Meine Mama hat seit jeher einen eigenen Garten. Beide meiner Söhne lieben es, ihr bei der Gartenarbeit zuzusehen oder auch mitzuhelfen. Und sie nimmt sich jedes Mal die Zeit, ihnen Regenwürmer zu suchen, Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden zu lernen und eigene kleine Projekte mit ihnen anzulegen. Dabei macht Gärtnern mit Kindern nicht nur Spaß, sondern hat auch einen echten Nutzen für die Kleinen. Was genau Gärtnern mit Kinder mit Pädagogik bzw. Naturpädagogik zu tun hat und wie Du es auch ohne einen großen Garten und viel Geduld von Oma schaffst, verrate ich Dir in diesem Beitrag.
Themen des Beitrags
Gärtnern mit Kindern: Pädagogischer Nutzen und Ziele
Was können Kinder beim Gärtnern lernen?
Der Aufenthalt in der freien Natur ist für Kinder sehr wichtig; gleichzeitig ist es heute zur echten Herausforderung geworden, die Kleinen von Tablett, Fernseher und Co. wegzulocken und für Tätigkeiten im Freien zu begeistern. Wer mit seinen Kindern gärtnern will, hat also häufig genau des zum Ziel: Die Kinder in einer engen Beziehung zur Natur, zur Pflanzen- und Tierwelt aufwachsen zu lassen. Auf diese Weise bekommen sie ein echtes Verständnis von Nachhaltigkeit, eine Wertschätzung für eine gesunde Umwelt, für die Pflanzen und Tiere die uns umgeben (ja, auch der kleinen wie Regenwürmer oder Bakterien).
Naturerfahrungen wie der Aufenthalt im Garten entspannen Kinder, bauen Stress ab und wirken Reizüberflutung entgegen. Nicht umsonst gibt es auch immer mehr Kindergärten, die der Naturpädagogik großen Wert beimessen.
Ganz spielerisch erwerben sie im Garten oder auf dem Balkon Wissen um die Natur und Pflanzen – zum Beispiel, dass wir einige Pflanzen essen können, andere nur schön aussehen oder sogar giftig sein können.
Die meisten Kinder haben große Freude am Experimentieren, Beobachten und Abwarten, bis sich erste Erfolge zeigen.
Was fördert Gartenarbeit bei Kindern?
Neben einer gesunden Psyche fördert das Gärtnern bei Kindern also auch Geduld und Experimentierfreude. Aber auch Konzentration wichtig bei der Gartenarbeit. Immerhin muss man am Ball bleiben, um ein Beet fertig anzulegen, eine Aussaat zu beenden und am Ende etwas ernten zu können.
Auch Selbstwirksamkeit erfahren die Kleinen bei der Arbeit im Garten. Aus einem kleinen Samenkorn können sie mit etwas Zuwendung eine tolle Pflanze entstehen lassen, vielleicht sogar etwas zu Essen auf den Familientisch bringen. Wenn das keine großartige Erfahrung ist!
So lernen sie, Verantwortung zu übernehmen und auch, Zusammenhänge zu verstehen – sie erleben selbst, dass Pflege wie Gießen oder Unkraut jäten einen wichtigen Einfluss auf das Wachstum und Gedeihen der Ernte hat. Selbst gezogene Nahrungsmittel haben einen ganz anderen Stellenwert, es steckt viel Arbeit darin. Dieser immanente Wert von Nahrungsmitteln lässt sich auch auf gekaufte Lebensmittel übertragen. Vielleicht versteht Dein Kind jetzt, warum Du so ungern Essen wegwirfst?
Auch die Jahreszeiten und Lauf der Natur lernen Kinder so allmählich kennen – im Frühjahr blüht alles, man säht, pflanzt und pflegt – und erntet dann zeitversetzt im Sommer oder Herbst.
Nicht zuletzt fördert Gärtnern mit Kind ein gesundes Essverhalten, denn selbst angebautes Gemüse essen Kinder eher.
Kleine und Große Gartenprojekte mit Kindern umsetzen
Brauche ich einen richtigen Garten?
Gartenbau mit Kindern benötigt keinen groß angelegten Garten. Dafür hätten die meisten von uns Eltern weder Zeit noch Lust. Zum Glück ist das auch gar nicht nötig, es genügt auch ein Balkon oder eine Fensterbank, um ein kleines Gartenprojekt mit Kindern umzusetzen. Auch an einem Blumentopf mit Kräutern oder einer Zimmerpflanze können die Kleinen lernen und beobachten.
Gartenprojekte für Kinder – ab wann macht das Sinn?
Meine beiden Jungs haben sich ab etwa 2 Jahren für die Gartenarbeit der Oma interessiert. Anfangs nur zum Beobachten und für kleine Arbeiten wie Samen streuen oder gießen. Denn in diesem Alter handelt es sich vor allem noch um Beobachtungslernen, das sie für späteres Nachahmen brauchen.
Grundsätzlich ist es nie zu früh, um Kinder an das Gärtnern heranzuführen. Passe einfach die Tätigkeiten an Entwicklungsstand, Fähigkeiten und Interessen Deines Kindes an. Du kannst es also auch vor dem 2. Geburtstag jederzeit versuchen, allerdings braucht Dein Kind eine gewisse Reife, um nicht durch das Beet zu laufen oder die Erde aus dem Topf überall auf dem Balkon oder in der Wohnung zu verteilen. Sobald Kinder sich an solch simple Regeln halten, profitieren sie auf jeden Fall vom Gärtern – selbst, wenn sie nur zusehen.
Es gibt hier also keine allgemeinen Altersgrenzen, Regeln oder Vorgaben für Gartenprojekte mit Kindern. Du als Elternteil hast das beste Gespür dafür, was Dein Kind interessiert und woran es Freude hat. Wenn ein 1-jähriges schon gerne im Kinderwagen daneben steht und interessiert beobachtet, wie Du ein Beet umgräbst, dann ist das ein wunderbarer Zeitpunkt, um den Umgang mit Pflanzen als etwas ganz Natürliches zu präsentieren.
Gartenprojekte mit Kind nach Jahreszeiten
Frühjahr
Im Frühjahr sollte man den Garten umgraben, Samen aussähen und Stecklinge pflanzen, gießen. Bei all diesen Tätigkeiten können Kinder je nach Alter schon mithelfen. Allerdings reicht erst einmal eine kleine Fläche von 1-2 m², den Rest sollten die Erwachsenen bestellen.
Für das Gärtnern mit Kindern bieten sich Pflanzen an, die schnelle Erfolge bringen und am besten roh gegessen werden können: Kresse, Radieschen, (essbare) Blumen, Rucola Erdbeeren oder Monatserdbeeren sind schnell fertig.
Wer schon im zweiten Jahr gärtnert und etwas Feldsalat vom Vorjahr hat stehen lassen, der kann den im Frühling ernten. Denn Feldsalat säht sich selbst wieder aus, sogar in der Wiese oder auf steinigem Boden.
Cherrytomaten, kleine Gurkensorten oder Kräuter sind super für den Balkon, aber auch Kartoffeln kann man auf dem Balkon in Kübeln pflanzen.
Wenig Arbeit das Jahr über machen Kürbis, Zucchini und Beerensträucher. Dafür muss man hier etwas länger auf die Ernte warten. Wer zum Beispiel einen Baum pflanzt, muss meist richtig lange, manchmal sogar mehrere Jahre, auf den ersten Apfel oder die erste Pflaume warten.
Sommer
Im Frühsommer sind die Erdbeeren reif, danach Himbeeren und Brombeeren, schließlich auch Johannisbeeren, Blaubeeren und andere Sträucher. Beeren ernten ist bei Kindern jeden Alters besonders beliebt, weil die meisten sie unwiderstehlich lecker finden und sie sich direkt vom Strauch essen lassen – ohne waschen oder kochen.
Auch die ersten Tomaten, Gurken, Zucchini und Salat kann man im Sommer gut ernten.
Weiterhin muss man auch und gerade im Sommer weiterhin gießen und Unkraut jäten. In größeren Gärten macht auch das Bewässern mit Rasensprenger Sinn – das lieben Kinder bei heißen Temperaturen ja besonders.
Herbst
Der Herbst ist traditionell ja die Jahreszeit, in der die Ernte eingefahren wird. Jetzt gilt es Kartoffeln ausgraben und lagern, Äpfel und Birnen pflücken und lagern oder verarbeiten (z.B. Apfelmus, Apfelringe).
Wer einen Garten hat, kann jetzt mit Zweigen und Blättern einen Unterschlupf für Tiere anlegen. Auch um den Garten winterfest zu machen gibt es einiges zu tun.
Winter
Im Winter gibt es im Garten draußen nichts zu tun. Trotzdem könnt ihr Kresse oder andere Kräuter auf der Fensterbank ziehen, Zimmerpflanzen wie Hyazinthen aus Blumenzwiebeln wachsen lassen, zusehen, wie der Weihnachtsstern blüht, Barbarazweige ins Haus holen und blühen lassen, einen Avocado-Kern keimen lassen, oder Regrowing von Pflanzenabschnitten ausprobieren.
Auch müssen im Winter die Vorräte aus dem Herbst verwertet werden. Sprich mit Deinem Kind darüber, wie ihr diese angepflanzt oder geerntet habt. Aus Sonnenblumenkörnern und anderen Zutaten kann man Vogelfutter für den Garten machen (z.B. Meisenknödel oder Vogelhäuschen).
Die richtigen Geräte fürs Gärtnern mit Kind
Zuletzt noch eine kurze Anmerkung für die Ausrüstung zum Gärtnern. Gartengeräte für Kinder sollten kindgerecht, d.h. kleiner und leichter, sein als für Erwachsene. Eine normale Gießkanne zum Beispiel ist einfach zu schwer zum Gießen und sorgt nur für Frustration.
Ein Hochbeet kann eine gute Idee für kleinere Kinder sein, weil es den “Garten” ganz klar vom Rest abgrenzt und es den Kleinen leichter fällt, nicht auf Pflänzchen zu treten. Auch macht der klar abgegrenzte Bereich deutlich, wie viel (oder wenig) Arbeit dahinter steckt und der Garten wirkt nicht uferlos.
Gartenarbeit mit Kindern: Nicht zu viel erwarten und motivieren
Gärtnern ist für Kinder freiwillig
Was Gartenarbeit für Kinder nicht sein sollte, ist echte “Arbeit”, also eine Entlastung der Eltern. Wenn es einen sicheren Weg gibt, den Kindern die Gartenarbeit zu verleiden, dan ist es Druck oder gar Zwang in diesem Zusammenhang. Du solltest also nicht zu viel erwarten, Kinder verlieren schnell das Interesse bzw. lassen sich leicht von anderen Dingen ablenken.
Je kleiner Dein Kind ist, desto klarer sollte Dir sein: Die Arbeit bleibt am Ende vermutlich an Dir hängen. Nimm Dir also nur vor, was Du auch ohne Stress oder gar Frust bewältigen kannst. Erst mit steigendem Alter – ich würde sagen, etwa ab Schulalter – kannst Du von Deinem Kind erwarten, dass es zum Beispiel regelmäßig gießt. Auch dann wird es aber einen Erwachsenen brauchen, der es erinnert und unterstützt.
Die Verantwortung für den Garten liegt am Ende immer bei den Eltern, nicht beim Kind.
Für Motivation sorgen
Wenn Du Dich fragst, wie Du Dein Kind dazu bekommst, sich für das Gärtnern zu interessieren: Der einfachste Weg ist Vorbild sein. Wenn ihr als Eltern echte Freude am Garten habt und euch zusammen mit den Kindern dort aufhaltet, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich diese Begeisterung überträgt. Wenn Dein Kind beim Beobachten und Gesellschaft leisten schnell das Interesse verliert, gibt es in einigen Shops für Baby- und Kinderartikel eine tolle Auswahl an Gartenspielzeug für Kinder. So kann es zwischendurch spielen und dann wieder zum Gärtnern zurückkommen.
Möglichst wenig Regeln und Verbote sorgen dafür, dass Kinder sich im Garten wohl fühlen und gerne mithelfen. Dazu ist wichtig, dass der Garten kindgerecht gestaltet ist: keine Giftpflanzen, nichts mit Stacheln, keine chemischen Pflanzenschutz- oder Düngemittel), kein offenes Wasser.
Auch Freunde mit einbeziehen kann die Motivation steigern, genauso wie die Kombination von Gartenarbeit mit anderen Tätigkeiten. Lass Dein Kind eine kleine Parcours für Ameisen bauen, einen Käferzoo oder andere Spielereien. Ihr könnt auch Steintürme oder andere Gartendeko bauen oder basteln; oder Geschichten und Sagen vom Garten erzählen, z.B. von Feen und Gnomen, die im Garten leben.
Auch ein Gartentagebuch mit Bildern ist toll für die Motivation und den Austausch über den Garten in Zeiten, in denen dort nichts zu tun ist.
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