Die Sehentwicklung spielt eine entscheidende Rolle für Kinder in der Entdeckung der Welt. Das Thema Kurzsichtigkeit bei Kindern gewinnt zunehmend an Bedeutung, da festzustellen ist, dass sie im Laufe der Jahre größere Ausmaße annimmt.
Im folgenden Artikel erkläre ich Dir, warum das so ist, welche Anzeichen auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten und was Du tun solltest beim Verdacht, dass Dein Kind nicht gut sieht. Außerdem erkläre ich Dir, warum Fehlsichtigkeit bei Kindern unter 14 Jahren immer beim Augenarzt getestet werden muss und worauf Du beim Anpassen einer Brille achten solltest.
Themen des Beitrags
Kurzsichtigkeit bei Kindern: Sehprobleme rechtzeitig erkennen
Es gibt einige Hinweise, die auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten können, auch schon bei Babys, wobei es so früh natürlich schwieriger festzustellen ist. Bei Babys kannst Du die Sehkraft Deines Kindes überprüfen, indem Du eine Lichtquelle an- und ausschaltest oder ein buntes Spielzeug in einem Abstand von ca. 50 – 80 cm vor den Augen Deines Kindes hin- und herbewegst. Dein Kind sollte mit dem Blick dem Gegenstand folgen oder die Augen in Richtung Lichtquelle richten. Solltest Du den Eindruck haben, dass es dabei Auffälligkeiten gibt, sprich bitte mit Deinem Kinderarzt darüber. Er wird Dein Kind gegebenenfalls an einen Augenarzt überweisen, um das zuverlässig zu überprüfen.
Bei größeren Kinder können die folgenden Symptome auf eine Kurzsichtigkeit hindeuten:
- Häufiges blinzeln, Augen zusammenkneifen oder Augen reiben
- Eine auffällige Kopfhaltung, z.B. wenn Dein Kind den Kopf schief hält, um den Blick zu fokussieren
- Augenzittern
- Gereizte, tränende oder gerötete Augen
- Lichtscheu oder wenig Reaktion auf Licht
- Ungeschicktes Verhalten wie z.B. häufiges Anecken oder Bewegungsunsicherheiten, Tolpatschigkeit
- Vorbeigreifen an Gegenständen
Eine besondere Achtsamkeit solltest Du walten lassen, wenn Du selbst eine außergewöhnliche Korrektur Deiner Sehkraft benötigst, aber ich denke, in dem Fall wirst Du ganz selbstverständlich sehr aufmerksam sein.
Beim Kinderarzt wird die Sehkraft bei den U-Untersuchungen mit überprüft. Sehschärfen-Tests werden vor allem bei der U5 im Alter von 6/7 Monaten, zwischen den 34. und 36. Lebensmonat bei der U7a und bei den U8 (4 Jahre) und den U9 (5 Jahre) durchgeführt.
Der Berufsverband der Augenärzte hat eine Checkliste herausgegeben, ab welchem Alter das Kind zum Augenarzt sollte.
Wie wird die Kurzsichtigkeit bei Kindern festgestellt?
Während Du als Erwachsener in der Regel zu jedem Optiker gehen kannst, um eine sogenannte Refraktion zur Überprüfung Deiner Sehkraft durchführen zu lassen, geht das bei Kindern nicht. Bei Kindern ist das Gewebe noch sehr elastisch, die Akkomodation des Auges, also die Anpassung an die Sehsituation, ist bei Kindern für kurze Momente deutlich besser als bei Erwachsenen. Deshalb müssen Kinder bis 14 Jahren zum Augenarzt zur Überprüfung ihrer Sehfähigkeit. Der Augenarzt wird das Auge mit Tropfen beruhigen, d.h. durch die Tropfen wird ein Muskel ruhig gestellt, der für die Fokussierung des Auges auf unterschiedliche Abstände zuständig ist.
Es gibt Tests, mit denen bereits bei sehr kleinen Kindern genau überprüft werden kann, wie es um die Sehfähigkeit des Kindes bestellt ist. Diese Tests funktionieren auch bei Kindern, die noch nicht aktiv mitarbeiten können. Bei Babys geschieht das mit der Preferental-Looking-Methode, während bei Kindern ab ca. Kindergartenalter der LEA-Test mit altersgerechten Sehtafeln eingesetzt wird.
Die Brille – worauf musst Du bei der Anpassung achten?
- Bei der Anpassung der Brille ist es wichtig, dass die Gläser robust und gleichzeitig leicht sind. Hohe Bruchfestigkeit ist bei Kinderbrillen ein Muss.
- Runde Gläser sind für Kinder von Vorteil, ebenso wie tief angesetzte Bügel.
- Eine Beschichtung ist durchaus sinnvoll, um die Gläser vor dem Verkratzen zu schützen.
- Da Kinder meist noch recht flache Nasen haben, können Kunststofffassungen Probleme bei der Anpassung machen. Metallbrillen sind oftmals flexibler und lassen sich besser anpassen. Ideal sind hierfür beispielsweise flexible Titanfassungen, die robust und trotzdem leicht sind. Die Brille muss gut auf der Nase sitzen und darf nicht drücken. Ein mit Silikon gepolsterter Nasensteg erhöht den Tragekomfort.
- Die Brille sollte nicht über den Rand des Gesichts hinausragen, damit das Kind nicht mit der Brille hängen bleibt und sie sich von der Nase reißt. Gleichzeitig sollten die Gläser groß sein. Wir müssen bedenken, dass ein Kind viel von unten nach oben schaut, deshalb muss sichergestellt sein, dass es nicht über die Brille hinweg- oder vor den Brillenrand schaut.
- Es leuchtet Dir wahrscheinlich ein, dass die Brille für Dein aktives Kind flexibel sein und Unachtsamkeiten nicht so sehr übel nehmen sollte. Ein Kind probiert ja durchaus vielleicht auch mal gerne aus, wie sehr sich so eine Brille verbiegen lässt. Es will die Welt entdecken, auch die Brille wird ensprechend untersucht.
- Haltebänder, die es inzwischen zu fast allen Brillen gibt, sorgen für einen guten Halt der Brille.
Es ist also nicht so einfach, für Kinder eine Brille anzupassen. Online-Angebote wie die Brillengestelle eyes&more sind für Dich als Erwachsene eine bequeme Option, bei Deinem Kind solltest Du bitte auf eine gute Beratung achten. (Das wissen die Fachleute von eyes&more natürlich auch und bieten daher keine Kinderbrillen in ihrem reichhaltigen Sortiment an.) Nur eine Brille mit gutem Tragekomfort wird auch gerne von Deinem Kind getragen und erspart Dir manch unangenehme Überzeugungsarbeit gegenüber Deinem Kind, deshalb lasse Dich unbedingt von einem Optiker ausführlich beraten.
Wichtige Fragen und Antworten
- Kann sich Kurzsichtigkeit wieder “auswachsen”?
Nein, das wird sie nicht. Während eine sogenannte Übersichtig- oder Weitsichtigkeit sich unter Umständen auswachsen kann, geschieht das bei Kurzsichtigkeit in der Regel nicht. Eine Brille kann die Fehlsichtigkeit korrigieren, aber nicht heilen.
- Stimmt es, dass Lesen im Kindesalter zu Kurzsichtigkeit führt?
Es gibt eine deutliche Zunahme der Kurzsichtigkeit bei Kindern. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde ein massiver Anstieg beobachtet, und dieser Trend setzt sich fort. Das ist darauf zurückzuführen, dass Kinder den Blick oft nicht in die Ferne schweifen lassen, sondern Dinge in einem kurzen Abstand betrachten, wie z.B. digitale Geräte wie Tablet oder Handy. Die ständige Nahsicht regt das Längenwachstum des Auges an, was die Ursache für die Kurzsichtigkeit ist. Laut Stiftung Kindergesundheit erhöht häufiges Lesen im Kindes- und Jugendalter (mehr als 30 Minuten am Stück mit 30 cm Abstand zum Buch) tatsächlich das Risiko für eine spätere Fehlsichtigkeit.
Prof. Dr. Rüther vom Berufsverband der Augenärzte sagt: „Es ist belegt, dass Kinder, die täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht draußen Zeit verbringen, ihr Risiko, kurzsichtig zu werden, halbieren.“ Seiner Erkenntnis nach wird Kurzsichtigkeit durch das zu nahe Betrachten von Bildschirmen und Büchern begünstigt. Der Fokus sollte unbedingt immer wieder auf die Ferne gerichtet werden. Kinder müssen auf gewisse Art tatsächlich sehen lernen und wenn ihr Blick nicht in die Ferne schweifen kann, bildet sich die Fernsicht nicht so aus wie sie sollte. Außerdem regt die Bewegung draußen das Zellwachstum an und das wirkt sich natürlich auch auf den Aufbau der Strukturen aus, die für das Sehen zuständig sind. Außerdem brauchen die Augen Tageslicht für eine richtige Entwicklung.
- Ist es wichtig, dass mein Kind die Brille regelmäßig trägt?
Wird bei Deinem Kind eine Kurzsichtigkeit festgestellt, benötigt es eine Brille und sollte diese auch regelmäßig tragen. Es gibt ja nach wie vor das Gerücht, dass die Sehkraft trainiert werden kann, wenn das Kind keine Brille trägt, und dass Kinder mit Brille gewissermaßen “sehfaul” werden. Das stimmt nicht. Dein Kind ist im Wachtstum und es kann sich durchaus negativ auswirken, wenn Dein Kind die Brille nicht trägt. Die Sehleistung kann sich nicht richtig entwickeln, da Kinder das Sehen lernen müssen, und obendrein können Kopfschmerzen oder Verspannungen durch die Anstrengung etc. hinzukommen.
Brillengläser gegen das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit
Es gibt inzwischen besondere Gläser, die das Längenwachstum des Auges eindämmen und somit die Kursichtigkeit verlangsamen können. Man nennt diese Gläser myopieverlangsamende Brillengläser. Dein Augenarzt und -optikermeister können Dir das Prinzip genau erklären, das würde hier den Rahmen sprengen.
Fazit
Es ist wichtig, dass Du Dein Kind untersuchen lässt, wenn Du den Verdacht hast, dass eine Fehlsichtigkeit vorliegt. Unbehandelt kann Kurzsichtigkeit im Erwachsenenalter das Risiko einer schwerwiegenden Folgeerkrankung erhöhen, z.B Netzhautablösung, Grüner Star oder Makuladegeneration. Das geschieht aber bei einer sehr ausgeprägten Kurzsichtigkeit ab mehr als minus sechs Dioptrien. Wenn Du achtsam bist und frühzeitig gegensteuerst, wird im Normalfall alles gut.
Ein sehr wichtiger Therapieansatz ist das draußen spielen und immer wieder in die Ferne zu schauen, statt nur auf digitale Geräte oder Bücher. Da lässt sich das Schöne mit dem Nützlichen und Heilsamen auf wunderbare Weise verbinden und erhöht nochmal die Motivation, jeden Tag rauszugehen und die Natur zu entdecken.
Bei der Anpassung der Brille lasse Dich gut beraten vom Optiker und nehmt euch Zeit dafür. Je besser die Brille sitzt, desto besser ist das Ergebnis. Es nützt nichts, wenn die Brille unkomfortable ist, dann wird Dein Kind sie verständlicherweise nicht tragen wollen.
Ein Tipp zum Schluss: Je selbstverständlicher Du damit umgehst, wenn Dein Kind eine Brille benötigt, desto leichter ist es für Dein Kind. Da sich die Kurzsichtigkeit so enorm ausweitet, ist es inzwischen ja auch Normalität, dass Kinder eine Brille tragen. Bleibe gelassen und sucht euch so eine richtig schöne Brille aus, die cool aussieht und im Idealfall die Persönlichkeit Deines Kindes unterstreicht.