Das Herz ist eines der wichtigsten Organe im menschlichen Körper. In jeder Sekunde wird mit Hilfe des Herzens Blut durch den Körper geleitet und alle Zellen werden mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. In der Schwangerschaft ist diese Funktion nicht nur für uns, sondern auch für unsere ungeborenen Babys überlebenswichtig. Denn dann wird auch die Plazenta über unseren Blutkreislauf versorgt – und damit der Fötus im Bauch. Deshalb machen einem auch die folgenden Wörter / Symptome gehörig Angst, wenn man schwanger ist:
- Herzrasen
- Herzflattern
- Herzstolpern
Wenn sich nun das Herz außergewöhnlich stark bemerkbar macht, zum Beispiel durch Herzrasen in der Schwangerschaft, hinterlässt das ein beunruhigendes Gefühl.
- Stimmt etwas nicht?
- Ist das gefährlich für das Baby?
- Ist es noch richtig versorgt?
Themen des Beitrags
Was ist Herzrasen in der Schwangerschaft?
Normalerweise erhöht sich der Herzschlag eines Menschen, wenn er Angst, Stress oder starker Anstrengung ausgesetzt ist. Bei Schwangeren kommt es auch ohne diese Auslöser oft zu einem schnelleren Herzschlag – oft sogar in Situationen, in denen Du eigentlich völlig ruhig bist, zum Beispiel nachts. Man spricht dann von Herzrasen in der Schwangerschaft – auch Tachykardie genannt.
Von Herzrasen spricht man, wenn Dein Herz mehr als 100 Mal pro Minute schlägt. Normal ist ein Ruhepuls von 60-90 Schlägen / Minute.
Herzrasen spürst Du bis in die Halsschlagader, die dann kräftig pulsiert. Gleichzeitig treten manchmal weitere Symptome wie Schwindel, Kreislaufprobleme, ein beklemmtes Gefühl in Brust- oder Halsgegend, Kurzatmigkeit und ein Druckgefühl auf der Brust auf. Verständlich, dass dieser Zustand besorgniserregend sein kann.
Woher kommt der schnelle Herzschlag bei Schwangeren?
Tatsache ist aber, Herzrasen in der Schwangerschaft ist nicht gefährlich. Die Ursache ist ganz einfach erklärt: Während der Schwangerschaft erhöht sich Dein Blutvolumen kontinuierlich, immerhin musst Du jetzt einen zweiten kleinen Menschen mit versorgen. Auch sind Deine Blutgefäße durch die Hormone in der Schwangerschaft weiter als sonst, sodass sie mehr Blut fassen können. Zum Ende der Schwangerschaft hin hast Du bis zu 40% mehr Blut als vorher.
Dein Herz hat also alle Hände voll zu tun, dieses Blut durch Deinen Körper zu pumpen. Um diese Höchstleistung zu stemmen, ist eben manchmal ein erhöhter Puls erforderlich – mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen.
Weil sich das Blutvolumen vor allem im dritten Trimester stark erhöht, tritt Herzrasen in der Schwangerschaft auch dann vermehrt auf.
Vermehrtes Herzrasen beim Liegen
Vielleicht geht es Dir auch so, dass Du vor allem im Liegen und Ruhen Dein Herz stark und schnell pochen fühlst? Das liegt zum Einen daran, dass Du dann eben die Ruhe hast, in Deinen Körper hinein zu horchen und den erhöhten Puls überhaupt bewusst wahrzunehmen. Tagsüber bist Du vielleicht mit anderen Dingen beschäftigt, die Deine volle Aufmerksamkeit fordern. Wenn Du schon Kinder hast, wollen die versorgt werden, der Haushalt wartet und vielleicht arbeitest Du auch weiterhin während der Schwangerschaft. Das Herzrasen wirst Du in diesen Situationen vielleicht nur bemerken, wenn es sehr stark ist oder mit den genannten Nebensymptomen einhergeht.
Zum Anderen kann Herzrasen in der Schwangerschaft vermehrt auftreten, wenn Du auf dem Rücken oder auf der rechten Körperseite liegst. Denn dann drückt das Gewicht Deines Bauches auf die untere Hohlvene, die Vena Cava. Diese Verläuft in der rechten Seite Deines Rückens und ist zuständig für den Blutrückfluss aus der unteren Körperhälfte zum Herzen. Wenn sie nun leicht abgedrückt wird, muss Dein Herz stärker pumpen. Ansonsten würde der Blutrückfluss blockiert, was zu starken Kreislaufproblemen führen kann. Auch das kann im Extremfall vorkommen, wenn ein stärkerer Herzschlag für den Blutrückfluss nicht ausreicht, weil die Hohlvene stark abgedrückt ist. Man spricht dann vom Vena-Cava-Syndrom.
Was hilft bei starkem Herzklopfen in der Schwangerschaft?
Wenn Dein Herz gewaltig pocht, dann ist vor allem eines wichtig: Ruhig bleiben. Denn Panik und Angst verstärken den starken Herzschlag nur. Es wird Adrenalin in Deinem Körper ausgeschüttet und vermehrt Blut in die Extremitäten gepumpt, um in einer Gefahrensituation eine Flucht zu ermöglichen. Gleichzeitig wird “weniger wichtigen” Organen wie den Geschlechtsorganen, Blut entzogen. Da die Gebärmutter ebenfalls zu den Geschlechtsorganen zählt, bedeutet das, dass Dein Baby weniger frischen Sauerstoff bekommt.
Stattdessen kannst Du folgende Tipps ausprobieren:
- Position verändern: Wenn Du auf dem Rücken oder der rechten Seite liegst, dreh Dich auf die linke Seite. Wenn Du auf der Couch oder in einem Sessel sitzt, steh kurz auf oder lege dich richtig hin.
- Tief durchatmen: Wenn Du Dich auf Deinen Atem konzentrierst, lenkt das von eventuell entstehender Angst oder dem beklemmenden Gefühl in Deiner Brust ab. Zähle beim Einatmen bis vier, beim Ausatmen dann genauso schnell bis acht. So verhinderst Du, zu hyperventilieren und Dein Atem beruhigt sich.
- Entspannungsübungen: Wenn Du darin geübt bist oder es gerne lernen möchtest, helfen auch Entspannungstechniken wie Meditation, Autogenes Training oder Yoga. Setz Dich im Schneidersitz auf eine Yogamatte. In dieser Position hat Dein Babybauch genug Platz und die Hohlvene im Rücken wird nicht belastet. Wenn Du aus dem Stegreif noch keine Übungen kannst, such Dir ein gutes Youtube-Video und mach einfach mit.
- Ein Glas kaltes Wasser: Wenn es mal schnell gehen muss, hilft ein ganz einfaches Hausmittel – ein Glas kaltes, stilles Wasser. In der Schwangerschaft solltest Du ohnehin viel Wasser trinken, auch das unterstützt einen gesunden Kreislauf.
- Tee trinken: Auch ein warmer, wohlschmeckender Tee trägt zur mentalen und körperlichen Entspannung bei. Achte bei der Auswahl des Tees aber darauf, dass keine verdauungs- bzw. wehenanregenden oder entwässernden Kräuter genutzt werden. Wenn Du auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst Du bei Schwangerschaftstee sicher sein, dass die Bestandteile ungefährlich sind.
- Magnesium: Wenn Du verstärkt unter Herzrasen in der Schwangerschaft leidest, kannst Du über die Einnahme von Magnesium nachdenken. Magnesium setzt den Muskeltonus herab, das heißt, es entspannt die Muskeln. Da das Herz einer der stärksten Muskeln im Körper ist, trifft das also auch auf das Herz zu. Eine langfristige Magnesiumeinnahme solltest Du aber unbedingt mit Deinem Arzt besprechen. Auch wird zusätzliches Magnesium in den letzten Schwangerschaftswochen nicht mehr empfohlen. Denn auch die Gebärmutter ist ein Muskel, dessen Kontraktionen (Übungswehen) durch zu viel Magnesium gehemmt würden.
- Eisen, Vitamin D und Vitamin B12: Auch ein Mangel an bestimmten Mineralien und Vitaminen kann zu dauerhaftem Herzstolpern in der Schwangerschaft führen. Dein Eisenwert wird bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig überprüft. Für genug Vitamin D sorgst Du durch ausreichend Aufenthalt im Tageslicht. Vitamin B12 solltest Du dringend substituieren, wenn Du vegan lebst, denn es kommt vor allem in tierischen Produkten wie Fleisch und Eiern vor. Halte vielleicht auch besser Ausschau nach passenden Schwangerschaftsvitaminen.
- Bryophyllum: Viele Hebammen empfehlen bei innerer Unruhe und Herzrasen in der Schwangerschaft, genauso wie bei vorzeitigen Wehen, die Einnahme von Bryophyllum. Auch wenn das ein pflanzliches und – je nach Präparat – homöpathisches Medikament ist, solltest Du die Einnahme sicherheitshalber mit Deinem Arzt oder Deiner Hebamme absprechen.
Kann Herzrasen in der Schwangerschaft schädlich sein?
Du siehst also, in aller Regel hat der erhöhte Herzschlag eine ganz harmlose Ursache und nichts zu bedeuten. Er ist nicht für Dich, noch für Dein ungeborenes Baby, gefährlich. Vielleicht fragst Du Dich aber, ob es Fälle gibt, wo der schnelle Puls eben doch gefährlich ist.
Wenn eine Erkrankung der Hintergrund ist, zum Beispiel eine Erkrankung der Schilddrüse oder des Herzens, dann kann das natürlich behandlungsbedürftig sein. Wenn Du zum Beispiel einen Herzfehler hast, der bisher nicht erkannt wurde, dann sorgt die erhöhte Belastung auch zu einer erhöhten Gefahr für Dich – und damit auch für das Baby.
Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du sofort zum Arzt musst, nur weil Du mal Herzrasen hast. Wenn Du aber fast durchgehend darunter leidest, starke Atemnot oder Herzaussetzer hast oder Dir der Zustand wirklich zu schaffen macht, solltest Du auf jeden Fall mit Deinem Arzt darüber sprechen. Er kann am besten beurteilen, ob und welche weiteren Schritte eingeleitet werden müssen.
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Liebe Hanna, ich danke Dir sehr für diesen Beitrag. Sitze selber gerade mit Herzrasen im Bett und suchte nach einer Entwarnung.
Was bist du für ein fantastischer Mensch. Danke einfach fürs recherchieren und teilen.
Liebe Grüße Nicole
Hallo liebe Nicole,
vielen Dank für diese lieben Worte!
Das mache ich übrigens ebenfalls, wenn mich etwas beunruhigt – auch wenn alle davor warnen, im Internet nachzulesen – vieles entpuppt sich als ganz harmlos.
Alles Gute für Deine weitere Schwangerschaft,
Hanna