Dein Frauenarzt kann auf dem Ultraschall keine Schwangerschaft feststellen, obwohl das Ergebnis des Tests positiv war? Dann kann eine biochemische Schwangerschaft vorliegen.
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Was ist eine biochemische Schwangerschaft?
Bei einer biochemischen Schwangerschaft wird Dein Urin- oder Bluttest ein positives Ergebnis anzeigen. Die Ultraschalluntersuchung beim Gynäkologen fällt dagegen negativ aus.
Das passiert nicht, weil der Test ein falsches Ergebnis zeigt, sondern weil sich der Embryo nicht entwickelt hat.
Die Entstehung biochemischer Schwangerschaften
Zunächst beginnt eine biochemische Schwangerschaft völlig normal. Die Eizelle wird befruchtet und der Körper beginnt damit das Schwangerschaftshormon Beta-humanes Choriongonadropin, kurz Beta-hGC, zu produzieren. Dieses ist für den Erhalt einer Schwangerschaft notwendig.
Beta-humanes Choriongonadropin: Das Hormon ist bereits in der frühen Schwangerschaft nachweisbar. Es wird von den Zellen gebildet, aus denen sich später die Plazenta entwickelt. Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht schwanger sind, haben einen Wert von unter 2 IE/l im Blut. Frauen nach der Menopause haben bis zu 7 IE/l Blut des Hormons.
Wird eine Eizelle befruchtet und nistet sich ein, dann steigt die Herstellung des Beta-hCG massiv an. Etwa alle zwei Tage verdoppelt sich der hCG-Wert laut Tabelle und erreicht zwischen der 8. SSW und 12. SSW das Maximum. Dann sind bis zu 289.000 IE/l des Hormons nachweisbar.
Die Freude über das Baby bei einer biochemischen Schwangerschaft wandelt sich allerdings bei der ersten Ultraschalluntersuchung in Enttäuschung. Auf dem Bildschirm wird keine Schwangerschaft angezeigt.
Der Verlauf biochemischer Schwangerschaften
Die unterschiedlichen Testergebnisse lassen sich dadurch erklären, dass die Schwangerschaft zwar völlig normal begonnen hat, ihr Verlauf aber gestört ist.
Im frühen Stadium kann eine Empfängnis nur per Blut- und / oder Urintest nachgewiesen werden. Diese spüren das Beta-humane Choriongonadropin im Sekret der Frau auf. Ist der Wert erhöht, dann werden positive Resultate erzielt.
Dadurch, dass sich bei einer biochemischen Schwangerschaft tatsächlich eine befruchtete Eizelle in der Gebärmutterwand einnistet, zeigen die Tests an, dass die Frau schwanger ist.
Allerdings entwickelt sich der Embryo anschließend nicht weiter. Die Eizelle löst sich von der Gebärmutterwand, das Beta-hGC sinkt ab. In der Regel kommt es zum Einsetzen einer Blutung.
Dadurch, dass der Ultraschall später stattfindet als Blut- oder Urintests, zeigt er schließlich ein negatives Resultat. Die Ultraschalluntersuchung wird frühestens ab der 5. SSW bis 6. SSW durchgeführt. Erst dann sind erste Strukturen wie die Fruchthöhle mit Embryo oder der Dottersack erkennbar.
Bis zu diesem Zeitpunkt produziert der Körper der Frau bei einer biochemischen Schwangerschaft normalerweise auch kein Beta-hGC mehr. Ein erneuter Blut- oder Urintest fällt in diesem Stadium ebenfalls negativ aus.
Biochemische Schwangerschaften enden in der Regel mit einer verspäteten Menstruationsblutung. Oft werden sie deshalb überhaupt nicht entdeckt, weil die Frau bis zu diesem Zeitpunkt noch keinen Test durchgeführt hat. Die Blutung unterscheidet sich in ihrer Stärke und Dauer normalerweise kaum von Deiner regulären Periode.
Häufigkeit einer biochemischen Schwangerschaft
Selbst, wenn der Abgang der Frucht bereits in einer sehr frühen Schwangerschaftsphase stattgefunden hat, so ist er für Paare mit Kinderwunsch häufig schmerzhaft. Vielleicht hilft es zu wissen, dass man mit der Situation nicht allein ist.
Rund 12 bis 24 Prozent aller Schwangerschaften enden mit einer Fehlgeburt. Davon handelt es sich in Dreiviertel der Fälle um biochemische Schwangerschaften.
Ursachen früher Fehlgeburten
Tatsächlich ist selbst in der heutigen Zeit relativ wenig über die Auslöser einer Fehlgeburt bekannt. Es wird allerdings vermutet, dass der Körper bei einer biochemischen Schwangerschaft einen nicht überlebensfähigen Embryo abstößt. Es könnte sich um einen Schutzmechanismus der Natur handeln, der eine Schwangerschaft in solchen Fällen frühzeitig abbricht.
Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass Frühaborte folgende Ursachen haben können:
- Chromosomenstörungen sollen in 50 bis 85 Prozent der Fälle verantwortlich sein
- Gerinnungsstörung der Schwangeren
- Diabetes, Schilddrüsenfunktionsstörungen und anderer Stoffwechselstörungen der Frau
- Autoimmunkrankheiten der Schwangeren
- Schwere Infektionen
- Kontakt des Embryos mit teratogenen Substanzen wie Drogen, Röntgenstrahlen, bestimmten Medikamenten, etc.
- Schwankender Hormonspiegel
- Einnistung außerhalb der Gebärmutter
Teratogene Substanzen sind chemische Stoffe, welche die Frucht schädigen können.
Die Risikofaktoren
Es gibt einige Personengruppen, die von biochemischen Schwangerschaften häufiger betroffen sind als andere. Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, haben ein erhöhtes Risiko. Das Alter spielt ebenfalls eine Rolle. Ist die Schwangere über 40 Jahre, dann entwickeln sich häufiger biochemische Schwangerschaften. Der Lebenswandel steht ebenfalls im Verdacht den Verlauf einer Schwangerschaft zu beeinflussen.
Um einer Frühgeburt vorzubeugen, kannst Du verschiedene Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:
- Gesunde, ausgewogene Ernährung
- Kein Nikotinkonsum
- Kein Alkohol
- Kein übermäßiger Koffeinkonsum
- Keine Drogen
Manchmal wird auch behauptet, dass Geschlechtsverkehr oder übermäßiger Sport zu einem frühen Abort führen. Dafür gibt es keine fundierten, wissenschaftliche Nachweise.
Vorgehensweise bei biochemischer Schwangerschaft
Lass Dich auf jeden Fall von Deinem Frauenarzt untersuchen, wenn nach einem positiven Schwangerschaftstest eine Regelblutung stattfindet. Im Normalfall müssen bei einer biochemischen Schwangerschaft keinerlei Maßnahmen wie beispielsweise eine Ausschabung ergriffen werden. Die befruchtete Eizelle wird im Rahmen der Blutung in der Regel komplett ausgeschieden. Dennoch ist es gut vom Gynäkologen bestätigen zu lassen, dass alles in Ordnung ist.
Biochemische Schwangerschaft bei Reproduktionstherapien
Viele Paare, bei denen es mit der Schwangerschaft nicht funktionieren will, begeben sich in fachkundige Hände. Im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation findet eine künstliche Befruchtung im Labor statt. Etwa bei jeder 10. IVF-Behandlung handelt es sich um eine biochemische Schwangerschaft.
Liegt ein früher Abgang im Rahmen einer klinischen Schwangerschaft vor, dann wurde die korrekte Einnistung der befruchteten Eizelle auch per Ultraschall nachgewiesen. In solchen Fällen haben Patienten von In-vitro-Behandlungen seit dem Jahr 2005 Anspruch auf eine erneute Kostenübernahme für einen weiteren Versuch.
Aussicht auf erneute Schwangerschaft
Kann eine biochemische Schwangerschaft mehrmals vorkommen?
Hast Du einen frühen Abort erlitten, dann fragst Du Dich vielleicht, was das für die Zukunft bedeutet. Grundsätzlich brauchst Du keine Bedenken haben.
- 2 bis 5 Prozent der Frauen erleiden zwei Fehlgeburten hintereinander
- 0,4 bis 1 Prozent erleiden drei Fehlgeburten in Folge
Somit besteht bei einer gesunden Frau im gebärfähigen Alter eine gute Chance nach einer biochemischen Schwangerschaft bald ein Baby zur Welt zu bringen.
Auch bei Paaren, die im Rahmen einer künstlichen Befruchtung eine biochemische Schwangerschaft erlebten, ist die Tendenz positiv. Wenn Frauen durch IVF bereits einmal schwanger geworden sind, dann besteht eine erhöhte Aussicht, dass es wieder klappt.
Umgang mit der Trauer
Wenn Du Dir sehnlichst ein Kind wünschst, dann kann eine biochemische Schwangerschaft mit Abort viele Gefühle bei Dir auslösen. Neben Trauer können auch Ängste und Wut hochkochen. Bei frühen Abgängen reagiert das Umfeld häufig verständnislos auf übermäßige Tränen, weil die Schwangerschaft erst so kurz war. Dennoch kann es für Frauen ein dramatisches Erlebnis sein, den Abbruch einer wenige Tage oder Wochen andauernden Schwangerschaft festzustellen.
Was tun bei einer biochemischen Schwangerschaft?
- Wenn Du traurig bist, dann sprich mit Deinem Partner darüber. Es kann sein, dass er den Verlust ähnlich schmerzlich empfindet wie Du oder damit vergleichsweise leicht umgeht. Sei ihm nicht böse, wenn er nicht dieselben Gefühle hat wie Du. Er war nicht schwanger und erlebt die Situation deshalb anders. Dennoch solltet Ihr über die aktuelle Lage und die zukünftige Kinderplanung sprechen.
- Hast Du das Gefühl von Trauer überwältigt zu werden, dann such Dir Hilfe. Du kannst zum Beispiel mit Deinem Gynäkologen darüber reden, er kann Dir möglicherweise gute Strategien und Ratschläge an die Hand geben.
- Gut eignen sich auch Selbsthilfegruppen zum Austausch. Verständnis und die Aussprache mit Betroffenen kann viel bewirken. Falls Du Dich dabei nicht öffentlich zeigen möchtest, dann findest Du online Foren, wo Du Dir anonym die Trauer von der Seele schreiben kannst.
- Selbst, wenn der Abort sehr früh stattgefunden hat, darfst Du der kleinen Seele einen Namen oder Kosenamen geben. Das hilft häufig, den Verlust als reeller wahrzunehmen und kann das Sprechen darüber erleichtern.
- Falls Du Dinge lieber mit Dir selbst klärst, dann schreibe Deine Gefühle nieder oder verfasse einen Brief an das Baby, das Du verloren hast.
- Du kannst eine kleine Abschiedszeremonie für die Seele organisieren. Diese kann entweder nur für Dich selbst oder auch gemeinsam mit Deinem Partner, Freunden und der Familie stattfinden.
- Es gibt gute Bücher, die Dir und Deiner Seele helfen können, wieder zu heilen. Ein sehr einfühlsamer Ratgeber heißt Gute Hoffnung, jähes Ende und stammt von Hannah Lothrop.
Falls Du den frühen Abort nicht als schlimm empfindest, dann ist das übrigens auch völlig in Ordnung. Wer keine großen Trauergefühle mit dem Verlust dieser kurzen Schwangerschaft empfindet, der braucht sich keine Gedanken zu machen. Die Verbindung zur befruchteten Eizelle ist bei vielen Frauen anfangs nicht allzu tief. Je länger die Schwangerschaft anhält, umso intensiver werden automatisch die Gefühle dem Baby gegenüber.
Sorge nach einer biochemischen Schwangerschaft gut für Dich und nimm Gefühle wie Trauer und Angst ernst. Wenn Du bereit bist, dann könnt ihr problemlos mit einem vermutlich erfolgreichen Neuversuch starten.
Bild:
©lenets_sergey – bigstockphoto.com
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