Seit der letzten U-Untersuchung (U4-Vorsorge) ist ein Vierteljahr vergangen – und Dein „Baby“ ist nun schon ein halbes Jahr alt! Ein sehr interessantes Alter, in dem sich der kleine Mensch rasant weiterentwickelt. Nun kommt vermehrt seine Persönlichkeit zum Vorschein, was manchmal etwas anstrengend sein kann (insbesondere, wenn es einen Dickkopf hat – wo der nur herkommt?).
Die Frage, ob Du weiterhin mit Deinem Kind die U-Untersuchungen beim Kinderarzt im empfohlenen Zeitrahmen wahrnimmst, beantwortest Du hoffentlich in seinem Sinne mit einem klaren „Ja“.
In Baden-Württemberg, Bayern oder Hessen sind alle Untersuchungen (U1 bis einschließlich U9) verpflichtend. Dort hast Du keine Wahl! Solltest Du hier einen Termin verpassen, wirst Du daran erinnert. Nicht so in den restlichen Bundesländern. Wenn Du allerdings mit Deinem Kind für die Behandlung wegen eines Infekts zum Kinderarzt gehst, musst Du damit rechnen, auch dort auf die U-Untersuchungen hingewiesen zu werden, solltest Du sie nicht wahrgenommen haben. Und: Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese wichtige Untersuchungsreihe.
Da Dein Kind nun immer beweglicher wird, ist ein Schwerpunkt der U5-Untersuchung zu erkennen, ob es Entwicklungsstörungen oder -risiken gibt, die ein medizinisches Eingreifen erfordern – sowohl körperlich und bewegungstechnisch, als auch geistig. Auch die Augen und die Interaktion/Kommunikation zwischen Dir und Deinem Baby stehen diesmal im Mittelpunkt der Betrachtungen.
Themen des Beitrags
Ablauf
Körperliche Untersuchungen
Vermessen
Dein Baby hat seit der U4 sicherlich einen Wachstumsschub hingelegt – oder lässt es sich damit etwas mehr Zeit? Bei den körperlichen Untersuchen wird genau das festgestellt und im gelben U-Untersuchungsheft dokumentiert. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt wird Dir zu den Körpermaßen (Größe in cm, Kopfumfang in cm sowie Gewicht in g) ein Feedback geben: Ist das Körperwachstum „normal“, unter oder über dem „Durchschnitt“? Aber keine Sorge: Wenn ihr nicht im Durchschnitt liegt, ist das absolut kein Grund zur Sorge. Den Durchschnitt zu treffen ist nicht das Ziel, sondern lediglich, starke Abweichungen zu beobachten und genauer zu untersuchen. Wenn der Arzt also keinen Anlass zur Sorge sieht, gibt es auch keinen – egal, wie groß, klein oder schwer Dein Baby ist.
Körperreflexe und -kontrolle
An dieser Stelle möchte der Kinderarzt herausfinden, wie beweglich, koordiniert, körperlich fit – und eventuell ehrgeizig – Dein Baby bereits ist. Kann es schon seinen Oberkörper auf seinen Unterarmen anheben, wenn es auf dem Bauch liegt? Versucht sich Dein Kind schon ein wenig in die Richtung eines interessanten Gegenstands zu drehen? Oder dreht es sich schon herum? Wie ist die Situation beim Wickeln?
Eine zentrale Frage ist auch, ob Dein Baby beide Körperhälften ungefähr gleich stark nutzt. Ist dies der Fall ist, ist alles fein. „Ungefähr“ deshalb, weil es bei Babys häufig genauso ist wie bei älteren Kindern und Erwachsenen: Jeder hat seine Schokoladenseite! Ist eine Körperhälfte allerdings eher passiv, bekommst Du eventuell die Hausaufgabe, der „fauleren“ Seite mehr Beachtung zu schenken. Hier geht es um einfache Methoden, wie Du Dein Baby animieren und motivieren kannst, damit es auch diese Seite nutzt. Bei gravierenden oder Zweifelsfällen erfolgt eine Überweisung zum Facharzt, Osteopathen oder Orthopäden.
Dein Baby wird im Rahmen der U5-Untersuchung rundum medizinisch untersucht. Alle Sinnes-, Brust-, Bauch- und Geschlechtsorgane werden auf Auffälligkeiten hin angeschaut und teils abgetastet. Auch Mund, Nase und Ohren werden genau medizinisch betrachtet – immer mit einem scharfen Blick darauf, ob es Hinweise auf bisher unentdeckte Krankheiten oder Entwicklungsprobleme gibt. Einfache Tests zum normalen Hören und Richtungshören werden ebenfalls gemacht.
Sollte der Hinterkopf Deines Babys recht platt sein, die Haare – so vorhanden – am Hinterkopf dünner sein als auf dem Rest seines Kopfes, so kommt das eventuell bei der U5 zur Sprache. Das ist kein Grund zur Panik! Erstens ist der Hinterkopf eines Babys noch lange formbar und zweitens weiß auch hier der Kinderarzt Rat. Sprich Dich diesbezüglich mit ihm ab. Wichtig ist: Bitte nicht selbst „herumexperimentieren“ und vor allem: Auch wenn der Hinterkopf platt ist, das Baby unbedingt in Rückenlage zum Schlafen legen! Denn statistisch gesehen steigt das Risiko des plötzlichen Kindstodes, wenn ein Baby in Bauchlage schläft. Die Seitenlage ist darum problematisch, weil ein Kind schnell von der Seite in die Bauchlage rutscht.
Ein weiterer Schwerpunkt der U5-Untersuchung sind die Augen. Mit unterschiedlichen Tests wird bereits jetzt überprüft, ob Dein Kind Sehstörungen hat, gegebenenfalls erfolgt eine Überweisung zum Augenarzt.
Zeigen sich Auffälligkeiten bei der Mundschleimhaut und/oder den vorhandenen bzw. durchbrechenden Zähne, werdet Ihr zur Abklärung zum Zahnarzt weiter verwiesen.
Haut & Allergien
Die Haut Deines Kindes wird vollständig und detailliert untersucht. Hier geht der Kinderarzt der Frage nach, ob Allergien vorhanden sind, die einer medizinischen Behandlung bedürfen.
Körperfunktionen
Um den gesamten Bewegungsapparat beurteilen zu können, wird Dein Baby vom Kinderarzt in Rücken- und Bauchlage und auch aufrecht gehalten.
Bei der U5 wird auch die Grob- und Feinmotorik betrachtet. Im Alter von 6 bis 7 Monaten können Babys zumeist mit beiden Händen nach Dingen greifen, sie in den Mund stecken und sowohl manuell als auch oral für sich „entdecken“ und kennenlernen. Auch können sie Spielzeug wie eine Rassel von einer Hand zur anderen reichen. Aber auch hier gibt es gravierende Entwicklungsunterschiede, die alle in den Bereich des normalen fallen. Während mein erstes Baby mit 6 Monaten zum Beispiel schon krabbeln konnte, kann mein zweites sich gerade einmal umdrehen und einigermaßen nach Dingen greifen.
Emotionale Kompetenz, Interaktion und Kommunikation
Versucht Dein Baby durch Brabbeln und Wiederholungs-Laute mit Dir zu kommunzieren? Wie reagiert es auf Dich? Lacht es, wenn Du es neckst oder Quatsch mit ihm machst? Lässt es sich von Dir trösten oder beruhigen? Sucht es Deinen Körper- und Blickkontakt? Zu diesen Fragestellungen der Interaktion zwischen Deinem Baby und Dir macht sich der Kinderarzt während der U-Untersuchung in erster Linie durch Beobachtung ein Bild.
Kleiner Hinweis: Nicht wundern, wenn Dein Kind plötzlich bei Personen außerhalb der direkten Familie beginnt zu „Fremdeln“ – das ist in diesem Alter „normal“.
Warum es nicht nur normal, sondern auch wichtig ist, dass Babys und kleine Kinder fremdeln, habe ich Dir in einem Artikel zusammen gefasst.
Optionale Untersuchungen & Behandlungen
Sämtliche Auffälligkeiten, Krankheiten und Entwicklungsverzögerungen, die während der U4-Untersuchung diagnostiziert und im gelben Untersuchungsheft notiert wurden, kommen bei der U5 zur Sprache. Auch werden die schriftlichen Rückmeldungen (Arztbriefe) und Diagnosen der Fachkolleginnen und -kollegen erörtert und anschließend weitere empfohlene (medizinische oder alternative) Maßnahmen diskutiert.
Im Rahmen der U5 kann eine Impfung erfolgen. Wann und wogegen genau Du Dein Kind impfen möchtest, bleibt allerdings Dir überlassen.
U5 “nicht bestanden”: Was nun?
Ein „Nichtbestehen“ im eigentlichen Sinn gibt es nicht. Ist eine Untersuchung Deines Babys nicht möglich, wird der Termin wiederholt – oder Teile der Untersuchung bei einem separaten Termin nachgeholt. Auffälligkeiten, Entwicklungsdefizite und Krankheiten sowie die medizinischen Maßnahmen und deren Verlauf werden im gelben U-Untersuchungsheft notiert und – falls notwendig – eine medizinische Behandlung eingeleitet und durchgeführt.
Beratung & Aufklärung
Während der Untersuchung wird Dich die Kinderärztin oder der Kinderarzt zu den Themen Trink-, Schlaf-, und Schreiverhalten sowie dem Schlaf-Wach-Rhythmus Deines Babys und seine Verdauung befragen. An dieser Stelle bitte ehrlich sagen, wenn Du an einer Stelle nicht weiterweißt.
Warum ich das so betone? Diese Lebensphase Deines Kindes kann für Euch als Eltern eine Belastung sein, denn: Schlafentzug gleicht erwiesenermaßen einer Folter. Unregelmäßiger und zu wenig Schlaf zermürben auf Dauer und machen das Nervenkostüm sehr dünn. Dasselbe gilt für Schreiphasen. Manche Babys schreien jeden Abend eine Stunde oder länger am Stück. Meine Hebamme nannte das liebevoll den „Abendwahnsinn“, weil die Eltern fast die Uhr danach stellen können, wann das Geschrei startet und wieder endet. Und so lieb Du Dein Kind auch hast – so etwas geht an die Substanz. Bevor etwas passiert, gib ein deutliches Signal, wenn Du Dich überlastet fühlst.
Dein Kinderarzt kann Dir Adressen für Anlaufstellen geben, wo Du auch aktive Hilfe bekommst. So schlimm es klingt: Überforderte Eltern können eine Gefahr für das Baby sein.
In keinem Fall darfst Du Dein Baby jemals schütteln! Das kann zu gefährlichen Gehirnblutungen führen, die den Tod oder eine schwere Behinderung nach sich ziehen!
Sind Blähungen oder Zahnungsschmerzen die Ursache für ausdauerndes Schreien, kann Dir der Kinderarzt zahlreiche einfache Tricks verraten (Baby-Gymnastik und leichte Bauch-Massage, damit die Luft entweichen kann). Aber auch Tees, Globuli sowie homöopathische Zäpfchen können weiterhelfen.
Es ist auch immer gut, wenn Du Dich mit anderen Eltern austauschen kannst. Daher wird die Ärztin oder der Arzt Dich auf Eltern-Kind-Angebote am Wohnort aufmerksam machen.
Das Thema Sicherheit steht im Fokus des Beratungsgesprächs. Wie schon bei den vorherigen U-Untersuchungen wirst Du über die auf wichtigen Maßnahmen zur Risiko-Minderung des plötzlichen Kindstods hingewiesen. Diese werden umso wichtiger, da Dein Kind nun schon nach Dingen in seiner Nähe greifen kann – und sich beispielsweise alleine eine dünne Decke oder auch ein Schmusetuch auf das Gesicht legen. Dadurch droht Erstickungsgefahr!
Das Thema „Sicherheit“ wird ab dieser U-Untersuchung zunehmend wichtiger und ein Beratungsschwerpunkt, da Dein Baby immer agiler wird. Die wenigsten Kinder bleiben in dem Alter ruhig liegen, während sie gewickelt werden! Und wenn sie einen nahen interessanten Gegenstand wahrnehmen, setzen sie alles daran, diesen in ihre Hände zu bekommen – auch wenn er ganz und gar dahin gehört.
Ein neuer Themenkomplex ist die „Sprache“. Damit ist das Brabbeln Deines Babys gemeint und die Art, wie Du mit Deinem Kind sprichst. Unglaublich, aber wahr: Die positive Förderung der Sprachentwicklung ist bereits in diesem frühen Kindesalter enorm wichtig!
Desweiteren spielen die Themen Vitamin D und Flourid sowie die Zahn-/Mundhygiene bei der aktuellen U-Untersuchung eine Rolle. Der Kinderarzt wird Dir sicherlich zur Gabe von Vitamin D raten, manche auch zu Flourid. Was und in welcher Form Du das geben möchtest, ist Deine Entscheidung als Elternteil.
Der Kinderarzt überwacht außerdem die termingerechten empfohlenen Impfungen und schlägt Zeiten dafür vor. Hier findest Du eine gute Übersicht über die empfohlenen Impfungen.
Wann ist die nächste U-Untersuchung?
Im Zeitraum 10. bis 12. Lebensmonat soll die nächste U-Untersuchung (U6) stattfinden.
Möchtest Du noch ausführlichere Informationen rund um die U-Untersuchungen? Dann lies Dir doch meinen Überblick zu U-Untersuchungen durch.
To-Do-Checkliste
Nach der U5
- „Hausaufgaben“ erledigen, die Du eventuell vom Kinderarzt bekommen hast
- Falls erforderlich, Facharzt-/Expertentermine vereinbaren und wahrnehmen
- Impftermine einhalten
- Termin U6 verabreden
Mehr Infos zu den U-Untersuchungen
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