Wir putzen jeden Morgen und jeden Abend die Zähne. Karies bei Milchzähnen sollte da kein Thema sein – oder? Tatsächlich hat unser ältester Sohn (6) bei unserem letzten Zahnarztbesuch trotzdem die Diagnose “leichter Kariesbefall der Backenzähne” erhalten. Es ist also möglich, dass sich Karies bei Milchzähnen trotz putzen entwickelt. Wie Du Karies bei Deinem Kind früh erkennst und richtig handelst, erfährst Du in diesem Beitrag.
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Ursachen: So entsteht Karies beim Milchgebiss
Karies entsteht durch Bakterien im Mundraum, die Zucker abbauen und ätzende Säure ausscheiden. Diese greift den Zahnschmelz an und verursacht so Löcher in den Zähnen. In diesen Hohlräumen wiederum können sich Kariesbakterien besonders gut festsetzen, genauso wie Reste von Essen, von dem sich die Mikroorganismen ernähren. Denn mit der Zahnbürste kommt man in Löcher im Zahn kaum hinein und das innere des Zahns ist weicher und sehr viel schneller angreifbar als der schützende Zahnschmelz an der Außenseite.
Durch die Zusammensetzung des Speichels werden kleine Beschädigungen im Zahnschmelz stetig wieder ausgebessert. Allerdings braucht der Körper dazu Zeit – wenn ein Ungleichgewicht aus Angriffen auf den Zahnschmelz durch Säure und Raparaturmechanismen des Körpers entsteht, bildet sich Karies. Sobald das Loch den Zahnschmelz durchdrungen hat, ist dieser Vorgang unwiderruflich, denn im Gegensatz zum Zahnschmelz können sich die inneren Schichten des Zahns (Zahnbein & Zahnmark) nicht mehr regenerieren.
Ein Loch im Zahn tut anfangs nicht weh. Erst, wenn es so weit fortgeschritten ist, dass die Nerven an der Zahnwurzel freigelegt werden, beginnen die gefürchteten Schmerzen. Im besten Fall solltest Du darum schon frühzeitig beginnende Karies erkennen, denn Zahnschmerzen sind für Kinder eine wirklich unschöne Erfahrung.
Wie sieht Karies bei Milchzähnen aus?
Doch wie kann man Karies bei Kindern erkennen? Karies fängt häufig mit hellen, kreidefarbenen Stellen am Zahn an und wird erst später bräunlich-schwarz. An den hellen Stellen ist der Zahnschmelz bereits angegriffen und der Milchzahn darum besonders verletzlich. Von Zahnschmerzen seid ihr an diesem Punkt noch weit entfernt.
Zunächst einmal ist es also wichtig, dass Du Dir regelmäßig die Zähne Deines Kindes ansehen darfst, um Probleme zu erkennen. Am besten, Du machst daraus eine Art Spiel und lässt umgekehrt auch Deinen Mund regelmäßig untersuchen. Mit einer kleinen Taschenlampe macht das besonders viel Spaß und Du siehst auch weiter hinten etwas.
Die Zahngesundheit Deines Kindes ist auch bei Milchzähnen ungemein wichtig, darum würde ich im Zweifelsfall auch zu Belohnungsmechanismen bzw. einer Ablenkung greifen. Unser Sohn konnte sich als Kleinkind schwer so lange still halten, darum haben wir ihn einen kurzen Videoclip für solche Untersuchungen gezeigt.
Regelmäßige Zahnarztbesuche zur Vorsorge würde ich auch möglichst ab dem 2. oder 3. Lebensjahr empfehlen.
Was tun bei Karies bei Milchzähnen?
Was aber, wenn Du nun helle oder braune Stellen in den Milchzähnen Deines Kindes gefunden hast? Selbst reparieren kann der Körper kariesbefallene Zähne leider nicht, darum solltest Du auf jeden Fall einen Zahnarzt zurate ziehen. In vielen Fällen kann man eine unangenehme Kariesbehandlung noch einige Zeit hinauszögern, bis das Kind alt genug dafür ist. In extremen Fällen muss aber auch schnell gehandelt werden und Dein Kind braucht eine Füllung.
Eine Zahnarztbehandlung für Kinder läuft dann möglichst schonend ab. Das heißt, im Idealfall arbeitet der Zahnarzt mit viel Feingefühl und lässt sich Zeit. Die Stelle am Zahnfleisch, an der danach die Betäubung gesetzt wird, kann vorab betäubt werden, sodass das Kind keine Schmerzen durch die Spritze verspürt. Dabei handelt es sich um eine örtliche Betäubung, die (im Gegensatz zu einer richtigen Narkose) in aller Regel völlig unproblematisch ist. Denn sie wirkt sich nur auf die eine Körperstelle aus, nicht auf den ganzen Organismus. Nur, wenn Kinder anders nicht behandelt werden können, setzen Ärzte eine Vollnarkose ein, die ein Kind komplett ruhig stellt.
Karies vorbeugen: Zähne putzen und auf Zucker verzichten
In jedem Fall ist die bessere Option, wenn Karies bei Milchzähnen gar nicht erst entsteht, da sind wir uns wahrscheinlich einig. Um hier vorzubeugen, solltest Du vor allem auf zwei Punkte achten: Ernährung und Zahnhygiene.
Denn die Kariesbakterien an sich kannst Du kaum vermeiden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass 99% der Bevölkerung diese bereits kurz nach der Geburt von Eltern oder Verwandten erhalten. Es reicht dazu, wenn ihr einmal denselben Löffel benutzt, das Baby auf den Mund küsst oder den hinuntergefallenen Schnuller mit dem Mund “sauber” macht. Schon sind die Bakterien im Mund des Säuglings und bleiben es ein Leben lang. Forscher arbeiten seit vielen Jahrzehnten an einer Impfung gegen Karies, bisher leider ohne abschließenden Erfolg.
Zähne putzen ab dem ersten Zahn
Darum geht kein Weg daran vorbei: Kinder müssen lernen, dass Zähneputzen zum Alltag gehört. Jeden Morgen und jeden Abend, so der aktuelle Stand der Forschung, sollten Kinder 2-3 Minuten Zähneputzen. Ab dem 4. Lebensjahr ist dazu auch eine elektrische Zahnbürste offiziell erlaubt.
Dass das vor allem in den ersten Jahren eine tägliche Geduldsprobe für alle Beteiligten sein kann, ist leider völlig normal. Gib trotzdem nicht auf, Tipps und Tricks, wie sich Kinder vielleicht doch die Zähne putzen lassen, findest Du im Netz genug. Bei unserem Großen hat auch hier zeitweise nur ein Video am Smartphone geholfen. Uns war in diesem Fall seine Zahnhygiene jedes Mittel recht.
Ernährung & Karies
Aber nicht nur das tägliche entfernen möglichst vieler Bakterien vom Zahn durch Zähneputzen hilft. Die richtige Ernährung entzieht “Karius und Baktus” die Nahrung und hemmt so ihr Wachstum. Denn Karies lebt von Zucker – und genau auf den sollten wir im Sinne der Zahngesundheit bei Kindern möglichst lange verzichten.
Unabhängig vom Zucker wird jedes Mal, wenn wir essen oder trinken (sogar, wenn wir Wasser trinken), die Mundflora beeinträchtigt. Denn die Zusammensetzung unseres Speichels schützt im Normalfall ebenfalls vor Karies. Je weniger oft unsere Kinder zwischendurch etwas snacken, umso besser. Auch das Dauernuckeln an der Flasche ist sehr förderlich für Karies, denn so werden die Zähne ständig mit kleinen Mengen Flüssigkeit umspült und die Speichelzusammensetzung verändert. Zuckerhaltige Getränke wie Säfte, Milch oder gezuckerte Tees gehören darum niemals in eine Nuckelflasche. Am besten sollten Kinder nur Muttermilch / Flaschennahrung und Wasser aus einem Becher zu trinken bekommen. Man spricht dann auch von Nuckelfaschenkaries – Zahnmediziner sehen das als Hauptursache für frühkindliche Karies, von der jedes 10 Kleinkind in Deutschland betroffen ist.
Vorsichtig sein solltest Du auch mit zu viel säurehaltigem Obst oder Obstsäften. Denn diese greift ebenfalls den Zahnschmelz an und macht ihn anfälliger für Karies.
Mein Kind hat Karies – ist das meine Schuld?
Was aber, wenn Du, so wie wir, alle vorbeugenden Maßnahmen bestmöglich umgesetzt hast, und Dein Kind hat trotzdem Karies? Dann solltest Du Dir keine Vorwürfe machen, sondern für die Situation eine bestmögliche Lösung finden. Denn es gibt auch Ursachen für Karies bei Milchzähnen, die sich nicht hätten verhindern lassen.
So kommt es zum Beispiel immer häufiger vor, dass Kinder mit “Kreidezähnen” geboren werden. Unter dieser Bezeichnung versteht man Zähne, die einen sehr weichen, angreifbaren Zahnschmelz haben und darum sehr anfällig sind für Karies. Eine Heilung für Kreidezähne gibt es aktuell nicht.
Auch Antibiotika und andere Medikamente im Baby- oder Kleinkindalter können den Zahnschmelz angreifen und so sehr schnell Karies verursachen. Bei sehr früh geborenen Kindern können ebenfalls Störungen in der Mineralisierung auftreten.
Ob sich solche Zahnprobleme auch auf die bleibenden Zähne auswirken, die etwa ab dem Schulalter die Milchzähne ersetzen, kann vorab niemand sicher sagen. Was jedoch sicher ist: Wenn starker Kariesbefall nicht behandelt wird, können die bleibenden Zähne auf jeden Fall Schaden davon tragen. Einfach nichts tun ist bei Milchzahnkaries also nie eine Option.
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Meine Schwester hat eine kleine Tochter. Sie hat Angst, dass sie Karies behandeln lassen muss. Daher zeige ich ihr den Beitrag, damit sie weiß, wie sie es erkennt.