Als ich schwanger war, habe ich fest mit Übelkeit, Rückenschmerzen und Bauchschmerzen gerechnet. Was ich aber überhaupt nicht erwartet habe, waren stechende Gesäßschmerzen, die ich beim Sitzen und sogar beim Laufen in meinen Pobacken spüren konnte.
Manchmal bin ich nur noch durch die Wohnung geschlichen, habe auf dem Pezziball rumgeturnt oder nur flach auf der Couch gelegen und gehofft, dass es kein Ischias ist und bald vorbei sein wird.
Themen des Beitrags
Gründe für Gesäßschmerzen in der Schwangerschaft
Damit Du Dir den Leidensweg erleichtern und hoffentlich verkürzen kannst, berichte ich im folgenden Artikel über 7 Ursachen für die Po-Schmerzen und Maßnahmen, um die Schmerzen im Hintern zu lindern bis dein Kind auf die Welt kommt.
Beckenringinstabilität: Ganz natürlich und doch gefürchtet
Die Beckenringinstabilität ist auch als Beckenring- oder Symphysenlockerung bekannt und erschwert vielen Schwangeren vor allem die zweite Schwangerschaftshälfte.
Der veränderte Hormonhaushalt lockert sämtliche Bänder, wodurch sie dehnbarer und elastischer werden. Leider kann sich dieser natürliche, geburtsvorbereitende Vorgang bei Dir in Form einer Beckenringinstabilität bemerkbar machen.
Symptome
Beim Heben schwerer Gegenstände, Treppensteigen, Bücken, Aufstehen, Umdrehen, Laufen und während des Sports kann es zu Bewegungseinschränkungen sowie Schmerzen im Becken kommen. Die ziehenden, stechenden Beschwerden können sich bis in die Innenseiten der Oberschenkel, die Leisten und bis zur Scheide ausbreiten.
Tipps für Zuhause
- Wärmen, Entspannungsbäder
- (Still-) oder Schwangerschaftskissen zwischen die Beine klemmen
- Kräftigungsübungen
- Bewegung
- Aufrechte Körperhaltung
Ärztliche Behandlung
- Physiotherapie
- Massagen
- Wärme- & Infrarottherapien
- Gegebenenfalls Medikamente
Schmerzdauer
Meist hält der Schmerz bis zum Schwangerschaftsende an und kann auch nach der Geburt noch über mehrere Wochen präsent sein.
Hämorrhoiden: Das Tabuthema schlechthin
Schwangerschaftshormone lockern Gewebestrukturen auf und weiten die Gefäße. Die wachsende Gebärmutter, Wassereinlagerungen oder die allgemeine Gewichtszunahme einer Schwangeren erschweren den Rückfluss des Blutes.
Durch den Druck des Uterus auf den Darm kann es zudem zu einem Blutstau in den Enddarmgefäßen kommen.
In Verbindung mit Verstopfung und verstärktem Pressen entsteht zu hoher Druck und die Blutgefäße am After schwellen an.
Symptome
Zu den typischen Symptomen zählen Juckreiz, Brennen und Schmerzen beim Stuhlgang. Gegebenenfalls erkennst Du leichte Blutspuren am Toilettenpapier oder kannst die Schwellungen bereits erfühlen, wenn diese nach außen getreten sind.
Manche Frauen berichten auch vom Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung.
Tipps für Zuhause
- Ballaststoffreiche Kost & viel Flüssigkeit, um Verstopfung zu vermeiden
- Beckenbodentraining, Gymnastik, Yoga
- Wärmen oder kühlen; das ist von Frau zu Frau verschieden
- Quarkkompressen oder Kompressen mit geraspelten Kartoffeln
- Auf der linken Seite schlafen (entlastet die Gefäße)
- Hämorrhoidenkissen oder Sitzringe (diese jedoch nur kurzzeitig verwenden!)
- Sitzbäder mit Eichenrinde oder mit einem Absud aus 120g Hamamelisblättern, 60g Beinwellwurzel und 2,25l Wasser (für acht Stunden köcheln lassen, anschließend abseihen)
- Beim Toilettengang die Hockstellung wählen und nicht bzw. wenig pressen
- Feuchtes Toilettenpapier oder Wasser zur Reinigung nutzen
- Langes Sitzen oder Stehen vermeiden
Weitere Therapien unter ärztlicher Aufsicht:
- Homöopathie
- Vitamin-E- & -D-Präparate (Sei generell immer aufmerksam und schau Dir genau die Inhalte und Mengen der verschiedenen Schwangerschaftsvitamine an)
- Medikamente mit Rosskastanie, Hamamelis, Brennnessel, Ringelblume, Johanniskraut, Schafgarbe
Schmerzdauer
Leichte Beschwerden kannst Du innerhalb weniger Tage lindern. Besonders hartnäckige Hämorrhoiden können aber auch über zwei Wochen bestehen bleiben und bis zur Entbindung immer wieder Schmerzen verursachen.
ISG-Blockade: Eingeschränkte Bewegungsfreiheit durch das Kreuzbein-Darmbein-Gelenk
ISG ist die Abkürzung für Iliosakralgelenk und wird mit Kreuzbein-Darmbein-Gelenk übersetzt. In der Schwangerschaft strömt ein einzigartiger Hormonmix durch Deine Adern, welcher zur Lockerung von Muskeln und Bändern beitragen kann.
Entsteht zwischen der Hüfte und dem unteren Rücken eine sogenannte ISG-Blockade, schränken blockierende Muskeln und Bänder die Bewegungsfreiheit ein.
Symptome
In erster Linie treten Rückenschmerzen unterhalb des Lendenwirbelbereichs und eine pseudoradikuläre Schmerzausbreitung in umliegende Bereiche auf. Gesäß, Leiste und beide Oberschenkel können schmerzen, unangenehm ziehen oder kribbeln.
Beim Liegen, Sitzen oder Laufen melden sich stets die nervigen Symptome. Mit etwas Glück und viel Bewegung kann sich die Blockade auch von selbst wieder lösen.
Tipps für Zuhause
- Wärmflaschen, warme Bäder
- Ein zwischen die Beine geklemmtes Stillkissen
- Lockerungsübungen
Medizinische Behandlung
- Verordnung leichter Schmerzmittel (nur unter ärztlicher Beobachtung!)
- Physiotherapie
- Osteopathie
- Chiropraktik
- (Kranken-)Gymnastik
Schmerzdauer
Mitunter bist Du nach wenigen Tagen wieder schmerzbefreit oder musst Dich einige Wochen mit dem Zustand arrangieren. Erfolgen therapeutische Behandlungen stellt sich häufig nach der ersten Sitzung eine deutliche Besserung ein.
Ischiasreizung: Ein Dauerbrenner
Der wachsende Babybauch verlagert den Körperschwerpunkt, Hormone lockern das Gewebe und andere Strukturen auf, das Baby drückt auf den Ischiasnerv und das zusätzliche Gewicht beansprucht den Rücken – das schreit nahezu nach Ischiasschmerzen!
Symptome
Der Ischiasnerv versorgt etliche Muskeln im Bein und entspringt der Lendenwirbelsäule. Auf dem Weg nach unten durchzieht er das Gesäß und kann Schmerzen hervorrufen, die bis in die Füße strahlen können.
Tipps für Zuhause
- Warmes Bad, Kirschkernkissen, Wärmflaschen
- Leichte Massagen
- Viel leichte Bewegung und wenig sitzen
- Stillkissen in Seitenlage zwischen die Beine klemmen
- Zugluft vermeiden
Weitere Therapien
- Schwangerschaftsgymnastik
- Schwangerschaftsyoga
- Akupunktur
Schmerzdauer
Eine Ischiasreizung hält häufig eine Woche und länger an. Ein kleiner Trost: Nach der Entbindung lassen die Schmerzen meist sofort nach.
Piriformis-Syndrom: Schmerzende Gesäßmuskeln
Der Piriformismuskel befindet sich unter den beiden Gesäßmuskeln und verbindet das Kreuzbein mit den Oberschenkelknochen.
Der verstärkte Druck im Becken kann während der Schwangerschaft zu einer Schwellung des Piriformismuskels führen, welcher auf den darunterliegenden Ischiasnerv drückt und diesen reizt.
Symptome
Du spürst einen stechenden Schmerz im hinteren Bereich des Gesäßes, der sich bis in die Beine und den Rücken ausbreiten kann.
Tipps für Zuhause
- Bewegung
- Wärmen
- Leichte Massagen z. B. mit Tennis- oder Igelball
- Dehn- & Lockerungsübungen
Medizinische Behandlung
- Krankengymnastik
- Physiotherapie, Massagen, Kinesio-Tape
- Osteopathie
- Akupunktur
- Homöopathie
- Eventuell Behandlung mit Ultraschallwellen
- Bei starken Entzündungen Verordnung geeigneter Medikamente
Schmerzdauer
Leider musst Du die Schmerzen oftmals Wochen oder gar Monate aushalten. Nach der Entbindung wird es aber häufig schlagartig besser.
Hohlkreuz: Weit verbreitet
Eine übermäßige Anspannung der unteren Rückenmuskulatur erzeugt auf Dauer eine starke Wölbung des Rückens nach vorn. Durch das Gewicht des Bauches verstärkt sich ein Hohlkreuz oft während der Schwangerschaft.
Symptome
Bei einem Hohlkreuz streckst Du Deinen Bauch weit nach vorn und entwickelst eine sichtbare Wölbung im unteren Rücken. Dadurch entstehen Rückenschmerzen, die sowohl die gesamte Wirbelsäule als auch den Hüft- und Beinbereich betreffen können.
Tipps für Zuhause
- Aufrechte Sitz- und Stehhaltung
- Bewegung
- Eventuell ergonomische Sitzmöbel
- Dehn- & Kräftigungsübungen für den Rücken
Medizinische Behandlung
- Physiotherapie
- Gymnastikkurse, Rückenschule, Schwangerschaftsyoga
Heilungsdauer
Ein Hohlkreuz muss meist über Monate hinweg trainiert und behandelt werden. Akute Schmerzen kannst Du mit Bewegung und leichten Massagen schnell bändigen.
Gewichtszunahme: Ebenfalls schuld an Gesäßschmerzen
In den letzten Wochen und Monaten der Schwangerschaft wirst Du noch einmal stark an Gewicht zulegen. Kombiniert mit dem veränderten Hormonhaushalt führt die Belastung zu unspezifischen Hüft-, Po- und Rückenschmerzen in Muskeln, Gelenken und Bändern.
Symptome
Dir können die Hüftgelenke, das Becken, die Gesäß- sowie Beinmuskulatur und Dein gesamter Rücken schmerzen. Ein leichtes Taubheitsgefühl in den Beinen, ein Kribbeln in den Po-Muskeln oder ziehende, stechende und sich ausbreitende Schmerzen im unteren Rücken sind mögliche Symptome.
Tipps für Zuhause
- Aufrechte Sitz- & Stehhaltung
- Viel Bewegung
- Ergonomische Sitzmöbel
- Dehn-, Lockerungs- & Kräftigungsübungen
- Gymnastik
- Wärmen & entspannen
- Leichte Massagen z. B. mit Tennis- oder Igelball
- Mithilfe eines Stillkissens die ideale Schlafposition finden
- Zugluft vermeiden
Medizinische Behandlung
- Physiotherapie
- Osteopathie
- Chiropraktik
- Schwangerschaftsgymnastik
- Schwangerschaftsyoga
- Akupunktur
- Massagen
- Kinesio-Tape
- Homöopathie
- Eventuell Behandlung mit Ultraschallwellen
- Verordnung geeigneter Medikamente
Heilungsdauer
Die nicht näher definierten Schmerzen können immer wieder auftauchen und sind mitunter auch nach der Geburt noch eine Weile treue Begleiter.
Mehr Infos über die Gewichtszunahme und wie viel man in der in der Schwangerschaft zunehmen kann
Dringend: Wann Du besser schnell zum Arzt gehen solltest
Natürlich machen die Gesäßschmerzen das Leben einer Schwangeren unangenehmer und lästiger. Solltest Du aber bei Dir folgende Symptome feststellen, dann geh bitte sofort zum Arzt!
- Wenn der Schmerz nie aufhört oder nachlässt, sondern ständig vorhanden ist
- Wenn der Schmerz so stark ist, dass Dir davon schlecht wird
- Wenn Du viel Blut aus dem After verlierst (also mehr Blut, als es für Hämorrhoiden üblich ist)
- Wenn es durch die Po-Schmerzen zum unkontrollierten Urin-Ausstoß kommt
- Wenn Fruchtwasser aus der Scheide kommt
Fazit
Du bist nicht allein und Schmerzen in und um den Po herum treten relativ häufig bei schwangeren Frauen auf und verschwinden meist spätestens nach der Geburt wieder! Viele Schwangere kennen also mindestens eines der genannten Probleme.
Sollte kein Hausmittel mehr helfen und die Schmerzen dich beim Sitzen und Laufen so stark stören, dass Du dich kaum noch bewegen kannst, dann wende Dich bitte umgehend an Deine Hebamme oder Ärztin bzw. an Deinen Arzt.
Und denk immer daran: Nach der Entbindung wirst Du trotz aller Schmerzen die glücklichste Mama auf Erden sein!
Bildquelle:
© kei907 / Fotolia
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