Bereits Babys und Kleinkinder sind individuell in ihren Bedürfnissen und ihrem Temperament. Während manche sich ab dem Babyalter selbständig beschäftigen und auch Aktivitäten drinnen kein Problem sind, müssen andere gefühlt durchgehend bespaßt werden. Ich weiß, wovon ich spreche, denn während mein zweiter Sohn auch stundenlang im Wohnzimmer zufrieden ist, während ich putze oder koche, war unser Großer eines jener Kinder, die viel mehr Input und direkte Betreuung benötigten als andere. Wenn Du auf diesen Artikel gestoßen bist, weißt Du sicherlich, was ich meine. Denn wenn Du eines dieser “einfachen” Kleinkinder hättest, wärst Du vielleicht nicht auf der Suche nach Anregungen zur Beschäftigung. In der Vorstellung oder in Ratgebern ist es so einfach, aber in der Realität meist sehr, sehr anstrengend, ein Kleinkind bei schlechtem Wetter drinnen zu beschäftigen. Wenn Du auf der Suche nach Tipps und Spielideen bist, dann bist Du hier auf jeden Fall richtig.
Achtung: Hier bekommst Du Tipps, wie sich die Kleinen (zumindest vorübergehend) selbstständig beschäftigen, d.h. ohne Deinen beständigen Input. Vorlesen, Singen, Tanzen, oder gemeinsam spielen findest Du hier also nicht als “Tipps”.
Themen des Beitrags
Grundlegendes zur selbständigen Kleinkindbeschäftigung drinnen
Alleine Spielen will gelernt sein
Zunächst einmal lass Dir gesagt sein: Wenn das Kind Deiner besten Freundin stundenlang alleine spielt, Deines aber nur an Deinem sprichwörtlichen Rockzipfel hängt, ist das nicht unbedingt Deine Schuld. Kinder haben ganz unterschiedliche Temperamente und bei jedem Kind ist die Fähigkeit, sich selbständig zu beschäftigen, unterschiedlich stark ausgeprägt.
Allerdings ist Selbstbeschäftigung eine Fähigkeit, die grundsätzlich jedes Kind mitbringt und die immer ausbaufähig ist. Das heißt, während das eine Kleinkind vielleicht nur drei Minuten ohne Interaktion mit Erwachsenen spielt, schafft das andere auch mal 30 Minuten. Bei jedem Kind aber wird die Fähigkeit, sich selbst zu beschäftigen, nach und nach wachsen. Das einzige, was Du tun musst, ist es zuzulassen.
In den Momenten, in denen Dein Baby oder Kleinkind alleine spielt, befindet es sich in einem sogenannten Flow, d.h. es nimmt von seiner Umgebung weniger wahr, sondern ist vollkommen konzentriert auf das Spiel. Genau diese Konzentration ist es, worauf es ankommt und in dieser solltest Du Dein Kind nach Möglichkeit niemals unterbrechen. So kann es allmählich lernen, sich länger und länger alleine zu beschäftigen – auch drinnen.
Für Gesellschaft sorgen
Ganz häufig wird vor allem dann genörgelt, wenn Kinder mit einer Bezugsperson ganz alleine sind. Wenn dagegen in der Wohnung was los ist, wenn geredet, gelacht und gemeinsam gegessen wird, sind sie plötzlich ganz zufrieden und verziehen sich ruhig in eine Ecke.
Vermutlich ist das so, weil die Anwesenheit vieler Menschen unserem Unterbewusstsein Sicherheit vermitteln. Denn über Jahrmillionen lebten die Menschen in großen Gemeinschaften zusammen und beschützten sich gegenseitig. Wer also in der Nähe der Gruppe blieb, konnte sich getrost in etwas vertiefen – die anderen würden auf jeden Fall mit aufpassen.
Toleranz für Genörgel
Ein großer Fehler, den vor allem Eltern beim ersten Kind machen: Sofort springen, wenn das Kind Unmut oder Langeweile zu äußern scheint. Trau Deinem Kleinkind ruhig zu, sich auch selbständig wieder zu beruhigen oder ein Problem zu lösen. Nur, wenn eine Situation gefährlich ist, solltest Du unbedingt eingreifen.
Egal aus welchem Grund, wenn Dein Kind sich nicht unmittelbar an Dich wendet, lass es einfach machen. Das ist manchmal gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Beobachte Dich ruhig mal selbst, wie oft Du ihm etwas erklären oder zeigen willst, obwohl es nicht danach gefragt hat! Das gilt für ruhiges, eigenständiges Spiel ebenso wie für Frustration und Ärger.
Babys und Kinder ab 1 Jahr beschäftigen
Bevor Babys krabbeln und laufen können, habe ich nur einen einzigen, ultimativen Tipp für gestresste Eltern: Eine gute Babytrage. Für mich war das oft die einzige Möglichkeit, etwas im Haushalt zu schaffen, zu kochen oder sogar am Schreibtisch sitzen zu können (wenn das Baby in der Trage eingeschlafen war). Ab einem Alter von 5-6 Monaten kannst Du Dein Baby auch auf den Rücken schnallen und hast so beide Hände frei und kannst Dich auch bücken.
Auch nachdem meine Kinder krabbeln oder laufen konnten, war die Trage oft noch meine letzte Rettung, um zum Beispiel Abendessen zu kochen. Allerdings wird die Kleinkindbeschäftigung ab einem Jahr meist etwas anspruchsvoller. Jetzt wollen die Kleinen erkunden, erklettern und vor allem viel, viel Unordnung machen.
Schublade zum Ausräumen
Wer nicht aufpasst, hat da schnell alle Küchenvorräte und -utensilien aus den Küchenunterschränken auf dem Boden. Aber ganz ohne Erkunden geht es eben auch nicht. Wir hatten darum immer eine Schublade, die “erlaubt”, d.h. ohne Kindersicherung war. Darin waren nur unzerbrechliche und ungefährliche Dinge wie Tupperschüsseln, Kochlöffeln, kleine Töpfe oder geschlossene Vorratspackungen.
Töpfe und Deckel
Aber in der Küche gibt es noch so viel mehr zu entdecken. Sehr beliebt war bei uns tatsächlich das Spiel mit allen Töpfen und Deckeln. Ob wohl auf jeden Topf ein Deckel passt? Oder ein Deckel auf jeden Topf? Oder der Topf in den anderen Topf? Töpfe haben den Großen Vorteil, dass sie sehr groß und darum schnell wieder aufgeräumt sind.
Kochen “helfen”
Wenn Du Dich fragst, wie Du Dein Kind beschäftigen sollst, während Du kochst oder die Küche aufräumst und Du noch keinen Lernturm besitzt, lege ich Dir diese Anschaffung wärmstens ans Herz. Für mich ist das bei beiden Kindern (der ältere ist schon 5!) täglich die Rettung vor einem nörgelnden Kleinkind oder Vorschulkind, während ich versuche, Frühstück, Mittag- oder Abendessen zu machen. Mit einem Lernturm sind Kinder selbständig und selbstbestimmt in der Küche oder im Bad auf Höhe der Arbeitsfläche. So können sie nicht nur beobachten, sondern Du kannst sie auch mithelfen lassen.
Oft reicht es schon, sie in Ruhe Lebensmittel untersuchen zu lassen. Eine Zwiebel, Zitrone oder Gurke, als Ganzes oder in Teilen, kann richtig interessant sein, wenn man sie noch nicht kennt. Manche Dinge schmecken gut, andere sauer oder richtig scheußlich. Das alles sind wertvolle und spannende Erfahrungen.
Spielzeugtausch
Fragst Du Dich auch oft, wofür Dein Kleinkind eigentlich all das Spielzeug hat, wenn es ja doch nicht damit spielt? Wenn es dagegen bei Freunden etwas sieht, ist es ganz wild darauf? Das hat einen Grund. Denn die meisten Spielzeuge kennt und “beherrscht” Dein Kind nach einer Weile und es verliert das Interesse.
Sicherlich bist Du mit dieser Erfahrung nicht allein. Wenn Du also Freunde oder Bekannte mit Kindern im ähnlichen Alter hast, schlag doch mal einen Spielzeugtausch vor! Jeder macht eine Kiste mit Spielzeug, das er vorher fotografiert. So könnt ihr sicher sein, dass nach Möglichkeit alles wieder zurück kommt. Du wirst vielleicht überrascht sein, wie lange sich Dein Kleinkind plötzlich mit Spielzeug beschäftigen kann.
Montessori-Regal
Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Kinder immer sofort haben wollen, was sie sehen? Genau diesen Effekt kannst Du Dir zunutze machen. Denn Kleinkinder sind noch nicht unbedingt fähig, abstrakt zu entscheiden, dass sie mit etwas spielen wollen (was sie nicht sehen). Sie leben nur im Moment. Nimm also ein ganz normales, offenes Holzregal und stelle ein paar schöne, anregende Spielzeuge hinein. Die restlichen Spielzeuge, die in einem Korb, einer Kiste oder Schublade vor sich hin versauern, weil Dein Kind ja doch nicht damit spielt, räumst Du vorübergehend weg.
Du wirst erstaunt sein, wie plötzlich genau das eine Nachziehtier oder Steckspiel interessant wird. Der Vorteil an wenigen Spielsachen ist auch, dass sie wenig Chaos machen können. Wenn Dein Kind nach ein paar Tagen das Interesse verliert, tausch die Spielzeuge gegen neue aus.
Malen
Ein ähnliches Angebot kannst Du auch an einem kleinen Tisch machen, an den sich Dein Kleinkind selbstständig setzen kann. Ein weißes Blatt Papier und ein paar Wachsmalkreiden regen auf jeden Fall zum Malen an. Mit etwas Übung klappt das selbst mit flüssigen Farben ab etwa 2 Jahren ohne größere Sauerei.
Wenn Dein Kind allerdings dazu neigt, absichtlich die Wände oder Möbel anzumalen, solltest Du vorsichtig sein. Entweder, Du lässt es nicht aus den Augen, oder Du weichst auf alternative Malmöglichkeiten aus. Zum Beispiel Aqua Doodle, oder andere Malsets, die nur mit Wasser und Pinsel funktionieren. Auch eine magnetische Maltafel könnte interessant sein.
Kleinkind ab 2 Jahre zu Hause beschäftigen
Mit etwa 18-24 Monaten passiert bei kleinen Kindern nochmal richtig viel. Sie werden viel sicherer in ihren motorischen Fähigkeiten, können immer besser kommunizieren und verstehen fast alles, was vor sich geht. Entsprechend kannst Du ihnen auch etwas mehr zutrauen.
Hängematte
Vielleicht hast Du eine Hängematte oder einen Hängesessel zu Hause? Wenn ja, solltest Du ihn unbedingt anbringen. Wenn Du Dein Baby in einem Tragetuch getragen hast, lässt sich dieses im Handumdrehen unter dem Tisch anbringen, sodass eine spannende Hängematte entsteht.
Matratze
Auch zum Spielen, Herumlümmeln und Erproben motorischer Fähigkeiten bietet sich eine einfache Matratze an. Leg die in die Mitte des Zimmers oder vor die Couch und warte ab, was passiert.
Höhle
Ab etwa 18 Monaten haben Kleinkinder großen Spaß daran, sich hinter oder unter etwas zu verstecken, hindurchzukriechen oder in einer Art Zelt oder Höhle zu sitzen. Wir funktionieren regelmäßig unseren Lernturm (ohne Standbrett) um oder nehmen zwei Stühle mit einem Couchüberwurf als Dach.
Kinetischer Sand
Was bei uns seit dem Kleinkindalter bis ins Vorschulalter immer wieder spannend ist: Kinetischer Sand. Diesen gibt es zu kaufen oder man kann ihn selbst machen. Wir haben ihn auf ein normales Plastik-Tablett gegeben und sogar unser sehr aktiver, oft unaufmerksamer Sohn hatte keine Probleme, dass er dort auch bleiben soll.
Je nach Laune gab es dann entweder kleine Baustellenfahrzeuge dazu oder Förmchen, Messer usw.
Knete
Natürlich solltest Du auch die gute alte Knete nicht unversucht lassen. Man kann sie nach verschiedenen Rezepten auch selbst herstellen.
Maiskörner
Wenn Dir das beides zu “gefährlich” ist, kann ich noch Maiskörner vom Feld um die Ecke empfehlen. Ich war wirklich überrascht, wie lange und vielseitig unser Sohn damit gespielt hat. Maiskörner kleben nicht, färben nicht ab und lassen sich am Ende ganz einfach aufkehren oder wegsaugen.
Ein- und Ausräumen
Wahrscheinlich hast Du, wie die meisten Menschen, irgendwo in der Wohnung ein Körbchen, eine Schale oder ein anderes Behältnis für Schlüssel, Münzen und Krimskrams. Überprüfe kurz, ob etwas Verschluckbares oder Gefährliches darin ist und gib es einfach mal Deinem Kleinkind. Du wirst überrascht sein, wie lange es damit beschäftigt ist!
Montessori-Tablett
Kinder lieben es, zu schütten. Wasser ist dafür manchmal etwas schwierig, denn das geht schnell daneben und dann heißt es umziehen und aufwischen. Besser eignet sich darum etwas festes, was sich aufheben oder auffegen lässt. Beim ersten Mal würde ich etwas recht großes wie ungekochte Spiralnudeln nehmen. Wenn das gut klappt, ohne dass sie mit Absicht überall verteilt werden, kannst Du kleinere Lebensmittel wie Linsen oder Kaffeebohnen nehmen. Die lassen sich toll zwischen zwei Gefäßen hin- und herschütten, aber auch löffeln oder mit einer Zange nehmen. Vorsichtig solltest Du nur sein mit runden, harten Lebensmitteln in Größe einer Kichererbse bis Weintraube. Denn Kleinkinder nehmen alles in den Mund und können sich daran leicht verschlucken.
Die Königsdisziplin davon ist natürlich das Sortieren. Das heißt, Dein Kind bekommt zwei oder drei verschiedene Lebensmittel in drei Gefäßen. Diese kann es zuerst zusammenschütten und vermischen und dann im besten Fall wieder sortieren.
Waschbecken mit Wasser
Aber auch Wasser ist einfach immer wieder spannend. Leider ist es nicht immer warm und schön genug, um Kinder halb nackt draußen mit Wasser panschen zu lassen. Aber hast Du schon mal versucht, Deinem Kind ein wasserfestes Ärmellätzchen anzuziehen und vors Waschbecken oder vor die Duschwanne mit Wasser zu stellen? Ein Eimerchen und ein Becherchen dazu und es kann nach Herzenslust schöpfen – vorausgesetzt, ihr habt einen Fließenboden. Dann ist beim Aufwischen das Bad putzen sogar inklusive.
Schaumbad im Waschbecken
Eine tolle Erweiterung davon ist ein Waschbecken mit Schaumbad. Eine ordentliche Portion davon sorgt für einen richtigen Schaumberg. Da gerät das Wasser selbst schnell in Vergessenheit und die Kleinen spielen ausgiebig mit dem Schaum.
TipToi
Die TipToi-Produkte von Ravensburger werden meist ab 3 Jahren empfohlen. Meiner Erfahrung nach spielen Kinder aber auch schon viel früher damit. Unser erster Sohn war etwas über zwei Jahre alt, der Kleine hat schon mit 20 Monaten angefangen, zielgerichtet auf die Tiere und Dinge in den Büchern zu tippen, damit sie entsprechende Geräusche machen.
Straßen kleben
Alle Kleinkinder, die ich kenne, lieben Fahrzeuge. Wenn die Straßen auf dem Spielteppich schon langeweilig sind, versuch doch mal, welche direkt auf den Fußboden zu kleben. Dazu eignet sich Malerkrepp oder Washi-Tape. Beides lässt sich rückstandslos wieder entfernen. Manche Kinder fahren die Straßen mit Spielzeugautos ab, andere wollen sie lieber selbst ablaufen.
Luftballons
Alle Kinder lieben Luftballons, egal ob mit rasselnder Füllung oder ohne. Allerdings würde ich meinem Kind erst einen Luftballon in die Hand drücken, wenn es gelernt hat, ihn nicht zu zerbeißen. Denn theoretisch können dabei Plastikfetzen eingeatmet werden und sich gefährlich über die Atemwege legen.
Putzen
Es klingt banal, aber ein feuchter Lappen kann ein Kind wirklich lange beschäftigen. Natürlich sollte er sauber und ohne Reinigungsmittel sein. Dann können Kleinkinder auch daran lutschen – oder eben wie Mama Fenster, Boden oder Tisch sauber machen. Von Easyclean gibt es Tücher, mit denen Du z.B. zum Fensterputzen gar kein Fensterputzmittel brauchst.
Holzbrett
Wenn Du es noch nie ausprobiert hast, hast Du vielleicht keine Ahnung, wie vielfältig ein Holzbrett sein kann! Je nach Länge, Stabilität und Oberfläche kann es als Steg oder Rutsche von der Couch führen, flach auf dem Boden liegend als Boot, Fahrzeug oder Parkplatz dienen. Man kann Autos darauf rollen lassen oder sich dahinter verstecken, wenn es an der Wand lehnt.
Kartonhaus
Auch eine großer, leerer Karton kann ungeahnte Möglichkeiten bieten. Dreh ihn einfach um, schneide eine Tür hinein und warte ab. Vielleicht hat Dein Kind auch Lust, ihn anzumalen?
Fazit: Anspruchsvoll, aber möglich
Abschließend kann ich nur sagen: Ich weiß, wie schwierig es ist, ein aktives Kleinkind bei schlechtem Wetter zu beschäftigen. Aber es lohnt sich wirklich, es nicht einfach vor dem Fernseher zu parken. Denn für eine gesunde Entwicklung ist spielen und das Erkunden der Umwelt ungemein wichtig. Ob Medien nun per se schädlich für Kleinkinder sind, darüber streiten sich die Experten. Fest steht jedoch, dass sie sich in Zeiten, in denen sie passiv auf einen Bildschirm starren, in einer Art Off-Modus befinden und im Vergleich zu einer selbstständigen Beschäftigung nur wenig Lernprozesse angestoßen werden.
Auf Pinterest merken:
Hast Du weitere Beschäftigungsideen für Kleinkinder? Teile sie mit uns in den Kommentaren!
Wenn Du weitere Anregungen suchst, schau Dir mal diese Tipps und Ideen gegen Langeweile an.