Ob Lollis, Schokolade oder Bonbons. Diese Dinge zaubern bei den meisten (Klein-) Kindern ein verzücktes Lächeln ins Gesicht, die Augen werden groß und die Hand schnellt nach vorne: „Mami, darf ich bitte.“ Oder wenn sie noch sehr klein sind: „Haben.“ Dazu ein unwiderstehlicher Augenaufschlag. Kommt Dir das bekannt vor? Dann solltest Du jetzt unbedingt weiterlesen.
In diesem Artikel erfährst Du, was Zucker bei Kindern bewirkt und erhältst wertvolle Tipps, wie Du den Zuckerkonsum Deines Kindes ganz leicht reduzieren kannst.
Themen des Beitrags
Tipps & Maßnahmen: Wie kann ich den Zucker-Konsum reduzieren?
Mit den nachstehenden Tipps wird es Dir leichter fallen, den Zuckerkonsum zu reduzieren:
- Süßigkeiten sollten keine Belohnung darstellen. Aufmerksamkeit und Zeit für Dein Kind, sind eine viel bessere Alternative.
- Bei Heißhunger auf Süßes: Sahne, Butter, Avocados und gutes Öl sättigen sehr gut und mindern das Verlangen nach Süßem.
- Bitte nach Möglichkeit keine Limonade. Wasser, ungesüßter Tee oder Kakao aus Kokosmilch tun es auch.
- Die meisten Kinder essen gerne Müsli oder Fruchtjoghurt. Vermeide Fertigprodukte und mische das Müsli oder den Fruchtjoghurt lieber selbst. Dann weißt Du genau, wieviel Zucker enthalten ist.
- Wenn Dein Kind sehr gerne Süßes ist, fahre den Zuckerkonsum moderat herunter, das heißt in kleinen Schritten. Sei dabei nicht zu streng, eine kleine Kinderhand voll Süßes am Tag ist in der Regel völlig in Ordnung.
- Das Eis im Sommer ist ein Highlight für viele Kinder. Achte hierbei jedoch darauf, dass es nicht zur Gewohnheit wird und etwas Besonderes bleibt.
- Gib Deinem Kind zum Anfang einer Woche einen Süßigkeitenvorrat. Diesen kann es in eine Dose legen und selbst bestimmen, wann und wie viel es pro Tag davon essen möchte. Wenn die Dose leer ist, ist sie leer und es gibt erst zum Anfang der nächsten Woche wieder Nachschub.
- Alternativ kannst Du auch einen Süßigkeitentag einführen, an dem Dein Kind so viel Süßes essen darf, wie es möchte. An den anderen sechs Tagen gibt es dafür keine Süßigkeiten.
- Vermeide es, süße Hauptmahlzeiten wie etwa Milchreis zu servieren.
- Sei ein Vorbild! Wenn Du gerne und oft naschst, wird Dein Kind dasselbe wollen.
Und zum Schluss: Bewegung ist wichtig! Sorge dafür, dass Dein Kind in Bewegung bleibt. Vielleicht ist ein Sportverein eine gute Lösung.
Warum essen Kinder gerne süß?
Hast Du Dich auch schon einmal genervt gefragt, warum Dein Kind so sehr auf Süßes steht? Spätestens wenn Dein Kind tränenreich vor dem Süßigkeitenregal im Supermarkt um Schokolade bettelt, bekommen wir Mütter Stress. Doch dabei sollten wir eigentlich Verständnis für unsere Kleinen aufbringen, denn sie können gar nichts dafür. Und es kommt noch besser: Die Lust auf Zucker ist nämlich biologisch bedingt.
Das Verlangen nach Zucker ist an die Wachstumsschübe Deines Kindes gekoppelt. Das jedenfalls haben Forscher des Monell-Forschungszentrums in Philadelphia herausgefunden. Wenn ein Kind wächst, braucht es logischerweise mehr Energie. Diese Energie holt sich der Körper aus der Nahrung. Kein Wunder also, dass Kinder automatisch nach Lebensmitteln greifen, die kalorienhaltig sind und schnelle Energie liefern. Süßigkeiten gehören leider dazu. Kinder sind sozusagen von Natur aus darauf programmiert, Süßes zu mögen.
Forscher der University of Washington haben bei einem Versucht mit 143 Kindern festgestellt, dass diejenigen Kinder, deren Verlangen nach Süßem weniger hoch war, einen geringeren Gehalt eines Biomarkers aufwiesen, der mit dem Knochenwachstum bei Kindern und Jugendlichen in Verbindung steht.
Daraus folgerten die Wissenschaftler, dass der Heißhunger auf süße Lebensmittel damit im Zusammenhang steht, wie sehr Kinder gerade wachsen. Das Verlangen nach Süßem geht zurück, wenn sich das Wachstum verlangsamt und schlussendlich einstellt.
Wie viel Süßes darf ein Kind am Tag essen?
Ganz verbannen kannst Du Süßigkeiten meistens nicht vom Speiseplan Deines Kindes. Brauchst Du auch gar nicht. Denn Experten sind der Meinung, dass eine Portion Süßes am Tag völlig in Ordnung ist. Wichtig ist dabei der Zuckeranteil. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) empfiehlt, dass es pro Tag nicht mehr als 50 Gramm Zucker sein sollte.
Wusstest Du übrigens…
… dass es große Unterschiede beim Zuckergehalt von Fruchtgummis gibt? So enthalten Haribo Tropifrutti (10 g = 6,3 g Zucker) oder Katjes Yoghurt Gums (10 g = 5,2 g Zucker) mehr Zucker als die normalen Haribo Goldbären (10 g = 4,6 g Zucker).
Was passiert, wenn Kinder zu viel Süßigkeiten essen?
Wenn Kinder ständig den Mund voller Süßigkeiten haben, kann Übergewicht die Folge sein. Übergewicht entsteht immer dann, wenn dem Körper über längere Zeit mehr Energie in Form von Kalorien zugeführt wird, als er verbraucht. Hierzu trägt ein hoher Zuckerkonsum ebenso bei, wie der Genuss von fettreichen Speisen.
Neben Übergewicht gefährdet Zucker auch die Zahngesundheit. So konnten Studien beweisen, dass Menschen, die weniger als 50 Gramm Zucker pro Tag zu sich nahmen, sehr viel weniger Karies aufwiesen, als diejenigen, die eine größere Menge an Zucker pro Tag konsumierten. Laut einem Ernährungsbericht der Schweizer Gesellschaft für Ernährung (SGE) liegt der Zuckerkonsum indessen bei ca. 130 Gramm pro Person am Tag.
Langzeit-Folgen: Was bewirkt zu viel Zucker bei Kleinkindern?
Geht es Dir auch so? Die Begeisterungsstürme Deines Kindes beim bloßen Anblick von Süßigkeiten lösen bei Dir nur blanken Horror aus? Vor Deinem inneren Auge erscheinen sofort Bilder von schlechten Zähnen und adipösen Kindern, die sich aufgrund ihres Gewichtes nur schwer bewegen können?
Ein zu hoher Zuckerkonsum kann jedoch noch weit mehr Folgen für Dein Kind haben als “nur“ Karies und Übergewicht.
Was macht Zucker – gerade für Kinder – so gefährlich?
Wie bereits gesagt, sorgt ein übermäßiger Zuckerkonsum Deines Kindes dafür, dass sich zu viel Körperfett aufbaut.
Übrigens: In Deutschland gilt bereits jedes 7. Kind als übergewichtig.
Das Übergewicht steht jedoch oft nur am Anfang einer ganzen Reihe schwerer gesundheitlicher Folgen. Da wären zum Beispiel Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu nennen.
Stell Dir nur einmal vor: Früher war der Typ-2-Diabetes als Alterszucker bekannt. Heute erkranken bereits Jugendliche an dieser Form der Diabetes!
Darüber hinaus bringt eine schlechte und einseitige Ernährung, die durch einen zu hohen Konsum von Zucker entsteht, die Darmflora aus ihrem natürlichen Gleichgewicht.
Den Spruch „Zucker macht süchtig“ hast Du bestimmt schon einmal gehört. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Bei Kindern sind die Auswirkungen besonders fatal. – Warum?
Bereits in den ersten zwei Lebensjahren bildet sich der Geschmackssinn. Gibst Du Deinem Kind in dieser Zeit regelmäßig Zucker, wird der Geschmackssinn auf die süßen Lebensmittel geprägt.
Ein Beispiel: Oft geben Eltern bereits ihren Babys süße Säfte zu trinken und machen sie auf diese Weise unbewusst abhängig von einem Stoff, der ihnen schadet.
Werden Kinder von Zucker aufgedreht?
Der Mythos, dass Kinder durch Zucker aufgedreht werden, hält sich unter Eltern hartnäckig. Er geht sogar so weit, dass einige Eltern sich sorgen, dass Zucker der Auslöser für die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitäts-Störung (kurz ADHS) sein könnte.
Erfahrungsberichte darüber, dass das Reduzieren des Zuckerkonsums geholfen habe, kleine Zappelphilippe zu ruhigen Kindern zu machen, kursieren immer noch. Gerade solche Geschichten helfen dabei, diesen Mythos am Leben zu halten. Doch stimmt das wirklich?
Nein! Denn wissenschaftlich ist längst bewiesen, dass Zucker Kinder nicht hyperaktiv macht. Auch entwickeln gesunde Kinder dadurch kein ADHS. Das sagt zumindest der ärztliche Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf Michael Schulte-Markwort. Und der muss es wohl wissen. Es gibt zahlreiche Studien, die methodisch einwandfrei belegen, dass zwischen Zuckerkonsum und Hyperaktivität kein Zusammenhang besteht. Zucker führt daher weder bei Kindern mit ADHS als auch bei gesunden Kindern zu keinen Verhaltensauffälligkeiten.
Und doch sind wir Mütter oft der Meinung, beobachten zu können, dass unsere Kinder nach dem Verzehr von Süßigkeiten aufgedreht wirken. Eine Untersuchung zeigt, dass unsere Erwartung hierbei eine wesentliche Rolle spielt.
Forscher teilten 35 Jungen im alter zwischen fünf und sieben Jahren in zwei Gruppen ein. Den Müttern wurde gesagt, dass ein Teil der Kinder extrem zuckerhaltige Nahrung erhalten werde und der andere Teil ein Placebo bekommt. In Wahrheit bekamen alle Kinder zuckerfreie Nahrung.
Und siehe da, die Mütter, die der Meinung waren, ihr Nachwuchs hätte Süßigkeiten bekommen, beurteilten das Verhalten der Jungen anschließend öfter als auffällig bis hin zu hyperaktiv.
Hier kannst Du dir übrigens die Studie zum Experiment runterladen und durchlesen.
In unserem Alltag liegt unsere subjektive Wahrnehmung allerdings oft an der Situation, die uns zu dieser Fehlinterpretation verleitet. Denn unsere Kinder bekommen häufig zu besonderen Anlässen, wie beispielsweise Geburtstagsfeiern, vermehrt Süßes. Allerdings sind fast alle Kinder bei derlei Feiern automatisch aufgedrehter als sonst.
Warum sollten Kinder keinen Zucker essen?
Sprechen wir im Alltag von Zucker, dann meinen wir meistens den industriell hergestellten Zucker. Doch gibt es auch Zuckerarten, die ein natürlicher Bestandteil in unseren Lebensmitteln sind. Zu nennen wären hierfür:
- Fructose in Obst
- Lactose in Milch und Milchprodukten.
Aus ernährungswissenschaftlicher Betrachtung heraus gehören alle Zuckerarten zu den Kohlenhydraten, die der Mensch in einem gewissen Maß ebenso wie Eiweiße und Fette benötigt, um daraus Energie zu gewinnen.
Allerdings ist die Menge an Kohlenhydraten, die wir über die natürlichen Lebensmittel aufnehmen, bereits völlig ausreichend, um unseren Energiebedarf zu decken. Es bedarf daher keinerlei zusätzlicher Kohlenhydrate in Form von Industriezucker.
Und warum geben wir unseren Kindern dann trotzdem Zucker?
Es ist oftmals unserer Unwissenheit und Bequemlichkeit zuzuschreiben, wenn wir unseren Kindern Süßes anbieten. Wir wissen oft gar nicht genau, wieviel Zucker überhaupt in den Lebensmitteln stecken, die wir unseren Kindern geben und unterschätzen daher den Zuckergehalt ganz erheblich.
Leider ist es häufig auch einfacher und schneller, unserem Kind einen Keks in die Hand zu drücken, als den Apfel erst kleinzuschneiden.
Und noch etwas: Wir unterschätzen auch gerne einmal die Relationen. Ein Kind hat einen viel geringeren Energieverbrauch als ein Erwachsener. Wenn Dein Kind, das zehn Kilo wiegt, zum Beispiel ein Fläschchen Saft trinkt, so würde dies bei seinem Vater, der 90 Kilo wiegt, neun Fläschchen bedeuten. Das ist eine sehr große Menge, die uns Eltern meistens gar nicht so bewusst ist.
Musst Du jetzt auf eine zuckerfreie Ernährung für Dein Kind umstellen? Sicher nicht, doch kann ein bewusster Umgang mit Zucker nicht schaden.