Wenn bei einer Routineuntersuchung in der Schwangerschaft Eiweiß im Urin festgestellt wird, möchtest Du sicherlich wissen, was genau das zu bedeuten hat. Soviel vorab: Kleinere Mengen Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft sind völlig normal und in aller Regel unbedenklich. Wenn es Grund zur Sorge gäbe, hätte Dein Arzt sicherlich mit Dir gesprochen.
Themen des Beitrags
Warum befindet sich Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft?
Normalerweise filtern die Nieren größere Proteine und Zucker-Moleküle, bevor die Flüssigkeit in den Urin gelangt. Kleinere Proteinmoleküle können durchaus in den Urin gelangen.
Schwangere haben mehr Eiweiß im Harn, wenn:
- die Nieren durch zu viele Proteine im Blut überlastet sind oder
- die Nieren aufgrund einer Erkrankung ihre Filterfunktion nicht richtig erfüllen können.
Zu viel Eiweiß im Urin ist also bedenklich, weil ein erhöhter Wert auf eine Krankheit hinweisen kann, die die Blutwerte verändert oder die Nieren beeinträchtigt.
In der Schwangerschaft besteht schnell der Verdacht auf eine Praeklampsie, die für Dich und Dein Baby sehr gefährlich sein kann.
Wie erkennt man Eiweiß im Urin bei Schwangeren?
Deshalb wird Deine Urinprobe bei der Vorsorgeuntersuchung regelmäßig untersucht. Dazu verwendet der/die Artzhelfer/in ein Urin-Stix wie auf dem Bild. Ein Teststäbchen wird in den abgegebenen Urin gehalten und dann wird die Farbe mit dem Bild auf der Packung verglichen. So kann sofort festgestellt werden, welche Mengen Eiweiß oder Zucker sich im Urin befinden.
Geringe Menge an Eiweiß im Urin
Geringe Mengen an Eiweiß sind dabei nicht ungewöhnlich und werden vom Arzt meist nicht einmal gesondert erwähnt, sondern nur im Mutterpass eingetragen. Vor allem am Ende der Schwangerschaft sorgt eine verstärkte Durchlässigkeit der Gefäßbündel der Niere die Wahrscheinlichkeit, das Eiweiß in den Urin gelangt, d.h. die Nieren filtern die Protein-Moleküle nicht mehr so gut heraus.
Hoher Eiweißgehalt im Urin
Wenn der Schnelltest zuviel Eiweiß im Urin ergibt, wird die Urinprobe im Labor untersucht und gegebenenfalls weitere Proben angefordert.
Messwerte von Eiweiß im Urin
Wenn Du weißt, wie hoch genau Dein Protein-Wert im Urin bei der Untersuchung ist, kannst Du ihn auch relativ schnell einordnen:
- Ein Wert von unter unter 150 mg Eiweiß/ Liter Blut im 24-Stunden-Urin wird als normal angesehen.
- Werte bis 5 g/l weisen auf kleinere Unstimmigkeiten wie Fieber oder Kreislaufprobleme (orthostatische Ursache) hin. Man spricht dann bereits von einer sogenannten sog. Schwangerschafts-Proteinurie. Sie kann auch auf eine Infektion hindeuten, deshalb wird die Probe im Labor im Hinblick auf eine Harnwegsinfekt untersucht. Eventuell ist eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich.
- Ab einem Wert von über 5g/l gelten die Werte als bedenklich und weisen auf eine ernsthafte Erkrankung hin.
Wenn Deine Eiweiß-Werte im Urin bedenklich hoch wären, würde Dein Arzt das aber immer mit Dir besprechen. Du müsstest das nicht über eigene Recherche herausfinden, was es zu bedeuten hat.
Weitere Untersuchungen wie ein 24-Stunden Urin wären nötig, um die Ursache abzuklären.
Wenn der Arzt also nur ein + im Mutterpass vermerkt, dann bedeutet das nur eine kleine Menge Einweiß, die zwar beobachtet und vermerkt werden sollte, aber an sich nicht ungewöhnlich ist.
Mögliche Ursachen für erhöhtes Eiweiß im Schwangerschaftsurin
Praeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
Größere Mengen Eiweiß im Urin können ein Hinweis auf Praeklampsie (auch Gestose oder Schwangerschaftsvergiftung genannt) sein. Diese Erkrankung kann gefährlich für Mutter und Kind sein und sollte daher so schnell wie möglich diagnostiziert werden.
Weitere Symptome einer Schwangerschaftsvergiftung sind unter anderem Schwellungen von Händen, Füßen, Gesicht, Bluthochdruck, Unwohlsein, Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen im Oberbauch.
Preaklampsie kann im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährdenden Blutdruckentgleisung bei der Mutter führen – und damit auch für das Kind tödlich enden. Je nach SSW kann es darum sein, dass die Geburt vorzeitig eingeleitet oder die Schwangerschaft abgebrochen werden muss.
In jedem Fall muss eine Praeklampsie engmaschig überwacht werden und in der Regel werden Betroffene stationär im Krankenhaus aufgenommen.
Entzündungen der Ausscheidungsorgane
Auch eine Blasen-, Harnröhren- oder Nierenentzündung kann Eiweiß im Urin zur Folge haben. Das gilt natürlich unabhängig von Deiner Schwangerschaft, allerdings sind Entzündungen in der Schwangerschaft immer ernst zu nehmen. Denn in der Schwangerschaft kannst Du nur manche Arten von Antibiotika einnehmen, darum ist eine schwere Entzündung womöglich ein echtes Problem. Entzündungen der Blase, Nieren oder Harnwege werden anhand eines 24-Stunden-Urins im Labor überprüft.
Sonstige Erkrankungen
Unabhängig von der Schwangerschaft kann ein erhöhter Proteinwert im Urin auf eine Vielzahl von Erkrankungen hindeuten, unter anderem auf eine Herzbeutelentzündung, Malaria, Hypertonie, Tuberkulose oder eine Autoimmunerkrankung.
Harmlose Ursachen für Eiweiß im Urin
Es kann auch durch Stress, Anstrengung, eine Fiebererkrankung, Flüssigkeitsmangel oder durch langes stehen (orthostatische Proteinurie) zu vorübergehend erhöhten Werten kommen. Dagegen muss in der Regel nichts unternommen werden.
Sollte der erhöhte Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft orthostatisch, also durch die aufrechte Körperhaltung und dadurch bedingte Kreislaufprobleme, verursacht sein, würde eine Urinprobe gleich nach dem Aufstehen Sinn machen. Denn liegend und über Nacht würden die erhöhten Proteinwerte verschwinden.
Achte vor der nächsten Urinprobe darauf, dass Du ausreichend trinkst, denn eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr kann den Eiweißabbau in den Nieren verlangsamen und so zu Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft führen.
Urinprobe richtig abgeben
Manchmal sind auch erhöhte Werte auch deshalb harmlos, weil die Urinprobe durch Scheidensekret verunreinigt wurde. Deshalb ist es so wichtig, den Anleitungen für das richtige Abgeben einer Urinprobe zu folgen:
- Halte wenn möglich einen Mindestabstand von 3 Stunden zur letzten Blasenentleerung ein.
- Wasche Deine Hände vorher sorgfältig mit Seife.
- Wasche Deine Vagina wenn möglich vorher (sehr moderne Krankenhäuser haben eine “Frauendusche”).
- Halte die äußeren Schamlippen mit einer Hand auseinander und wische das Innere mit der anderen von vorne nach hinten (oben nach unten) mit einem Stück Zellstoff aus. So entfernst Du Scheidensekret.
- Fange nur den Mittelstrahl-Urin auf. Dazu lässt Du den Urin in den ersten 3 Sekunden ins WC-Becken laufen, fängst danach die erforderliche Menge in den Probenbecher ein und lässt dann den Rest wieder ins Becken.
Fazit: In der Regel kein Grund zur Panik
Abschließend lässt sich also sagen, dass Eiweiß im Urin in der Schwangerschaft meistens kein Grund zur übermäßigen Sorge ist. Vor allem, wenn der Arzt keine weiteren Untersuchungen angeordnet hat, reicht es, die Situation weiter zu überwachen.
Wenn Du Dir trotzdem Sorgen machst, was Dein Wert zu bedeuten hat, frag einfach noch einmal genauer nach. Ärzte werden auch manchmal “betriebsblind” und vergessen, dass geringe Auffälligkeiten zwar für sie kein Grund zur Sorge sind, für eine schwangere Frau aber durchaus beunruhigend sein können.
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