Das Alter, in dem Frauen und Männer Eltern werden, steigt seit Jahren kontinuierlich. 2019 waren laut dem Statistischen Bundesamt Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes 30,1 und Männer 34,6 Jahre alt. Entnimmt man demselben Amt die Daten für Geburtsabstände, steigen im Schnitt auch die Jahre, die zwischen den Geburten der Kinder liegen. So ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Frauen ihr drittes Kind mit 40 bekommen. Wenn auch Du überlegst, ob ein drittes Kind mit 40 eine gute Idee, ist welche Vor- und Nachteile das mit sich bringen würde und ob Du den Schritt wirklich wagen sollst, helfen Dir meine Überlegungen hoffentlich weiter.
Themen des Beitrags
Wie „normal“ ist ein drittes Kind mit 40?
Es ist nur logisch, dass Du beim dritten Kind im Schnitt älter bist als beim ersten Kind. Doch die 40er-Marke zu überschreiten, bringt Dich vielleicht noch einmal mehr zum Grübeln: Bin ich zu alt? Wie wird mein Umfeld darauf reagieren? Ist der Altersunterschied zu den Geschwistern vielleicht schon so groß, dass der Bezug fehlen könnte?
Tatsächlich liegt der Altersdurchschnitt einer Mutter bei der Geburt des dritten Kindes bei 33 Jahren (Statistisches Bundesamt). Das bedeutet, dass Frauen, die mehr als zwei Kinder bekommen, häufig auch jünger sind, wenn sie ihr erstes zur Welt bringen. Auch wenn eine Geburt mit über 40 also immer häufiger vorkommt, ist ein drittes Kind mit 40 trotzdem nicht wirklich „normal“. Doch nur weil etwas nicht dem Standard entspricht, heißt es noch lange nicht, dass es schlecht ist. Welche Chancen und Risiken das Alter und der Zeitpunkt mitbringen, variiert je Gesundheit der Mutter, aber auch nach dem persönlichen
Umfeld.
Wie steht Dein soziales Umfeld dazu?
Je nachdem, wie kinderreich Dein Umfeld ist, werden auch die Kommentare ausfallen, die Du mit Verkündung der Schwangerschaft mit 40 (oder der Idee, ein drittes Kind mit 40 bekommen zu wollen) bekommst. Drei Kinder sind immerhin doppelt so viel wie die aktuelle Geburtenziffer in Deutschland, wonach jede Frau im Schnitt 1,54 Kinder bekommt. Neben dem Alter ist die Anzahl der Kinder daher schon ein möglicher Diskussionspunkt.
Doch welche Umstände oder Kommentare können Dich wirklich treffen? Der Umstand, dass Du vielleicht die älteste Mutter beim Elternabend bist? Dass Deinem Kind vielleicht der Anschluss bei den Familienfeiern fehlt? Nun, das sind wohl eher keine weltbewegenden Gründe, die Einfluss auf eine so wichtige Entscheidung nehmen sollten. Wenn Du Dich Deinem sozialen Umfeld öffnest und zu Deiner Entscheidung stehst, dann wird es hier vermutlich weniger Hürden geben als Du denkst. Psychologen gehen davon aus, dass Status und Bildungsstand im höheren Alter eher gefestigt sind. Daher können Kinder sowohl bei ihren Eltern als auch innerhalb deren Umfelds davon profitieren.
Gesundheitliche Vor- und Nachteile abwägen
Den Mutterschaftsrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses gilt eine Schwangerschaft ab 35 Jahren als Risikoschwangerschaft. Aus medizinischer Sicht nimmt die Qualität der Eizellen rapide ab und die Zahl von Erkrankungen, wie dem Down-Syndrom oder Fehlgeburten, nimmt rapide zu.
Eine 40-jährige Frau hat ein etwa doppelt so hohes Abortrisiko wie eine 20-Jährige. Eine genaue medizinische und vor allem individuelle Aufklärung sollte vom Frauenarzt eingeholt werden. In dem Alter empfiehlt sich vor allem eine sehr engmaschige Betreuung der Schwangeren. Zudem können regelmäßige Kontrollen Deine Ängste abbauen. Die Krankenkassen empfehlen mit steigendem Alter der werdenden Mutter auch zusätzliche Untersuchungen.
Mit 40 das dritte Kind zu erwarten anstatt des ersten Kindes, kann aus medizinischer Sicht sogar von Vorteil sein. Wenn Du bereits Kinder ohne besondere Komplikationen geboren hast, dann stellt auch ein drittes Kind mit über 40 erst einmal kein Problem dar. Weitere Faktoren, die wie bei jeder Schwangerschaft in allen Altersgruppen wichtig sind, sind der allgemeine Fitness- und Gesundheitszustand.
Was möchtest Du für Dich selbst?
Je nachdem, ob Du bereits schwanger bist oder das dritte Kind mit über 40 gerade planst: Hör in Dich hinein und beantworte Dir selbst die Frage, ob Du nochmal schwanger sein möchtest und kannst. Fühlst Du Dich körperlich und mental fit genug dafür? Was spricht für eine weitere Schwangerschaft und was könnte dagegensprechen?
Sei Dir im Klaren darüber, dass, je nachdem wie alt und selbstständig Deine ersten beiden Kinder sind, Du Deine gewonnene Freiheit und Unabhängigkeit erst einmal wieder abgeben musst, wenn Du mit 40 das dritte Kind bekommst. Wie viel bist Du für ein drittes Kind mit 40 bereit in Kauf zu nehmen? Wie sehr wünschst Du Dir nochmal ein eigenes Baby im Arm zu halten?
Familienzuwachs: Das betrifft Mama, Papa und die Geschwister
Ein neues Baby wühlt das Familienleben noch einmal ordentlich auf. Für die Geschwisterkinder ist es sehr wichtig auf die kommende Familiensituation vorbereitet zu werden. Eifersucht ist völlig normal und muss in der Gewöhnungsphase aufgearbeitet werden – zusammen als Familie. Wer wird künftig welche Rolle einnehmen? Wie können die älteren Geschwister unterstützen und gleichzeitig genug Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen?
Schwanger mit 40 kann beim dritten Kind auch bedeuten, dass die ersten beiden Kinder schon so selbstständig sind, dass Du mehr Zeit für Dich und Dein Baby hast. Zudem kann sich das dritte Kind die Selbstständigkeit der Älteren abgucken und von ihnen lernen. Einen perfekten Altersabstand zwischen Kindern gibt es jedoch nicht. In jedem Fall ist es wichtig, aktiv an der Geschwisterbeziehung zu arbeiten, um den Familienfrieden auch zu fünft zu meistern.
Was bedeutet ein drittes Kind mit über 40 für die Partnerschaft?
Bis das Kind uns scheidet? Nicht ganz! Ein drittes Kind mit 40 kann sehr viel mehr Vorteile als Nachteile mit sich bringen. Ihr habt bereits zwei Kinder groß gezogen und damit eine große Bewährungsprobe bestanden. Eure emotionale Verbundenheit ist mit den ersten Kindern gewachsen und kann einen guten Nährboden für das Familienglück zu fünft sein.
Du kannst bereits erahnen, welche Schwierigkeiten euch bevorstehen und Deine Erfahrungen von den ersten beiden Kindern mitnehmen: Zum Beispiel regelmäßige Date Nights einplanen und offen über Gefühle, Sorgen und Wünsche zu sprechen. Schwierig wird es allerdings, wenn der Wunsch zum dritten Kind mit 40 nur von einer Person ausgeht, nicht aber von beiden. Das bringt noch ganz andere Schwierigkeiten und Diskussionspunkte mit sich. In diesem Fall ist Offenheit der beste Weg.
Finanzen und Karriere: Was Du beim dritten Kind mit 40 beachten solltest
Wie hoch die Kosten eines Kindes sind, hat das Statistische Bundesamt das letzte Mal 2013 berechnet. Je nach Alter kosteten Kinder damals 519 Euro (0-6 Jahre), wobei die Ausgaben mit dem Alter der Kinder steigen. Ein drittes Kind ist dementsprechend eine dreifache finanzielle Belastung. Die gute Nachricht ist jedoch, dass Du durchschnittlich mit jedem weiteren Kind weniger zahlst, wie zum Bespiel durch die Weitergabe von Kleidung.
Wie bei den beiden vorherigen Kindern ist es auch beim dritten wichtig, sich im Vorfeld Gedanken über die künftige finanzielle Situation zu machen und genau zu berechnen, wie ihr euer Familienleben zu fünft finanziert. Kannst Du Dir den weiteren Nachwuchs überhaupt leisten? Neben den monatlichen Ausgaben kommt hinzu, dass Du ein drittes Mal im Berufsleben ausfallen wirst. Der dadurch bedingt Finanzausfall wird als „Motherhood Lifetime Penalty beschrieben“. Der Bertelsmann-Stiftung zufolge büßen Frauen mit drei Kindern durchschnittlich 70 % ihres Lebenserwerbseinkommen im Vergleich zu kinderlosen Frauen ein.
Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich, dass Eltern über 40 mehr verdienen und bereits die Karriereleiter einen großen Schritt nach oben geklettert sind. Tatsächlich verschieben viele Frauen unter 30 sogar ihren Kinderwunsch explizit, um zunächst Karriere zu machen. Ganze 42 % der 18 bis 29-Jährigen wollen erst Karriere machen und dann eine Familie gründen, wie eine Umfrage der Online-Arztpraxis Zava zeigt.
Fazit: Drittes Kind mit 40 — ja oder nein?
Jedes (weitere) Kind bedeutet eine große Veränderung für Dich und Deine Familie. Das dritte Kind mit 40 zu bekommen, ist noch einmal eine ganz besondere Situation. Aus medizinischer Sicht sind mehr Schwierigkeiten als bei einer Geburt im jüngeren Alter wahrscheinlich. Persönlich und partnerschaftlich gibt es hingegen recht viele Vorteile. Ihr habt bereits zwei Kinder großgezogen und kennt die Herausforderungen und mögliche Konfliktherde. Dazu zählen auch die finanziellen Mittel: Kannst Du Dir ein drittes Kind leisten? Mit 40 ist es immerhin wahrscheinlicher, dass Du und Dein Partner finanziell gut aufgestellt seid. Aus finanzieller Sicht ist es daher besser, das dritte Kind mit 40 zu bekommen als mit 25. Ganz am Anfang stehen jedoch Deine persönlichen Wünsche und Gefühle: Bist Du bereit für ein drittes Kind trotz oder weil Du schon 40 bist? Offenheit gegenüber Dir selbst und Deinem Partner hilft die Vor- und Nachteile abzuwägen.
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