Nach der Schwangerschaft und der Geburt Deines Kindes fragst Du Dich vielleicht, wie viele andere Frauen auch, ob Deine Taille wieder in ihre ursprüngliche Form zurückkehren wird. Die gute Nachricht lautet: In vielen Fällen ist das möglich. Wie und ob das klappt, hängt von mehreren Faktoren ab und ist individuell unterschiedlich. Tatsächlich ist es so, dass der weibliche Körper nach der Geburt oft etwas weiblicher wird, das ist vollkommen normal.
In diesem Text erläutere ich Dir, was mit Deiner Körpermitte passiert, während Dein Baby in Dir heranwächst. Ich zeige Dir, was Du tun kannst, um wieder in Form zu kommen. Vorab sei gesagt: habe Geduld mit Dir! Zu viel Eifer kann eher schaden als nützen, und es ist vollkommen normal, dass Dein Körper Zeit braucht, um wieder in den Zustand wie vor der Schwangerschaft zu kommen. Vergleiche Dich nicht mit Supermodels oder Stars, die mit ihren persönlichen Trainern direkt nach der Geburt mit dem Training anfangen! Wenn Dein Kind auf der Welt ist, gibt es erst mal sehr viel Wichtigeres und Schöneres als einen flachen Bauch und eine schöne Taille.
Themen des Beitrags
Wie wirken sich Schwangerschaft und Geburt auf die Körpermitte aus?
Eine schöne Taille – das hört sich wahrscheinlich erstmal absurd an. Der Bauch wächst und von einer Taille ist bald nichts mehr zu sehen. Dahinter stehen allerdings Prozesse, die von außen weniger sichtbar und Dir vielleicht gar nicht so bewusst sind. Daher zunächst ein paar Worte dazu, denn so wirst Du besser verstehen, warum die Taille nach der Geburt ein wenig Zeit braucht.
Gewichtszunahme
Während einer Schwangerschaft nimmt eine Frau durchschnittlich zwischen 11 und 16 kg an Gewicht zu. Das führt in der Regel dazu, dass sich Fettgewebe um die Taille ansammelt. Je mehr Du während der Schwangerschaft zunimmst, desto mehr wirkt sich das logischerweise auf Deine Taille aus. Und desto langwieriger wird es nach der Geburt, das Gewicht wieder abzunehmen.
Die Gebärmutter
Die Gebärmutter vergrößert sich ca. um das Zwanzigfache. Das ist ungefähr die Größe eines Kürbisses. Nach der Geburt braucht sie dementsprechend eine Weile, um wieder auf ihre vorherige Größe, nämlich ungefähr auf die Größe einer Feige, zusammenzuschrumpfen. Deshalb ist es vollkommen normal, wenn Dein Bauch nach der Geburt noch aussieht, als wenn Du im fünften Monat schwanger wärst.
Einfluss der Hormone
Die Schwangerschaftshormone wie Progesteron und Östrogen sorgen dafür, dass sich die Muskeln und Bänder lockern, damit sie dehnbarer werden. Schließlich braucht das Kind in der Gebärmutter Platz zum Wachsen und dafür muss der weibliche Körper weicher werden. Progesteron und Östrogen gehen direkt nach der Geburt wieder zurück; insgesamt dauert es aber etwa 6-12 Monate, bis die hormonelle Umstellung abgeschlossen ist.
Das Bindegewebe
Das Bindegewebe muss sich während der Schwangerschaft dehnen, um Platz für das wachsende Baby und die Gebärmutter zu schaffen. Dies kann zu Dehnungsstreifen führen, die durch das Reißen der Fasern im Bindegewebe entstehen. Das Bindegewebe wird auch durch das Gewicht des Babys belastet. Das kann dazu führen, dass es stark gedehnt und geschwächt wird, was zu einer langsameren Erholung nach der Geburt führen kann.
Die Auswirkungen der Schwangerschaft auf das Bindegewebe sind bei jeder Frau unterschiedlich und hängen von Faktoren wie genetischer Veranlagung, Alter und Gewichtszunahme bei der Schwangerschaft ab.
Das Muskelkorsett
Das Muskelkorsett besteht aus unterschiedlichen Bauchmuskeln und Teilen der unteren Rückenmuskulatur und umschließt Bauch und Rücken. Diese Muskeln haben mehrere Funktionen. Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, werden diese Muskeln durch die Schwangerschaft arg strapaziert. Wenn Du tiefer einsteigen möchtest, findest Du eine ausführliche Erklärung hier.
Vor allem die geraden Bauchmuskeln leiden in der Schwangerschaft. Sie bestehen aus zwei Strängen und diese klaffen zum Ende der Schwangerschaft bis zu 10 cm auseinander. Diese sogenannte Rektusdiase kann zu einem Problem werden, wenn Du zu früh anfängst zu trainieren.
Wie wirkt sich die Art der Geburt auf die Rückbildung aus?
Die Art der Geburt wirkt sich unterschiedlich auf die Rückbildung aus. Bei einer natürlichen Geburt erholen sich die Frauen in der Regel schneller als nach einem Kaiserschnitt. Die Bauchmuskeln werden während der Operation überdehnt, außerdem muss die Wunde heilen. Nach einem Kaiserschnitt solltest Du daher besonders achtsam mit Dir sein und gut auf die Zeichen Deines Körpers hören. Du wirst jede Form der körperlichen Überanstrengung wahrscheinlich in Form von Schmerzen spüren, und diese sind ein Hinweis, den Du nicht übergehen solltest.
Wie und wann kannst Du daran arbeiten, wieder in Form zu kommen?
Wie bereits oben erwähnt, gib Dir und Deinem Körper bitte Zeit zur Erholung. Sei achtsam und höre gut auf Deinen Körper. Wenn Du zu früh und zu ehrgeizig startest, ist das nicht zu Deinem Besten. Im Gegenteil, Du kannst damit den Rückbildungsprozess stören, beispielsweise, indem Du Deine geraden Bauchmuskeln zu früh trainierst und so erschwerst, dass der Spalt zwischen den geraden Bauchmuskeln sich verringert.
Das heißt nicht, dass Du gar nichts tun und abwarten sollst. Es bedeutet nur, dass Du mit Dir so fürsorglich umgehen solltest wie mit Deinem Baby. Ihr habt beide viel geleistet in den letzten Monaten und jetzt darfst Du Deinem Körper Zeit geben, um zu heilen. Erfahrene Hebammen sprechen davon, dass ein Baby “neun Monate kommt und neun Monate geht”.
Die Zeit unmittelbar nach der Geburt
Frühes Wochenbett
In der Zeit nach der Geburt solltest Du Dich vor allem erstmal schonen. Es wird allgemein empfohlen, die ersten vier bis sechs Wochen keine schweren Sachen zu tragen, wie z.B. Wäschekörbe oder ähnliches. Alles, was die Bauchmuskulatur belastet, solltest Du erst mal von anderen erledigen lassen, sofern das möglich ist. Wenn Du einen Kaiserschnitt hattest, solltest Du noch länger damit warten und Deinem Körper Zeit geben, sich von den Strapazen zu erholen.
Dein Beckenboden muss sich erholen. Deine Hebamme, die Dich nach der Geburt begleitet, kann Dir sanfte Übungen zeigen, mit denen Du den Beckenboden stärken kannst.
Rückbildungsgymnastik
Nach dem Wochenbett kannst Du anfangen mit sanfter Rückbildungsgymnastik. Es bietet sich an, sie vor Ort in einem Kurs mit anderen Müttern zu machen. Das hat den Vorteil, dass Du sehen kannst, dass andere Frauen mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie Du. Aber Du kannst sie natürlich auch für Dich Zuhause machen.
Fit mit Baby
Es gibt in vielen Städten “Fit mit Baby”-Kurse. Das Programm ist in der Regel so gestaltet, dass Du mit Deinem Kind und anderen Müttern gezielt Gymnastik machst, um die Pfunde loszuwerden. Diese Kurse gibt es sowohl als Indoor- als auch als Outdoor-Kurse und starten in der Regel, wenn die Rückbildungsphase abgeschlossen ist. Das macht Spaß und es motiviert sicher mehr, wenn Du Dich mit anderen Frauen gemeinsam dem Thema “Schlanke Taille” widmest.
Ausgewogene Ernährung
Du kannst direkt nach der Geburt Einfluss nehmen auf Deine Gewichtsabnahme und damit auf Deine Taille, indem Du auf gesunde Ernährung achtest. Das bedeutet auf keinen Fall, dass Du eine Diät machen sollst! Ernähre Dich ausgewogen und nährstoffreich, aber zähle bitte keine Kalorien. Wenn Du Dein Baby stillst, verbraucht Dein Körper ohnehin mehr Kalorien.
Shapewear
Solange Du noch mit Deinem Körper haderst und das Gefühl hast, es ist alles ein bisschen weicher, als Du Dir das wünscht, kannst Du Shapewear tragen,. Natürlich gibt es auch Shapewear in großen Größen. Das Tragen von Shapewear wird auch von vielen Hebammen und Ärztinnen empfohlen, weil es Deinen Körper bei der Rückbildung unterstützt. Es stützt dein Bindegewebe und dein Muskelkorsett, damit sich dieses nach der Geburt wieder gut aufbauen kann. So kann unter Umständen zum Beispiel einer Gebärmuttersenkung vorgebeugt werde.
Fazit
Achte bitte gut auf Dich und höre auf die Signale, die Du von Deinem Körper bekommst. Auch wenn es Dir schwerfällt und Du ungeduldig Deine Taille nach der Geburt zurückhaben möchtest, übe Dich bitte in Geduld. Dein Körper wird es Dir danken. Und Deine Laune wahrscheinlich auch, denn die ersten Monate mit Kind sind herausfordernd und Du brauchst viel Kraft. Wenn Du Dich während dieser Zeit auch noch mit Stress wegen Deines Gewichtes unter Druck setzt, wirkt sich das auf Deine ohnehin strapazierte Psyche und auch auf Dein Kind aus.
Suche Dir gerne fachkundige Unterstützung, entweder durch Deine Hebamme, oder durch Fitnesstrainerinnen, die sich mit dem Thema auskennen. Andere Mütter sind vielleicht auch für Dich motivierend und es macht Dir mehr Spaß, gemeinsam mit anderen Frauen etwas für den Körper zu tun. Wenn Du es nicht zu einem Kurs oder Treffen schaffst, versuche es mit Rückbildung zuhause (online).
Es ist durchaus möglich, dass Dein Körper sich dauerhaft verändert, weiblicher und etwas runder wird – und die Taille nach der Geburt eben nicht aussieht wie vorher. Sei lieb zu Dir und akzeptiere die Veränderung. Es macht Dich nicht unattraktiver! Attraktivität hängt nicht in erster Linie vom Gewicht und einer schlanken Taille ab, sondern von Selbstakzeptanz und Ausstrahlung. Und die kannst Du als glückliche Mama eines wunderbaren Kindes von Tag 1 kultivieren. Du hast ein kleines Wunder in Deinem Körper produziert und auf die Welt gebracht. Dafür darfst Du Dich täglich feiern, und sei es nur durch eine gelassene Haltung Dir selbst und Deinem veränderten Körper gegenüber.