lebensmittel. Manche können die gesamte Schwangerschaft große Mengen davon zu sich nehmen und die Wehen beginnen erst mit der Geburt. Andere müssen von Anfang an vorsichtig sein, weil sie zu vorzeitigen Wehen neigen.
Du musst also immer Deine persönliche Situation und Veranlagung in Betracht ziehen. Es macht auch Sinn, vorher eine Hebamme zu fragen. Sie kann Dir sagen, was wie wirkt und welches Lebensmittel, die Wehen anregen kann und was in Deiner Situation am besten geeignet ist.
Wehen natürlich fördern mit Hausmittel ab SSW 40
Natürlich gibt es außer Lebensmitteln und Getränken auch weitere Maßnahmen, die Du versuchen kannst, um die Geburtswehen schneller auszulösen und Wehen anzuregen. Die folgenden Tipps sollten nicht vor der 40. Schwangerschaftswoche angewendet werden.
15 Tipps, um Wehen zu fördern und die Geburt auszulösen:
- Spaziergänge, Tanzen
- Beckenkreisen
- Himbeerblättertee trinken
- Zimt
- Akupunktur
- Homöopathie
- Leichte körperliche Betätigungen (Putzen)
- Leichter Sport
- Brustwarzenstimulation
- Scharfes Essen
- Baden (warmes Bad mit 38°C)
- Sex
- Massagen (Fußreflexzone und Bauchmassage)
Die Wirksamkeit ist nicht medizinisch nachgewiesen.
Wehen auslösen und Geburt einleiten in der Klinik
Wenn Du in Deutschland den ET überschritten hast, solltest Du alle zwei Tage zum Ultraschalltermin zum Arzt oder in die Klinik. Dort wird überprüft, ob es Deinem Baby noch gut geht und ob genügend Fruchtwasser zur Verfügung steht. Denn auch wenn bei den allermeisten Übertragungen gar nichts passiert und auch in der 43. oder 44. Schwangerschaftswoche kerngesunde Babys herauskommen, so stellt im medizinischen Sinne das Überschreiten des ET ein Risiko dar.
Nach 10-14 Tagen wird Dir deshalb eine Geburtseinleitung in der Klinik dringend ans Herz gelegt. Zwingen kann Dich natürlich niemand.
Dort gibt es dann verschiedene Maßnahmen, um die Geburtswehen auszulösen:
- Nelkenöltampon
- Prostagladin-Gel auf den Muttermund
- Wehentropf
- Medikamentöse Geburtseinleitung
- Eipollösung
Je nachdem, ob Dein Baby schon bereit ist und das Köpfchen auf den Muttermund drückt, schlagen diese Maßnahmen schneller oder weniger schnell an.
Ob eine Einleitung zu einer schmerzhafteren und schwierigeren Geburt führt, hängt darum auch immer mit der persönlichen Situation von Mutter und Kind zusammen.
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