Die U6-Untersuchung findet im Zeitraum 10. bis 12. Lebensmonat statt, also rund um den ersten Geburtstag Deines Kindes. In diesem Sinne: Happy Birthday und weiterhin alles Gute!
Dieser Geburtstag war für mich ganz besonders. Nein, wir haben kein großes Geburtstagsfest gefeiert! Aber über den Tag verteilt kam mir so viele Erinnerungen an den Tag vor genau einem Jahr.
Neben der Thematik „zurück in den Job“ dreht sich bei der U6-Untersuchung alles darum, ob es bei Deinem Kind Entwicklungsauffälligkeiten gibt und was es mittlerweile schon alles kann. Dafür wird es von Kopf bis Fuß einmal komplett untersucht.
Themen des Beitrags
Nun seid Ihr ja bereits U-Untersuchungsprofis und kennt den Ablauf der Termine. Bitte trotzdem weiterhin alle Untersuchungen bis einschließlich der U9 lückenlos wahrnehmen. Zwar sind diese aktuell nur in Baden-Württemberg, Bayern oder Hessen verpflichtend, aber: Bei der Anmeldung in einer Betreuungs-Einrichtung wird häufig der Nachweis über diese Arztbesuche eingefordert – und auch die Standart-Impfungen sind obligatorisch. Da die Krankenkassen die Kosten für diese „Routine-Checks“ übernehmen, gibt es keinen Grund, sie nicht durchführen zu lassen.
Ablauf
Körperliche Untersuchungen
Vermessen
Wie bei jeder U-Untersuchung ist der erste Teil das Messen der Körperlänge, des Kopfumfangs sowie des Gewichts. All diese Angaben werden im gelben U-Untersuchungsheft schriftlich festgehalten. Der Kinderarzt geht im Gespräch darauf ein und wird Dir erzählen, ob Dein Kind bezüglich seiner Körpermaße altersgerecht entwickelt ist.
Körperreflexe und -kontrolle
Seit der letzten U-Untersuchung hat Dein Kind eine deutliche körperliche Entwicklung hingelegt. Es „kann“ mehr und wird stetig beweglicher. Umso wichtiger ist es im Rahmen der U6-Untersuchung zu überprüfen, ob es Defizite, Entwicklungsstörungen oder -risiken aufweist.
Um Auffälligkeiten rechtzeitig erkennen zu können, erfolgt eine ausführliche körperliche Untersuchung, die alle Sinnes-, Brust-, Bauch- und Geschlechtsorgane einschließt. Auch Nase und Ohren werden in die medizinische Analyse mit einbezogen.
Beim Mund spielt nun die Mundgesundheit, Zahnentwicklung und -stellung eine Rolle. Der Kinderarzt schaut nach, ob die Mundschleimhaut in Ordnung ist oder Auffälligkeiten zeigt. Ist dies der Fall, ist ein Termin beim Kinderzahnarzt unumgänglich, denn Karies macht krank – auch an den Milchzähnen – und kann negative Folgen für das feste Gebiss haben. Warum ein Kinderzahnarzt? Diese haben sich auf den Umgang mit Kindern spezialisiert, die Praxisräume sind entsprechend kinderfreundlich eingerichtet (unser Sohn durfte einen altersgerechten Kinderfilm schauen, während er sich brav in den Mund schauen ließ).
Ein weiterer wichtiger Baustein der U6 ist die Untersuchung der Augen, um herauszufinden, ob Dein Kind Sehstörungen hat. Gibt es einen Verdacht bzw. einen Befund, der ein schlechtes Sehvermögen diagnostiziert, erhaltet Ihr eine Überweisung zum Augenarzt. Verschiedene Tests in der Sehschule bringen Klarheit, ob eine Sehhilfe zur Unterstützung notwendig ist.
Haut & Allergien
Die körperliche Untersuchung beinhaltet auch einen Komplett-Check der Haut. Es geht darum, etwaige Allergien, „allergische Reaktionen“ oder auch Verletzungen zu diagnostizieren. Werden krankhafte Hautstellen entdeckt, wird Euch der Kinderarzt eventuell zur weiteren Abklärung und gezielten Behandlung zum Hautarzt schicken.
Körperfunktionen
Hier geht der Kinderarzt der Frage nach, wie der Entwicklungsstand Deines Kindes ist und ob es diesbezüglich Probleme oder Defizite gibt.
Eine zentrale Frage bei diesem Untersuchungstermin ist: Wie agil ist Dein Kind – und wie fit in Hinblick auf Motorik, Koordination und Beweglichkeit und bezüglich Grob- und Feinmotorik, sprich: Wie gut beherrscht es bereits seinen Körper? Hat es in dieser Hinsicht Probleme und verhält sich eher passiv? Robbt oder krabbelt Dein Kind schon oder rutscht es im Sitzen auf dem Po vorwärts – oder nur rückwärts? Oder zieht sich Dein Kind bereits selbstständig an Möbeln in den Stand hoch? – Und kann es möglicherweise mit Deiner Unterstützung schon ein paar Schritte gehen? Du siehst, in diesem Alter gibt es viele Facetten, was Kleinkinder alles können oder eben auch nicht! Einige sind sehr schnell auf den Beinen, während die anderen noch auf dem Bauch rückwärts schieben. Insbesondere wenn ältere Geschwister zur Familie gehören, ist der Drang bei den Kleinen eher groß, ebenfalls zu stehen und loszulaufen.
Zur allgemeinen Beurteilung des Bewegungsapparates hält der Kinderarzt Dein Kind in Rücken- und Bauchlage sowie aufrecht und kontrolliert so auch seine Reflexe. Er testet außerdem, ob es sich allein vom Bauch auf den Rücken und zurück drehen kann (Achtung am Wickeltisch!).
In dem Alter sollte Dein Kind bereits fähig sein, allein aus einer Flasche zu trinken und diese selbstständig zu halten. Mit Deiner Hilfe kann es vielleicht auch schon aus einem Becher oder einer Tasse trinken. Solche Fähigkeiten erfragt der Kinderarzt bei der U6.
Kognitive Fähigkeiten
Die Kinderärztin oder Kinderarzt möchte bei der U6 auch herausfinden, ob Dein Kind bereits kognitive Fähigkeiten besitzt. Dafür bittet sie oder er Dich, Dein Kind aufzufordern, einen Gegenstand (in seiner Hand) zu reichen oder auf einen bestimmten Gegenstand zu zeigen, sofern es das bereits kann.
Es geht hier nicht um die Demonstration – wenn Dein Kind diese Übung nicht machen mag, kannst Du dem Arzt auch Deine Erfahrungen berichten.
Emotionale Kompetenz, Interaktion und Kommunikation
Mit dieser U-Untersuchung rückt das Thema „Sprache“ in den Vordergrund. Dass Kinder im Alter von 10 bis 12 Monaten schon sehr viel verstehen, beweisen ihre Reaktionen (auf einen erfragten Gegenstand zeigen, ein Geräusch „nachahmen“ -> Wie macht der Hund?). Auch ein deutliches und nachdrückliches Nein kommt im Kopf Deines Kindes an. Das solltest Du Dir bewusst machen und überlegen, ob Du in ein paar Wochen ein Kind haben möchtest, das sämtliche Bücher aus dem Regal räumt, versucht Gegenstände in die Steckdose zu stecken (auch wenn eine Kindersicherung drinsteckt muss es untersagt werden!).
Wie Du mit Deinem Kind kommunizierst, und wie es auf Dich reagiert, Deinen Blickkontakt sucht und mit Dir interagiert, wird der Kinderarzt während des Termins beobachten. Er achtet auch darauf, wie Ihr miteinander „redet“. Dass Dein Kind lediglich Doppelsilben brabbeln und lautmalen kann wie „da-da“ oder „wau-wau“ ist normal. Wenn DU allerdings ausschließlich so mit Deinem Kind redest, ist das nicht normal und schon gar nicht sprach-förderlich!
Optionale Untersuchungen & Behandlungen
Gab es bei der U1 bis U5 Auffälligkeiten, so wird zunächst der aktuelle Stand besprochen. Sollten die Probleme weiterhin bestehen, erfolgt eine Beratung bezüglich der weiteren medizinischen oder alternativen Behandlungen und – falls noch nicht geschehen – ein Spezialist zur Rate gezogen (Hautarzt, Zahnarzt, Pneumologe…).
Auch im Rahmen der U6 kann eine Impfung erfolgen.
U6 “nicht bestanden”: Was nun?
Nun ist Dein Kind in einem Alter, in dem es – noch unbewusst – eventuell verweigert. Wenn Du also berichtest, dass es dieses und jenes schon kann, tritt vielleicht der sogenannte „Vorführ-Effekt“ ein. Wenn Du beispielsweise erzählst, dass sich Dein Kind binnen Sekunden vom Bauch auf den Rücken und umgekehrt dreht, wird es diese Fähigkeit unter Umständen nicht vor dem Kinderarzt unter Beweis stellen. Im Gegenteil! Wenn es der Kinderarzt auf den Bauch legt, ist es möglich, dass der kleine Mensch so liegen bleibt, alle Viere von sich streckt und einfach nur brüllt.
In einem solchen Fall wird der Kinderarzt Deinen Erzählungen glauben und keinen Vermerk im U-Untersuchungsheft machen zu notwendigen medizinischen Behandlungsmaßnahmen.
Auffälligkeiten werden notiert, notwendige medizinische Maßnahmen eingeleitet und weitere Termine zur Abklärung vereinbart.
Beratung & Aufklärung
Im Beratungsgespräch spielen das Trink-, Schlaf-, und Schreiverhalten sowie dem Schlaf-Wach-Rhythmus Deines Kindes und seine Verdauung eine Rolle. Bekommt es schon Beikost – und wenn ja, welche?
Eine Sprachberatung ist ebenfalls Teil der U6. Kommst Du gebürtig aus dem Ausland, wird Dir der Kinderarzt dringend empfehlen, Deinem Kind neben der Muttersprache auch die deutsche Sprache beizubringen. Das gälte auch für Laut- und Gebärdensprache.
Im Rahmen der U6 wirst Du wieder zu den empfohlenen Schutzimpfungen sowie zur Rachitisprophylaxe mittels Vitamin D und der Kariesprophylaxe mit Flourid aufgeklärt.
Informationen zu nahgelegenen Eltern-Kind-Gruppen, Spielkreisen, Babyturnen, Krabbelgruppen erhältst Du ebenfalls im Gespräch (Adressen liegen auch im Warterzimmer aus oder hängen dort an der Pinwand).
Eine Spielgruppe, die ich aus Erfahrung sehr gerne weiter empfehlen möchte, ist „Abenteuerkinderwelt“ (für Kinder im Alter von 12 bis 24 Monaten). Auf folgendem Link kannst Du Dich informieren und nachschauen, ob dieser Spieltreff an Deinem Wohnort angeboten wird (oft ist sie auch im Programm der VHS enthalten): https://www.abenteuerkinderwelt.de/
Da Dein Kind nun täglich „mobiler“ wird, ist das Thema Sicherheit äußerst wichtig. Der Kinderarzt wird Dich fragen, ob und wie Du Euer Zuhause „kindersicher“ gemacht hast. Er wird alle Aspekte, Verletzungsmöglichkeiten und Schutzmaßnahmen ansprechen: Backofen, Herd, Steckdosen, Treppen, Schranktüren, Schubladen, etc. Sind sämtliche Putz- und Reinigungsmittel (auch Waschmittel) verschlossen aufbewahrt?
Achtung, wenn ältere Geschwister vorhanden sind, die mit kleinteiligem Spielzeug spielen – hier droht Erstickungsgefahr für das Kleinkind! Bei allen Empfehlungen und Hinweisen geht es um Maßnahmen zur Risiko-Minderung eines häuslichen Unfalls. Auch wird Dich der Arzt auf Deine Aufsichtspflicht hinweisen.
Wann ist die nächste U-Untersuchung?
Die U7 ist für den Zeitraum 21. bis 24. Lebensmonat festgelegt.
Zu den U-Untersuchungen kannst Du hier noch mehr nachlesen: Hier findest Du alle U-Untersuchungen im Überblick
To-Do-Checkliste
Nach der U6
- Falls erforderlich, Facharzt-/Expertentermine vereinbaren und wahrnehmen
- Zuhause auf Sicherheit überprüfen und gegebenenfalls kindersicher machen
- Impftermine einhalten
- Termin U7 fixieren
Gut gemeint & Wichtig
Nun ist Dein Kind auch kein Baby mehr, sondern ein Kleinkind (auch wenn es im Herzen immer Dein „Baby“ bleiben wird), und in vielen Familien stehen die Zeichen auf Veränderung. Das Ende der Elternzeit steht bevor, und Du musst Dich entscheiden, wie es beruflich für Dich „weitergeht“. Planst Du, zeitnah wieder an Deinen Arbeitsplatz zurückzukehren? Wenn ja, ist das für Dich und Dein Kind ist eine neue Lebensphase und ein großer Schritt, der gut durchdacht und organisiert sein sollte – es ist sicherlich sehr hilfreich, wenn Du Deine Eltern und/oder Schwiegereltern vor Ort hast, die einspringen können.
Der Eintritt in eine Kindertagesstätte, Krippe oder die Betreuung durch eine Tagesmutter fällt manchen Kindern in dem Alter recht schwer, da sie größtenteils noch nicht lange von ihrer Mutter getrennt waren geschweige denn fremdbetreut wurden. Hinzu kommt, dass die meisten Kinder mit 10 bis 12 Monaten noch nicht laufen und sich verbal verständigen können. Das „Sich-Lösen“ kann für Euch beide eine Herausforderung sein. Es gibt aber auch Ausnahmen: Kinder, denen das nichts auszumachen scheint (allerdings gibt es auch Entwicklungsphasen, in denen sich das Blatt wenden kann).
Da die Kinderärztin oder Kinderarzt Eure Familie nun schon ein Jahr begleitet und kennt, wirst Du – speziell für Euch – bei der U6 hilfreiche Tipps bekommen, wie zum einen die „Eingewöhnung“ in der Betreuungs-Einrichtung gut gelingen kann. Zum anderen wirst Du darüber informiert, wie Du auf das Bedürfnis Deines Kindes nach Ruhe und Ausgleich eingehen kannst. Viele Mütter stehen bei der Verknüpfung von Familie und Beruf permanent unter Zeitdruck, wirken gestresst. Ideen, wie Du es schaffen kannst, Deinen Stress nicht direkt auf Dein Kind zu übertragen, kann auch der Kinderarzt Dir geben.
Bei allen „Karriere-Gedanken“ und Deiner Wochenarbeitszeit-Planung solltest Du im Hinterkopf haben, dass die ersten drei Lebensjahre die Basis für die Eltern-Kind-Bindung legen. Diese Jahre sind sehr bindungsintensiv – und leider unwiederbringlich.
Mehr Infos zu den U-Untersuchungen
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