Das Puzzeln ist nicht nur ein unterhaltsames Spiel, sondern auch ein wertvolles Werkzeug zur Förderung der kindlichen Entwicklung. Es gibt viele Gründe, warum das Puzzeln eine sinnvolle Aktivität für Kinder jeden Alters ist. Von der Stärkung kognitiver Fähigkeiten bis hin zur Förderung der Feinmotorik und Problemlösungskompetenz – die Vorteile sind vielfältig.
In diesem Artikel werde ich für Dich einen Blick darauf werfen, wie das Puzzeln die emotionalen Aspekte bei Kindern fördert und welchen positiven Einfluss es auf ihr Selbstvertrauen, ihre Geduld und ihre Frustrationstoleranz haben kann. Ich werde Dir vorstellen, welche Puzzles es gibt und Dir Produkte empfehlen, die aus meiner Sicht für die einzelnen Altersstufen geeignet sind.
Themen des Beitrags
Ab wann sind Puzzles sinnvoll?
Du kannst schon recht früh anfangen, spielerisch Dein Kind an Puzzles heranzuführen. Für die ganz Kleinen, so ab ca. einem Jahr, gibt es entsprechend einfache Puzzles, mit zwei bis drei Teilen. Runde Formen in unterschiedlichen Größen sind für den Anfang besonders gut geeignet. Idealerweise haben diese einen stabilen Griff, damit die Kinder das einzelne Teil halten können.
Meine Erfahrung: Kinder können sehr früh, ab etwa anderthalb bis zwei Jahren puzzeln lernen und sich dann schnell steigern, wenn sie Spaß daran haben. Kinder, denen kein Puzzle angeboten wird, können es in demselben Alter nicht. Es steckt also viel Übung dahinter.
Wie kann ich meinem Kind den Spaß am Puzzeln vermitteln?
Der Anfang ist immer Versuch und Irrtum. Dein Kind probiert sich aus und Du kannst es dabei unterstützen. Lasse Dein Kind experimentieren und greife bitte wenn nur ganz behutsam ein. Es geht erst mal nur darum, Freude an diesem Tun zu entwickeln, denn Freude ist es, die Kinder zum Lernen motiviert. Das nennt man eine „intrinsische Motivation“, was nichts anderes bedeutet, als dass Dein Kind seine Motivation aus sich selbst heraus bezieht. Diese intrinsische Motivation ist ein wichtiges Element für das gesamte Leben. Du kennst sicher den alten Spruch: „Wir lernen fürs Leben, nicht für die Schule!“ Im Idealfall ist das so. Deshalb ist es so wichtig, dass Kinder über das eigene Tun diese Motivation in sich entwickeln.
Auch wenn Du das Bedürfnis hast, Dein Kind für jedes richtige Teil oder das vollendete Puzzle zu überschwänglich zu loben, ist hier Zurückhaltung gefragt. Wenn Dein Kind eine Rückmeldung von Dir erwartet, sag vielleicht lieber: “Ich sehe, dass Du Freude am Puzzeln hast und schon viele Teile an der richtigen Stelle sind.” Lob und positive Bestärkung von Außen stellen eine sogenannte “extrinsische Motivation” dar, die auf Dauer die intrinsische schwächt.
Wie immer, ist es auch beim Puzzeln so: die Kinder lernen am Vorbild. Wenn Du Deinem Kind Deine Freude am Puzzle vorlebst, entwickelt es in der Regel selbst auch Spaß daran. Letzten Endes stärkt gemeinsame Freude auch eure liebevolle Bindung.
Welche Bereiche werden beim Puzzeln gefördert?
Förderung der visuellen Wahrnehmun
Kinder müssen das gesamte Bild und die einzelne Form wahrnehmen und abgleichen. Das ist ein komplexer Prozess, der viel Übung erfordert.
Hand-Auge-Koordination
Hand und Auge arbeiten zusammen, damit Dein Kind das Puzzleteil ergreifen und an die richtige Stelle legen kann.
Feinmotorik
Feinmotorik ist unter anderem das gezielte und präzise Ergreifen der Puzzleteile. Je kleiner Dein Kind ist, desto größer sollten die einzelnen Teile sein, nach Möglichkeit mit einem kleinen und dennoch stabilen Griff.
Konzentrationsfähigkeit und Ausdauer
Wenn Du Dein Kind beim Puzzeln beobachtest, siehst Du, wie es komplett die Welt außen ausblendet und sich ganz auf das Puzzle fokussiert. Man spricht dann von einem “Flow-Erlebnis”. Je älter Dein Kind ist, desto mehr Teile wird das Puzzle enthalten. Es gibt Kinder, die können bereits im Kindergartenalter sehr ausdauernd puzzeln.
Problemlösefähigkeiten
Es braucht schon eine gewisse Kombinationsfähigkeit, die Formen zu erkennen und sie sinnvoll miteinander zu verbinden. Manchmal sind die Formen sich sehr ähnlich, besonders, wenn das Puzzle mehr Teile hat.
Selbstvertrauen
Etwas selbst zu schaffen, stärkt enorm das Selbstvertrauen. Mit jedem richtig platzierten Puzzleteil erlebt Dein Kind ein kleines Erfolgserlebnis.
Stärkung der Kommunikationsfähigkeit und des Miteinanders
Über das gemeinsame Puzzeln schaffst Du Gesprächsanreize und – wie oben bereits beschrieben – stärkt das Miteinander eure liebevolle Bindung.
Der Lehrstuhlinhaber für Lernbehindertenpädagogik an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Prof. Dr. Ulrich Heimlich, hat in einem Interview den pädagogischen Wert von Puzzles zusammengefasst.
Wie viele Teile sind in welchem Alter sinnvoll?
Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Die möglichen Herausforderungen steigen mit der Übung. Wenn Dein Kind früh Gefallen am Puzzeln gefunden hat, werdet ihr euch schneller schrittweise an mehr Teile herantasten, als wenn ihr erst im Kindergartenalter mit dem Puzzeln anfangt. Starte immer mit sehr kleinen Puzzles – Dein Kind wird Dir zeigen, wann es für mehr Teile und die nächste Herausforderung bereit ist.
Worauf solltest Du achten?
Hochwertig und stabil
In erster Linie solltest Du darauf achten, dass das Puzzle stabil und hochwertig ist, gerade bei sehr jungen Kindern. Bei günstigen Puzzles ist die Gefahr groß, dass sich beispielsweise der Griff am Puzzleteil löst und Dein Kind ihn verschluckt. Auch Puzzles, die nicht leicht zusammenzusetzen sind, weil schlecht verarbeitet, sind für Kinder sehr frustrierend.
Puzzlearten
Für jüngere Kinder bieten sich einfache Formen an. So ab ca. anderthalb bis zwei Jahren gibt es auch Puzzlewürfel, die jeweils auf einer Fläche eine Form haben. Diese werden nur zusammengelegt, nicht gesteckt.
Es gibt Steck-, Block- und Greifpuzzle, es gibt sie aus den unterschiedlichsten Materialien, zum Beispiel aus Holz oder aus stabiler Pappe, aber auch aus Kunststoff oder Stoff. Achte bitte darauf, dass das Puzzle keine schädlichen Lackierungen oder Weichmacher enthält.
Motive
Alles andere als unwichtig ist die Motivauswahl. Wähle Motive aus, für die Dein Kind sich interessiert. Es gibt alles, was das Herz Deines Kindes begehrt: von Tieren über Fahrzeuge hin zu bunten Bildern ist alles zu bekommen. Je mehr sich Dein Kind für das Motiv begeistern kann, desto lieber spielt es mit dem Puzzle.
Letzten Endes ist es nicht nur eine Altersfrage, sondern auch eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es gibt eine fast unendliche Vielfalt an Puzzles, für alle Altersstufen und aus den unterschiedlichsten Materialien. Die Preise reichen von unter 5 Euro für die ganz einfachen Puzzels für die Kleinsten bis hin zu ca. 30 Euro für Puzzles aus hochwertigem Material.
Ein Tipp am Schluss:
Wenn Dein Kind schon ein im Kindergartenalter ist, habt ihr vielleicht Spaß daran, selbst ein Puzzle zu gestalten. Es gibt digitale Kameras für Kinder, mit denen es selbst fotografieren kann. Macht euch gerne auf Motivsuche und dann lasst ihr das Foto als Puzzle drucken. Viele Anbieter für online-Fotoprodukte bieten auch Puzzles an. Diese fangen meist ab 24 Teilen an, daher sollte Dein Kind schon eine gewisse Erfahrung haben, bevor ihr euch an dieses Projekt heranwagt.
Ein erster Schritt in ein selbstgestaltetes Puzzle kann auch sein, dass ihr ein Lieblingsmotiv mit dem Handy aufnehmt, es auf stabiles Papier oder Karton druckt und es in vier bis sechs Teile schneidet, welche die typische Puzzleform haben. Seid kreativ und probiert gemeinsam aus, das macht enorm viel Spaß und unterstützt den positiven Lerneffekt.
Fazit
Puzzeln ist, wie Du siehst, eine pädagogisch durchaus wertvolle Beschäftigung, bei der Dein Kind spielerisch viel lernen kann. Wenn Du mit Deinem Kind gemeinsam puzzelst, unterstützt Du die Entwicklung Deines Kindes in vielerlei Hinsicht und ihr könnt beide viel Spaß am gemeinsamen Tun haben.
Wenn Dein Kind keinen Gefallen am Puzzeln findet, ist das aber auch kein Beinbruch. Wir haben alle unsere Vorlieben und unterschiedliche Temperamente. Du musst nicht befürchten, dass Dein Kind weniger intelligent ist oder in seiner Entwicklung gefährdet ist, nur, weil es keine Freude am Puzzeln hat. Die aufgezählten Lerneffekte lassen sich auch über andere gemeinsame Aktivitäten erzielen, mache Dir da bitte keine Sorgen.