Die richtige Ernährung in der Schwangerschaft ist gar nicht so einfach – das weiß ich aus eigener Erfahrung. Gesund soll es sein, ausgewogen und regelmäßig. Und dann sind da noch all die verbotenen Lebensmittel wie rohes Fleisch oder alkoholhaltige Naschereien. Und dann gibt es da noch die Lebensmittel, bei denen es darauf ankommt. Bei denen viel diskutiert wird und niemand so genau weiß: Eis zum Beispiel! Dürfen Schwangere Eis essen?
Diese Frage beantwortet Dir dieser Artikel mit allen Wenn und Abers über die verschiedenen Eissorten.
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Dürfen Schwangere Eis essen?
Die gute Nachricht vorne weg: Wenn Du gerade aus der Eisdiele oder dem Supermarkt kommst und Dir ein leckeres Mövenpick, Ben and Jerry’s, Häagen Dasz, Cornetto oder ein Eis am Stiel wie Magnum gekauft hast, gibt es keinen Grund zur Panik. Auch wenn theoretisch bei manchen Eissorten die Gefahr einer Ansteckung mit Salmonellen, Listerien, Campylobacter und anderen Keimen besteht, ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr gering.
Viele dieser Keime kommen in unserer Umgebung und Ernährung ständig vor. Listerien zum Beispiel findest Du zu Hauf in Deinem Kühlschrank – trotzdem wirst Du in aller Regel davon nicht krank. Nur, wenn die Dosis so hoch ist, dass Dein Immunsystem damit nicht mehr zurecht kommt, erfolgt eine Infektion.
Es müssen also schon verschiedene ungünstige Faktoren zusammen kommen, damit Du Dich in der Schwangerschaft an einem Eis eine bakterielle Infektion holst. In den allermeisten Fällen sind die hygienischen Standards aber hoch genug, um das zu vermeiden. Vor allem Eisdielen und Läden, die es schon sehr lange gibt, haben höchstwahrscheinlich keine Probleme – denn sonst hätten sich schon andere Menschen angesteckt und das Gesundheitsamt hätte die Zustände dort überprüft.
Nun aber zu den Details. Warum sagen manche Quellen, dass man Eis in der Schwangerschaft lieber meiden sollte?
Das liegt vor allem an Eis aus der Eisdiele, das früher unter teils nicht so hygienischen Zuständen hergestellt wurde, wie heute.
Ist Eis aus der Eisdiele gefährlich für Schwangere?
So heißt es immer wieder, dass das Eis aus der Eisdiele Salmonellen, Listerien oder Coli-Bakterien übertragen könne. Auch wenn solche Infektionen gut behandelbar sind, können sie für Schwangere bzw. das ungeborene Baby trotzdem gefährlich werden.
Bei Salmonellen in der Spätschwangerschaft zum Beispiel besteht die Gefahr, dass sich das Baby bei der Geburt anstecken könnte. Deshalb wird bei einer akuten Infektion ein Kaiserschnitt durchgeführt – die wenigsten Mütter wünschen sich das. Listerien können bei der Mutter zu keinen oder nur leichten Symptomen führen, sodass sie eventuell unbehandelt bleiben und sich auf das Ungeborene übertragen. Dann droht eine Fehl- oder Frühgeburt. Die meisten Bakterien, um die es in der Diskussion geht, sind allerdings ganz normale Darmbakterien, z.B. Coli-Bakterien. Diese lösen – teils starken – Durchfall aus, sind aber in den seltensten Fällen gefährlich und lassen sich gut behandeln.
Die Frage ist also für Schwangere hauptsächlich: Kann Eis aus der Eisdiele Salmonellen oder Listerien enthalten?
Aktuelle Untersuchung mit Proben aus Eisdielen und Cafes
Das Hessische Landeslabor untersuchte im Juli 2017 insgesamt 259 Eisproben aus Eisdielen und Cafés. Dabei enthielt keine der Proben Listerien oder Salmonellen.
Zwar wurden in 40 der Proben herkömmliche Darmbakterien nachgewiesen, allerdings führen diese, wie oben beschrieben “nur” zu unangenehmem, eventuell behandlungsbedürftigen Durchfall. Verursacht wird so eine Verunreinigung mit Darmbakterien, wenn sich Mitarbeiter nicht regelmäßig nach der Toilette die Hände waschen.
Keim-Quellen in Eisdielen
Auch über die Zutaten, vor allem über die Milch, können Keime ins Eis gelangen. Durch Gefrieren werden sie nicht getötet, nur abkochen hilft. Deshalb wird heute bei der Herstellung von Milcheis und Speiseeis in der Eisdiele die Milch so gut wie immer abgekocht. Sicherheitshalber kannst Du auch nachfragen, wie das Eis hergestellt wird, also ob die Milch erhitzt wird.
Wenn Keime einmal im Eis sind, ist das noch nicht unbedingt gesundheitsschädlich. Nur, wenn sie sich auch entsprechend vermehren können, bekommst Du Durchfall. Das passiert in Eisdielen, wenn der Eisportionierer in warmem, stehendem Wasser gereinigt oder immer mit demselben Lappen abgewischt wird.
Außerdem muss das Eis nach der Herstellung durchgehend gekühlt werden – ist dies nicht der Fall, können sich Bakterien rasend schnell vermehren.
Übrigens: Auch Sahne ist gefährlich – mehr als 50% der Sahne-Proben enthielten Keime.
Auch die Lebensmittelinstitute Braunschweig und Oldenburg kommen bei ihren jährlichen Untersuchungen zu ähnlichen Ergebnissen: Nur in zwei der 1185 entnommenen Proben wurden Listerien festgestellt. Allerdings war die Konzentration hier so gering, dass sie nicht gesundheitsbedenklich ist.
Vorsicht bei Eis mit Roh-Ei
Trotz dieser Ergebnisse raten nach wie vor viele Ärzte davon ab, Eis zu essen, das mit Roh-Ei hergestellt wurde. Wenn Du Dich sicherer fühlst, wähle einfach eine andere Sorte.
Eis mit Eierlikör
Was Du natürlich wirklich meiden solltest, ist Eierlikör Eis in der Schwangerschaft. Denn Alkohol ist für Dich als Schwangere absolut tabu. Auch in kleinen Mengen.
Fruchteis & Sorbet
Reines Fruchteis (ohne Milch oder Ei) bzw. Sorbet dagegen ist in der Schwangerschaft auch aus der Eisdiele kein Problem. Die Bakterien vermehren sich vor allem in Milchprodukten gerne.
Es lässt sich also sagen, dass Eis aus der Eisdiele in der Schwangerschaft im schlimmsten Fall zu starkem Durchfall führt. Eine Gefahr für Dein ungeborenes Baby ist dagegen sehr unwahrscheinlich.
Sollten Schwangere lieber industrielles, abgepacktes Eis essen?
Auch für abgepackte Lebensmittel gelten sehr strenge Hygienestandards, die auch regelmäßig überprüft werden. Darum gehst Du mit abgepacktem Eis aus dem Supermarkt wie Mövenpick Eis, Ben and Jerry’s, Magnum oder Florida Eis in der Schwangerschaft noch weniger Risiko ein, als mit dem Eis aus der Eisdiele.
Wenn Du Dich fragst, ob Du industrielles Eis mit Ei in der Schwangerschaft essen kannst, habe ich gute Neuigkeiten: Ei wird als Emulgator nur in kleineren Betrieben bei manueller Eisherstellung verwendet. Die Industrie nimmt dazu Johannisbrotkernmehl oder andere Emulgatoren. Du kannst also ohne Bedenken industriell hergestellte Eissorten essen, die in der Eisdiele rohes Ei enthalten.
Einzig wenn die Kühlkette deutlich unterbrochen wurde, können sich Bakterien vermehren. Wenn Du also ein Eis in der Packung kaufst und deutlich sehen kannst, dass es bereits angetaut war, solltest Du es sicherheitshalber in der Schwangerschaft nicht mehr essen.
Softeis
Lange hatte Softeis einen sehr schlechten Ruf. Schwangeren, Kindern oder Menschen mit schwachem Immunsystem wurde geraten, sich von Softeis, wie zum Beispiel McDonald’s Eis, fern zu halten, denn es könnte Salmonellen oder andere gefährliche bakterielle Infektionen verbreiten.
Heute sind die Hygiene-Standards der Softeis-Maschinen um ein Vielfaches besser und die Eismischung wird pasteurisiert. So haben Keime keine Chance – zumindest, solange die Maschine ordentlich gereinigt und verwendet wird.
Milchshakes
Wenn Speiseeis zur Herstellung von Milchshakes verwendet wird, gelten dieselben Richtlinien wie oben: Industriell hergestelltes Eis ist sicher, wenn die Kühlkette eingehalten wurde. Bei selbstgemachtem Eis bzw. Eis aus der Eisdiele kannst Du auf Nummer Sicher gehen, wenn Du dich über die Hygiene-Standards informierst und sicher gehst, dass kein Alkohol oder rohes Ei enthalten ist.
Wenn der Milchshake nur aus Milch und frischem (!) Obst besteht, gibt es keinen Grund zur Sorge.
Vorsicht beim Eis essen im Urlaub
Aufpassen beim Eis solltest Du, wenn Du zum Beispiel im Urlaub bist. Es gibt viele Länder, in denen die Lebensmittelstandards und Regulatorien nicht so streng kontrolliert werden wie in Deutschland. Solltest Du zum Beispiel im Ausland als Schwangere Eis essen wollen, überzeuge Dich in erster Linie über die vorherrschende Hygiene und welchen Eindruck das Eis auf Dich macht.
In vielen asiatischen Ländern sollten Europäer besser darauf verzichten, Leitungswasser zu trinken und deshalb auch Eiswürfel meiden. Wassereis ist dort zum Beispiel sehr beliebt und wenn Du welches siehst, mach lieber einen Bogen drum herum, denn Du weißt nicht, wie gut hier die Kühlkette eingehalten wurde. Wir haben zum Beispiel bei unserem Bali Aufenthalt oft erleben dürfen, dass auch abgepacktes Eis zu Durchfall führen kann.
Noch dazu wird in Cafes und Restaurants nicht selten das Geschirr den ganzen tag mit dem gleichen kalten schmutzigen Wasser gesäubert. Ich würde deshalb als Schwangere besser auf Eis verzichten.
Fazit: So gehst Du beim Eisessen in der Schwangerschaft auf Nummer sicher
Du darfst als Schwangere also Eis essen, ohne Dich übermäßig sorgen zu müssen. Natürlich kann aber niemand zu 100% garantieren, dass keine pathogenen Keime enthalten sind. Dieser Fakt gilt aber nicht nur für Eis, sondern für alle Lebensmittel und die gesamte Schwangerschaft. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Trotzdem scheint es so zu sein, dass Eis kein erhöhtes Risiko darstellt und Du es bedenkenlos genießen kannst.
Wenn Du trotzdem noch etwas sicherer gehen willst, befolge diese Tipps:
- meide Eisdielen, die Dir unhygienisch vorkommen bzw. erkundige Dich über Hygiene-Standards (Reinigung des Eislöffels, Abkochen der Milch)
- meide Eis aus der Eisdiele mit Roh-Ei
- iss kein Eis mit Alkohol
- wenn ein abgepacktes Eis offensichtlich schon angetaut war, verzichte lieber darauf
Hast Du noch Fragen zum Thema “Dürfen Schwangere Eis essen”? Schreib es mir in die Kommentare.
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