Auf den ersten Blick sieht die Wohnungsanzeige perfekt aus. Doch nach der freundlichen Anfrage inklusive Beschreibung der Familiengröße meldet sich niemand zurück? Das ist für Familien auf Wohnungssuche leider Alltag. Nicht nur in den Innenstädten wird familiengerechter Wohnraum knapp, auch auf dem Land ist die Wohnungssuche für Familien mit Kindern eine schwierige Aufgabe – ganz besonders für Alleinerziehende.
Vielleicht kannst Du sprichwörtlich ein Liedchen davon singen und fragst Dich, wie Du vorgehen solltest, um die Chance auf eine kindgerechte Wohnung für Dich und Deine Liebsten zu finden? Wenn ja, dann bist Du hier richtig.
Themen des Beitrags
Warum die Wohnungssuche für Familien so schwer ist
Grundsätzlich ist ja niemand ein Kinderfeind. Über vor Glück glucksende, freudig herumspringende Kinder im Garten freuen sich die allermeisten Erwachsenen. Der Gedanke an bemalte Wände, abgeschlagene Kanten und lautstarke Wutanfälle um 6 Uhr morgens löst dabei bei den wenigsten Vermietern Glücksgefühle aus.
Eine Mischung aus Sorge um den Zustand der Wohnung und Angst vor Konflikten mit den benachbarten Mietern kann also dazu führen, dass Wohnungsbesitzer sich zunächst andere Kandidaten ansehen und diese bevorzugt in die Wohnung lassen.
Viele der Bewohner von Mietshäusern sind schon älter und ihre eigenen Kinder sind ausgezogen. Die Erinnerung an die Trotzphase ihrer eigenen Kinder verblasst und sie haben kein Verständnis für die “Eltern von heute”, die einfach nicht richtig durchgreifen. Früher hätte es so etwas ja nicht gegeben, laut herumtobende Kinder am frühen Morgen, ein Wutanfall beim Mittagessen oder Geheul beim Bettgehen.
Ein anderer Teil der Mieter sind junge Paare, die entweder noch kinderlos sind, oder sich gegen Kinder entschieden haben. Denn auch das ist in Europa ein sehr gesellschaftsfähiges Modell geworden. Kinder, vor allem mehr als zwei, werden vor allem in den Innenstädten immer seltener. Das ist natürlich völlig in Ordnung – führt aber auch dazu, dass immer weniger Menschen für die Bedürfnisse von Familien mit kleinen Kindern Verständnis haben.
Die Kinder sollen sich, bitteschön, an die Bedürfnisse von Erwachsenen anpassen – und nicht anders herum.
Wenn nun Kinder mit ihren völlig natürlichen Bedürfnissen nach Bewegung, Kommunikation und mitten in ihrer Autonomiephase in diese kinderlose Welt platzen, führt das verständlicherweise zu Konflikten.
Wenn es finanziell und Job-bedingt möglich ist, weichen darum viele auf Eigenheime in ländlicheren Gegenden aus. Das löst das “Problem” zunächst. Was aber, wenn das nicht möglich ist und Du wirklich eine Wohnung für Deine Familie und Dich brauchst?
Mit diesen Tricks kannst Du Deine Chancen bei der Wohnungsbewerbung steigern
Familien haben es also grundsätzlich noch schwerer, als es ohnehin schon ist, eine Wohnung zu finden. Umso wichtiger ist es, gezielt vorzugehen und negative Erlebnisse möglichst zu vermeiden.
1. Gemeinsam Kriterien festlegen
Zunächst einmal bedeutet das, dass ihr nur Wohnungen anfragen und gegebenenfalls auch besichtigen solltet, in die ihr wirklich auch einziehen würdet. Klärt darum folgende Punkte:
- Wie groß sollte die Wohnung mindestens sein?
- Wie viele Zimmer benötigt ihr?
- Wie muss die Zimmeraufteilung sein? Darf es auch Durchgangszimmer geben?
- Welche Lage muss die Wohnung haben? Muss sie näher an der Schule liegen oder braucht ihr öffentliche Verkehrsmittel?
- Braucht ihr Einkaufsmöglichkeiten, die zu Fuß erreichbar sind?
- Braucht ihr einen Park oder Spielplatz in der Nähe?
- Wie muss die Küche ausgestattet sein? Oder bringt ihr eure eigene Küche mit?
- Braucht das Bad eine bestimmte Größe? Eine Badewanne?
2. Auf Sympathie und Beziehung setzen
“Seien Sie offen und positiv gestimmt, denn Sympathie ist häufig ausschlaggebender als Ihre Lohnabrechnung.” Das rät die Hausverwaltung GCP ihren Kunden.
Denn auch Vermieter sind Menschen. Mit manchen wirst Du besser zurechtkommen, als mit anderen. Die meisten Wohnungen gehen nicht auf der Grundlage von Gehaltszetteln oder Bestätigungen der Vormieter weg, sondern weil die Vermieter eine Beziehung zu den potenziellen Mietern aufbauen konnten.
Wenn Du also mit Sympathie und gemeinsamen Gesprächsthemen auftrumpfen kannst, macht das vielleicht den entscheidenden Unterschied. Trau Dich also, ganz Du selbst zu sein und offen mit dem Vermieter über Deine Situation zu sprechen.
Dazu gehört natürlich nicht, ihm Deinen gesamten Leidensweg aufzubürden, super aufdringlich zu sein oder gar zu flirten. Eine echte, vertrauensvolle Basis entsteht durch Ehrlichkeit und Authentizität. Das vermittelt ein gutes Bauchgefühl und erhöht die Chancen, dass der Vermieter sich für Dich entscheidet.
Dasselbe gilt auch für die Kinder. Diese solltest Du beim Besichtigungstermin nur “verstecken”, also zuhause lassen, wenn Du schon vorher weißt, dass sie übermüdet, überreizt oder gestresst sind. Ansonsten nimm sie ruhig mit und sorge dafür, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Manche Kinder tun das ganz von allein, andere benötigen etwas Unterstützung. Für ein Kleinkind kann das schon ein kleines Spielzeug, zum Beispiel ein (neues) Auto sein, mit dem es sich dann ganz vertieft beschäftigt. Für größere Kinder muss vielleicht ein Buch oder ausnahmsweise ein Tablet / Smartphone herhalten. Auf diese Weise präsentierst Du auch Deine Kinder von ihrer besten Seite.
3. Von Anfang an die richtigen Worte finden
Das fängt nicht erst beim offenen Lächeln und dem Händedruck beim persönlichen Treffen an. Schon das Anschreiben kann einen großen Unterschied machen. Ein “Hallo, ich suche mit meinen zwei Kindern eine größere Wohnung in Zentrumsnähe” macht wahrscheinlich eher keinen bleibenden Eindruck.
Versuch es doch mal mit etwas, was im Kopf bleibt. Ein möglicher Ansatz könnte sein:
“Ich würde mich gerne selbst davon überzeugen, dass diese Wohnung so traumhaft ist, wie sie auf den Bildern aussieht – und gerne einen Coffee-to-go mitbringen!”
Aber am besten passt, was zu Dir bzw. zu euch passt. Sei kreativ und aussagekräftig.
Wenn Du im Vorfeld schon weißt, dass Du Dich gegen eine Vielzahl an Mitbewerbern durchsetzen musst, kann es eine gute Idee sein, auch deine Nachweise kreativ zu präsentieren – immer so, dass es zu Deiner Persönlichkeit passt. Einige Wohnungen können vorab online besichtigt werden. So kannst Du Dir bereits einen ersten Eindruck verschaffen und Dir dabei überlegen, worauf Du bei der Besichtigung vor Ort besonders genau achten willst.
4. Im Zweifelsfall anrufen
Noch besser als ein Anschreiben ist in den meisten Fällen ein persönlicher Anruf. Hier kommt Deine Persönlichkeit einfach besser zur Geltung. Ein Anruf drückt außerdem mehr Wertschätzung und Interesse aus, als ein schriftlicher Text, der möglicherweise auf Copy-Paste basiert.
5. Äußeres Erscheinungsbild
Wenn es dann ernst wird, solltest Du den positiven Eindruck vom Telefon bzw. Mailverkehr unbedingt bestätigen. Dazu gehört auch ein ordentliches Auftreten – sowohl von Dir selbst, als auch von den Kindern. Das bedeutet nicht, dass Deine Kinder alle Höflichkeitsformen einhalten müssen und still in der Ecke stehen. Kinder sind Kinder und sie sind neugierig, teilweise laut und bewegen sich viel. Das ist hoffentlich auch dem Vermieter klar. Aber das schmutzige Shirt könnt ihr vor dem Termin wechseln, die Haare kämmen und saubere Schuhe anziehen.
Dasselbe gilt auch für Erwachsene. Saubere, ordentliche Kleidung bedeutet nicht, dass Du im Kostüm oder Dein Mann im Anzug kommen müsst. Das wäre nicht authentisch – es sei denn, ihr seid auch sonst häufig so gekleidet. Aber die Jogginghose und das Schlabbershirt können ruhig zuhause bleiben. Dezentes Make-Up und ordentliche Haare sind ebenfalls erwünscht.
Warum das Ganze so wichtig ist?
Der Vermieter entscheidet, wem er seine Wohnung anvertraut. Mit dieser soll natürlich möglichst pfleglich und sauber umgegangen werden. Psychologisch lässt euer Umgang mit dem eigenen Äußeren auch auf den Umgang mit Wohnung und Einrichtung schließen.
6. Echtes Interesse zeigen
Bei Massenbesichtigungen ist es nicht ratsam, sich ruhig und unauffällig zu verhalten und dann die Bewerbungsmappe irgendwo liegen zu lassen. Stattdessen solltest Du, ohne aufdringlich zu sein, versuchen, ins Gespräch zu kommen. Stelle also bitte echte Fragen über die Wohnung und das weitere Vorgehen. Eher schwierige Themen wie die Zuständigkeit bei Reparaturen oder die Möglichkeiten, Einbauten anzubringen oder die Wände für ein Kinderzimmer umzugestalten, solltest Du dagegen erst einmal vermeiden.
Sollte sich herausstellen, dass der / die Entscheidungsträger nicht vor Ort sind, lass Dir Kontaktdaten geben.
7. Dokumente bereithalten
Natürlich bist Du nicht verpflichtet, einem Vermieter Schufa-Auskunft, Gehaltsnachweise oder ähnliches auszuhändigen. Allerdings ist auch kein Vermieter verpflichtet, euch seine Wohnung zu vermieten. Darum geht an den gängigen Dokumenten leider kein Weg vorbei.
Manche Dokumente sind individuell vom Vermieter oder der Wohnungsbaugesellschaft und werden Dir erst vor Ort ausgehändigt. Alles andere kannst Du vorab besorgen und gleich zum Termin mitbringen. Das kürzt den Prozess ab und macht einen sehr guten Eindruck.
Die Message: Wir sind organisiert und können vorausschauend denken. Wir sind keine Chaos-Familie.
Folgende Dokumente kannst Du vorab besorgen:
- Kopie eures Ausweises /Reisepasses
- Gehaltsnachweise der letzten drei Monate in Kopie oder alternativ
- Jahressteuererklärung oder Bescheinigung des Steuerberaters über regelmäßiges Einkommen bei Selbständigen
- Mietschuldenfreiheitsbescheinigung von bisherigen Vermietern
- Empfehlungsschreiben von Vertrauenspersonen wie Anwalt, Hausarzt oder Chef
- Aktuelle Schufa-Auskunft
- WBS (Wohnberechtigungsschein) falls erforderlich
- ggf. ein ausgefülltes Mieterdatenblatt, welches Ihr euch vorher von der jeweiligen Homepage der Wohnungsbaugesellschaft besorgt habt
Worauf müssen Alleinerziehende achten?
Laut einer Befragung aus dem Jahre 2009 gehören alleinerziehende Mütter zu den unbeliebtesten Mietern. Noch unbeliebter sind nur WGs (Wohngemeinschaften). Das klingt wirklich hart. Ist es auch. Wie also kann es gelingen, trotzdem eine familiengerechte, bezahlbare Wohnung zu finden?
Zum Glück ist auch das nicht völlig unmöglich, braucht aber mehr Zeit und eine ganze Schippe Glück.
1. Den richtigen Vermieter auswählen
Zunächst einmal würde ich auf Privatvermieter, öffentliche Wohnungsbaugenossenschaften oder Sozialwohnungen setzen. Erstere sind Privatpersonen und manche wollen ausdrücklich Personengruppen helfen, die sonst nicht so einfach eine Wohnung finden können. Vorausgesetzt, die Vormieterin war nicht gerade eine Alleinerziehende, die die Wohnung total verkommen ließ oder die Miete nicht zahlte, könntest Du im persönlichen Kontakt durchaus Chancen haben. Kommunale Wohneinheiten und Wohnungsbaugenossenschaften haben häufig eine Satzung oder Bestimmung, die auch soziale Kriterien in die Auswahl mit einbezieht.
2. Wohnberechtigungsschein
Möglicherweise hast Du ein Anrecht auf einen Wohnungsberechtigungsschein von Deiner Stadt. Das berechtigt Dich und Deine Kinder, zu günstigen Preisen in besonders dafür ausgewiesenen Wohnungen zu leben.
3. Zahlungssicherheit nachweisen
Oftmals besteht bei Vermietern die Angst, dass die Mietzahlungen bei Alleinerziehenden nicht gesichert wären. Vielleicht kannst Du durch Bürgen, Bescheinigungen oder irgendwie sonst nachweisen, dass dem nicht so ist.
Lies hier, welche Leistungen Dir als Alleinerziehende mit einem Kind zustehen.
4. Selbst inserieren
In manchen Fällen lohnt sich auch ein eigenes, bezahltes Inserat über die Wohnungssuche. Wenn Vermieter sich bei Dir melden, dann weil sie gezielt an eine alleinerziehende Mutter mit Kindern vermieten möchten und die passende Wohnung für euch haben. Das kann viel Frust und Stress ersparen.
Natürlich kannst Du auch auf kostenlosen Kleinanzeigenplattformen oder am lokalen Supermarktbrett inserieren. Je mehr, desto besser!
5. Makler einschalten
Wenn ihr es euch finanziell leisten könnt, beauftrage einen Wohnungsmakler. Denn dieser vermittelt von Anfang an den Eindruck, dass Du auch als Alleinerziehende solvent und seriös bist.
6. Um vorgezogenen Termin bitten
Wenn es Dir gelingt, mit dem Vermieter ein Treffen schon 15-30 Minuten vor dem Massentermin zu vereinbaren – zum Beispiel wegen der Kinder – hast Du einen großen Vorteil. Denn dann hast Du nicht nur Exklusiv-Zeit, um den Vermieter von Dir zu überzeugen, sondern Du bleibst automatisch mehr in Erinnerung.
7. Auf Unterstützung hinweisen
Ja, Du bist alleinerziehend. Aber das bedeutet nicht, dass Du allein im Alltag bist. Wenn Dir Deine Eltern, Freunde oder Verwandte mit der Kinderbetreuung, im Haushalt oder bei handwerklichen Aufgaben in der Wohnung helfen, solltest Du das unbedingt erwähnen.
Auch, wenn Du selbst Bohren, Schrauben und Montieren kannst, ist das von Bedeutung. Das beruhigt den Vermieter und er weiß, dass er nicht wegen jeder durchgebrannten Glühbirne oder lockeren Schraube antanzen muss.
Danke für den Beitrag. Wir haben im Grunde keine besonderen Ansprüche, außer dass die künftige Wohnung modern und lichtdurchflutet sein soll. Die Suche zieht sich schon ein wenig, doch wir bleiben zuversichtlich. Der Mietpreis liegt dann hoffentlich auch im Rahmen.
Wir möchten eine kleinere Wohnung. Aber dafür haben wir zu viele Möbel. Bis die verkauft sind, haben wir die Möbel einlagern lassen. Dann ist die neue kleinere Wohnung nicht zu vollgestopft.
Herzlichen Dank für diesen Beitrag. Wir würden wirklich gerne eine neue Mietwohnung beziehen, sofern wir etwas Passendes gefunden haben. Unsere Kinder kommen bald ins Teenie-Alter und brauchen dringend größere Zimmer. Außerdem möchte ich gerne einen Raum haben, der mir als reines Büro dient.
Alle diese Tipps sind wenig hilfreich, wenn man eine alleinerziehende Frührentnerin, mit ergänzender Grundsicherung, 4-jährigem Kind und schlechter Schufa, ist. Dann hat man keine Chance.
Und bei einem Suchinserat zu schreiben, dass man eine alleinerziehende Frau mit Kind ist, damit sollte man seeehhhr vorsichtig sein. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft sich jemand gemeldet hat, der ganz andere Sachen im Kopf hatte, mit mir und/oder dem Kind.
Hallo Julia,
oh Gott, das hört sich furchtbar an!!! Danke für den Hinweis.
Ich persönlich würde eine Wohnung eher an euch als an irgendeinen “guten” Mieter geben.
Viele Grüße,
Hanna