Mehr als 80 Prozent aller Schwangeren leiden unter Blähungen in der Schwangerschaft. Wenn es auch Dich erwischt hat, solltest Du Dir also keine Sorgen machen: Es ist alles okay mit Dir und Deinem Baby. Woher diese Blähungen (Flatulenz) kommen und vor allem, was Du dagegen tun kannst oder wie Du sie vielleicht sogar vermeidest, erfährst Du in diesem Artikel.
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Ursachen für Blähungen in der Schwangerschaft
Grundsätzlich entstehen Blähungen, wenn wir viel Luft schlucken oder in unserem Verdauungstrakt viel Luft gebildet wird. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang und je länger der Nahrungsbrei im Darm verbleibt, desto mehr Gase werden gebildet.
In der Frühschwangerschaft steigt der Progesteron-Pegel im Körper einer Frau an. Das Gelbkörper-Hormon wird von der Eihülle, die nach dem Eisprung zurückbleibt, gebildet und sorgt dafür, dass das Ei sich in der Gebärmutter ohne Komplikationen einnisten kann. Außerdem sorgt Progesteron im Körper dafür, dass sich die Muskulatur entspannt und das Gewebe weich wird. Mit steigendem Hormonspiegel entspannt sich auch die Darmmuskulatur und die Verdauung wird träger. Der Nahrungsbrei verbleibt insgesamt länger im Verdauungstrakt und kann gären. Dabei bilden sich Gase, die Blähungen verursachen, bis sie den Körper wieder verlassen. Verstopfung, Völlegefühl und Blähungen können dadurch als eine Möglichkeit der frühesten Anzeichen einer Schwangerschaft sein.
In der fortgeschrittenen Schwangerschaft, also in etwa ab dem 7. Schwangerschaftsmonat, wird der Platz im Bauch langsam eng. Dann ist es unausweichlich, dass das Baby bzw. die Gebärmutter auf den Verdauungstrakt drücken. Dadurch kann es erneut zu Verstopfung oder einer behinderten Verdauung kommen – und diesmal haben die Gase, die sich bilden, noch weniger Platz und drücken schneller nach draußen.
Auch Eisenpräparate, die im letzten Trimester häufig verschrieben werden, können zu Blähungen oder Verstopfung führen.
Das Blähungen stinken können, ist übrigens auch ganz normal und hat mit der Menge an Proteinen in der Ernährung zu tun. Diese werden von anderen Bakterien verarbeitet (z.B. Gemüse) und es entstehen übelriechende Gase. Deshalb können Blähungen besonders nach viel Fleisch oder Fisch sehr unangenehm riechen.
Maßnahmen: So wirst Du den Blähbauch los
Blähungen und Schwangerschaft gehören also zusammen. Trotzdem muss man die damit verbundenen Unannehmlichkeiten nicht einfach so hinnehmen. Was Schwangere gegen Blähungen tun können:
- Luft ablassen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn am schnellsten verschwinden die Blähungen in der Schwangerschaft, wenn die Gase aus dem Verdauungssystem entweichen können. Suche Dir also ein stilles Örtchen oder einen Platz im freien und tu, worüber Frauen nicht gerne sprechen: Pupsen.
- Bauchmassage. Wenn das wachsende Baby den Weg versperrt, können die Gase im Darm vielleicht nicht weiter und verursachen stechende Bauchschmerzen in der Schwangerschaft. Um den feststeckenden Blähungen auf die Sprünge zu helfen, kann eine Bauchmassage an der betreffenden Stelle helfen. Einfach mit den Fingerspitzen gegen den Uhrzeigersinn massieren.
- Wenn das nicht hilft, kann auch Wärme helfen. Ein warmes Bad oder eine Wärmeflasche / Kirschkernkissen entspannt die verkrampfte Darmmuskulatur an schmerzenden Stellen. Möglicherweise können dann die Gase schneller entweichen.
- Auch Stilltee oder Kamillentee hilft der Verdauung und entspannt den Darm.
- Wenn das alles nichts hilft, solltest Du Arzt oder Apotheker um Rat fragen. Medikamente mit den Wirkstoffen Simeticon oder Dimeticon sind in der Schwangerschaft gut verträglich. Sie werden auch bei Babys eingesetzt und helfen, indem sie die Gase im Bauch auflösen. Auf eigene Faust solltest Du in der Schwangerschaft niemals Medikamente einnehmen, auch wenn sie Dir früher gut geholfen haben.
Schmerzen: Wann Du zum Arzt gehen solltest
Wenn die Schmerzen durch die Blähungen zu stark werden und Du Dich zusätzlich krank fühlst, solltest Du einen Arzt aufsuchen. Vor allem bei einseitigen Schmerzen kann auch eine Blinddarmentzündung dahinter stecken. Stechende, sich regelmäßig wiederholende Schmerzen, die auch in die Beine ausstrahlen, könnten vorzeitige Wehen sein. Wann immer Du Dir unsicher bist, ruf sicherheitshalber beim Arzt an. Auch die Sprechstundenhilfe kann oft schon beruhigende und wertvolle Tipps geben, ob Du Dich untersuchen lassen solltest.
Blähungen in der Schwangerschaft vorbeugen
Grundsätzlich, das gilt nicht nur für Schwangere, kannst Du Blähungen vermeiden, durch
- ausreichend Bewegung,
- sorgfältiges und langsames Kauen, bei hastigem Hinunterschlingen schluckst Du auch viel Luft,
- kleine Portionen, die können auch von einem trägen Darm einfacher bewältigt werden,
- Verzicht auf kohlensäurehaltige Getränke,
- ausreichend Flüssigkeit aufnehmen,
- aufrechtes Sitzen, sodass der Darm nicht zusammengedrückt und der Nahrungsbrei nicht gestaut wird,
- gesunde Ernährung, Verzicht auf Fast-Food, zucker- und fettreiche Nahrungsmittel,
- probiotische Nahrungsmittel wie Joghurt, Sauerkraut oder Kefir,
- verdauungsfördernde Nahrungsmittel wie Haferkleie, Weizenkleie oder geshrotete Leinsamen,
- Verzicht auf Fruchtzucker in hohen Mengen,
- Verzicht auf Süßstoffe,
- lockere Kleidung um den Bauch, die nicht einschnürt.
Vorsicht:
Auch wenn dazu häufig geraten wird, auf blähendes Gemüse solltest Du nicht generell verzichten. Denn auch wenn Kohl, Zwiebeln und Co. im Verdacht stehen, für die Blähungen verantwortlich zu sein, so sind die darin enthaltenen Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelemente doch unbedingt nötig für eine gesunde Verdauung und eine ausgewogene Nährstoffversorgung in der Schwangerschaft. Häufig handelt es sich auch um einen Gewöhnungseffekt des Darms, weil viele Schwangere sich bewusst gesünder ernähren als vor der Schwangerschaft. Wer sonst nie Hülsenfrüchte isst, bei dem verursachen diese Anfangs oft Blähungen.
Wenn Du glaubst, dass ein Nahrungsmittel zu Blähungen führt, kannst Du es ja weglassen vor wichtigen Meetings oder anderen Situationen, in denen Du keine schnelle Abhilfe bei Blähungen schaffen kannst.
12 Hausmittel gegen Blähungen in der Schwangerschaft
Es schon mal passieren, dass einem bei einer schnellen Bewegung “etwas rausrutscht”. Je nachdem, ob Du in Gesellschaft bist, ist das natürlich super peinlich – auch wenn sicherlich niemand etwas sagen wird und Du durch Deinen Zustand mit Verständnis rechnen kannst.
Wie kannst Du also den Blähungen vorbeugen bzw. sie lindern, ohne Dein Baby in Gefahr zu bringen?
Hier kommen die zwölf besten Hausmittel gegen Blähungen in der Schwangerschaft:
Bewegung
Bewegung bringt nicht nur Deinen Kreislauf, sondern auch Deine Verdauung auf Touren. Du solltest Dich mindestens 30 Minuten jeden Tag bewegen, egal ob im Fitnesstudio oder beim Spaziergang an der frischen Luft. Das hilft nicht nur mit der Verdauung, sondern ist für Deinen Gesamtzustand in der Schwangerschaft mehr als wichtig.
Wasser
Der Mensch besteht zum Großteil aus Wasser. Es wird für alle zellulären Vorgänge wie auch das Entgiften des Körpers benötigt. Kein Wunder also, dass auch die Verdauung ausreichend Flüssigkeit braucht. Die beste, also gesündeste Flüssigkeitszufuhr ist stilles Wasser, aber natürlich kannst Du auch andere Getränke hinzunehmen. Nur auf koffein- und zuckerhaltige Flüssigkeiten würde ich lieber verzichten.
Zitronensaft
Bei manchen Menschen dagegen hilft der Saft einer frisch gepressten Zitrone, um die Verdauung in Schwung zu bringen. Probier es einfach aus.
Tee
Einige Teesorten, wie Melisse, Fenchel, Kamille und Kümmel, haben sich auch gegen Blähungen bewährt. Diese Bestandteile sind meist auch in Schwangerschaftstee enthalten. In jedem Fall führst Du Deinem Körper durch den Tee zusätzliche Flüssigkeit zu, das allein ist schon hilfreich.
>> Hier zeige ich Dir die besten Schwangerschaftstees.
Blähende Lebensmittel vermeiden
Zwiebeln, Kohlsorten, Hülsenfrüchte oder Weizen gehören zu den häufigsten Übeltätern. Versuche, Lebensmittel, die möglicherweise für die Blähungen verantwortlich sind, vorübergehend wegzulassen. Wenn sich die Symptome nicht bessern, integriere sie unbedingt wieder in Deinen Speiseplan.
Ballaststoffe
Ballaststoffe können das Problem kurzfristig verschlimmern, helfen aber langfristig weiter. Denn sie sorgen für einen guten Stuhlgang und regen die Verdauung an. Auf diese Weise bleibt der Speisebrei weniger lang in Deinem Darm und es werden weniger Gase erzeugt.
Ganz nebenbei sind Ballaststoffe übrigens das A und O für eine gute Darmgesundheit: Sie füttern die guten Darmbakterien im Dickdarm.
Deine Darmflora überträgt sich während der Geburt auf Dein Baby und begleitet es sein Leben lang.
Ballaststoffe sind in Obst und Gemüse, Vollkornprodukten und vielem mehr enthalten.
Ballaststoffe als Nahrungsergänzungsmittel
Wenn Du Deinem Darm eine Extraportion an Ballaststoffen gönnen möchtest, kannst Du dies in Form von Nahrungsergänzungsmitteln tun. Sprich das aber bitte unbedingt mit Deinem Gynäkologen ab und beachte die Hinweise auf dem Präparat. Im gleichen Atemzug kannst Du auch auf andere Schwangerschaftsvitamine achten.
Es gibt auch andere Wundermittel wie Leinsamen, die natürlich und günstig sind. Leinsamen sollten immer geschrotet sein, damit Dein Körper davon profitiert. Auch eine Handvoll Kürbiskerne am Tag kann Wunder wirken.
Gut kauen
Wer sein Essen hinunterschlingt, schluckt mehr Luft, die dann Blähungen verursachen kann. Auch ist das Essen weniger gut zerkleinert und mit Speichel vermischt, das erschwert die Verdauung. Iss deshalb in Ruhe und kaue die Lebensmittel ausreichend, bevor Du sie schluckst.
Entspannung
Wer gestresst ist, schluckt mehr Luft. Außerdem wirkt sich Stress negativ auf den gesamten Organismus aus, also auch auf die Verdauung. Schalte also einen Gang runter, wenn möglich, und versuche es mit Yoga, Autogenem Training, Meditation, oder einer Entspannungsmassage.
Bauchmassage
Eine Bauchmassage mit Kümmelöl hilft nicht nur Babys bei Blähungen, sondern auch Erwachsenen.
Wichtig ist dabei, dass Du im Uhrzeigersinn über den Bauch kreist. Das schiebt die Gase im Bauch weiter und hilft ihnen, zu entweichen.
Wärme
Auch Wärme sorgt für Anregung der Darmtätigkeit. Ganz nebenbei kannst Du Dich ja mit Wärmflasche auf der Couch oder bei einem Vollbad auch ein wenig entspannen (s. Hausmittel Nr. 8).
Pupsen
Dieses Mittel mag etwas banal klingen, es bewahrt Dich aber sowohl für unangenehmen Situationen als auch vor Schmerzen durch Blähungen. Wenn die Luft nämlich nicht abgehen kann, staut sie sich am Darmende und verursacht dort einen unangenehmen Druck.
Außerdem kommt sie vielleicht in einem wirklich unpassenden Moment unkontrolliert heraus. Suche Dir darum Situationen, in denen Du Dir sprichwörtlich Luft machen kannst.
Am besten geht das, wenn Du in den Vierfüßlerstand gehst, dich gekrümmt hinlegst oder zur Not auf die Toilette setzt.
Helfen Medikamente gegen Blähungen in der Schwangerschaft?
Wenn das alles nichts hilft, gibt es auch Medikamente gegen Blähungen, die für Schwangere als sicher gelten. Die Präparate mit den Wirkstoffen Simeticon oder Dimeticon werden auch bei Babys eingesetzt. Trotzdem solltest Du die Einnahme mit Deinem Arzt besprechen.
Zum Arzt solltest Du spätestens dann gehen, wenn Du seit mehr als einer Woche unter starker Verstopfung leidest oder starke Schmerzen hast.
Vorsicht von Kräutern und Gewürzen als Hausmittel
Vorsichtig sein dagegen solltest Du bei Hausmitteln gegen Blähungen, die Kräuter oder Gewürze mit Wirkstoff enthalten. Denn manche davon enthalten Wirkstoffe, die nicht nur die Darmmuskulatur, sondern auch die Gebärmutter (ebenfalls ein Muskel) anregen.
In normalen Mengen, wie man sie zum Würzen von Speisen verwendet, ist das sicherlich unproblematisch, in großen Mengen kann das aber niemand mit Sicherheit sagen.
Pass also auf bei folgenden Zutaten in großen Mengen auf:
- Petersilie
- Basilikum
- Ingwer
- Zimt
- Kardamon
- Schafgarbe
- Himbeerblätter
Kann ich mit diesen Hausmitteln auch Wehen auslösen, wenn ich über den ET bin?
Nach der 40. Schwangerschaftswoche können genau diese Lebensmittel verwendet werden, um die Geburtswehen zu stimulieren. Sprich das aber bitte immer mit Deiner Hebamme oder Deinem Arzt ab.
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