Wenn ein neues Leben in Dir heranwächst, macht Dein Körper zahlreiche Veränderungen durch. Viel geschieht im Inneren, doch es gibt auch deutlich sichtbare Zeichen dafür, dass Du „in anderen Umständen“ bist: Dein Bauch wird runder und größer, die Figur verändert sich. Dazu gehört außerdem, dass Deine Brüste damit beginnen, sich auf die Geburt vorzubereiten.
Aus eigener Erfahrung kann ich Dir sagen, dass sich allein durch das Wachstum Deiner Brüste viele Fragen ergeben (können). Daher befasst sich dieser Beitrag ausschließlich mit dem komplexen und zugleich faszinierenden System der weiblichen Brust während der Vorbereitungszeit auf die Geburt.
Themen des Beitrags
Ab wann beginnt eigentlich die Brust, sich zu verändern und zu wachsen?
Bereits mit dem Einnisten der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter steigen die Spiegel der Hormone HCG, Progesteron und Östrogen an. Das ist das Startsignal – das Gewebe der Milchdrüsen beginnt zu wachsen und damit auch Deine Brust.
Schon in den ersten Wochen können sich die Brüste entweder sehr rasch oder sukzessive vergrößern. Ich schreibe bewusst „können“, denn jeder Frauen-Körper ist anders! Manchen Frauen kannst Du die Schwangerschaft schon lange vor der offiziellen Bekanntgabe der frohen Nachricht aufgrund ihrer neuen Oberweite „ansehen“. Bei anderen verändert sich die Brust vielleicht erst sehr spät. Alles ist „normal“.
Im Schnitt vergrößern sich die Brüste innerhalb der ersten drei Schwangerschaftsmonate um eineinhalb bis zwei Körbchengrößen (das sind ca. 400 g pro Brust).
Gibt es außer der Größe noch weitere Veränderungen der Brust während der Schwangerschaft?
Definitiv ja! Neben der Ausdehnung Deiner Brüste gibt es noch weitere spürbare und sichtbare Anzeichen: Damit Dein Baby mehr Platz hat, weitet sich Dein Brustkorb. Das erleichtert Dir später etwas die Atmung, hat allerdings zur Folge, dass sich auch Dein Unterbrustumfang vergrößert.
Und noch weitere „Nebeneffekte“ sind möglich: Durch die Ausdehnung der Brust schimmern eventuell die Adern Deiner Brust stärker durch. Und auch Dehnungsstreifen sind möglich. Beide Phänomene sind genetisch bedingt. Die schlechte Nachricht: Leider gibt es keine Methode oder Möglichkeit, sie zu verhindern. Wenn Du davon betroffen bist, sei Dir jedoch zum Trost gesagt, dass sowohl die Adern als auch die Dehnungsstreifen nach dem Abstillen langsam verblassen können und dadurch immer weniger auffallen werden.
Im zweiten Trimester (also ab der 14. SSW) wirst Du vielleicht schon optische Veränderungen an den Brustwarzen feststellen. Die Brustwarzen und die dunkle Haut drumherum (diese dunkle Haut ist der sog. Brustwarzenhof) werden größer und dunkler. Um den Brustwarzenhof befinden sich kleine Erhebungen. Diese werden Montgomery-Drüsen genannt. Auch diese kleinen Knubbel kommen deutlicher zum Vorschein.
Wie fühlen sich die Veränderungen der Brust an?
Du zählst zu den Frauen, deren Brüste sich in kurzer Zeit beachtlich vergrößern? Dann wundere Dich nicht, wenn Deine Brüste in der ersten Zeit etwas spannen, sich vielleicht sogar wärmer und weicher anfühlen. Auch ein Kribbeln bis hin zum Juckreiz kann auftreten. Wenn Du von Letzterem betroffen bist, findest Du im Drogeriemarkt Deines Vertrauens sanfte Cremes, die Dir Erleichterung verschaffen können (schau‘ mal in der „Mama“-Ecke nach – dort wo z.B. auch Stillkäppchen einsortiert sind).
Zudem können im ersten Trimester (die ersten drei Schwangerschaftsmonate) die Brustwarzen sehr empfindlich sein. Viele Frauen berichten sogar, dass sie während dieser Zeit bei der Berührung der Brustwarze Schmerzen empfinden. Doch keine Angst! Das ist meistens kein Dauerzustand, hier ist ab dem zweiten Trimester Besserung in Sicht! Dein Körper muss sich eben erst auf die zahlreichen Veränderungen einstellen.
Durch das ungewohnte Gewicht, das Deine Brüste im letzten Drittel der Schwangerschaft erreicht haben, kann sich Deine „neue“ Oberweite logischerweise recht schwer anfühlen. Diesen Umstand sollte jedoch die gespannte Vorfreude auf die Geburt und Dein Baby wieder wett machen!
Muss ich meine Brust während der Schwangerschaft besonders pflegen?
Hier gilt die Faustregel: Weniger ist mehr – und wenn, dann neutral bis mild. Was heißt das genau? Benutze während der Schwangerschaft möglichst milde Körperpflege-Produkte. Damit bringst Du Deinen Körper am Wenigsten aus seinem natürlichen Gleichgewicht. Das gilt ganz besonders für die Brustwarzen, denn: Die Montgomery-Drüsen (also die kleinen Nupsies rund um den Brustwarzenhof) produzieren ein natürliches Öl, das für die Stillzeit benötigt wird. Dieses Öl hat mehrere Funktionen. Es spendet Feuchtigkeit, lindert die Schmerzempfindlichkeit und kann außerdem Entzündungen der Brustwarzen abwehren.
Du solltest daher die Brustwarzen während der Schwangerschaft und in der Stillzeit immer nur mit warmem Wasser waschen und vorsichtig trocken tupfen. So bringst Du das ausgeklügelte System der weiblichen Brust am wenigsten durcheinander.
In Deinem Interesse solltest Du Deine Brust und Brustwarzen zudem nicht in irgendeiner Weise „traktieren“, um sie auf das Stillen vorzubereiten. Entgegen manchmal ausgesprochenen Empfehlungen rate ich Dir: Deine Brustwarzen müssen nicht abgehärtet werden! Dein Körper arbeitet an dieser Stelle ganz von selbst in Deinem Sinne.
Was sollte ich bei der Auswahl von BHs während der Schwangerschaft beachten?
Eine gute Beratung ist hier das das A und O, denn Deine BHs müssen gut passen! Ab dem Zeitpunkt, wenn sich Deine normalen BHs zu klein anfühlen und drücken, solltest Du losziehen, um Schwangerschafts-BHs zu kaufen. Die BHs dürfen Deine Brust mit ihren Milchkanälen nicht einengen. Treibst Du Sport, so ist ein Sport-BH obligatorisch, denn nur ein solcher ist für Deine Brust eine echte Stütze.
Da die Brust und wahrscheinlich auch Dein Unterbrustumfang während der Schwangerschaft wachsen, benötigst Du mehrere BHs in unterschiedlichen Größen – und eventuell Ausführungen. In Fachgeschäften wirst Du gut beraten, in den entsprechenden Schwangerschaftsstadien ausgemessen und bekommst stets den richtigen BH in der passenden Größe empfohlen.
Inzwischen sind allerdings auch die Online-Größenrechner für Schwangerschafts-BHs sehr gut. Hier kannst Du Körbchengröße und Unterbrustumfang errechnen. Sollte sich Deine Brust in den letzten Schwangerschaftsmonaten recht schwer anfühlen, empfehle ich Dir, in der Nacht einen sogenannten Schlaf-BH zu tragen. Das ist nur eine Empfehlung – probiere einfach aus, wie Du Dich am besten fühlst!
Und wo wir gerade beim Thema BH sind, gestatte mir bitte noch eine kurze Vorschau: Wenn Du stillen möchtest, solltest Du Dir für die Zeit nach der Geburt auch noch Still-BHs kaufen. Diese sind äußerst praktisch: Mit nur einer Hand kannst Du die Schließe öffnen, unkompliziert die Brust zum Stillen freilegen und sofort Dein Baby anlegen.
Während der Schwangerschaft kommt Milch aus der Brust – ist das richtig so?
Es muss nicht, kann aber sein, dass während der Schwangerschaft schon ein wenig Milch aus der Brust „tropft“ (denn meistens handelt es sich nicht um mehr als ein paar Tröpfchen). Das ist nicht verwunderlich, denn die Milchproduktion beginnt schon während der Schwangerschaft. Die Schwangerschaftshormone verhindern jedoch die Produktion der Milchmenge wie sie später für das Stillen benötigt wird (das werden ca. 800 ml pro Tag sein).
Bei dem, was da eventuell schon vor der Geburt und Stillzeit aus der Brustwarze kommt, handelt es sich um sogenannte „Vormilch“ (auch Kolostrum genannt). Diese Flüssigkeit wird als dickflüssig und klebrig beschrieben. Stilleinlagen im BH verhindern feuchte Stellen an BH und Kleidung.
Solltest Du Diabetes-Patientin sein oder unter Schwangerschaftsdiabetes haben, kann das Kolostrum evtl. sogar für eine Therapie nützlich sein. Um es kurz zu machen: Auch wenn etwas Milch aus der Brust kommt, fällt das in die Kategorie „normal“ während der Schwangerschaft.
Was bitte ist der HCG-Wert, eine laktierende Brust, usw.?
Während der Schwangerschaft wirst Du es auch mit vielen Fachbegriffen zu tun haben, daher hier ein paar kurze Wort-Erklärungen – dann weißt Du Bescheid!
HCG-Wert
HCG steht für humanes Choriongonadotropin, um es einmal erwähnt zu haben. Einfacher erklärt: Ein positiver HCG-Wert ist meistens der Hinweis auf eine Schwangerschaft. Der HCG-Wert kann per Blutabnahme oder auch mittels Urin festgestellt werden. Schwangerschaftstests basieren daher auf der HCG-Methode: Wird HCG bestimmt, ist Dein Test folglich positiv.
Hier findest Du übrigens alle täglichen HCG-Werte der Schwangerschaft in einer Tabelle.
Progesteron
Progesteron ist das sog. Gelbkörperhormon. Es trägt den Menstruationszyklus und hat die wichtige Aufgabe, die Schwangerschaft aufrecht zu erhalten.
Östrogen
Hierbei handelt es sich um die Gruppe der wichtigsten weiblichen Sexualhormone. Sie sind verantwortlich für die Fortpflanzung innerhalb des weiblichen Körpers. Aber auch die Entwicklung des weiblichen Organismus wird durch diese Hormongruppe gesteuert (Pubertät).
Laktierende Brust
Die Brust, die mit der Milchbildung beginnt – wenn das Drüsengewebe der Brust zu wachsen beginnt und Milchgänge sowie Milchsäckchen bildet. Laktation bedeutet eigentlich „Milchabgabe“.
Wenn die Männer wüssten…
Wenn Dein Partner nicht gerade Gynäkologe von Beruf ist, kann er nicht wissen, was sich allein rund um die Brust bei Dir abspielt. Daher ganz zum Schluss noch ein letzter kleiner Tipp: Diesen Beitrag darfst Du auch gerne einmal Deinem Partner und werdenden Vater zum Lesen geben. So kann er vielleicht einfacher und besser nachvollziehen, welche Auswirkungen die Veränderungen Deines Körpers – und insbesondere Deiner Brust – für Dich bedeuten. Es spielen nicht einfach ein paar Hormone verrückt! Wenn die Brust spannt, kribbelt, juckt oder gar die Brustwarze bei Berührung schmerzt, können das für Dich merkwürdige bis unangenehme Begleiterscheinungen der Schwangerschaft sein. Dann ist es nicht verwunderlich, dass Deine Stimmung zeitweilig etwas schwankt!
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