Im Freien zu spielen ist für Kinder eine ungeheuer wichtige Erfahrung, die wir unserem Kind, wann immer es geht, ermöglichen. Bei meinen Eltern in Bayern hatten wir großes Glück: Ein Grundstück mit Garten. So konnte unser Kleiner in Ruhe die Natur erleben, ohne auf andere Rücksicht nehmen zu müssen und ohne große Gefahrenquellen. Denn damit der Garten auch wirklich sicher war und nicht mit unangenehmen Überraschungen aufwartete, haben meine Eltern vorab eine gründliche Inspektion vorgenommen und einige Vorkehrungen getroffen. Was Du alles beachten solltest, wenn Du Deinen Garten kindersicher machen möchtest, fasst dieser Artikel zusammen.
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Ganz ohne Wehwehchen geht es nicht
Eines vorneweg: Du wirst es bei allen Sicherheitsmaßnahmen trotzdem niemals schaffen, alle Verletzungen zu vermeiden, die sich Dein Kind draußen zuziehen kann. Aufgeschürfte Hände und Knie vom Hinfallen, ein paar Kratzer von widerspenstigen Pflanzen, blaue Flecke, das ist alles im wahrsten Sinne im grünen Bereich und gehört zum Aufwachsen dazu.
Deshalb besteht Deine Aufgabe auch vielmehr darin, all jene Gefahrenquellen im eigenen Garten zu beseitigen oder abzusichern, die zu ernsthaften gesundheitlichen Folgen führen könnten. Beachte dabei, dass Dein Kind je nach Alter noch gar kein oder ein völlig anderes Gefahrenverständnis hat als Du. Du kannst also nicht davon ausgehen, dass der Nachwuchs genauso über die Konsequenzen bestimmter Handlungen im Garten Bescheid weiß wie ein Erwachsener.
Während manche Blessuren durchaus zum Lernprozess dazugehören, sollten andere Erfahrungen besser von vorneherein vermieden werden. Hier erklären ich Dir, wie Du keine potenzielle Gefahr übersiehst und den Garten zu einem sorgenfreien Spielparadies machst.
Einfach, aber glücklich
Die Betonung liegt hierbei auf „sorgenfrei“, denn ein Spielparadies ist der Garten ohnehin. Hier können die Kleinen in Ruhe spielen, sich bewegen und immer etwas Neues entdecken. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln kannst Du sogar für noch mehr Abwechslung sorgen:
- Vor allem im Kleindkindalter stellt Dich Dein Kind unter strenge Beobachtung, denn dadurch und durch das anschließende Nachahmen Deiner Handlungen und Tätigkeiten lernt Dein Kind. Das bedeutet zum Beispiel, dass dieses Alter wie dafür gemacht ist, um die Kleinen aktiv in die Gartenarbeit einzubeziehen. Besonders bei der Aussaat und der Ernte dürfte es spannend werden, mithelfen zu können. Es spricht aber auch nichts dagegen, Dein Kind bei allen anderen Arbeiten helfen zu lassen, bei denen es Dich gefahrlos unterstützen kann.
- Wo, wenn nicht im Garten, wäre ein geeigneterer Ort, um Dein Kind mit Wasserspielen zu vergnügen? Vom Blumengießen bis zum Planschbecken ist es gerade in den warmen Sommermonaten Erfrischung und Spaß zugleich, mit Wasser planschen, spritzen und sonstigen Unfug treiben zu können.
- Der große Vorteil eines Gartens ist, dass man abends alles liegen und stehen lassen und am nächsten Morgen einfach weiterspielen kann. Gönn Deinem Kind also ruhig etwas Spielzeug für den Garten. Von Gefährten bis hin zur Gießkanne.
- Ein Garten ist ein guter Ort, um zu lernen, woher Obst und Gemüse kommen. Ein kleines Gemüsebeet, aus dem das Kind selbständig naschen kann ist da genauso wertvoll, wie ein Apfel- oder Kirschbaum.
Möglichkeiten gibt es in jedem Fall mehr als genug, was den Garten als Spiel- und Bewegungsraum einfach so unglaublich wertvoll macht. Damit im Garten sowohl Eltern, als auch Kinder entspannt sein können, ist es wichtig, vor allem für die Baby- und Kleinkindzeit aus dem Garten eine sogenannte Ja-Umgebung zu machen. Das bedeutet, dass dort möglichst wenig Gewächse, Ecken und Gegenstände sein sollten, die für das Kind absolut tabu sind. So kann es sich frei bewegen und forschen und Du kannst im Idealfall vom Liegestuhl aus zusehen.
Gefährlich & Schön: Giftige Pflanzen im eigenen Garten
Immer noch eine der meisten unterschätzen Gefahrenquellen im Garten: Blumen und andere Gewächse. Das mag daran liegen, dass sie nun einmal unbedingt zur Gartengestaltung und zum stimmigen Gesamtbild dazugehören, was sie gewissermaßen zu einer Selbstverständlichkeit macht. Ebenso selbstverständlich ist normalerweise der Umgang mit der Bepflanzung, zumindest wenn wenigstens ein Minimum an Erfahrung und Hintergrundwissen vorhanden ist.
Kinder haben das nun einmal nicht. Für sie es in einem gewissen Alter stattdessen eine Selbstverständlichkeit, sich alles Greifbare zur Verkostung in den Mund zu schieben. Das sorgt bei Tisch für drollige Momente, im Garten je nach gepflanzten Blumen eher für Angst und Schrecken. Deswegen komplett auf Pflanzen zu verzichten, wäre nicht nur eine vollkommen überzogene Maßnahme, es wäre auch für alle Nutzer des Gartens ein herber Verlust.
Schließlich finden nicht nur Erwachsene die Farben und Formen der Blumen schön oder die Freude über den allseits verbreiteten Wohlgeruch. Ganz zu schweigen davon, dass mit dem Verzicht auf Pflanzen auch die einheimische Fauna gar nicht erst im eigenen Garten auftauchen würde und den Kindern somit eine Möglichkeit genommen wäre, viele kleinere und größere Tiere aus relativer Nähe zu begutachten.
Dennoch ist es ratsam, schon vor dem Bepflanzen zu überprüfen, welche der Wunschkandidaten in puncto Giftigkeit zu einem Problem werden könnten (übrigens nicht nur für Dein Kind). Die Liste beliebter (Garten-)Pflanzen, die besser mit Vorsicht genossen werden sollten, ist nämlich lang, die nachfolgende Aufzählung enthält nur einige der bekannteren Beispiele:
- Eibe
- Goldregen
- Herbstzeitlose
- Riesen-Bärenklau
- Maiglöckchen
- Eisenhut
- Tollkirsche
- Engelstrompete etc.
Selbst die vermeintlich harmlosen Tulpen können schwach giftig sein und Pflanzen wie der Tollkirsche, die noch dazu verführerische Früchte ausbilden, sollten am besten in gar keinem Garten auftauchen, in dem auch Kinder spielen.
Grundsätzlich sind Pflanzen eine gute Gelegenheit für die Gefahrenerziehung Deines Kindes.
Zusammen könnt ihr, nicht nur im Garten, sondern auch in der freien Natur lernen, Blumen, Bäume, Sträucher, Pilze und sonstige Gewächse richtig zu bestimmen und so die giftigen von den ungefährlichen zu unterscheiden.
Arbeit und Vergnügen: Spiel- und Gartengeräte
Blumen, Rasen, Terrasse, alles schön und gut, aber richtig kindgerecht wird ein Garten erst durch die Anschaffung des einen oder anderen Spielgeräts. Deinen Garten kannst Du mit Schaukel, Kletterturm, Rutsche, Sandkasten und vielem anderem mehr zu einem richtiggehenden Spielplatz für die Kleinen umgestalten. Selbst ein kleiner Garten ist dabei kein Hindernis, die Spielgeräte lassen sich platzsparend auch bei begrenztem Platzangebot unterbringen.
Dein Kind wird sich über noch mehr Möglichkeiten freuen, seiner Fantasie im heimischen Garten freien Lauf zu lassen, für Dich bedeuten die Aufbauten aber gleichzeitig erhöhte Aufmerksamkeit. Das schon bei der Planung und beim Kauf, damit am Ende auch alles passt. Schickes Aussehen alleine sollte nicht das ausschlaggebende Kriterium sein, bei der Auswahl solltest Du unbedingt kritisch sein:
- Achte auf Sicherheitshinweise, Warnhinweise und Gütesiegel. Die vermitteln schon auf den ersten Blick einen Eindruck davon, ob Qualität und Sicherheit des Geräts in Ordnung sind.
- Unterziehe das Gerät Eurer Wahl eingehenden Untersuchungen: Anfassen, riechen (je nach verwendeten Materialien ist mit unangenehmen und ungesunden Ausdünstungen zu rechnen), rütteln, all das muss erlaubt sein, um die Beschaffenheit des Spielgeräts zu überprüfen.
- Testberichte helfen im Vorfeld bei der Orientierung, das vorläufige Bild, das Du Dir gemacht hast, kannst Du im Beratungsgespräch im Fachhandel vervollständigen, bevor Du die Entscheidung fällst.
Mache Dir auch Gedanken darüber, ob das Produkt altersgerecht ist. Damit ist nicht allein die Frage gemeint, ob Dein Kind das Gerät überhaupt noch nutzen würde, sondern in erster Linie, ob es stabil genug ist. In eine ähnliche Richtung gehen außerdem Überlegungen, was die Kleinen mit den Geräten so alles anstellen. Du kannst davon ausgehen, dass prinzipiell jedes Spielgerät zweckentfremdet werden kann, wodurch sich die Verletzungsrisiken aber leider erhöhen.
Apropos: Im Garten wird selbstverständlich nicht nur gespielt, dort wird auch gearbeitet, selbst wenn das vornehmlich für Dich gilt. Nichtsdestotrotz sollte Dein Kind so schnell wie möglich lernen, dass die für die Gartenarbeit notwendigen Gerätschaften eben kein Spielzeug sind. Das betrifft vor allem solche Geräte, die von einem Motor betrieben werden und bei fahrlässiger Nutzung für höchste Gefahr sorgen.
Rasenmäher, Vertikutierer, Heckenscheren oder Baumsägen haben nichts in der Nähe von Kindern zu suchen!
Allerdings sind Handgeräte wie Astscheren oder Handsägen kaum weniger gefährlich, da sie schon von kleineren Kindern ohne größere Kraftanstrengung bewegt und umhergetragen werden können. Hier ist Deine Vorbildfunktion besonders wichtig, damit Dein Kind von klein auf lernt, verantwortungsvoll mit solchen Dingen umzugehen, und das nicht nur beim Benutzen, sondern genauso bei der Aufbewahrung. Am besten gelingt das, wenn es dabei gleich für seine eigenen Gartengeräte sorgen muss.
Checkliste: An alles gedacht?
Damit die Gartensaison für Dich und Dein Kind so harmonisch und unfallfrei wie nur möglich wird, haben wir hier noch einmal die wichtigsten Punkte für einen kindgerechten und sicheren Garten aufgelistet:
Checkliste für einen kindersicheren Garten
- Im Garten wachsen keine giftigen Pflanzen. Falls doch, erhalten sie die notwendige Aufmerksamkeit. Du sorgst außerdem dafür, dass Dein Kind besonders mit den gefährlichen Pflanzen vertraut ist und diese mit der gebotenen Vorsicht behandelt.
- Teiche, Brunnen, Pools oder sonstige Gewässer sind mit einem Zaun versehen, Regentonnen und Wasserbottiche hast Du zudem mit Deckeln oder Gittern verschlossen, damit Dein Kind nicht hineinfallen kann (die Alternative wäre übrigens ein spezieller Kinderteich). Im Planschbecken lässt Du Dein Kind niemals unbeaufsichtigt.
- Alle Gartengeräte, ob motorbetrieben oder Handgerät, räumst Du sofort nach Gebrauch weg. Zwar so, dass sie für Kinderhände nicht erreichbar sind. Motorgeräte verwendest Du nur, wenn sich Dein Kind außer Reichweite befindet.
- Ebenfalls außer Reichweite aufbewahren solltest Du Pflanzenschutzmittel, Dünger, Farben oder Benzin für den Rasenmäher.
- Außensteckdosen solltest Du wie die Steckdosen im Haus mit einer Kindersicherung sichern.
- Sofern es eine Kellertreppe gibt, die vom Garten aus erreichbar ist, solltest Du dort ein Schutzgitter anbringen.
- Der Garten verfügt über einen stabilen Gartenzaun.
Denn bis zu einem gewissen Alter solltest Du Acht geben, dass Dein Kind nicht in den Garten (oder sogar aus dem Garten) gelangen kann, ohne dass Du es bemerkst. Zumindest solange, bis das Gefahrenbewusstsein Deines Kindes ausreichend ausgeprägt ist, sollte es nur mit Deiner Einwilligung und unter Deiner Aufsicht im Garten spielen. So bist zu immerhin in der Nähe, sollte es doch einmal zu einem kleineren Unfall kommen.
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Vielen Dank für die Tipps zum Thema kinderfreundlichen Garten. Mein Mann hat Gartenmöbel gekauft und wir haben gerade herausgefunden, dass das Glas von dem Beistelltisch scharf ist. Wir denken, dass wir unbedingt Kantenschutzprofil brauchen. Haben Sie vielleicht andere Idee, wohin muss ich das Kantenschutzprofil kleben?
Hallo,
ich würde ggf. versuchen, den Tisch zurückzugeben, wenn er noch ganz neu ist. Ist nur die Ecke scharf oder die komplette Glasplatte? Wenn der Tisch so benutzt werden soll, geht am Kantenschutz wahrscheinlich kein Weg vorbei. Besonders schön ist der aber nun ja nicht. Vielleicht lässt sich die Glasplatte stattdessen vorübergehend austauschen, bis das Kind groß genug ist?
Tut mir leid, dass ich ansonsten auch keine innovativen Lösungen habe,
viele Grüße,
Hanna