Auch beim dritten Kind stellt mich die Beikostzeit immer noch vor Herausforderungen. Nicht nur, weil jedes Baby andere Bedürfnisse und Vorlieben hat, sondern auch, weil die Angst, etwas falsch zu machen für uns Eltern immer mitschwingt. Die größten Ängste sind wohl die vor einem Nährstoffmangel und die vor dem Verschlucken. Aber auch darüber, wann und wie man mit Beikost anfangen soll, bereitet vielen Kopfzerbrechen. Um so viel wie möglich der damit in Zusammenhang stehenden Fragen zu klären, geht dieser Artikel Schritt für Schritt vor und gibt Dir einen Leitfaden für die Beikosteinführung bei Deinem Baby.
Themen des Beitrags
Beikosteinführung: Der richtige Zeitpunkt
Wann fängt man mit Beikost an? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt heute einen Beikoststart ab dem 5.-7. Monat. Davon weicht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) leicht ab, denn sie empfiehlt, die ersten 6 Lebensmonate voll zu stillen und dann geeignete Beikost einzuführen – also einen Beikoststart ab dem 7. Monat. Tatsächlich geht die Praxis immer mehr dazu über, auf die individuellen Beikostreifezeichen eines Babys zu achten. Denn auch wenn die meisten Babys mit etwa 6 Monaten die Reifezeichen für Beikost erfüllen, ist der genaue Zeitpunkt doch individuell.
Die Beikostreifezeichen sind:
- Baby kann den Kopf bereits selbst unter Kontrolle halten.
- Kind kann (mit leichter Unterstützung) aufrecht sitzen.
- Es ist fähig, etwas gezielt eigenständig in den Mund zu stecken (Hand-Mund-Koordination).
- Der Zungenstoßreflex (also alles automatisch mit der Zunge wieder nach draußen zu schieben) hat nachgelassen bzw. ist verschwunden.
- Das Baby zeigt deutliches Interesse am Essen am Familientisch
- Der Säugling macht eindeutige Kaubewegungen.
Wenn Dein Säugling schlecht schläft, nicht durchschläft, häufig weint und an die Brust will, sind das keine Beikostreifezeichen. Auf entsprechende Ratschläge, dass ein Abendbrei oder Schmelzflocken in der Trinknahrung hier helfen würden, solltest Du keinesfalls hören.
Was eignet sich als erste Beikost?
Als nächstes solltest Du, am besten in Übereinstimmung mit Deinem Partner, entscheiden, welche Nahrung ihr geben wollt. Denn da gibt es tatsächlich einiges zu entscheiden und zu beachten.
Beikostplan für Babys
Um der oben erwähnten Verunsicherung bei Eltern entgegen zu wirken, halten sich viele Eltern bei der Beikosteinführung an einen Plan – den Beikostplan. Dieser startet mit einem Gemüsebrei am Mittag und führt dann Schritt für Schritt weitere Breimahlzeiten ein. Es spricht nichts gegen diesen Beikoststart nach Plan – solange die Babys mitmachen.
Denn für einige Eltern ist schon die Vorstellung, Babys würden fünf Mahlzeiten (Frühstück-Vormittag-Mittag-Nachmittag-Abend) zu sich nehmen und dann zufrieden durchschlafen ziemlich verunsichernd. Wenn Dein Kind auch viel häufiger stillt oder die Flasche bekommt und keine zeitlich festgelegten Mahlzeiten hat, lass Dir gesagt sein: Das ist völlig normal und pendelt sich in den ersten zwei Lebensjahren allmählich ein.
Auch wollen einige Babys sich einfach nicht an Mengenangaben halten – oder überhaupt löffelchenweise Brei essen, obwohl sie offiziell beikostreif und alt genug sind. Auch das kommt vor und ist kein Grund zur Beunruhigung.
Brei selber kochen oder kaufen?
In der Schwangerschaft nehmen sich die meisten Eltern vor, den Babybrei selber zu kochen. Und dann ist das Baby da und die Realität holt uns ein. Vermutlich wäre selbst gekochter Brei gesünder, aber hab kein schlechtes Gewissen, wenn Du es nicht (oder nicht immer) schaffst. Auch gekaufter Brei unterliegt strengen Qualitätsrichtlinien. Wenn Du nicht sicher bist, versuch doch für’s erste eine Kombination aus beidem: Koche selbst Brei und kauf ein paar Gläschen als Backup.
Breifreie Beikosteinführung
Für einige Eltern scheint es darum viel natürlicher und stressfreier, nach dem Konzept des Baby Led Weaning die Beikost einzuführen. Hier wird immer dann, wenn der Rest der Familie auch isst, babygeeignete Nahrung angeboten – und zwar als Fingerfood. Der Säugling entscheidet selbst, was und wie viel er davon in den Mund befördert und isst.
Mit breifreier Beikost dauert es etwas länger, oft bis nach dem 1. Geburtstag, bis nennenswerte Mengen gegessen werden. Die Nährstoffe stammen in dieser Zeit immer noch vorwiegend aus der Milch. Bei Muttermilch solltest Du darum den Eisenwert Deines Babys im Blick haben und dafür sorgen, dass Du als Stillmama mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt bist. Flaschenkinder bekommen Eisen und andere Nährstoffe in gleichbleibender Menge aus der PRE-Milch.
Omnivor – vegetarisch – vegan
Eine weitere Entscheidung, die Du vorab treffen solltest, ist die über tierische Produkte in der Beikost. In einer Welt, in der die Tierhaltung die Zukunft und Gesundheit unserer Kinder gefährdet, gibt es gute Gründe, Babys vegan oder ohne Milchprodukte aufzuziehen. Während in Deutschland immer noch große Skepsis herrscht, erklärt die American Dietetic Association (ADA) seit 2009, dass eine gut geplante und mit B12-Supplementen ergänzte vegane Ernährung in allen Lebensabschnitten geeignet ist und sogar gesundheitliche Vorteile bringt. Viele andere Länder schließen sich dieser Empfehlung an. Es wird immer darauf hingewiesen, dass neben Supplementen bzw. angereicherten Lebensmitteln auch eine qualifizierte Beratung und Begleitung stattfinden sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung schließt sich dieser Empfehlung nicht an.
Bei Deiner Entscheidung, ob bzw. ab wann Du Deinem Baby tierische Milchprodukte geben möchtest, solltest Du auch die aktuellen Erkenntnisse über Erreger in der Kuhmilch bzw. anderen Milchsorten kennen.
Ausstattung für Beikost
Im Prinzip musst Du nicht vieles neu kaufen, auch wenn man hier zugegebenermaßen ein Vermögen ausgeben könnte.
Hochstuhl
In jedem Fall benötigst Du einen Hochstuhl für Dein Baby. Sobald es darin sitzen kann bzw. darf, wird die Beikostzeit nochmal um einiges entspannter. Vorher musst Du Dein Baby wohl oder übel auf dem Schoss füttern bzw. essen lassen. Das kann zu einer ziemlichen Sauerei führen, ist aber nur eine kurze Phase. Die meisten Kinder können mit 8-10 Monaten gut sitzen.
Der beste Hochstuhl, den ich kenne, ist der Stokke Tripp Trapp, dicht gefolgt vom tisSy. Aber auch viele andere sind eine gute Wahl. Wichtig ist, dass Dein Kind ein Brett zum Abstellen der Füße hat. Der Rest ist Geschmackssache.
Lätzchen
Solange Du nur Brei fütterst, reichen die traditionellen Lätzchen, die auffangen, was aus dem Mund tropft. Wenn Du allerdings Baby Led Weaning anwendest oder später, wenn Du im zweiten Lebensjahr Fingerfood gibst, empfehlen sich Ärmellätzchen. Es gibt auch Lätzchen mit Auffangschale – schau Dir am besten das Sortiment an und entscheide, was für euch passt.
Kinderbesteck
Anfangs brauchst du ja, wenn überhaupt, nur einen Löffel. Wenn Du Dich fragst, welchen Löffel Du für den ersten Brei nehmen sollst – da gibt es wie so oft geteilte Meinungen. Einige sagen, dass der Löffel aus weichem Material wie Plastik oder Silikon sein muss, weil sonst Verletzungen am Gaumen entstehen können. Meine Erfahrung ist, dass Babys auch mit einem kleinen Metalllöffel bestens klar kommen. So sparst Du nicht nur Geld und später Müll, sondern gehst auch sicher, dass keine unerwünschten Stoffe aus dem Kunststoff in den Babymund gelangen (Stichwort Mikroplastik).
Richtiges Besteck oder Esslernbesteck benötigen Babys erst später. Du kannst es etwa ab dem 9. oder 10. Monat dazulegen – aber erwarte nicht, dass Säuglinge im ersten Lebensjahr wirklich gut damit umgehen können.
Sicherheit bei der Beikosteinführung
Spätestens, wenn Babys feste Nahrung essen dürfen, schwebt bei vielen Eltern die Angst vor dem Verschlucken bzw. Ersticken mit. Natürlich nicht ohne Grund, denn theoretisch kann ein Mensch selbst im Erwachsenenalter noch an Nahrungsstücken oder – brei ersticken. Die beste Vorsorge ist darum, dafür zu sorgen, dass Dein Kind
- immer aufrecht, also im Sitzen isst
- beim Essen Ruhe hat, nicht erschreckt oder zum Lachen gebracht wird
- im eigenen Tempo essen und Nahrung selbst zum Mund führen darf
- immer eine Ablage unter den Füßen hat, wenn es im Hochstuhl sitzt (ermöglicht effektives Husten)
- keine harten, prallelastischen (z.B. Weintrauben) oder anders ungeeignete Lebensmittel (z.B. Nüsse) erhält
Außerdem sollten Du und andere Betreuungspersonen einen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder machen. Am besten sind Präsenzkurse, aber auch Online-Kurse eigenen sich gut.
Nährstoffmangel
Immer noch drängen viele Ärzte oder andere Fachpersonen Eltern zur frühen Einführung von Beikost mit der Behauptung, Kinder würden sonst einen Nährstoffmangel erleiden. Das ist zwar theoretisch möglich, aber nicht so häufig, wie suggeriert wird. Die Eisenspeicher gesunder Babys sind nicht mit 4-6 Monaten sofort erschöpft, sondern reichen oft weitaus länger. Wenn Du Dir Sorgen machst und Symptome eines Eisenmangels bei Deinem Kind erkennst, kann ein Bluttest Aufschluss darüber geben. Um dem Eisenmangel entgegen zu wirken, musst Du Dein Kind nicht dazu drängen, mehr zu essen, sondern kannst einfach mit Tropfen entgegenwirken.
Die meisten anderen Nährstoffe erhalten Babys aus der Muttermilch oder Flaschenmilch. Wichtig ist am Ende, dass Dein Baby die Nährstoffe erhält, nicht woher sie stammen. Was allerdings schon wichtig ist, ist dass Dein Baby ab Beikostreife regelmäßig Nahrung angeboten bekommt und davon zumindest etwas in den Mund nimmt. Denn in den ersten Beikostmonaten findet eine wichtige Phase der Geschmacksprägung und Allergieprävention statt. Auch sollten Lebensmittel mit hohem Allergiepotential am besten eingeführt werden, während Dein Baby noch gestillt wird. Das verringert das Risiko, dass sich tatsächlich eine Allergie entwickelt.
Wie fange ich mit Beikost an: Gut vorbereitet, aber ohne Stress
Du solltest also ab Beikostreife, mit etwa 6 Monaten, langsam damit anfangen, Beikost anzubieten. Wie genau Du Beikost einführen möchtest, welche Beikost Du wann und wie anbieten willst, musst Du selbst entscheiden. Es gibt hier grobe Richtlinien, aber innerhalb dieser Vorgaben nicht den einzig richtigen Weg. Informiere Dich darum gut, triff die Entscheidung, die für euch am besten passt, und fang dann einfach an. Wie es weiter geht, entscheidet auch Dein Baby, denn Kinder sind in ihrem Essverhalten sehr unterschiedlich. Setze die Erwartungen tief, dann sollte alles klappen.