Auf die U7-Untersuchung folgt knapp ein Jahr später die U7a zwischen dem 34. und 36. Lebensmonat. Diese zusätzliche U-Untersuchung wurde im Jahr 2008 eingeführt, da die zeitliche Distanz zwischen U7 und U8 zuvor zwei Jahre betrug. Deshalb hat die U-Untersuchung auch keine eigene Zahl, sondern heißt 7a. Sie ist darum aber nicht weniger wichtig. Denn in der Praxis hat sich herausgestellt, dass die Altersstufe „3 Jahre“ sehr entscheidend ist für die Entwicklung der Kinder. Aus Erfahrung der Kinderärzte zu entscheidend, um sie in der Untersuchungsreihe im Sinne einer guten und kontinuierlichen Prävention auszulassen.
Themen des Beitrags
Um was geht es bei der U7a? Was wird bei diesem Termin untersucht?
Bei der U7a geht es darum, rechtzeitig vorhandene körperliche, emotionale und auch psychische Auffälligkeiten zu erkennen und entsprechend ihres Schweregrades zu behandeln. Eine frühe Diagnose und Therapie von Krankheiten, Sprach-, Sozialisations- oder Verhaltensstörungen ist extrem wichtig – auch und gerade, wenn der Kindergarten-Start bevorsteht. Das kann sich auf die Wahl des Kindergartens auswirken – je nachdem, ob Dein Kind eine intensivere Betreuung benötigt oder nicht.
Vielleicht fragst Du Dich, was Dein Kind schon können muss, um bei der U7a als „normal“ entwickelt eingestuft zu werden. Sprachlich gesehen kannst Du Dir vorab schon einmal den Fragebogen zur Beurteilung der Sprache für Eltern anschauen. Du kannst ihn Dir im Internet herunterladen: https://www.kjp.med.uni-muenchen.de/download/SBE-3-KT.pdf .
Es ist wahrscheinlich, dass der Kinderarzt diesen Fragebogen bei der U7a einsetzt. Dieser wird von Dir ausgefüllt, vom Kinderarzt ausgewertet und die Ergebnisse erläutert. Kurz gesagt hinterfragt das Dokument den Wortschatz Deines Kindes, die Satzbildung und die Nutzung der Ich-Form.
Das Nachahmen von Tätigkeiten oder Verhaltensweisen von Erwachsenen sowie einfache Rollenspiele sind Fähigkeiten, die Dreijährige größtenteils beherrschen.
Motorisch gesehen kann Dein Kind vermutlich bereits ein paar Treppenstufen im Erwachsenenschritt gehen und sich dabei nur mit einer Hand festhalten. Laufen, hüpfen, rennen gehören zu den normalen körperlichen Fähigkeiten in diesem Alter. Die meisten Kinder können auch schon von der untersten Treppenstufe springen und kommen sicher auf, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
Im Zuge der U7a wird Dein Kind eingehend untersucht – auch in Hinblick auf körperliche, seelische und allergische Erkrankungen. Übergewicht sowie Fehlentwicklungen oder -stellungen von Zähnen, Mund und Kiefer sind ebenfalls Schwerpunkte der medizinischen Betrachtung. Das Sehvermögen wird überprüft und außerdem die Frage geklärt, ob Dein Kind ein kleiner Schnarcher ist oder stottert.
Stehen neben dem Eintritt in den Kindergarten noch weitere Veränderungen innerhalb der Familie an? Beginnst Du nach drei Jahren Elternzeit wieder zu arbeiten? Diese Fragen werden im Rahmen der U7a kurz angesprochen und – falls gewünscht – mit Tipps vom Kinderarzt abgerundet, denn: Der Wechsel in den Kindergarten ist eine neue Lebensphase für Dein Kind und nicht zu unterschätzen – auch dann nicht, wenn es vorher bereits von einer Tagesmutter oder in einer Krippe betreut wurde.
Die Kosten für die U7a trägt die gesetzliche Krankenkasse. Bei privat Versicherten erfolgt die Abrechnung über die private Krankenkasse. Auch die U7a zählt vollwertig zur Reihe der Vorsorge-Untersuchungen und sollte wahrgenommen werden. Bayern, Baden-Württemberg, und Hessen machen eine Ausnahme: Dort sind die U1 bis U9 verpflichtend. Für den Besuch des Kindergartens ist der lückenlose Nachweis darüber, dass alle U-Untersuchungen durchgeführt wurden, in allen Bundesländern obligatorisch (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Tipps für Eure Vorbereitung auf die U7a
Du kennst Dein Kind am besten und weißt, ob Du mit ihm eine feste Verabredung treffen musst, damit der Untersuchungstermin reibungslos verläuft. Hier ein paar Tipps für die Vorbereitung des Arztbesuchs:
- Falls nötig, kannst Du Dein Dreijähriges mit der Ankündigung einer kleinen Belohnung freundlich dazu „überreden“, in dem Termin kooperativ zu sein und brav mitzumachen. Das kann sein Lieblingsessen sein, eine Kugel Eis oder auch ein kleines Spielzeug. Aber bitte konsequent bleiben: Macht Dein Kind mit, gibt es was – wenn nicht, dann nicht! In den meisten Arztpraxen gibt es ohnehin eine kleine Belohnung am Ende – ob das bei euch der Fall ist, weißt Du am besten.
- Bedenke, dass Dein Kind in der Untersuchung ein wenig gefordert ist und im Mittelpunkt steht. Wenn es geht, berücksichtige dies bereits bei der Termin-Vereinbarung und mach z.B. keine Termine, wenn Dein Kind müde sein wird.
- Je nach Uhrzeit und Tagesrhythmus Deines Kindes braucht es nach der Untersuchung eventuell etwas zu essen, seinen Mittagsschlaf oder einfach eine Pause. Bitte bedenke das bei der Planung Eures Tages.
- Wenn Dein Kind Angst vor Impfungen hat und es beim „Piks“ stets ein kleines Drama gibt, solltest Du lieber einen separaten Impftermin vereinbaren.
- Je nachdem, wie Dein Kind zum Thema Impfungen steht, bitte vorher ankündigen (oder eben auch nicht), wenn bei der U7a eine Impfung durchgeführt werden soll. Entscheide Du, wie es am besten damit klarkommt, gepikst zu werden.
Ablauf der U7a
Körperliche Untersuchungen
Vermessen
Die Untersuchung startet damit, dass Größe und Gewicht bestimmt werden und der Kopfumfang gemessen. Alle Angaben kommen ins gelbe Untersuchungsheft. Im Gespräch wird Dir die Kinderärztin oder Kinderarzt mitteilen, ob Dein Kind altersgerecht entwickelt ist. Bei der U7a schaut der Arzt, ob Größe und Gewicht in Einklang stehen bzw. ob Unter- oder Übergewicht vorhanden ist.
Körperreflexe und -kontrolle
Körperlich hat Dein Kind seit der letzten U-Untersuchung wieder einen enormen Schub hingelegt und seine Fähigkeiten erweitert. Der Kinderarzt wird Dir hierzu im Gespräch ein paar Fragen stellen und mit Deinem Kind ein paar einfache „Turnübungen“ machen. Schon dabei wird er vorhandene Entwicklungsauffälligkeiten ausmachen können.
Eine vollständige Untersuchung des Körpers ist ebenso ein Baustein der U7a. Sinnes-, Brust,
Bauch- und Geschlechtsorgane sowie Nase, Kiefer und Mundhöhle werden intensiv medizinisch untersucht.
Zeigt sich Karies oder sieht der Kinderarzt wegen der Zahnentwicklung oder -stellung Behandlungsbedarf, erfolgt eine Überweisung zum Zahnarzt. Auch bei fehlendem Mundschluss oder Kieferanomalien bedarf es der weiteren Abklärung durch den Facharzt für Zahnmedizin.
Im Rahmen der U7a werden ein paar Sehtests durchführt, mit dabei auch 3-D-Sehen und Farbensehen (hier zeigen sich eventuell vorhandene Farbsehschwächen). Sollten dabei Sehstörungen (inkl. Schielen) diagnostiziert werden, erhältst Du eine Überweisung zu einem Augenarzt mit Sehschule. Dort wird nach einer intensiven Untersuchung der Augen entschieden, ob Dein Kind eine Sehhilfe benötigt und/oder die Augen über einen gewissen Zeitraum abkleben muss, um diese frühzeitig zu unterstützen. Der Augenarzt erstellt einen Arztbrief, in dem er dem Kinderarzt den Befund sowie den weiteren Behandlungsschritte mitteilt.
Haut & Allergien
Auch die Haut wird wieder genau betrachtet. Zeigen sich allergische Reaktionen? Ist die Haut auffällig blass? Oder gibt es gar Verbrennungen, Hämatome oder andersartige Verletzungen der Haut? All diesen Fragen geht der Kinderarzt bei der Hautuntersuchung nach.
Körperfunktionen
Zeigen sich Entwicklungsauffälligkeiten bei Deinem Kind? Oder ist es hinsichtlich seiner motorischen Fähigkeiten noch nicht auf dem durchschnittlichen Stand eines Dreijährigen? Dieser Frage geht der Kinderarzt mit Bewegungsübungen nach. Bei uns war das eine kleine Turneinheit, und mein Sohn hat sich gekringelt vor Lachen, weil der Arzt vor ihm auf und ab gehüpft ist und ihn zum Mitmachen animiert hat.
Die Feinmotorik wird ebenso spielerisch abgehandelt. Dabei wird unter anderem versucht, Deinem Kind den sogenannten „Präzisen Dreifinger-Spitzgriff“ zu entlocken: Daumen, Mittel- und Zeigefinger erfassen einen kleinen Gegenstand.
Um sich ein Gesamtbild des Bewegungsapparates zu machen, wird der Kinderarzt Dein Kind in Rücken- und Bauchlage im Sitzen sowohl von hinten als auch von den Seiten betrachten.
Kognitive Fähigkeiten
Spielerisch und mit einfachen kleinen Übungen werden die kognitiven Fähigkeiten Deines Kindes ans Licht gebracht. Bei der U7a darf Dein Kind auch unter Beweis stellen, wie gut es schon malen kann und dem Kinderarzt seine Bilder selbst erläutern. Während Du mit dem Kinderarzt sprichst, soll es sich kurze Zeit allein beschäftigen sowie sich auf eine Sache konzentrieren, zum Beispiel ein altersgerechtes Puzzle legen.
Endlich darf Dein Kind dem Doktor zeigen, wie groß es schon ist! Meistens sind die Kinder sehr stolz auf ihre Fähigkeiten und teilen sich mit.
Emotionale Kompetenz, Interaktion
Der Kinderarzt kommuniziert und interagiert nicht nur mit Dir, sondern auch direkt mit Deinem Kind. Er stellt ihm Fragen, um sich von dessen kognitiven Fähigkeiten ein Bild machen zu können. Ich habe sehr gestaunt, wie konzentriert mein Sohn war und wie ernst er die Fragen des Herrn Doktor in seiner Sprache beantwortet hat.
Mit Blick auf die bevorstehende Kindergartenzeit möchte der Kinderarzt herausfinden, ob und wie Dein Kind mit einer Trennung von Dir klarkommt, wenn es bei einer vertrauten Person ist. Hier ist auch die Frage, wie der Abschied verläuft – und ob es sich nach Deinem Weggang schnell wieder beruhigt oder beruhigen lässt.
Kommunikation und Sprache
Bei der U7a steht die Sprach-Entwicklung Deines Kindes im Fokus der medizinischen Betrachtung. Häufig kommt dafür das Formular SBE-3-KT zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen Fragebogen, den Du vor oder während des Termins ausfüllst. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt wird ihn kurz auswerten und Dir das Ergebnis erläutern. Das Screeningverfahren dient der Früherkennung von sprachlichen Entwicklungsstörungen:
https://www.kjp.med.uni-muenchen.de/download/SBE-3-KT.pdf .
Optionale Untersuchungen & Behandlungen
Wurden Krankheiten diagnostiziert, die einer Behandlung bedürfen, werden die weiteren medizinischen oder auch naturheilkundlichen Maßnahmen besprochen.
Hast Du schon einmal vom Mannheimer Elternfragebogen gehört? Dieser Fragenbogen kann bei der U7a zum Einsatz kommen. An dieser Stelle steht mal wieder ein „kann“, denn: Bei meinen Recherchen dazu habe ich herausgefunden, dass unter den Kinderärzten nicht wirklich Einigkeit herrscht bezüglich seiner Verwendung.
Kurz zusammengefasst ist der Mannheimer Elternfragebogen ein Screening-Tool, um psychische Auffälligkeiten bei Dreijährigen aufzudecken. Daher kann er im Rahmen der U7a eingesetzt werden. Damit sollen Verhaltensauffälligkeiten nachgewiesen werden, die eine (besondere) Belastung für Dich/den Rest der Familie darstellen können. Der Fragebogen ist im Netz zu finden unter:
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/media/54b7f4cb33af613d8a01528e/source/elternfragebogen-u7a..pdf
Sollten noch Impfungen fehlen, so können diese auch im Zuge der U7a erfolgen – sofern die Ankündigung der Impfung keine Verweigerungshaltung Deines Kind auslöst.
U7a “nicht bestanden”: Was nun?
Glücklicherweise und leider hat Dein Kind mit seinen knapp drei Jahren bereits eine eigene Meinung und kann dieser auch auf beeindruckende Weise Ausdruck verleihen. Oben findest Du Tipps für Eure Vorbereitung auf die U7a. Sie sollen Dir helfen, dass ein „Bestehen“ der U7a nicht daran scheitert, dass Dein Kind die „Mitarbeit“ verweigert. In diesem Fall würde ein neuer Termin vereinbart, um die ganz U7a oder auch einzelne Bausteine davon nachzuholen.
Anders sieht es im Falle von Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten bzw. starken Verzögerungen in der Sprachentwicklung aus. Je nach Thematik werdet Ihr zur weiteren Behandlung zu einem Facharzt überwiesen. Kann das Defizit therapiert werden, entscheidet der Kinderarzt eventuell, die U7a noch einmal zu wiederholen. Das kann beispielsweise eine verzögerte Sprachentwicklung in Folge eines unentdeckten Hör-Problems sein. Sobald das Kind gut hört, wird es sprachlich rasch aufholen.
U7a verpasst oder vergessen: Was tun?
Kommt Dein Kind in den Kindergarten? Dann ist es kein Thema! Schon in den Gesprächen mit dem Kindergarten bzw. den Kindergärten Deiner Gemeinde oder Stadt bekommst Du einen Hinweis: Bitte zur Anmeldung des Kindes den Nachweis der durchgeführten
U-Untersuchungen (einschließlich U7a) sowie den Impfpass mitbringen. Spätestens dann solltest Du noch schnell einen Termin beim Kinderarzt vereinbaren.
Ohne die Information vom Kindergarten gibt es zwei Möglichkeiten:
- In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, wo die U-Untersuchungen Pflichttermine sind, wirst Du vom Kinderarzt angerufen und erinnert.
- Sobald Dir das Versäumnis auffällt (vielleicht im Gespräch mit anderen Eltern, die gerade bei der U7a waren), bitte den Kinderarzt anrufen und das weitere Verfahren besprechen. Denn: Auch ein halbes Jahr später kann die U-Untersuchung noch nachgeholt werden.
Beratung & Aufklärung
Unfallverhütung, Ernährung und Bewegung, Sprache sowie Impfungen sind Themen des Beratungsgesprächs. Der Kinderarzt prüft den Impfstatus und empfiehlt Dir die Impfungen, die spätestens für den Kindergarten-Eintritt nachgeholt werden sollten. Außerdem erinnert er Dich daran, dass Du nun regelmäßig mit Deinem Kind zur zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchung gehen solltest.
Schon bei Dreijährigen ist ein Hinweis zum Umgang mit Medien notwendig. Der Kinderarzt diskutiert mit Dir, wie Du Deinem Kind bereits jetzt einen ausgeglichenen Umgang mit Medien beibringst bzw. es sanft heranführst. Bei uns war der Kinderarzt sehr zufrieden, als er hörte, dass unser Kind auch mit 3 Jahren noch gar nicht fernsieht.
Der Hinweis auf ortsansässige Sportvereine (Kinderturnen, Ballsport für Minis, etc.) und musikalische Spielgruppen schließt den Beratungsteil der U7a ab.
Wann ist die nächste U-Untersuchung?
Die U8 ist festgelegt auf den 46. Bis 48. Lebensmonat (rund um den 4. Geburtstag).
To-Do-Checkliste
Nach der U7
- Termine bei Fachärzten wahrnehmen (auch Zahnarzt)
- Fehlende Impfungen nachholen
- Termin für U8 fixieren
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