Zeit ist die Währung unserer Generation. Was klingt, wie ein kluges Zitat ist tatsächlich meine Erkenntnis der letzten Lebensjahre. Nicht erst mit Kindern kam es mir sonderbar vor, 8-10 Stunden pro Tag Geld zu verdienen, das ich in der kurzen Zeit am Abend und Wochenende nie und nimmer ausgeben konnte. Immer mehr Menschen in meinem Umfeld arbeiten Teilzeit und verzichten lieber auf Luxus – aber haben dafür Zeit. Für mich war spätestens mit der Geburt des ersten Kindes klar, dass mir Zeit, insbesondere gemeinsame Zeit, wichtiger ist als alle materiellen Besitztümer. Und doch ist genau die gemeinsame Zeit das scheinbar große Problem, wenn man Kinder hat. Wie also kann ich mehr Zeit für meine Kinder haben bzw. die Zeit wirklich wertvoll verbringen? Ich habe dazu GEdanken und Möglichkeiten zusammengetragen – lass Dich inspirieren.
Themen des Beitrags
11 Möglichkeiten für mehr gemeinsame Zeit
Grundsätzlich würde ich sagen, gibt es einen Todfeind der gemeinsamen Zeit: Perfektionismus. Verabschiede Dich mit Kindern von dem Gedanken, alles perfekt machen zu wollen oder zu müssen. Die Wohnung muss nicht immer blitzeblank sein – und du musst auf der anderen Seite nicht jeden Tag mehr als genug Zeit für die Familie gefunden haben. Es ist okay, wenn Du mal nicht alles gibst, sondern einfach nur ein bisschen was machst.
Quality Time
Zunächst einmal scheint das Problem ja gar nicht unbedingt gemeinsame Zeit an sich zu sein. Selbst, wenn Eltern berufstätig sind, finden Abendstunden und Wochenenden gemeinsam statt. Die Kernfrage ist aber doch: Wie viel der gemeinsamen Zeit verbringen wir wirklich bewusst und ausschließlich mit der Familie – und wie häufig hetzen wir dem Haushalt, kurz E-Mails checken oder anderen Erledigungen hinterher? Es geht also nicht darum, mehr Zeit zu schaffen, in der Du und die Kinder alle zuhause seid. Es geht darum, bewusst mehr Zeiträume zu schaffen, in denen ihr wirklich miteinander kommuniziert, spielt, kuschelt, oder euch bewegt.
Achtsamkeit
Damit gemeinsame Zeit zu Quality Time wird, können Dir Achtsamkeitsübungen helfen. Eine Regel für ein achtsames Leben lautet, immer nur eine Sache gleichzeitig zu tun und diese dann bewusst. Wenn Du also ein Brettspiel mit Deinem Kind spielst, mach nicht nebenbei eine To-Do Liste oder feile Deine Nägel. Spiele ein Brettspiel mit Deinem Kind.
To-Do Listen
Natürlich sind To-Do Listen aber nicht generell von Nachteil. Mir zum Beispiel hilft es, Dinge aufzuschreiben, um sie nicht im Kopf behalten zu müssen. Wenn ich die Liste weglege, kann ich mich ganz auf meine Kinder konzentrieren – ohne schon an den Einkauf später zu denken.
Wegezeit nutzen
Ihr habt täglich eine Autofahrt von der Schule nachhause oder einen Fußweg zum Kindergarten, den ihr gemeinsam zurücklegt? Toll, denn auch daraus kann echte gemeinsame Zeit werden! Lass im Auto das Radio aus und verschiebe Telefonate auf später. Frag stattdessen Dein Kind, wie sein Tag war oder was es am Wochenende gerne unternehmen würde. Plane für den Fußweg extra zehn Minuten ein und mach daraus einen spannenden Spaziergang, bei dem ihr bestimmt Ameisen oder kleine Blümlein am Wegrand findet.
Smartphone weg
Medien sind der Feind echter Kommunikation, das Smartphone im Fall der Eltern-Kind-Beziehung ganz besonders. Denn ständig checken wir Mütter mal zwischendurch, wie viele Insta-Likes zusammengekommen sind, oder was die Nachbarin schon wieder in die Kindergarten-Whatsapp-Gruppe postet. Die Entschuldigung, das Smartphone ständig am Mann zu haben ist meist, dass wir ja schnell mal ein Foto oder Video von einem wahnsinnig wichtigen Moment machen und verschicken können müssen. Dazu mal Hand aufs Herz: Wie oft hast Du Dir diese Bilder in letzter Zeit angesehen? Und wie oft hast Du Dir gewünscht, mehr Zeit für Deine Kinder zu haben?
Haushalt gemeinsam machen
Neben Arbeit der sicherlich größte Zeitfresser ist das Thema Haushalt. Wäsche waschen, putzen, einkaufen. Doch warum putzt Du nicht mit Deinen Kindern gemeinsam, wenn sie Lust haben? Oder Dein Kind setzt sich so lange auf das Fensterbrett und erzählt Dir was? Wenn das keine Optionen sind, kann der Haushalt vielleicht einfach mal einen oder zwei Tage warten. Ganz nach dem Motto “Gemeinsam oder gar nicht.”
Haushaltshilfe engagieren
Wenn finanzieller Spielraum da ist, hast Du schon mal überlegt, Dir die Zeit mit den Kindern sozusagen zu kaufen? Stelle jemanden ein, der Dir beim Saubermachen hilft – und verbringe die Zeit stattdessen mit Deinen Kindern.
Weniger Kochaufwand
Muss es wirklich immer die aufwändige Gemüselasagne mit frischen Salat sein? Oder kann es auch einfach mal eine Brotzeit geben? Oder vielleicht habt ihr auch Spaß, alle gemeinsam zu kochen?
Gemeinsam essen
Rituale sind für Kinder wichtig – auch für die gemeinsame Zeit. Während der Zeitaufwand beim Kochen sich gering halten lässt, solltest das für den Familientisch auf keinen Fall gelten. Je ausgiebiger und länger ihr zusammensitzt, desto besser.
Gemeinsame Hobbys
Wenn Deine Kinder größer werden, könnt ihr vielleicht gemeinsame Hobbys finden. Das bedeutet nicht nur gemeinsame Zeit, sondern auch mehr Zeit für Dich. Denn Hobbys sind für uns Eltern ja ein wahrer Luxus. Auch bei kleinen Kindern kann das schon in kleinem Maß funktionieren. Während die Kinder malen, könntest Du zum Beispiel Mandalas ausmalen, das entspannt unheimlich. Wenn ihr einen Garten zu Hause habt, können hier auch Kleinkinder schon “helfen”.
Urlaub zuhause
Wenn dann endlich Urlaubszeit ist, denken viele, jetzt würde es einfacher mit der gemeinsamen Zeit. Wenn dann aber eine Urlaubsreise ansteht, bedeutet das tatsächlich noch zusätzlichen Stress für alle. Es muss gepackt, organisiert und geplant werden – und die Zeit für die Kinder bleibt auf der Strecke. Hast Du schon einmal darüber nachgedacht, stattdessen einen Urlaub zuhause mit Tagesausflügen zum See, ins Schwimmbad, einen Freizeitpark oder einen Erlebnisbauernhof zu planen?
Wo ist die Zeit?
Doch warum ist das eigentlich so, dass wir Eltern von heute (und vermutlich auch viele andere Menschen) gefühlt nie genug Zeit haben? Die Liste an Dingen, die ich jeden Tag gerne erledigen würde, wird länger und länger und oft schaffe ich nicht eins davon. Der Tag ist voll mit den alltäglichen Aufgaben rund um die Kinder. Zu recht fragt man sich, wie es sein kann, dass wir im Vergleich zu Menschen vor 100 Jahren so viele Erleichterungen im Alltag haben, aber trotzdem nicht mehr Zeit. Wir haben Waschmaschinen und Staubsauger und andere Geräte, um weniger Zeit zum kochen zu brauchen. Wir haben motorisierte Fahrzeuge, um Wege schneller zurückzulegen. Informationen kommen per Mail oder Kurznachricht binnen Sekundenbruchteilen an. Was war also anders in den Generationen vor uns, sodass die Menschen Zeit hatten?
Gemeinschaften und Arbeitsteilung
Zunächst einmal lebten die Menschen in den Jahrtausenden vor uns in ganz anderen Konstellationen zusammen als wir heute. Egal, ob als Clan, Nomadenvolk oder auf einem Hof – die Menschen lebten in großen Gruppen oder großen Familien zusammen. Es wurde gemeinsam gekocht und gegessen, die Wäsche für alle gewaschen – und zwar immer nur von bestimmten Personen in dieser Gruppe. Das heißt, während der eine für das Essen verantwortlich war, passte jemand anders auf alle Kinder auf.
Heute muss ein Elternpaar alles leisten. Eine eigene Wohnung einrichten mit allen Gerätschaften und Anschaffungen für die Kinder. Sie sauber halten. Selbst kochen. Wenn Du nicht Zeit mit den Kindern verbringst, wer tut es dann am Abend nach der Arbeit? Bei den wenigsten leben Großeltern oder andere Familienmitglieder im Haus. Wir müssen alles alleine stemmen. Jeder von uns.
Andere Ansprüche
Aber das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit. Natürlich haben wir mehr Zeit als Menschen um 1900. Nur haben wir auch mehr Ansprüche und Pläne. Früher war für ein Kind gut gesorgt, wenn es zu essen und Kleidung hatte. Heute empfinden Eltern es als ihre Pflicht und als positiv, Kinder ausreichend zu fördern und Zeit mit ihnen zu verbringen. Gleichzeitig sollen und wollen wir aber auch Zeit für uns finden. Eigene Hobbys haben, kurze Momente der Entspannung genießen. Wir haben einen Lebensstandard und einen Sauberkeitsstandard, den es so noch nie gab. Das alles anzuschaffen und aufrecht zu erhalten kostet – Zeit.
Übrigens: Ist Dir schon mal aufgefallen, dass Zeit immer schneller vergeht, je älter wir werden? Es gibt Theorien, dass das so ist, weil wir immer mehr Dinge schon kennen und diese im Kopf sozusagen automatisiert ablaufen. Deshalb kommen uns Tage dann besonders lang vor, wenn wir viel Unbekanntes tun.
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