Von einer Eileiterschwangerschaft hast Du bestimmt schon einmal gehört. Allerdings ist das nicht die einzige Möglichkeit für die Eizelle, sich fälschlicherweise außerhalb der Gebärmutter einzunisten. In sehr seltenen Fällen kommt es auch vor, dass sich die Blastozyste im Bauchraum einnistet – man spricht dann von einer Bauchhöhlenschwangerschaft.
Themen des Beitrags
Wie entsteht eine Bauchhöhlenschwangerschaft?
Bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft (Abdominalschwangerschaft) nistet sich die Blastozyste (Zellen aus der befruchteten Eizelle, die sich bereits mehrfach geteilt hat) nicht wie vorgesehen in der Gebärmutterschleimhaut, sondern im Gewebe des Zwerchfells, das den Bauchraum auskleidet, ein. Das bedeutet, die Zellen verbinden sich mit den Blutgefäßen des Zwerchfells, so wie eigentlich mit der Gebärmutterschleimhaut vorgesehen. Diese Blutgefäße sollen später die Plazenta ausbilden.
Eine Bauchhöhlenschwangerschaft kann vorkommen, wenn der Eileiter undicht oder die Gebärmutter verlegt ist. Damit ist eine Bauchhöhlenschwangerschaft auch ohne Gebärmutter möglich, das heißt auch nach einer Gebärmutterentfernung oder nach Sterilisation. In diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit für eine Bauchhöhlenschwangerschaft sogar erhöht.
Die Wahrscheinlichkeit einer Bauchhöhlenschwangerschaft liegt bei weniger als 0,1% – also sehr niedrig. In den allermeisten Fällen, in denen sich das Ei außerhalb der Gebärmutter einnistet, handelt es sich um eine Eileiterschwangerschaft. Die genauen Zahlen sind nicht zu ermitteln, weil viele der ektopen Schwangerschaften natürlich beendet werden, unbemerkt bleiben und dadurch in keiner Statistik auftauchen.
Der Fachbegriff Extrauteringravidität bzw. ektope Schwangerschaft bezeichnet alle Formen einer Schwangerschaft, bei denen sich das Ei außerhalb der Gebärmutterschleimhaut einnistet. Dazu gehören neben der Bauchhöhlenschwangerschaft auch die Eileiterschwangerschaft, Gebärmutterhalsschwangerschaft und die Eierstockschwangerschaft.
Was tun? – Kann eine Bauchhöhlenschwangerschaft ausgetragen werden?
In sehr vielen Fällen stirbt der Embryo im Bauchraum von selbst ab, weil er nicht ausreichend versorgt wird. Ansonsten wird eine Bauchhöhlenschwangerschaft in aller Regel beim ersten Ultraschall bemerkt und dann medikamentös oder operativ beendet. Denn Chancen, dass Mutter und Kind eine Bauchhöhlenschwangerschaft lebend überstehen, sind sehr gering – Medizinern zufolge bei eins zu einer Million.
Zwar gibt es nicht wie bei der Eileiterschwangerschaft ein Platzproblem, das die Schwangerschaft gefährlich macht. Aber es besteht die Gefahr anderer schwerwiegender Komplikationen wie Entzündungen oder Verwachsungen der Plazenta mit den inneren Organen.
Außerdem kann eine Bauchhöhlenschwangerschaft nie in einer natürlichen Geburt enden, sie kann nur per Kaiserschnitt entbunden werden. Dabei stellt die größte Herausforderung die Entfernung der Plazenta dar. Da das Zwerchfell keine Kontraktionen erzeugen kann, löst sie sich nicht auf natürliche Weise ab, sondern muss durch die Ärzte manuell abgetrennt werden. Damit keine Entzündungen entstehen, dürfen keine Reste zurückbleiben. Gleichzeitig dürfen keine wichtigen Blutgefäße verletzt werden.
Trotzdem gibt es vereinzelt Berichte von gesunden Kindern nach einer Bauchhöhlenschwangerschaft. 2006 zum Beispiel wurde in Oberösterreich eine Frau in der 35. Schwangerschaftswoche von einer Bauchhöhlenschwangerschaft per Kaiserschnitt entbunden. Bis sie wegen starker Schmerzen in die Klinik eingeliefert wurde, wusste sie nichts von ihrer Schwangerschaft. Das Baby lag zwischen Darm und Wirbelsäule. Mutter und Kind überlebten die Operation wohlbehalten, allerdings kam es zu schweren Blutungen und die Schwangere musste 19 Blutkonserven erhalten.
Manche Frauen bestehen auch trotz entsprechender Diagnose darauf, die Bauchhöhlenschwangerschaft austragen zu wollen. Da das äußerst riskant ist, findet das normalerweise unter stationärer Beobachtung statt und die Schwangerschaft wird wenige Wochen nach der 30. SSW chirurgisch entbunden.
Symptome
Wie erkennt man eine Bauchhöhlenschwangerschaft?
Ab wann man die ersten Symptome für eine Bauchhöhlenschwangerschaft bemerkt, ist wie bei jeder Schwangerschaft sehr individuell. Grundsätzlich sind die frühen Schwangerschaftsanzeichen aber dieselben wie bei einer regulären Einnistung. Deshalb gehen die meisten Frauen auch zum Ultraschall zwischen der 9.SSW und 12. Schwangerschaftswoche, bei dem die Bauchhöhlenschwangerschaft bemerkt wird.
Obwohl Sich das Ei nicht in der Gebärmutter eingenistet hat, ist bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft der Test nicht negativ. Das heißt, im Körper wird trotzdem das Schwangerschaftshormon hcG produziert – wenn auch in geringerem Maße als bei einer normalen Schwangerschaft.
Die Regelblutung bleibt trotzdem aus und hormonelle Veränderungen im Körper können zu frühen Schwangerschaftssymptomen wie Übelkeit, Brustspannen, Müdigkeit und Kreislaufproblemen führen.
Spezifische und eindeutige Symptome für eine Bauchhöhlenschwangerschaft, die einer Schwangeren auffallen könnten, gibt es nicht.
Risikofaktoren
Als Risiken für eine Bauchhöhlenschwangerschaft gelten:
- frühere Operation im Bauchraum
- vorangegangene künstliche Befruchtung
- Verhütung mit der Spirale oder anderen Implantaten im Uterus
- frühere Eileiterentzündung bzw. Eierstockenetzündung
- frühere Infektionen der Geschlechtsorgane (z.B. Chlamydien)
- Endometriose
- Rauchen
Gibt es eine Bauchhöhlenschwangerschaft beim Mann?
Ende der 90-er Jahren spielte Arnold Schwarzenegger in dem Film “Junior” einen Mann, der schwanger wurde und ein Kind austrug. Ist das theoretisch wirklich möglich?
Jein. Ebenfalls in den 90-ern hieß es, Forscher an einer Londoner Universität wären überzeugt, dass auch Männer ein lebensfähiges Kind in sich heranwachsen lassen könnten. Natürlich müsse dieses dann per Kaiserschnitt zur Welt geholt werden, ein Geburtskanal ist beim Mann unmöglich.
Was daraus geworden ist, lässt sich allerdings schwer nachvollziehen – Kinder, die von Männern ausgetragen wurden, gibt es jedenfalls bis heute nicht.
Bild: ©azovtcev161 - bigstockphoto.com Auf Pinterest merken: