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Was ist eine Plazentainsuffizienz?
Von einer Plazentainsuffizienz (Mutterkuchenschwäche / Utero-plazentare Insuffizienz) spricht man, wenn die Plazenta (Mutterkuchen) ihre Aufgaben im Rahmen der Versorgung eines Fötus nicht ausreichend erfüllt. Es kommt zu einer Mangelversorgung des Kindes. Diese Störung der Plazenta kommt bei etwa 2-5% der Schwangerschaften vor ist zum Glück aber nicht vererbbar.
Die Plazenta hat während der Schwangerschaft vielfältige Aufgaben:
- Versorgung des Fötus mit Sauerstoff
- Versorgung des Fötus mit Nährstoffen
- Übertragen von Hormonen und Antikörpern aus dem Blutkreislauf der Mutter
- Schutz des Fötus vor schädlichen Stoffen wie Schwermetallen
- Abtransport von Stoffwechselprodukten aus dem Fruchtwasser
- Produktion des Schwangerschaftshormons hcG
- Bildung anderer Hormone zur Unterstützung der Schwangerschaft, z.B. Östrogene, Progesteron, Relaxin
- Produktion verschiedener Enzyme zum Schutz des Fötus
- Trennung von kindlichem und mütterlichem Blutkreislauf
Die Plazenta übernimmt also während der Zeit im Mutterleib fast sämtliche Organfunktionen eines Babys. Fötus und Plazenta sind über die Nabelschnur verbunden, mit der Mutter ist die Plazenta über Blutgefäße durch die Gebärmutterwand verwachsen.
Mit der Geburt übernehmen dann die kindlichen Organe ihre eigentliche Funktion und die Plazenta wird nicht mehr benötigt. Im Rahmen der Nachgeburt wird sie vom weiblichen Körper abgestoßen und später vom Kind abgenabelt.

Akute und chronische Plazentainsuffizienz
Man unterscheidet zwei Arten der Plazentainsuffizienz:
- Die chronische Plazentainsuffizienz
- Die akute Plazentainsuffizienz
Chronische Plazentainsuffizienz
Wenn die Plazenta grundsätzlich nicht gut arbeitet, spricht man von einer Plazentainsuffizienz. Sie erfüllt dann viele Aufgaben nicht ausreichend, was sich negativ auf das Wachstum des Fötus und des Uterus auswirkt. Auch Fruchtwasser wird dann eventuell nicht in ausreichendem Maße produziert.
Ursache für eine chronische Plazentainsuffizienz sind meist Erkrankungen oder Störungen bei der Mutter, zum Beispiel ein starker Eisenmangel, Diabetes, Nierenschwäche oder Bluthochdruck. Auch eine Praeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung), Rhesusfaktor-Inkompatibilität in der zweiten Schwangerschaft oder Drogenmissbrauch, Nikotin und Alkohol in der Schwangerschaft können zu einer chronischen Plazentainsuffizienz führen.
Erkennen lässt sich diese chronische Form der Plazentainsuffizienz durch eine Ultraschalluntersuchung kombiniert mit einer Entwicklungsverzögerung beim Säugling. In leichter Form wird die Störung zunächst im Krankenhaus oder bei strenger Schonung zu Hause beobachtet.
Eine chronische Plazentainsuffizienz ist also selten unmittelbar lebensbedrohlich für ein Kind, kann aber zu Entwicklungsverzögerungen, sowie körperlichen oder geistigen Behinderungen führen. Nach der 24. SSW kann eine Verschlechterung des kindlichen Wachstums deshalb zu einer vorzeitigen Entbindung führen, um die weitere Entwicklung nicht zu gefährden.
Akute Plazentainsuffizienz
Bei einer akuten Plazentainsuffizienz wird die Funktion der Plazenta plötzlich und unerwartet unterbunden.
Ursachen und Gründe für eine akute Plazentainsuffizienz:
- vorzeitige Plazentaablösung
- Vena-Cava-Syndrom
- Blutdruckabfall während einer PDA
- Blutdruckabfall während eines Wehensturms (während der Geburtswehen)
- Nabelschnuranomalien beim Kind
Risiken einer akuten Plazentainsuffizienz:
Kann der Zustand, der zu einer akuten Plazentainsuffizienz führt, nicht umgehend behoben werden, ist sie unmittelbar lebensbedrohlich für Dein Baby und es wird ein Not-Kaiserschnitt vorgenommen. Bleibt eine akute Plazenta-Insuffizienz unbemerkt, droht eine Früh- oder Fehlgeburt.
Symptome bei Plazentainsuffizienz
Auch wenn eine Plazentainsuffizienz sehr selten ist, ist der Gedanke doch sehr beunruhigend. Denn in aller Regel kannst Du als Mutter nicht erkennen, dass Dein Kind nicht mehr richtig versorgt wird. Alles kann ganz normal erscheinen.
Hinweise auf die Insuffizienz der Plazenta können, müssen aber nicht sein:
- abnehmende oder fehlende Kindsbewegungen (aber Achtung, oft schlafen Babys im Mutterleib auch einfach tief oder haben mal ein paar ruhigere Tage!)
- hellrote, periodenstarke Blutung (Hinweis auf Plazentaablösung)
- Krämpfe oder vorzeitige Wehen
- erhöhter Blutdruck
- geringe Gewichtszunahme der Mutter
- sehr kleiner Bauchumfang der Mutter
Eine chronische Plazentainsuffizienz fällt in der Regel bei den Vorsorgeterminen beim Ultraschall auf. Die Messwerte bezüglich Kopf- oder Brustdurchmesser stimmen dann nicht mit denen gleichaltriger Föten überein. Der Kopf ist dann im Vergleich zum restlichen Körper meist normal entwickelt, denn dafür werden die zur Verfügung stehenden Ressourcen bevorzugt verwendet.
Auch ein Fruchtwassermangel (Oligohydramnion) kann auf eine Plazentainsuffizienz hinweisen.
Ab der 20. SSW kann anhand des Doppler-Ultraschalls der Blutfluss in Gehirn und Nabelschnur dargestellt werden. Hier können die Mediziner sehen, ob die Versorgung ausreichend ist.
Welche Folgen hat eine Plazentainsuffizienz?
Im besten Fall hat Dein Baby keine Spätfolgen und lebt ein ganz normales Leben.
Unter Umständen kommt es aber durch eine akute Plazentainsuffizienz zu einem Sauerstoffmangel, der sich schon nach wenigen Minuten schädigend auf das Gehirn eines Menschen auswirkt.
Je nach Schwere bzw. Länge des Sauerstoffmangels können die Symptome kaum wahrnehmbar sein oder zu geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führen.
Die Unterversorgung durch eine chronische Plazentainsuffizienz kann sich bei manchen Kindern erst später im Leben mit Folgeerscheinungen zeigen.
So haben Betroffene einer PI (Plazenta-Insuffizienz) statistisch gesehen ein erhöhtes Risiko für folgende Erkrankungen:
- Diabetes
- Fettleibigkeit
- Bluthochdruck
- Gefäßverkalkung
Wie kann ich eine Plazentainsuffizienz vorbeugen oder verhindern?
Eine Vermeidung oder Heilung dieser Schwangerschaftskomplikation ist leider nicht möglich. Du bist als Schwangere aber gut beraten, wenn Du auf Alkohol, Nikotin und Drogen in der Schwangerschaft verzichtest, Dich ausreichend bewegst und ausgewogen ernährst. Denn Nährstoffe, die für die Entwicklung Deines Babys unbedingt nötig sind, können nur über die Plazenta zum Kind transportiert werden, wenn sie auch in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.
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