Auto fahren ist gefährlich, besonders wenn das Baby in Fahrtrichtung sitzt. Das wissen wir Eltern eigentlich, trotzdem kommen wir am Auto fahren oft nicht vorbei. Ab wann ein Baby im Auto in Fahrtrichtung sitzen darf und warum es trotzdem lieber rückwärts sitzen sollte, erfährst Du hier.
Gesetzliche Regelungen und Normen für Kindersitze
In Deutschland ist die Verwendung von Kindersitzen im Auto durch die Straßenverkehrsordnung (StVO) geregelt. Kinder bis zu einer Größe von 150 cm oder bis zum Alter von 12 Jahren müssen in einem geeigneten und zugelassenen Kindersitz befördert werden.
Die wichtigsten Normen für Kindersitze sind die UN ECE Reg. 44 und die neuere i-Size-Norm (ECE Reg. 129). Während die Reg. 44 hauptsächlich auf Gewichtsklassen basiert, fokussiert i-Size stärker auf die Größe des Kindes und fordert verbesserte Sicherheitsmerkmale wie verstärkten Seitenaufprallschutz. Nach der i-Size-Norm müssen Kinder mindestens bis zum 15. Lebensmonat in rückwärtsgerichteten Kindersitzen befördert werden. Diese Regelung basiert auf neuesten Erkenntnissen über die Sicherheit von Kindern im Straßenverkehr und bietet einen verbesserten Schutz im Falle eines Frontalunfalls.
Insgesamt zielen diese Normen darauf ab, die Sicherheit für Kinder im Auto zu maximieren. Es wird empfohlen, die Vorgaben der jeweiligen Normen zu beachten und Kinder so lange wie möglich in rückwärtsgerichteten Sitzen zu befördern, um den bestmöglichen Schutz zu gewährleisten.
Themen des Beitrags
Ab wann dürfen Babys vorwärts sitzen?
Das Gesetz schreib vor, dass Kinder unter 12 Jahren bzw. 150 cm Körpergröße in einer zugelassenen, d.h. zertifizierten “Rückhalteeinrichtung für Kinder” (d.h. Kindersitz) angeschnallt werden müssen. Nun gibt es verschiedene Zulassungsrichtlinie, die wiederum verschiedene Mindestalter für das Sitzen nach Vorne zulassen.
Es gibt Kindersitze, die vorwärtsgerichtetes Sitzen ab 9 kg Körpergewicht erlauben. Damit ergibt sich im Rückschluss, dass Kinder unter 9 kg Körpergewicht gesetzlich rückwärts gerichtet sitzen müssen. Es gibt keinen Kindersitz, der früher zugelassen ist. Dieses Gewicht ist durchschnittlich mit ca. 9 Monaten erreicht. Vorher müssen sie entgegen der Fahrtrichtung in der Babyschale bzw. einem geeigneten Reboarder befördert werden. Das ist ein Autositz für größere Kinder, der nach hinten gerichtet ist.
Vielleicht bist Du jetzt verwirrt, weil Du auf manchen Seiten liest, dass Babys erst ab einem Alter von 15 Monaten nach vorne gerichtet sitzen dürfen. Dabei handelt es sich um eine Bestimmung, die nur für Kindersitze nach der 2013 eingeführten i-size Norm gilt. i-size bezeichnet die neueste EU-Zulassungsnorm für Auto-Kindersitze. Daneben gelten zwei weitere, ältere Zulassungsnormen. Nach der i-size Norm sind zusätzliche Sicherheitsstandards wie zum Beispiel Seitenaufprallschutz vorgeschrieben. Diese Kindersitze erlauben es erst, ab einem Alter von 15 Monaten vorwärtsgerichtet zu fahren. Langfristig wird so also verhindert, dass Eltern ihre Kinder schon früh nach vorne drehen. Gesetzlich verankert ist das Mindestalter von 15 Monaten nicht, es gilt nur für die nach dieser Norm zugelassenen Autositze.
Wie lange sollten Babys rückwärts gerichtet sitzen?
Wenn Du Dich näher mit dem Thema beschäftigst, wirst Du allerdings schnell feststellen, dass das von Experten nicht empfohlen wird. Stattdessen sollten Säuglinge bzw. Kleinkinder solange rückwärts gerichtet in der Babyschale bleiben, bis sie dafür zu groß sind. Danach empfiehlt es sich, einen guten Reboarder anzuschaffen und das Baby auch weiterhin mit Blick nach hinten zu fahren. Einige Empfehlungen lauten, Kinder sogar erst mit 4 Jahren bzw. 105 cm Körpergröße vorwärtsgerichtet sitzen zu lassen. So lange sind die meisten Reboarder auch zugelassen. Der ADAC hat in Tests nachgewiesen, dass Kinder bei Frontalunfällen im Reboarder besser geschützt sind und empfiehlt diesen mindestens die ersten zwei Lebensjahre. Die meisten Autounfälle sind Frontalunfälle.
Ich würde Dir raten, Dein Kind so lange rückwärts fahren zu lassen, bis die Beine dafür zu lang sind oder Dein Kind das nicht mehr akzeptiert. Beides kann viel länger gut gehen, als Du vielleicht denkst. Den meisten Kindern macht es überhaupt nichts aus, die Beine bei der Autofahrt etwas anzuwinkeln. Außerdem plant ein Reboarder durchaus etwas Beinfreiheit für Kinder ein – er wird so befestigt, dass die Rückenlehne recht weit vorne im Auto ist. Ein Reboarder mit Isofix ist dabei wesentlich sicherer und Einbaufehler werden vermieden. Eine Reboarder Pflicht gibt es in Deutschland nicht, in skandinavischen Ländern schon.
Und was Dein Kind angeht: Mach nicht den Fehler, und lasse Dein Kind ausnahmsweise in Fahrtrichtung sitzen. Danach kann es tatsächlich sein, dass es das rückwärts gerichtete Sitzen nicht mehr möchte.
Wie lange muss ein Kind rückwärts fahren?
Für Kinder ist also laut Gesetz nur die ersten 9 Lebensmonate ein Kindersitz rückwärts Pflicht. Grund für diese Regelung sind ganz klar Sicherheitsaspekte: Die Wirbelsäule bzw. Muskulatur um diese ist bei Säuglingen noch sehr schwach ausgebildet. Außerdem ist ihr Köpfchen im Verhältnis zum restlichen Körpergewicht noch sehr groß und schwer. Bei einem Unfall, wenn eine hohe Geschwindigkeiten plötzlich abgebremst werden, würde der Kopf des Babys ruckartig nach vorne geschleudert. Auch mit 5-Punkt-Gurt. Als Folge können schwere Verletzungen an der Wirbelsäule entstehen, die im schlimmsten Fall sogar zum sofortigen Tod führen können.
Wenn ein Kind rückwärtsgerichtet im Auto sitzt, wird dagegen bei einer Vollbremsung oder Unfall die gesamte Wirbelsäule inklusive Kopf fest in den Kindersitz gedrückt. Gefahr für das Baby besteht nur, wenn sich das Auto überschlägt oder stark beschädigt bzw. zusammengedrückt wird.
Ab wann dürfen Babys vorne im Auto sitzen?
Viele Eltern befördern ihre Babys im Maxicosi auf dem Beifahrersitz. Dürfen Babys wirklich schon vorne sitzen? Tatsächlich ist das gesetzlich erlaubt, es gibt kein Gesetz, dass das vorne sitzen von Kindern jeglichen Alters verbietet, solange sie einen geeigneten Kindersitz bzw. Sitzerhöhung haben. Ab dem Alter von 12 Jahren bzw. 150 cm Körpergröße brauchen Kinder keine Sitzerhöhung mehr.
Wenn Du ein Baby in der Babyschale auf dem Beifahrersitz beförderst, musst Du dringend den Beifahrer-Airbag ausschalten. Denn dieser löst bei einem Unfall sofort aus und würde das Baby samt Babyschale an die Rückenlehne des Beifahrersitzes schleudern.
Auch wenn es nicht verboten ist, ist der sicherste Platz für Kinder immer hinten im Auto, am besten auf der rechten Seite. So kannst Du Dein Kind immer auf der Gehweg-Seite ein- und ausschnallen.
Fazit: So lange wie möglich rückwärts sitzen
Dein Baby darf also in einem geeigneten Kindersitz ab 9 kg mit dem Blick nach vorne sitzen. Viel besser ist es aber, einen guten Reboarder anzuschaffen und es so lange wie möglich rückwärtsgerichtet im Auto zu befördern. Das kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.
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