Wenn Du ein Kind hast, kennst Du es mit Sicherheit: Chaos im Kinderzimmer. Sämtliches Spielzeug liegt durcheinander auf dem Fußboden und spätestens, wenn Du barfuß auf einen Legostein getreten bist, überlegst Du für einen kurzen, schmerzenden Moment, alles in einen Müllsack zu packen und wegzuwerfen. Du fragst Dich, warum es eigentlich immer so ein Theater gibt um das Aufräumen des Spielzeugs. Kaum hast Du – im besten Falle mit Deinem Kind – aufgeräumt, schon sieht es wieder aus wie vorher. Manchmal fragst Du Dich, ob die mit dem Lego eigentlich werfen, statt zu bauen.
Beim Aufräumen stellst Du sicher immer wieder mal fest, dass Du und Dein Kind völlig andere Vorstellungen davon hat, wie so ein Kinderzimmer aussehen sollte. Sei beruhigt, dass ist nicht nur bei euch so. Ich bin mir sicher, dass ausnahmslos alle Eltern das kennen!
Im Folgenden erkläre ich Dir, warum ihr beide Recht habt mit euren unterschiedlichen Vorstellungen von Ordnung im Kinderzimmer und was ihr tun könnt, um beiden Ansprüchen gerecht zu werden.
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Ist Chaos hin und wieder sinnvoll?
Ja, ist es! Es wird Dich überraschen, aber aus pädagogischer Sicht ist Chaos im Kinderzimmer tatsächlich auch sinnvoll. Eine Studie im Auftrag der Lego GmbH hat herausgefunden, dass die Unordnung im Kinderzimmer für die Kinder kreatives Chaos und Ausdruck ihres versunkenen Spiels ist und ihre kreativen Entwicklung fördert. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: „Aufräumen ja, aber viel, viel seltener, als wir Erwachsene es vielleicht gerne hätten.” (Ines Imdahl, rheingold salon CEO)
Du als Elternteil tust gut daran, die Kinder nicht ständig zum Aufräumen anzuhalten, da sie das in ihrer Konzentrationsfähigkeit stört. Schau also genau hin: ist Dein Kind gerade vollkommen versunken in sein Tun? Dann bitte lasse es spielen, Du machst Deinem Kind damit ein echtes Geschenk, wenn Du diese Augenblicke nicht störst mit Deinem Anspruch an ein ordentliches Zimmer.
10 Tipps, wie Du das Chaos im Kinderzimmer bewältigst
Es gibt ein paar simple Tricks, die Dir und Deinem Kind das Aufräumen erleichtern und mit denen ihr das Chaos im Kinderzimmer bewältigen könnt. Wenn ihr die folgenden Tipps beachtet, wird es Dir und Deinem Kind leichter fallen, Ordnung zu halten.
1. Struktur
Sorge für eine strukturierte Umgebung im Kinderzimmer. Spielzeug sollte feste Plätze haben. Regale, in denen Kisten und Boxen stehen, erleichtern es euch, die Spielsachen wegzuräumen. Wenn Du kleine Bilder auf die Kisten klebst, können selbst sehr kleine Kinder schon sehen, wo welches Spielzeug hinkommt.
Im Idealfall achtest Du darauf, dass die Möbel robust und gut abwaschbar sind, damit ein kleines Malheur schnell wieder ungeschehen gemacht werden kann. Es gibt z.B. auch waschbare Teppiche, die es verzeihen, wenn der Wasserbecher beim Malen mit Wasserfarbe umgefallen ist. Sie sind nicht nur praktisch, sie sehen obendrein noch hübsch aus.
2. Regelmäßiges Ausmisten
Zu viel Spielzeug ist unübersichtlich und sorgt für Chaos. Es überfordert die Kinder. Macht es euch zur Routine, immer mal wieder zu schauen, mit welchem Spielzeug Dein Kind zurzeit nicht so viel spielt, oder was vielleicht schon seit langem unbenutzt herumsteht oder -liegt.
Spielzeug, das nicht mehr benutzt wird, kannst Du vielleicht mit Deinem Kind in einer sozialen Einrichtung abgeben. In einigen Städten findest Du auch immer wieder Spielzeug an der Straße zum Mitnehmen. Wenn das bei euch auch so ist, kann Dein Kind die Spielsachen ebenfalls an die Straße stellen und sich daran freuen, wenn andere Kinder noch Freude daran haben. Auch online kannst Du Spielzeug verkaufen, z.B. auf Vinted.
Wenn das Kind noch nicht sicher ist, ob es das Spielzeug nicht vielleicht doch noch mal nutzen möchte oder Probleme mit der Trennung hat, könnt ihr es in einen Karton packen und für eine bestimmte Zeit auf den Schrank oder in den Keller stellen.
Übrigens gilt die Regel: Je jünger das Kind ist, desto kleiner sollte die Spielzeugauswahl sein.
3. Routinen und Regeln
Schafft gemeinsam Routinen. Eine kann beispielsweise sein, dass jeden Abend vor dem Zubettgehen Ordnung geschaffen wird. Wenn ihr jeden Abend eine Grundordnung schafft, wird das in kurzer Zeit genau so selbstverständlich wie Zähne putzen.
Verständigt euch darauf, dass Spielzeug erst weggeräumt wird, bevor neues aus dem Regal genommen wird. Handhabt diese Regel aber bitte nicht zu streng! Kinder haben in der Regel eine reiche Fantasie und können Spielzeuge miteinander verknüpfen und so neue Welten schaffen.
4. Sei Vorbild
Achte bitte selbst auf die Ordnung, die Du von Deinem Kind sehen möchtest. Kinder lernen am Modell und wenn Du beispielsweise Deine Sachen überall herumliegen lässt, wird es schwierig, Deinem Kind zu erklären, warum es Ordnung halten soll.
5. Auch mal Fünf gerade sein lassen
Wenn Dein Kind zum Beispiel den gebauten Legoturm gerne über Nacht stehen lassen möchte, könnt ihr vereinbaren, dass auf jeden Fall die Durchgangswege frei bleiben müssen. Der Legostein unter dem nackten Fuß ist nachts besonders schmerzhaft!
6. Sei konkret
Mit der Aufforderung “Räum Dein Zimmer auf” sind Kinder überfordert. Das gilt unter Umständen oft auch noch für Grundschulkinder. Unterstütze Dein Kind, je nach Alter, mit konkreten Aufgaben. Sage beispielsweise: “Räume bitte alle Bücher in das Bücherregal”, oder bitte Dein Kind, alle Duplosteine in die Kiste zu werfen.
7. Spaß bei Aufräumen
Aufräumen kann Spaß machen! Macht euch schöne Musik an, singt ein Aufräumlied, das ihr euch selbst ausgedacht habt. Vielleicht könnt ihr euch gemeinsam eine Aufräum-Playlist zusammenstellen? Mit Musik geht doch fast alles besser, warum also nicht auch das Aufräumen?
Aufräumen soll keine Strafe sein, sondern eine Selbstverständlichkeit.
8. Räumt gemeinsam auf
Lasse Dein Kind nicht alleine mit dem Aufräumen. Gerade kleine Kinder sind sehr schnell überfordert und gefrustet, was dann in der Regel in einem Trotzanfall endet. Hilf Deinem Kind und übergib ihm altersangemessen nach und nach mehr Verantwortung.
9. Erkläre Deinem Kind, warum Ordnung wichtig ist
Wir sind alle motivierter, wenn wir Sinn in dem sehen, was wir tun. So geht es auch Deinem Kind, obwohl es Deine Erklärung möglicherweise in Zweifel zieht und mit Dir diskutiert. Freue Dich, wenn es Dich hinterfragt. Dein Kind zeigt damit Selbstbewusstsein und das wiederum sagt Dir, dass Du eine ganze Menge richtig gemacht hast. Ein Grund zur Freude, findest Du nicht?
10. Lobe Dein Kind
Lob macht happy und motiviert. Erkenne die kleinen Schritte an und benenne sie. Du kannst zum Beispiel sagen, dass Du Dich sehr freust, dass Dein Kind die Bücher so schön aufgeräumt hat. Du kannst in dem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass es so viel leichter fällt, ein schönes Buch für die Gute-Nacht-Geschichte zu finden, als wenn alles durcheinander liegt. Ich bin mir sicher, dass Dein Kind so schnell den Nutzen von Ordnung erkennt, indem Du es immer wieder positiv bestärkst.
Fazit: Ordnung in Maßen
Beides hat seine Berechtigung: die Ordnung als auch das Chaos. Wie so oft im Leben geht es auch hier darum abzuwägen, was für Dein Kind und natürlich auch für Deine Nerven das Beste ist. Es kommt darauf an, eine gute Balance zwischen beiden Aspekten zu finden, so dass kreatives Spiel und Ordnung Hand in Hand gehen.
Wenn Du ein robustes Ordnungssystem hast und bei der Einrichtung darauf achtest, dass kleinere Ungeschicklichkeiten keine nachhaltigen Folgen haben, kannst Du entspannt sein. Ordnung ist gut und wichtig, gar keine Frage. Kreativität allerdings auch. Humor und Gelassenheit helfen Dir, eine gute Balance zwischen beidem zu finden.