Wie viele junge Mädchen und Frauen entschied ich mich in meiner Pubertät, die Pille einzunehmen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Über Nebenwirkungen und Risiken machte ich mir damals keine Gedanken. Erst viele Jahre später erfuhr ich, was die Hormone aus der Anti-Baby-Pille im Körper anrichten und dass es eine natürliche Verhütungsmethode ohne jegliche Nebenwirkungen gibt: Die symptothermale Methode oder NFP (natürliche Familienplanung). Wenn du dich ebenfalls für diese Verhütung ohne Hormone interessierst, erkläre ich dir hier die wichtigsten NFP-Regeln in aller Kürze.
Themen des Beitrags
Wie funktioniert NFP?
NFP oder die symptothermale Methode basiert auf der Auswertung von mindestens zwei Zyklusmerkmalen, eine davon immer die Basaltemperatur. Bei dem zweiten Zyklusmerkmal kannst du wählen zwischen
Das Ziel ist, anhand der NFP-Regeln die fruchtbaren bzw. unfruchtbaren Tage zu bestimmen und so eine Schwangerschaft zu verhindern oder den Kinderwunsch zu unterstützen. Ich habe mich damals intensiv anhand des NFP-Grundlagenbuches in die Systematik und NFP-Regeln eingearbeitet. So kann ich dieses Wissen hier an dich weitergeben.
Aber auch, wenn du hier alles wichtige in Kürze erfährst, kann ich dir nur empfehlen, dich trotzdem intensiver mit dem Thema weiblicher Zyklus und Verhütung auseinander zu setzen. Denn für mich waren die Lektüre des Buches und die ersten Monate mit der symptothermalen Methode wie eine spannende Reise zu meinem eigenen Körper. Plötzlich verstand ich so viele Zusammenhänge, zum Beispiel wie sich die hormonellen Veränderungen während des weiblichen Zyklus auf meine Stimmung und meine Lust auswirken. Wirklich faszinierend.
Grundsätzliches über die symptothermale Methode
- Du brauchst keine Hormone, Kupfer oder mechanische Barrieren, um zu verhüten – mit Ausnahme der fruchtbaren Tage.
- An den fruchtbaren Tagen musst du entweder auf Geschlechtsverkehr verzichten oder ein Kondom benutzen.
- Insgesamt gibt es etwa 6 Tage pro Zyklus, an denen du zusätzlich verhüten musst.
- Dieser Zeitraum ergibt sich so: Nach dem Eisprung ist die weibliche Eizelle maximal 24 Stunden bereit zur Befruchtung. Männliche Spermien können bis zu 5 Tage im weiblichen Vaginaltrakt überleben. Daher solltest du an den 5 Tagen vor dem Eisprung zusätzlich verhüten, sowie am Tag des Eisprungs selbst.
- Wie genau du diese Tage mit NFP eingrenzen kannst, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel davon, wie regelmäßig dein Zyklus ist.
- Mit NFP lässt sich der Eisprung immer nur im Nachhinein bestimmen, also wenn er mindestens 3 Tage zurück liegt.
- Bevor du dich auf die Ergebnisse der Auswertung verlässt, solltest du deinen Zyklus mindestens 3 Monate anhand der NFP-Regeln beobachten und auswerten.
- Du Funktionsweise von NFP beruht darauf, dass sich der weibliche Körper in großer Regelmäßigkeit während des Zyklus spürbar, sichtbar und messbar verändert.
- Du kannst mit der symptothermalen Methode verhüten oder eine Schwangerschaft gezielt herbeiführen.
- Auch während der Wechseljahre kann NFP hilfreich sein.
- Als Verhütungsmethode hat NFP bei richtiger Anwendung einen PEARL-Index von 0,4. Das bedeutet, dass 4 von 1000 Frauen trotz korrekter Durchführung schwanger werden. Die Pille hat, je nach Präparat, einen PEARL-Index von 0,1 – 0,9.
NFP-Hilfsmittel
Wenn du, so wie ich, mit der symptothermalen Methode deinen Zyklus tracken willst, brauchst du
- ein Basalthermometer, das auf zwei Nachkommastellen genau misst
- eine Zyklusblatt-Vorlage
- NFP-Regeln
Ich habe damals das Cyclotest Lady Basalthermometer genutzt und war damit sehr zufrieden (erhältlich ab 9,48 Euro).
Es gibt aber auch, wie für so vieles in unserer modernen Zeit, eine Art Abkürzung. Es gibt verschiedene Apps und Zykluscomputer, die nach der symptothermalen Methode arbeiten. So erspart dir der Algorithmus das Anwenden der NFP-Regeln und die elektronische Übertragung der gemessenen Temperatur das Eintragen in das Zyklusblatt. Was du trotzdem selber machen musst, ist das überprüfen und einpflegen des weiteren Zyklusmerkmals, also Zervixschleim- oder Muttermundbeschaffenheit. Ein günstiges digitales Basalthermometer mit Zyklusapp ist das Ovy Basalthermometer, mit dem ich gute Erfahrungen gemacht habe.
Solche Geräte ersparen dir also viel Zeit und Mühe. Allerdings verpasst du damit auch viel Wissen und spannende Details über deinen Zyklus und deine Weiblichkeit. Ich verwende heute einen Zykluscomputer, würde aber die Zeit der Aufzeichnung per Hand nicht missen wollen.
Zyklusmerkmale bestimmen
Um erfolgreich mit NFP zu verhüten, musst du mindestens zwei dieser Zyklusmerkmale beobachten und täglich protokollieren:
- Basaltemperatur jeden Morgen unmittelbar nach dem Aufwachen deine Basaltemperatur messen. Das solltest du ausnahmslos immer an derselben Stelle tun, also zum Beispiel immer oral oder immer vaginal.
- Zervixschleim am Gebärmutterhals hinsichtlich verschiedener Kriterien wie Farbe, Spinnbarkeit und Menge beurteilen.
- Höhe, Öffnung und Härte des Gebärmutterhalses bestimmen.
Die Basaltemperatur musst du dabei immer berücksichtigen, von den anderen beiden Zyklusmerkmalen reicht eines. Natürlich spricht aber auch nichts dagegen, alle drei zu protokollieren. Du wirst staunen, wie stimmig alles ist. Der Begriff symptothermal kommt übrigens daher, dass die Methode die Temperatur (-thermal) mit einem weiteren Symptom des weiblichen Zyklus (sympto-) kombiniert.
Den Eisprung bestimmen
Wie gesagt lässt sich der Eisprung anhand der Temperaturkurve immer nur im Nachhinein bestimmen. Denn dann steigt die Temperatur leicht an. Weil die Basaltemperatur aber sehr störanfällig ist, darfst du erst von einem erfolgten Eisprung ausgehen, wenn auch das zweite Zyklusmerkmal dies bestätigt. Konkret heißt das, dass du davon ausgehen kannst, unfruchtbar zu sein, wenn
- die Basaltemperatur den dritten Tag in Folge um mindestens 0,2°C höher ist als der Durchschnitt aus den sechs vorherigen Tagen. Wenn nicht alle drei Messungen 0,2°C höher sind, musst du insgesamt vier Tage lang einen Wert messen, der über dem Durchschnitt der sechs vorherigen Tage liegt.
- die Qualität des Zervixschleims drei Tage in Folge abgenommen hat. Wenn die Qualität an einem Tag wieder zunimmt, musst du mit der Auswertung des Zervixschleims von vorne beginnen. Die Temperaturauswertung gilt trotzdem als abgeschlossen.
- die “fruchtbarste” Beschaffenheit des Muttermundes drei Tage zurückliegt, d.h. der Gebärmutterhals seit drei Tagen härter, länger und geschlossener wird.
Störanfälligkeit der Methode
Doch warum ist die Körpertemperatur eigentlich so “störanfällig”? Natürlich ist der weibliche Zyklus nicht der einzige Faktor, der die Basaltemperatur des weiblichen Körpers beeinflusst. Das naheliegendste Beispiel ist Fieber: Während einer Erkältung kann die Körpertemperatur leicht ansteigen, sodass eine Auswertung für NFP verfälscht ist. Außerdem können auch noch folgende Faktoren zu einer verfälschten Messung beitragen:
- Alkohol- oder Drogen
- Zeitverschiebung
- Reisen, häufiger Ortswechsel
- Stress
- Schlafstörungen (weniger als 4 Stunden durchgehender Schlaf vor der Messung)
- unregelmäßige Schlafenszeiten
- spätes Essen
Wenn du hin und wieder solche Fälle hast, klammerst du die entsprechenden Messwerte einfach aus. Das bedeutet, dass sie nicht in die Berechnung der Fruchtbarkeit mit einfließen. Wenn solche Störfaktoren allerdings zur Regelmäßigkeit werden, funktioniert das ganze System nicht mehr. Für Menschen mit sehr unregelmäßigem, ungesunden Lebensstil oder häufigen Reisen und Zeitverschiebungen ist die symptothermale Verhütung also nicht geeignet.
Ein weiterer “Störfaktor” ist übrigens sie Stillzeit. In den ersten Wochen und Monaten nach der Geburt haben die wenigsten Frauen überhaupt einen Eisprung. Doch auch, wenn der Zyklus wieder eingesetzt hat, ist es meist schwierig, nach NFP-Regeln zu verhüten. Die Zyklen können durch häufiges Stillen unregelmäßig lang sein und die Messung der Aufwachtemperatur erschwert, wenn das Baby in den Morgenstunden häufig zum Stillen aufwacht. Eine Alternative zum morgendlichen Messen mit dem Basalthermometer wäre das Tragen einer Sonde oder eines Armbandes, das nachts vielfach die Temperatur misst. Ich kenne dazu drei Produkte:
- Ava-Armband
- Ovula-Ring
- Trackle Sensorsystem
Ansonsten solltest du in der Stillzeit zusätzlich verhüten, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Unfruchtbare Phase am Zyklusanfang
Allerdings können auch in der Stillzeit die ersten fünf Zyklustage als unfruchtbar angenommen werden – vorausgesetzt, im letzten Zyklus fand ein Eisprung statt. Auch unabhängig von der Stillzeit werden nach NFP-Regeln mindestens fünf unfruchtbare Tage am Anfang des Zyklus festgelegt:
- 5-Tage-Regel: Bevor du deine Zyklen zum auswerten hast, kannst du die ersten 5 Tage des Zyklus als unfruchtbar voraussetzen. Das gilt so lange du in keinem der ausgewerteten Zyklen am zwölften Tag oder vor dem zwölften Zyklustag eine erhöhte Messung festlegst. Sollte das allerdings passieren, tritt die Minus-8-Regel in Kraft.
- Die Minus-8-Regel bezieht sich immer auf höchstens die letzten 12 Zyklen, die dokumentiert und ausgewertet wurden. Werte, die länger zurückliegen, haben keinen Einfluss mehr. Die unfruchtbare Phase am Zyklusanfang endet 8 Tage vor der frühesten ersten höheren Temperaturmessung aus diesen 12 Zyklen.
- Die unfruchtbaren Tage am Anfang des Zyklus (also die 5-Tage-Regel und die Minus-8-Regel) gelten nur, solange nicht vorher eine Veränderung am Muttermund wahrgenommen wird oder ein feuchtes Gefühl bzw. Zervixschleim auftritt. Dann musst du sofort annehmen, dass du fruchtbar bist.
Wenn du einen sehr langen Zyklus hast, verlängert sich durch die Minus-8-Regel die unfruchtbare Zeit am Zyklusanfang. Du darfst sie allerdings erst nach 12 Zyklen anwenden.
Wenn dein Zyklus sehr unregelmäßig ist, sorgt die Minus-8-Regel dafür, dass die unfruchtbare Phase vor dem Eisprung sehr kurz oder gar nicht vorhanden ist. Es wird also in jedem Zyklus angenommen, dass der Eisprung entsprechend früh stattfindet – auch wenn das nur einmal in den letzten 12 Monaten der Fall war. Je nachdem, wie lange deine Regelblutung dauert, erübrigt sich die Zeit am Anfang des Zyklus als unfruchtbare Tage damit.
Wann genau der Eisprung in diesem Zyklus stattfinden wird, kannst du vorab unmöglich wissen. Dass der Eisprung dann vorbei ist, zeigen dir die NFP-Regeln dagegen umso deutlicher. Dann musst du nicht mehr zusätzlich verhüten bzw. auf Sex verzichten. Diese unfruchtbare Phase nach dem Eisprung ist bei allen Frauen mit gesundem Hormonhaushalt in etwa gleich lang, nämlich zwischen 10 – 16 Tage lang. In dieser Phase ist es egal, ob dein Zyklus unregelmäßig ist oder nicht, sie kann auf jeden Fall als unfruchtbar angenommen werden.
Meine jahrelangen NFP-Erfahrungen
Für mich persönlich war es eine der besten und tiefgreifendsten Entscheidungen meines Lebens, die Pille abzusetzen und stattdessen natürlich zu verhüten. Mein damaliger Freund, der heute mein Ehemann und Vater meiner beiden Söhne ist, hat diese Entscheidung zu jedem Zeitpunkt unterstützt und meine Reise begleitet. Obwohl wir damals von einem Kinderwunsch noch weit entfernt waren.
Weitaus weniger Unterstützung hatte ich von meinem Umfeld. Meine Mama lächelte nur und meinte, sie hätte damals selbst mit der Temperaturmessmethode verhütet – und mein großer Bruder sei das zeitnahe Ergebnis daraus gewesen. Dabei ist seit den 80er Jahren bekannt, dass die reine Temperaturmessmethode bei weitem nicht so sicher ist, wie man zunächst gehofft hatte. Genau aus diesem Grund arbeitet die symptothermale Methode ja mit mindestens einem weiteren Zyklusmerkmal. Jedenfalls ließ ich mich nicht beirren und setzte die Pille ab.
Bevor ich es selbst erlebt habe, war mir nicht klar, welchen Unterschied die hormonelle Verhütung für mein Leben gemacht hat. Durch die Hormone aus der Anti-Baby-Pille war ich hormonell sozusagen immer in einer Zyklusphase “gefangen” – nämlich in der unfruchtbaren Phase nach dem Eisprung. Biologisch macht es in dieser Zeit wenig Sinn, sexuell aktiv zu sein. Das macht sich bei vielen Frauen auch ganz konkret bemerkbar. Das ist, meiner Erfahrung nach, auch das einzig “tragische” an der Verhütung mit NFP: An den Tagen, an denen Frauen fruchtbar sind, signalisiert der weibliche Körper ganz deutlich, dass er Lust auf Sex hat. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass die weiblichen Sexualhormone uns Frauen bewusst kaum wahrnehmbare körperliche Signale aussenden lässt, die uns auch auf Männer attraktiver wirken lassen. Kurz gesagt: Genau dann, wenn es allen Beteiligten am meisten Spaß macht, ist es schwierig. Und dann, einige Tage später, wenn wir ohne Verhütung “dürften”, haben wir plötzlich gar nicht mehr so große Lust.
Dieser Mechanismus und die Erfahrung, die ich nach mehreren Jahren symptothermaler Verhütung hatte, haben dazu geführt, dass ich das tägliche Messen, protokollieren und auswerten irgendwann ganz weglassen konnte. Ich wusste einfach intuitiv, wann ich fruchtbar war und wann mein Eisprung stattgefunden hatte. Auch mit dieser intuitiven Verhütung konnten wir weitere Jahre erfolgreich verhüten – bis wir uns irgendwann ganz leise und allmählich ein Kind wünschten. Dass es kein Zufall war, dass die Verhütung nach NFP-Regeln bei mir so gut geklappt hatte, stellte ich spätestens zu diesem Zeitpunkt fest. Denn nun hörten wir auf, das fruchtbare Fenster zu beachten. Das bedeutet, wir planten weder ein Kind, noch versuchten wir, es zu verhindern. Im dritten Zyklus war ich schwanger.
NFP-Regeln auf Pinterest merken:
Hi,
Dieser Satz hier stimmt leider nicht:
“Insgesamt gibt es etwa 6 Tage pro Zyklus, an denen du zusätzlich verhüten musst.”
Wie kommst du denn auf nur 6 Tage?
Es stimmt doch lediglich, dass man generell von 6 Tagen im Zyklus ausgeht, an denen man wirklich fruchtbar ist, aber durch die NFP-Regeln muss man deutlich mehr Tage als fruchtbar annehmen.
Alleine schon durch die Minus 8 Regel (und teilweise länger durch die 5 Tage Regel) sind es normalerweise mindestens 8 Tage an denen man zusätzlich verhüten muss.
Beispiel: Frau mit mehr als 12 Zyklen, mit der frühesten 1. höheren Messung Tag 16.
Minus 8 Regel: Die ersten 8 Tage gelten als unfruchtbar, also haben wir schon mindestens 8 Tage die als fruchtbar angesehen müssen.
Dann muss ja aber noch die Temperaturauswertung abgewartet werden.
Findet die erste höhere Messung in einem Zyklus nun z.B. an Tag 18 statt und ist erst nach 4 Tagen abgeschlossen haben wir folgende Anzahl an fruchtbaren Tagen:
Ersten 8 Tage gelten als unfruchtbar,
Tag 9 – Tag 21(abends) gelten als fruchtbar.
In diesem Beispiel muss also 12 (sogar 12 1/2) Tage lang Fruchtbarkeit angenommen werden und dementsprechend zusätzlich verhütet werden.
Grüße
Michael
Woher hast du diese Information?:
“Die Minus-8-Regel bezieht sich immer auf höchstens die letzten 12 Zyklen, die dokumentiert und ausgewertet wurden. Werte, die länger zurückliegen, haben keinen Einfluss mehr. Die unfruchtbare Phase am Zyklusanfang endet 8 Tage vor der frühesten ersten höheren Temperaturmessung aus diesen 12 Zyklen.”
Ich kann leider nirgendwo finden, dass länger zurückliegende Werte keinen Einfluss mehr haben.
Grüße
Michael
Dieser Satz stimmt leider nicht:
“Insgesamt gibt es etwa 6 Tage pro Zyklus, an denen du zusätzlich verhüten musst.”
Es sind deutlich mehr Tage pro Zyklus, an denen zusätzlich verhütet werden muss.
Grüße
Michael
Hallo Michael,
ich habe selbst viele Jahre NFP praktiziert. Anfangs musst du, um auf Nummer sicher zu gehen, vermutlich an mehr Tagen zusätzlich verhüten. Nach 6-12 Monaten kannst du sie immer mehr eingrenzen.
Viele Grüße,
Hanna