“Hauptsache gesund”, heißt es ja so schön. Das ist natürlich richtig, trotzdem wünschen sich manche Paare zusätzlich zu einem gesunden Baby auch speziell einen Jungen oder ein Mädchen. Ich zum Beispiel habe schon einen gesunden Jungen und hätte sehr gerne auch ein Mädchen, sollte ich ein zweites Mal schwanger werden. Ein chinesischer Empfängniskalender kann das Geschlecht des Babys angeblich vorhersagen. Doch wie soll das funktionieren und kann man sich darauf wirklich verlassen?
Themen des Beitrags
Was ist ein Chinesischer Empfängniskalender?
Der chinesische Empfängniskalender ist eine simple Tabelle, auf der Du angeblich das Geschlecht Deines Babys ablesen kannst. Er wurde vermutlich im 13. Jahrhundert von einem chinesischen Wissenschaftler entworfen und beruht auf dem alten chinesischen Kalender Xià Lì (“Bauernkalender”), welcher sich an den Mondphasen orientiert. Deshalb bezieht sich die Altersangabe im chinesischen Empfängniskalender auch heute noch auf das sogenannte Mondalter, wie vor fast 1000 Jahren. Damit gemeint ist das Alter einer Frau seit ihrer Zeugung, also das normale Alter plus 10 Monate (266 Tage).
Alles, was Du zum Deuten des chinesischen Empfängniskalenders brauchst, sind zwei Variablen:
- Monat der Empfängnis
- Mondalter der Mutter
Ursprünglich, so die Mutmaßungen, wurde der Kalender entworfen, um dem Kaiser von China einen männlichen Erbfolger zu sichern. Doch auch im 20. Jahrhundert in Zeiten der Ein-Kind-Politik in China (1979-2015) schien eine solche Planungshilfe für männlichen Nachwuchs erneute Brisanz zu erhalten.
Wenn er damals funktioniert hätte, würde das vermutlich auch heute gelten, denn der weibliche Zyklus und die Zeugung funktionieren heute nach denselben Naturgesetzen.
Damit könnte man den chinesischen Mondkalender auf zwei Arten nutzen:
- Das Geschlecht des Babys ablesen, bevor der Ultraschall es verrät.
- Das Wunschgeschlecht eines Babys planen.
Stimmt der chinesische Empfängniskalender?
Wenn am chinesischen Empfängniskalender gar nichts dran sein sollte, dann müsste er eine Treffergenauigkeit von rund 50% haben. Denn auch wenn statistisch etwas mehr Jungs als Mädchen geboren werden, so liegt die Verteilung der Geschlechter doch nah an 50-50.
Im Internet liest man aber fast überall von einer angeblichen nordamerikanischen Studie, in der eine Genauigkeit von 85% belegt sein soll. Ich habe, auch nach eingehender Recherche, nirgends eine Quellenangabe oder auch nur ein Institut dieser angeblichen Studie gefunden.
Dabei wäre auch in einer groß angelegten, representativen Studie der Sinn oder Unsinn des chinesischen Empfängniskalenders schnell erarbeitet. Denn immerhin lässt sich unter Müttern im Nachhinein recht schnell belegen, ob der Kalender bei ihren Kindern recht hatte oder nicht. Zwei Ergebnisse solcher Umfragen habe ich bei meiner Suche gefunden. Das Portal Babyknowhow hat zwei Studien mit insgesamt über 74000 Teilnehmer/innen ausgewertet und kommt zu einer Richtigkeit des chinesischen Empfängniskalenders in 58% der Fälle. In einer zweiten, eigenen Umfrage, deren Umfang nicht angegeben wird, beträgt die Trefferquote 54%.
Es könnte also sein, dass das Berücksichtigen des chinesischen Empfängniskalenders eine leichte Tendenz zum Wunschgeschlecht mit sich bringt. Ob diese kleine Möglichkeit es vielen Paaren wert ist, mit der Zeugung eines Kindes gegebenenfalls einige Monate zu warten, bezweifle ich. Bei mir persönlich hätte der Kalender das Geschlecht jedenfalls falsch angegeben.
Kann man das Geschlecht des Babys bei der Zeugung beeinflussen?
Abhängigkeit vom Kalendermonat?
Sollte der chinesische Empfängniskalender aber tatsächlich eine Trefferquote von signifikant mehr als 50% haben, dann würde das bedeuten, dass man durch den kalendarischen Zeitpunkt der Zeugung (Empfängnis) tatsächlich das Geschlecht des Babys zumindest mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit beeinflussen kann.
Studien zufolge gibt es tatsächlich mögliche Veränderungen im Jahreslauf. So hat sich herausgestellt, dass z.B. eine kalorienarme Ernährung vor der Befruchtung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu einem Mädchen führt. In manchen Regionen der Welt unterliegt Ernährung einer saisonalen Veränderung. So ist in westlichen Kulturen im Monat Dezember zum Beispiel wenig von kalorienarm zu spüren, in der Fastenzeit dagegen umso mehr.
Auch reagieren männliche Spermien empfindlicher auf Grippeviren, die ja im Winter häufiger im Umlauf sind. So werden im Winter statistisch gesehen weniger Jungs gezeugt.
Allerdings sind all diese Abweichungen nur sehr geringfügig und die Beeinflussung des Geschlechts allein durch den Zeugungsmonat bleibt wahrscheinlich ein Wunschtraum.
Abhängigkeit vom Eisprung?
Sehr viel mehr verspricht da schon die Theorie von Dr. Shettles, der in den 1970er Jahren ein Buch mit dem Namen “Wie Sie das Geschlecht Ihres Babys wählen können” veröffentlichte. Nach der Shettles-Billings-Methode können Paare das Geschlecht ihres Babys beeinflussen, indem sie den Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs im Verhältnis zum Eisprung richtig timen. Wenn ein männliches Spermium mit einem X-Chromosom die Eizelle als erstes erreicht, wird das Baby ein Mädchen. Ist es ein Y-Spermium, wird das Kind ein Junge.
Der Theorie nach sind männliche Spermien mit Y-Chromosom schneller und wendiger, während X-Chromosomen überlebensfähiger sind. Der Unterschied wird am zusätzlichen Arm des X festgemacht.
Folgerichtig wären, wenn Du mit Deinem Partner 3-5 Tage vor dem Eisprung Sex hattest, viele oder alle männlichen Spermien schon abgestorben und es wären eventuell nur noch weibliche übrig. Dann würde das Baby ein Mädchen. Wenn ihr aber unmittelbar vor dem Eisprung Sex habt, ist die Wahrscheinlichkeit auf einen Jungen höher.
Zu dieser Methode gibt es wirklich Studien, die eine Trefferwahrscheinlichkeit von 75-90% belegen. Allerdings werden diese in ihrer Methodik und ihrem Umfang zunehmend angezweifelt. Denn auch viele andere Faktoren, wie zum Beispiel der ph-Wert des Zervixschleims oder ob die Eltern rauchen können das Geschlecht des Babys ebenfalls beeinflussen. Kritiker verweisen ebenfalls darauf, dass es zu schwierig ist, den Zeitpunkt des Eisprungs zu erkennen oder zu bestimmen. Der Mittelschmerz zum Beispiel wird in seiner Existenz bezweifelt und die genausten symptothermalen Methoden wie NFP können den Zeitpunkt nur eingrenzen aber nicht genau bestimmen.
Quellen:
- Landrum B. Shettles, David M. Rorvik:How to Choose the Sex of Your Baby: Fully revised and updated. 2006
- https://www.welt.de/wissenschaft/article12023895/Ob-Maedchen-oder-Junge-laesst-sich-doch-beeinflussen.html
- https://babyknowhow.de/chinesischer-empfaengniskalender/#Studie_und_Test_zur_Genauigkeit
- https://www.mynfp.de/blog/junge-oder-maedchen
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