Eines der ältesten Brettspiele der Menschheit feiert ein großes Revival – bei Kindern! Schon ab 3 Jahren wird Schach für Kinder als förderlich für die kognitive und soziale Entwicklung angepriesen. Es gibt Schachcomputer für Kinder, Schachkurse für Kinder, Plattformen für Online-Schachspiel oder Kinder Apps. Warum Schach für den Nachwuchs derzeit bei Eltern so im Trend ist und wie Du auch Dein Kind dafür begeistern kannst, erkläre ich Dir in diesem Artikel. Außerdem gibt es am Ende des Artikels noch einfach erklärt, wie Du einem Kind schrittweise die Regeln und das Schachspiel beibringen kannst.
Themen des Beitrags
Warum ist Schach gut für Kinder?
Seit Mitte des letzten Jahrhunderts gibt es immer wieder Studien, die belegen, dass sich das Schachspielen positiv auf die Entwicklung von Kindern auswirkt. Schach erhöht diesen Untersuchungen zufolge nachweislich den IQ eines Kindes. In neueren wissenschaftlichen Arbeiten werden die Effekte des Schachspielens auf die Intelligenzentwicklung bzw. den schulischen Erfolg als weniger eindeutig dargestellt. Trotzdem bleibt Schach ein Spiel, das nicht nur Spaß macht, sondern einige kognitive und soziale Fähigkeiten bei Kindern fördert.
Was fördert Schach bei Kindern?
Schach unterstützt die Entwicklung und Kompetenzen von Kindern auf verschiedenen Ebenen:
1. Kognitive Fähigkeiten:
- Regeln verstehen und richtig umsetzen
- analytisches und vorausschauendes Denken, Planen, Antizipieren der Spielzüge des Gegners
- räumliches Denken und Vorstellungskraft
- Problemlösefähigkeiten
- Merkfähigkeit und Gedächtnisleistung (wie heißen die Spielfiguren, welche Spielzüge dürfen sie ziehen, wie ist die Anfangsaufstellung)
2. Konzentrationsfähigkeit:
- Fokussiert bei der Sache bleiben
- den Überblick behalten
- aufpassen, welchen Spielstein der Gegner bewegt
3. Kreativität: Spielzüge variieren und neue Lösungen finden
4. Reaktionsfähigkeit: Strategie dem Spielzug des Gegners anpassen
5. Geduld: Schach gewinnt man nicht mit einem einzigen glücklichen Zug, sondern mit der richtigen, langfristigen Strategie
6. Sozialverhalten: Umgang mit dem Verlieren, Frustrationstoleranz
7. Selbstvertrauen: jeder richtige Spielzug kann für 3-jährige ein Erfolg sein, Schach ist kein Glücksspiel, sondern fußt auf eigener Leistung
In welchem Alter kann ein Kind Schach lernen?
Die Regeln des Schachs sind im Prinzip einfach, das Ziel des Spiels leicht zu verstehen. Man kann mit einfachen Versionen des Spiels anfangen. Trotzdem kann das Spiel mit steigenden Fähigkeiten an Komplexität gewinnen.
Manche fangen darum schon mit ihren Kindern ab 3 Jahren mit Schach an. Wann genau es bei Deinem Kind so weit ist, kannst Du selbst am besten beurteilen. Im Zweifel probiere es einfach aus.
Manche Kinder brauchen auch bis ins Grundschulalter, um bereit für Schach zu sein. Das hat keinerlei Aussagekraft bezüglich ihrer Entwicklung oder ihres IQs. Viele andere Faktoren wie Bewegungsdrang, Konzentrationsfähigkeit, Übung und persönliche Vorlieben spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle. Es gibt auch viele andere Möglichkeiten, die Konzentration Deines Kindes zu fördern.
7 Wege, um Kindern Schach beizubringen
Neben der großen Auswahl normaler Schachbretter gibt es noch weitere Optionen, die Deinem Kind Spaß machen könnten. Manche tragen eher einem Bewegungsdrang Rechnung, andere vereinfachen das Spiel oder erlauben den Umgang mit Technik. Du kannst selbst am besten einschätzen, was Deinem Kind Spaß macht und so zum Erfolg führen kann.
Grundsätzlich sollte langfristig das Ziel sein, dass Dein Kind mit einem menschlichen Gegenüber an einem Schachbrett spielt. Nur so kann es auch von der sozialen Komponente eines Brettspiels profitieren. Trotzdem solltest Du auf dieses Ziel nicht mit Druck oder gar Zwang hinarbeiten. Denn damit kannst Du sicher sein, dass Du Deinem Kind das Schachspielen für lange Zeit austreibst.
Wenn es keine Lust hat, sich mit Dir an ein konventionelle Schachbrett zu setzen, kannst Du ja mal folgende Tricks versuchen:
- Outdoor-Schachbretter auf Spielplätzen
In vielen Städten gibt es in Parks oder auf Spielplätzen Schachbretter mit sehr großen Figuren. Die Felder sind so groß, dass auch Erwachsene darauf stehen können. Auf diese Weise kann Dein Kind im Freien und mit viel Bewegung das Schachbrett, die Figuren, ihre Aufstellung und Zugmöglichkeiten kennen lernen. - Schachbrett für Kinder
Manchmal macht auch das Design den Unterschied. Von verschiedenen Herstellern gibt es Schachbretter und Holzfiguren mit bunten, kindgerechten Designs. - Schachcomputer
Spätestens ab dem Schulalter interessieren sich die meisten Kinder für Technik und Computer. - Online-Schach für Kinder
Wenn Du nicht in ein extra Gerät investieren willst, können Kinder auch online Schach spielen. Das kann eine große Motivation für ältere Kinder sein und ist besser als irgendwelche sinnlosen Computerspiele. - Schach-App für Kinder
Auch auf dem Smartphone können Kinder Schach spielen. - Älteres Kind als Schachlehrer
Wenn Dein Kind keine Lust hat, mit seinen Eltern zu spielen, vielleicht kann auch ein älteres Kind Deinem Kind Schach beibringen. - Schachtrainings-Bücher
Um zunächst einmal die Regeln und Spielzüge zu lernen, gibt es auch Rätselhefte, in denen Kinder zunächst einmal die Theorie lernen können.
Schachregeln erklärt für Kinder
Aber nicht alle Kinder brauchen solch extravagante Lösungen. Bei vielen reicht es, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten und sich dann Zeit für sie zu nehmen. Denn Kinder lieben es, wenn Mama oder Papa mit ihnen in Ruhe etwas spielen. Natürlich ist das für Dich anstrengender, als die Sache einem Lehrer oder eine App zu überlassen. Aber es lohnt sich. Denn genau von dieser gezielten Aufmerksamkeit wird Dein Kind profitieren.
Natürlich kannst Du selbst entscheiden, wie Du vorgehen willst, folgende Schritte sollen nur eine Anregung dazu sein, wie man Schritt für Schritt Kindern Schach beibringen kann:
- Erkläre Deinem Kind, wie man das Schachbrett richtig dreht und dass man sich die ganze Zeit gegenüber sitzt.
- Das Schachbrett hat weiße und schwarze Spielfelder. Jede Spielfigur darf auf jedes Feld fahren, es gibt keine Unterschiede.
- Jeder Spieler hat eine Farbe. Lass Dein Kind eine Farbe wählen und sortiert die Figuren.
- Ziel des Spiels ist es, den König des anderen “Schach matt” zu setzen. Zeige Deinem Kind, welche Figur der König ist. Es soll den König der anderen Farbe heraussuchen und ihr stellt ihn aufs Brett.
- Schach matt ist der König, wenn er sich nicht mit einem einzigen Spielzug aus der Gefahr bringen kann. Wenn der König bedroht ist, also beim nächsten Zug woanders hin muss, um nicht zu verlieren, muss der Gegner das mit dem Wort “Schach” ankündigen. Alternativ kann sich auch eine Figur zwischen den König und den Angreifer stellen oder den Angreifer schlagen (vom Feld werfen).
- Zum Spielstart gibt es eine feste Reihenfolge, wie die Figuren aufgestellt werden. Drucke wenn möglich eine Grafik aus, auf der diese dargestellt ist. (Natürlich steht auch auf jedem schwarzen Feld in der zweiten Reihe ein schwarzer Bauer, der aber hier nicht darstellbar ist.)
- Übt nun einige Male das Aufstellen der Figuren. Je nach Alter des Kindes braucht es zwischendurch vielleicht eine Pause und möchte erst am nächsten Tag weiter üben.
- Jede Figur darf in einer festgelegten Weise ziehen. Um den anderen zu besiegen ist es hilfreich, möglichst viele seiner Spielfiguren zu schlagen, d.h. vom Feld zu nehmen. Dafür muss man mit der vorgegebenen Ziehweise genau eine Figur des Gegners erreichen.
- Um Deinem Kind beizubringen, welche Figur wie fahren darf, macht ebenfalls eine Visualisierung Sinn, die Du ausgedruckt vor euch liegen haben solltest. Natürlich kannst Du sie auch selbst malen oder basteln.
– Die Bauern dürfen jeweils ein Feld fahren, entweder geradeaus oder schräg. Von ihrer Startposition aus können sie auch zwei Felder ziehen. Ein Bauer darf niemals umkehren, für ihn gibt es nur Vorwärts. Sie können keine anderen Figuren überspringen. Gegnerische Spielfiguren kann ein Bauer nur schlagen, wenn sie schräg vor ihm stehen. Gerade vor ihm stehende Figuren kann er nicht überwinden, sie versperren ihm den Weg.
– Der Turm darf so viele Felder gerade fahren, wie er will. Er darf keine Figur überspringen.
– Das Pferd (Springer) darf bei jedem Zug ein Feld gerade und ein Feld schräg fahren. Als einzige Figur darf er andere Spielfiguren überspringen.
– Der Läufer darf so viele Felder schräg fahren, wie er will. Er darf keine andere Figur überspringen.
– Der König darf jeweils ein Feld in eine beliebige Richtung ziehen. Er darf nicht auf ein Feld ziehen, wo er vom Gegner angegriffen werden kann. Zwei Könige können also nie nebeneinander stehen.
– Die Dame (Königin) darf so viele Felder in die schräge oder gerade Richtung ziehen, wie sie will. Allerdings darf auch sie dabei keine anderen Figuren überspringen. Wenn die Dame vom Feld geworfen wurde, kann sie durch einen Bauern wieder ausgelöst werden, der das Ende des Spielbretts an der gegnerischen Seite erreicht. - Je nach Alter und Konzentrationsfähigkeit Deines Kindes macht es vielleicht Sinn, erst einmal nur mit einer gegrenzten Anzahl an Figuren zu spielen. Vielleicht reichen zunächst die Bauern aus? Und danach lasst ihr genau die weg?
Hast Du schon einmal versucht, mit Deinem Kind Schach zu spielen? Kannst Du Dir vorstellen, dass es daran Interesse hätte? Schreib es mir in die Kommentare!
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Guten Tag
Ich erklärte meiner Tochter gerade Schach und kam auf ihre Seite. Doch ohlala… da stimmt was nicht bei der Aufstellung. Es ist: weisse Dame auf weissem Feld, schwarze Dame auf schwarzem Feld. Den Rest schaute ich nicht mehr an.
Liebe Grüsse
Ursula
Hallo Ursula,
vielen, vielen Dank für den Hinweis – die Grafik war ja nicht von mir und ich wäre im Leben nicht darauf gekommen, dass jemand sich die Mühe macht, eine Schachgrafik zu erstellen, ohne die Regeln zu beachten.
Ich habe die Grafik ersetzt.
Viele liebe Grüße und viel Spaß beim Schach spielen!
Hanna