Vielleicht hast Du Dir bereits in der Schwangerschaft Gedanken darüber gemacht, wie Du Dein Kind erziehen möchtest. Die autoritäre Erziehung, die Du möglicherweise noch von Deinen Eltern kennst, kommt für Dich gar nicht in Frage, weil Du sie für nicht mehr zeitgemäß erachtest. Jetzt bleibt noch die antiautoritäre Erziehung übrig. Die ist Dir aber viel zu locker. Was nun?
Diese oder ähnliche Gedanken machen wir uns als (werdende) Eltern alle früher oder später, denn die Erziehung unserer Kinder in der heutigen Zeit stellt uns vor eine große Herausforderung, da wir bei diesem komplexen Thema nichts falsch machen wollen. Inzwischen ist die Bandbreite der Erziehungsmethoden vielfältig und so kann es nicht schaden, wenn Du Dich frühzeitig über die verschiedenen Erziehungsstile und vor allem ihre Folgen informierst.
In diesem Beitrag möchte ich Dir den permissiven Erziehungsstil vorstellen.
Themen des Beitrags
Was ist der permissive Erziehungsstil?
Damit Du den permissiven Erziehungsstil richtig einordnen kannst, zunächst etwas zur Geschichte der Erziehung: Der bedeutende, österreichische Psychologe Kurt Lewin hat Ende der 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts zum erstem Mal eine Kategorisierung der unterschiedlichen Erziehungsmethoden vorgenommen. Hierfür teilte er die Erziehungsstile in drei Hauptmethoden ein: Die autoritäre, demokratische und laissez-faire Erziehung.
Im Laufe der Zeit haben sich viele Unterkategorien entwickelt, zu denen auch der permissive Erziehungsstil zählt. Dieser lehnt sich eng an den Laissez-faire-Stil an, stellt aber eine etwas moderatere Form dar. Bei der Laissez-fair-Erziehung dürfen die Kinder alles tun, was sie möchten, frei von irgendwelchen Grenzen und Regeln. Ähnlich sieht es bei der permissiven Erziehungsmethode aus, jedoch werden hier in kleinem Umfang Regeln und Grenzen gesetzt.
Grundsätzlich ist der permissive Erziehungsstil in die Kategorie der antiautoritären Erziehung einzuordnen und ist damit das Gegenteil zur autoritären Erziehung.
Merkmale des permissiven Erziehungsstils
Die permissive Erziehung zeichnet sich durch eine passive Verhaltensweise gegenüber Deinem Kind aus und ist durch ein hohes Maß an Toleranz geprägt. Bestrafungen finden bei dieser Erziehungsmethode nicht statt und Du übst dabei nur ein Mindestmaß an Kontrolle auf Dein Kind aus. Darüber hinaus gibt es kaum Regeln und Grenzen, so dass Dein Kind seinem impulsiven Verhalten nachkommen kann.
Ein weiteres, wichtiges Merkmal dieser Erziehungsmethode ist, dass Du Deinem Kind damit erlaubst, Eigeninitiative bei seinen Entscheidungen zu entwickeln. Denn beim permissiven Erziehungsstil darfst Du keine Lenkung Deines Kindes vornehmen. Vielmehr ist die Eigeninitiative Deines Kindes gefragt. Wenn es Hilfe benötigt, wird es sich an Dich wenden.
Vorteile des permissiven Erziehungsstils
- Förderung von Eigeninitiative
- Förderung der eigenen Meinungsbildung
- Förderung der Kreativität
- Kind lernt, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten
- Kind lernt, seine Bedürfnisse wahrzunehmen
Nachteile der permissiven Erziehungsmethode
- Geringe Sozialkompetenz
- Wenig Empathie
- Kaum Rücksichtnahme auf andere
- Fehlen der Fähigkeit zu engen emotionalen Bindungen
Auswirkungen der permissiven Erziehung
Es ist zwar begrüßenswert, dass Dein Kind durch den permissiven Erziehungsstil eher zu einem kreativen Menschen heranwächst und seinen Standpunkt vertreten kann, doch überwiegen die negativen Folgen deutlich.
Das passive Verhalten der permissiven Erziehung kann auch als Desinteresse an seiner Person bei Deinem Kind ankommen. Dadurch kann Dein Kind keine emotionale Bindung zu Dir aufbauen, wodurch es im späteren Leben Schwierigkeiten mit dem Eingehen von Bindungen haben wird.
Durch Deine Nachgiebigkeit bei der permissiven Erziehung, läufst Du darüber hinaus Gefahr, Dein Kind zu einem verwöhnten Egoisten zu erziehen.
Grundsätzlich konnte bei Studien beobachtet werden, dass diese Kinder sich oft nicht an Regeln halten konnten und durch ihr aggressives und impulsives Verhalten auffielen.
Ein Praxisbeispiel des permissiven Erziehungsstils
Der permissive Erziehungsstil in der Praxis könnte etwa so aussehen: Deine vierjährige Tochter möchte ihre künstlerische Kreativität auf der Tapete austoben. Du weist deine Tochter freundlich darauf hin, dass die Tapete nicht zu Malzwecken geeignet ist und es dafür doch den Zeichenblock gibt. Sie hingegen ist aber der Meinung, dass auf der Tapete viel mehr Platz zum Malen ist. Also wird fleißig die Tapete bemalt und Du schaust zu und bemerkst: „Male ruhig weiter, die Tapete können wir später wieder überstreichen.“
Der permissive Erziehungsstil in der heutigen Zeit
In der heutigen Zeit wirst Du Dich nicht mehr nur an einer Erziehungsmethode orientieren, sondern Deine eigene Methode entwickeln, die sich aus verschiedenen Erziehungsstilen zusammensetzt. Hierbei sind sicherlich auch Aspekte der permissiven Erziehung zu finden und sinnvoll. Als einziger Erziehungsstil hat sich dieser jedoch eher als ungeeignet erwiesen und wird daher nur selten praktiziert.
Denn was im (Klein-) Kindesalter noch harmlos ist, kann im Jugendalter schwerwiegende Folgen haben. Wenn wir noch einmal auf unser Beispiel mit der angemalten Tapete zurückkommen, so ist es hier nur die Tapete. Im Jugendalter sind es dann vielleicht Themen wie Alkohol und Drogen. Spätestens dann ist der permissive Erziehungsstil absolut ungeeignet, wenn nicht sogar unverantwortlich.
Psychologen sind sich auf jeden Fall einig darüber, dass Kinder für eine gesunde Entwicklung Regeln und Grenzen brauchen, an denen sie sich orientieren können und die ihnen Sicherheit geben. Wie eng Du diese abstecken möchtest, bleibt dabei Dir überlassen.
Willst Du mehr über Erziehungsstile und deren Auswirkungen erfahren, dann findest Du hier einen guten Überblick.
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