Der Schwangerschaftstest ist positiv: Zuerst freust Du Dich und kannst es kaum erwarten, die tolle Neuigkeit mit Deiner Familie und Deinen besten Freundinnen zu teilen. Bei sehr vielen Frauen schleichen sich aber auch Sorgen und Ängste in der Schwangerschaft ein. Dass dies passiert, ist völlig normal und gehört neben den herkömmlichen Schwangerschaftsbeschwerden auch einfach dazu. Schließlich begleitest Du einen neuen Menschen auf dem Weg ins Leben, das ist eine große Verantwortung. Vor allem Frauen, die zum ersten Mal schwanger sind, haben mit großen Ängsten zu kämpfen. Woher die Sorgen rund um die Schwangerschaft kommen, was hilft, wenn sie zu groß werden und wie man mit ihnen fertig wird, erfährst Du hier.
Themen des Beitrags
Wie entstehen Ängste und Sorgen in der Schwangerschaft?
Die meisten negativen Gedanken rund um die Schwangerschaft werden vor allem durch die Hormone verursacht, die sich mit Beginn der Schwangerschaft umstellen und sich auch auf die Psyche auswirken können.
Wer allerdings im Privatleben unter großer psychischer Belastung steht (z.B. durch Stress im Beruf oder Streitigkeiten in der Partnerschaft), empfindet vielleicht auch die Schwangerschaft als zusätzliche Last und kann sich (noch) nicht darüber freuen.
Auch bisherige Schwangerschaftserfahrungen wie eine Fehlgeburt können schnell Sorgen auslösen, genauso wie bestehende Depressionen oder andere psychische Erkrankungen.
Welche Sorgen hatten Schwangere früher und heute?
Auch wenn es schon lange her ist, zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es keine Seltenheit, bei der Geburt eines Kindes zu sterben. Heute ist die Müttersterblichkeit in Industrieländern sehr gering und tritt nur bei schweren Komplikationen auf.
Gleichzeitig lässt sich beobachten, dass Frauen in der Vergangenheit viel seltener von Sorgen während der Schwangerschaft heimgesucht wurden.
Der Grund dafür mag darin liegen, dass die Schwangerschaft heutzutage weitgehend als Ausnahmezustand aufgefasst wird. Sie hat viel von ihrer Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit eingebüßt und wird sehr medizinisch und schon fast wie eine Krankheit wahrgenommen und diagnostiziert.
Obwohl moderne medizinische Erkenntnisse viel dazu beigetragen haben, das Risiko für die Sterblichkeit von Mutter und Kind zu senken, werden schnell bestimmte Faktoren überbewertet.
- Was darf man überhaupt in der Schwangerschaft essen?
- Ist Sport während der Schwangerschaft gesund?
- Bis zu welcher Schwangerschaftswoche darf man reisen?
Diese und ähnliche Fragen stellen sich die meisten werdenden Mütter. Die Ängste können zudem verschiedene Bezugspunkte haben. Neben medizinischen Ängsten und Ängsten um die Geburt selbst kommen Ängste um das ungeborene Kind hinzu. Viele Frauen zweifeln daran, ob sie ihrer Rolle als Mutter gerecht werden können.
In den Medien ist im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft auch immer wieder von Risiken die Rede, was außerdem viele Schwangere beunruhigen könnte. Wer sich dann auch noch auf die Eigenrecherche im Internet begibt, landet schnell in Foren, wo sich zu Problemstellungen häufiger Personen mit den gleichen oder ähnlichen Problemen austauschen. Da kann schnell ein falscher Eindruck entstehen und bisherige Sorgen und Ängste unterstützen.
Sorgen durch ärztliche Untersuchungen
Man kann Schwangerschaften nicht pauschalisieren und jede Schwangerschaft ist anders. Zwar gibt es bestimmte Anhaltspunkte, die auf eine gesunde Schwangerschaft hinweisen, doch lassen sich diese an den Fingern abzählen.
Viele andere Faktoren hingegen sind stark individuell, hängen direkt von der Frau ab und lassen keineswegs darauf schließen, dass bei der Geburt etwas schiefgehen könnte.
Heute werden schwangere Frauen leider von allen Seiten mit Informationen bombardiert: Blogs, Zeitungsartikel, Dokus, Interviews, Erfahrungsberichte.
Was „normal“ ist, entnehmen werdende Mütter somit oftmals aus Quellen, die ihnen gar nicht vertraut sind. So können schnell Ängste entstehen.
Wendet sich die schwangere Frau nun an ihren Frauenarzt, können sich diese Ängste unter Umständen noch weiter steigern, denn die Anzahl und Möglichkeiten an medizinischen Untersuchungen vermitteln schnell den Eindruck, dass die Schwangerschaft von außen bewacht werden muss. Nur wenn alle Untersuchungen vollzogen sind, kann ein gesundes Kind auf die Welt kommen.
Untersuchungen sind während der Schwangerschaft zwar nützlich, doch scheinen sie bestimmte Ängste zu schüren.
Wie geht man mit Sorgen in der Schwangerschaft am besten um?
Rund 25 % aller werdenden Mütter leiden an Ängsten. Du bist also nicht allein. In dieser Situation kann es hilfreich sein, für eine Weile in sich zu gehen und sich aus dem Alltag auszuklinken.
Im Klartext heißt das: Keine Foren und Social Media nutzen und keine Informationen zum Thema Schwangerschaft suchen.
Konzentriere Dich auf Dich und Dein Baby
Wenn bei Deinen Untersuchungen alles in Ordnung ist, solltest Du es dabei belassen. Freue dich auf Deine neue Rolle als Mutter und versuche Dir die Zukunft mit Deinem Kind mit positiven Gedanken vorzustellen. Höre Deine Lieblingsmusik, lies einen spannenden Roman oder sieh Dir einen interessanten Film an. Das sind Erlebnisse, die Dich und Dein Kind bereits während der Schwangerschaft näherbringen. Denn auch Dein Baby bekommt Deine Gefühlslage über entsprechende Hormone mit.
Sprich mit anderen Frauen aus der Familie
Es kann ebenfalls hilfreich sein, sich bei der eigenen Mutter, der Großmutter oder anderen weiblichen Verwandten Rat zu holen. Vor allem ältere Frauen können die Situation von einem anderen Blickwinkel aus beleuchten. So wird Dir Deine Oma erzählen können, wie sie ihre Schwangerschaft durchlebt hat. Du kannst Vergleiche ziehen und Deine eigene Lage beurteilen.
Außerdem dienen Dir Deine engsten weiblichen Verwandten als Beweis dafür, dass bei einer Schwangerschaft alles gut gehen kann – und wird.
Wende Dich an Dein Hebamme oder Frauenarzt/-ärztin
Wenn Du ein gutes Vertrauensverhältnis zu Deiner Gynäkologin oder zu Deiner Hebamme hast, dann kannst Du ihnen auch jede Frage zu Deiner Schwangerschaft stellen. In der Regel kennen sie die Sorgen und wissen auch sehr gut, wie sie Dich beruhigen können.
Geburtsvorbereitungskurs
Konkrete Ängste bezüglich der Schwangerschaft und Geburt können sich auch bessern, wenn Du einen Geburtsvorbereitungskurs machst. Mittlerweile kannst Du neben den klassischen Präsenzkursen am Wochenende oder einmal wöchentlich auch gute Online-Kurse finden.
Diffuse vs. konkrete Ängste
Ängste können nicht nur rational oder irrational, sondern auch diffus bzw. konkret sein.
Diffuse Ängste äußern sich darin, dass Du nicht genau festlegen kannst, wovor Du Dich fürchtest.
Es kann sich also um mehrere Ängste handeln, die sich miteinander vermischen. Es ist schwer, diffuse Ängste zu bekämpfen, da Du selbst nicht weißt, worin deine Befürchtungen liegen und sie somit nicht in Worte fassen kannst. Dies erschwert fast jede Hilfestellung.
Anders verhält es sich, wenn Du konkrete Ängste hast. So kann es sein, dass Du bereits mit einer Schwangerschaft Erfahrungen gemacht hast und Deine Ängste nun durch diese Erfahrungen begründet sind. Die Angst vor einem Notkaiserschnitt oder einer Fehlgeburt ist also als konkrete Angst zu verstehen. Auch wenn Du keine solchen Erfahrungen durchgemacht hast, ist die die konkrete Angst dennoch rational. Auf jeden solltest Du ein Gespräch mit deinem Arzt oder Deiner Hebamme führen.
Mit Bewegung großen Sorgen in der Schwangerschaft entgegenwirken
Während der Schwangerschaft verändert sich Dein Körper – und mit ihm auch Dein Hormonhaushalt. Da kann es durchaus sein, dass Deine Ängste einen physischen Ursprung haben. Bei vielen Frauen tritt vor allem in den ersten Monaten Morgenübelkeit ein, die sich auch auf die Psyche auswirken kann.
Viele werdende Mütter profitieren von Entspannungsübungen oder sanftem Yoga. Wenn es Dir körperlich gut geht und du den Umständen entsprechend fit bist, kann auch Bewegung hilfreich sein. Unternimm einen langen Spaziergang an der frischen Luft oder ziehe im Schwimmbad ein paar Bahnen.
Keinesfalls musst Du auf Sport verzichten, wenn Du allgemein sehr aktiv bist. Du kannst ohne Bedenken bis spät in deine Schwangerschaft hinein trainieren. Konzentriere Dich dabei auf die Signale Deines Körpers.
Zukunftssorgen in der Schwangerschaft: Schaffe ich das alles?
Viele Frauen vor Dir haben ein gesundes Kind zur Welt gebracht, oftmals ohne jegliche Hilfe. Das soll nicht heißen, dass du es genauso halten solltest. Allerdings kann es dir helfen, wenn du die Schwangerschaft aus einer anderen Perspektive heraus betrachtest.
Mach dir bewusst, dass Du nicht allein bist. Falls Du einen Partner an deiner Seite hast, dann könnt ihr viele Aufgaben gemeinsam bewältigen und er kann Dich unterstützen. Hol dir die Hilfe, die Du brauchst und die Dir zusteht. Schäme Dich nicht dafür, dass Du nicht alles weißt und kannst. Als erste Anlaufstelle kann Dich meist auch Deine Hebamme mit einem guten Ratschlag in die richtige Richtung lenken und Dir sagen, an wen Du Dich wenden kannst.
Vielerorts gibt es übrigens auch Unterstützung für Schwangere, junge Eltern oder alleinstehende Mütter. Du kannst Dich beispielsweise bei einer Beratungsstelle melden (z.B. Caritas oder ProFamilia) und Dich über die erhältlichen finanziellen Leistungen informieren. Neben finanzieller Unterstützung kannst Du auch psychologische Hilfe erwarten. Oftmals ist es sogar dieser einfache Schritt, der viele werdende Mütter beruhigt. Du weißt, dass Du im Ernstfall nicht allein bist und auch nicht alles allein schaffen musst.
Können Sorgen in der Schwangerschaft Auswirkungen auf das Kind haben?
Sorgen sind in einer Schwangerschaft ganz normal. Du kannst Dich darauf verlassen, dass solche Gedanken in normalem Ausmaß Deinem Baby nicht schaden werden. Die Sorgen können sich jedoch zur Angst weiterentwickeln. In diesem Fall ist Vorsicht geboten, denn man kann sich leicht in etwas „hineinsteigern“.
Wenn Deine Ängste dermaßen stark sind, dass Dein Körper übermäßig viele Stresshormone ausschüttet, kann sich das auch auf das ungeborene Kind auswirken. Hierbei sind aber wirklich starke und dauerhafte Angstzustände gemeint, die auf jeden Fall ärztlich behandelt gehören.
Begründete Sorgen können aber auch ihre guten Seiten haben, da sie Dich dazu veranlassen, mit Verantwortung an Deine Schwangerschaft heranzugehen. Allzu starke Ängste hingegen bewirken das Gegenteil. Ist dies bei Dir der Fall, solltest Du auch hier unbedingt mit Deinem Arzt oder Deiner Hebamme sprechen.
Weniger Angst vor der Geburt dank Geburtsplan
Falls Du dazu neigst, Dir Sorgen um die bevorstehende Geburt zu machen, dann überlege Dir einfach, ob ein Geburtsplan Dir helfen könnte. In deinem Geburtsplan fasst Du Deine Wünsche in Bezug auf Deine medizinische Versorgung und die Erstversorgung Deines Kindes zusammen. Dazu gehören unter anderem die Wünsche für die Wehenphase, die Geburt selbst und die ersten Stunden nach der Entbindung.
Du kannst somit die Richtung vorgeben, in die die Geburt gehen soll – auch wenn sich eine Geburt insgesamt natürlich nicht planen lässt. So kannst Du beispielsweise angeben, dass Du Dir eine möglichst natürliche Geburt wünschst.
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Fazit
Ängste in der Schwangerschaft kommen häufig vor und sind auch nicht schädlich, solange sie sich nicht zu einer psychischen Störung entwickeln. Du brauchst also keine Angst davor zu haben, dass sich Deine Ängste unmittelbar negativ auf Dein Kind auswirken könnten. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, Hilfe zu holen und um Rat zu fragen. Sprich mit Deiner Hebamme, Deinem Frauenarzt oder einer Vertrauensperson. Wenn Du merkst, dass Du mit Deinen Ängsten nicht fertig wirst, wendest Du Dich an eine Beratungsstelle. Es kann auch sein, dass deine Ängste wieder verfliegen, sobald sich der Hormonhaushalt verändert. Sei Dir dessen bewusst, dass ein gewisses Maß an Angst in Vorbereitung auf die Geburt ganz normal ist.