In der Schwangerschaft gibt es viele Dinge, die man plötzlich nicht mehr auf die leichte Schulter nehmen darf. Immer muss man sich fragen: Schadet das meinem ungeborenen Baby im Bauch? Auch Fieber in der Schwangerschaft gehört zu diesen Dingen. Ab wann Du Dir Sorgen machen musst, wann Du mit Fieber lieber zum Arzt oder ins Krankenhaus gehen solltest und wie Du das Fieber in der Schwangerschaft senken kannst – das alles erfährst Du in diesem Artikel.
Themen des Beitrags
Ist Fieber in der Schwangerschaft gefährlich für das Baby?
Ob Fieber selbst, also eine erhöhte Körpertemperatur als Symptom einer anderen Erkrankung, Deinem ungeborenen Baby schaden kann, darüber gibt es noch keine eindeutige Meinung. Wenn man ein wenig im Internet recherchiert, kann einem wirklich Angst und Bange werden.
Manche Experten glauben, dass sehr hohes Fieber in der Schwangerschaft zu Fehlbildungen des zentralen Nervensystems führen kann. Auch Herzrasen (Tachykardie) und als Folge eine Erschöpfung der Energievorräte (Hypoglykämie) sind im Gespräch, ebenso wie Geburtsschäden, Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte oder Gaumenspalte in der der Frühschwangerschaft, bis hin zu einer drohenden Fehlgeburt in der Frühschwangerschaft, einer Frühgeburt, oder einem Herzfehler beim Baby.
Die Studienlage ist diffus
Allerdings geben die wenigsten dieser Artikel im Internet eine Quelle oder Studie an, die diese Schauer-Behauptungen belegen. Auch stellt sich in jedem Einzelfall die Frage, ob solche (Spät-)schäden tatsächlich von der erhöhten Körpertemperatur, oder vielleicht doch durch die dahinter stehende Erkrankung oder etwaig eingenommene Medikamente verursacht werden.
So kommt zum Beispiel eine groß angelegte Studie 2012 zu dem Ergebnis, dass starkes, lang anhaltendes Fieber die Gefahr für Autismus beim Kind erhöht. Eine andere Studie aus dem Jahr 2013 kommt zu dem Schluss, dass Paracetamol in der Schwangerschaft zu einer erhöhten Autismus-Rate führen würde.
Ganz von der Hand zu weisen ist ein möglicher Zusammenhang zwischen hohem Fieber bei der Mutter und Geburtsschäden beim Kind jedoch wohl nicht. So hat eine Studie aus dem Jahr 2017 gezeigt, dass es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Fieber (nicht dem verursachenden Virus) und der Bildung von Herzfehlern und Kieferfehlbildungen gibt. So würde die erhöhte Temperatur die Funktion der Neuralleistenzellen stören.
Fakten zu Fieber in der Schwangerschaft
Einig sind sich alle Medizinier, dass das Risiko höher wird, je höher das Fieber und je länger es anhält.
Auch darüber herrscht Einigkeit: Leichtes Fieber unter 38,5 °C ist kein Grund zur Sorge. Dein Körper steht wahrscheinlich gerade eine Erkältung durch. Zur Bekämpfung von Viren und Bakterien ist eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur eine sinnvolle und natürliche Maßnahme Deines Körpers. Von den meisten Erregern selbst in Dein Baby durch die Plazenta-Schranke geschützt. Bei einer ganz normalen Erkältung darf deshalb das Fieber auch mal auf 39° steigen.
Es gibt nur wenig Infektionen, die durch die Plazenta auch Dein Baby befallen können – darunter zum Beispiel das Zika-Virus. Schwangeren und Frauen mit Kinderwunsch wird deshalb von Reisen in Zika-Risikogebiete abgeraten. Eine Erkrankung am Zika-Virus würde mit sehr starkem Fieber und anderen Symptomen einhergehen.
Bei Temperaturen über 38,5 °C sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden. Denn sicherheitshalber wird dann dazu geraten, fiebersenkende Maßnahmen zu ergreifen. Das sollten zuallererst Hausmittel für Schwangere sein, denn fiebersenkende Medikamente für Schwangere sind ebenfalls umstritten.
Hausmittel gegen Fieber in der Schwangerschaft
Als fiebersenkende Hausmittel für Schwangere kommen in Frage:
- lauwarme Wadenwickel oder Auflagen auf der Stirn
- Baden in lauwarmem Wasser
- Essigstrümpfe (nach Kneipp)
- Rettichscheiben-Kette (nachts um den Hals)
- Ventilator auf eine Ecke des Raumes richten (nicht auf Dich)
- leichte Kleidung, kühle Räume
Auch Homöopathie hilft bei manchen Frauen, um das Fieber zu senken, z.B. mit Belladonna oder Aconitum. Besprich das aber am besten mit einem erfahrenen Heilpraktiker.
Außerdem ist es wichtig, dass Du genug trinkst und dich gesund und leicht verdaulich ernährst.
Fiebersenkende Mittel in der Schwangerschaft: Paracetamol
Paracetamol in allen drei Trimestern und auch bei Neugeborenen als fiebersenkendes Mittel erlaubt, sollte allerdings möglichst sparsam eingesetzt werden. Denn Paracetamol ist “plazentagängig”, d.h. es geht über die Plazenta aus Deinem Blutkreislauf auf den Deines Babys über. Immer wieder deuten Studien an, dass eine Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft – vor allem eine längerfristige – negative Auswirkungen auf den Embryo haben könnte.
So gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Paracetamol während der Schwangerschaft und einem Hodenhochstand oder asthmatischen Erkrankungen beim Baby, Abweichungen in der späteren Motorik (z.B. hyperkinetisches Verhalten), negative Beeinflussung der Sprachentwicklung.
Allerdings beruhen diese Studien wohl auf einer kleinen Menge an Probanten und einer fragwürdigen Methodik. So zeigte sich zum Beispiel in ein und derselben Studie eine negative Beeinflussung der Sprachentwicklung durch Paracetamol in der Schwangerschaft bei Mädchen, aber eine positive bei Jungs. Quelle: Charité Berlin / Embryotox.de
Eine recht aktuelle Studie von 2016 belegt einen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft und dem Auftreten von ADHS.
Im 1. und 2. Trimester kommt als Alternative zu Paracetamol noch Ibuprofen in Frage. Das solltest Du aber immer mit Deinem Arzt besprechen. Im 3. Trimester darfst Du Ibuprofen nicht einnehmen. Dasselbe gilt für den Wirkstoff Diclofenac.
In diesen Fällen solltest Du mit Fieber in der Schwangerschaft zum Arzt
Wenn Du unsicher bist, ob es sich bei der Ursache für Dein Fieber um eine harmlose Schwangerschaftserkältung oder eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, darfst Du selbstverständliche immer einen Arzt aufsuchen. Lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig.
Besonders in folgenden Fällen musst Du aber auf jeden Fall Hilfe suchen:
- Fieber über 39°C
- Fieber in Verbindung mit starken Bauchschmerzen, Schmerzen der Gebärmutter, starker vaginaler Juckreiz oder Ausfluss, Blutungen
- Fieber in Verbindung mit vorzeitigen Wehen oder einem vorzeitigen Blasensprung (Amnioninfektionssyndrom, siehe unten)
- Fieber in Verbindung mit Hautausschlag (Röteln, Windpocken oder Herpes)
Amnioninfektionssyndrom
Das Amnioninfektionssyndrom ist eine bakterielle Infektion des Fruchtwassers und kann zu einer Blutvergiftung (Sepsis) und zur Frühgeburt führen. Typische Erreger dieser Infektion sind Streptokokken, E coli, Listerien und Chlamydien. Neben dem Fieber können weiterhin folgende Symptome auftreten:
- übelriechender Ausfluss
- vorzeitige Wehen
- vorzeitiger Blasensprung
- Druckschmerz der Gebärmutter
- Erhöhung der Herzfrequenz
- erhöhte weiße Blutkörperchen (Leukozytose)
Wenn Deine Fruchtblase vorzeitig platzt, solltest Du in jedem Fall unverzüglich Rettungswagen rufen oder liegend ins Krankenhaus fahren. Eine Amnioninfektion muss umgehende behandelt werden, unter anderem mit Antibiotika.
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Anmerkung zu einer Textpassage: Sie schreiben im 1. und 2. Trimester ist Ibuprofen eine Alternative zu Paracetamol, aber im 3. Trimester darf kein Paracetamol eingenommen werden. Hier ist vermutlich eine Wortverwechslung auf getreten, denn es sollte heißen im 3. Trimester darf kein Ibuprofen eingenommen werden. Paracetamol (schreiben Sie auch weiter oben) ist in allen Trimestern erlaubt.
Liebe Tamina,
vielen Dank für den Hinweis – ich habe die entsprechende Passage korrigiert!
Liebe Grüße,
Hanna