Wasser ist für kleine Kinder gefährlich, das weißt Du als Elternteil bestimmt. Immer wieder wird davor gewarnt, Babys und Kleinkinder in der Nähe von Gewässern, Pools, Gartenteichen, ja selbst größeren Pfützen allein zu lassen. Alles, was dazu geeignet ist, dass das Gesicht eines Kindes darin eintauchten kann, musst Du im Blick haben. Nicht nur das normale Ertrinken ist dabei gefährlich, sondern auch das trockene Ertrinken und sekundäre Ertrinken. Warum das sekundäre Ertrinken kein Mythos ist, was genau damit gemeint ist und wie Du richtig reagierst, fasst dieser Beitrag zusammen.
Themen des Beitrags
Unterschiede zwischen sekundäres und trockenes Ertrinken
Wenn Ertrinkungsunfälle vorkommen, kann es sein, dass es auch nach den Rettungs- und Wiederbelegungsmaßnahmen noch gefährliche Situationen auftreten können. In der Regel spricht man dann vom sekundären Ertrinken oder auch trockenes (zweites) Ertrinken.
Was ist trockenes Ertrinken bei Kindern?
Wie das passieren kann? Wenn ein Kind plötzlich, z.B. bei einem Sturz, mit dem Gesicht unter Wasser taucht, setzt ein Reflex ein, der die Atemwege schützt. Der sogenannte Eintauchreflex löst einen Stimmritzenkrampf aus. Die Stimmbänder im Kehlkopf verkrampfen, die Atemwege verschließen sich, es kann kein Wasser eindringen. Wenn das Wasser weg ist, sollte sich der Krampf wieder lösen.
Eigentlich.
Denn manchmal passiert es, dass sich dieser Reflex nicht rechtzeitig rückgängig machen lässt und das Kind erstickt.
Natürlich passiert das genauso, wenn Du Dein Baby oder Kleinkind nicht rechtzeitig aus dem Wasser holst. Darum ist es, wie oben beschrieben, so wichtig, dass Du sogar entsprechende Pfützen im Auge hast – auch, wenn Dein Kind theoretisch ja selbst wieder aufstehen könnte. In der Notfallsituation kann es das vielleicht nicht.
Die Symptome eines Stimmritzenkrampf (trockenes Ertrinken) sind:
- starkes, wiederholtes Husten
- Schmerzen in der Brust
- Atemnot
- starke Müdigkeit durch Sauerstoffmangel
Was ist sekundäres Ertrinken bei Kindern?
Sekundäres Ertrinken findet nicht unmittelbar nach dem Eintauchen ins Wasser statt. In den Stunden und Tagen danach (meist binnen 24 Stunden) bilden sich in der Lunge Ödeme (das Wasser in der Lunge beschädigt die Lungenbläschen und körpereigene Flüssigkeit sammelt sich an) und es kommt zu einem gestörten Gasaustausch.
Das heißt, die Lunge kann nicht mehr genug Sauerstoff aus der Atemluft aufnehmen.
Symptome des sekundären Ertrinkens beim Kind:
- Husten
- Fieber
- Brustschmerzen
- Atemnot
- Erbrechen oder
- extreme Müdigkeit
Du kannst also beobachten, wie Dein Kind langsam krank wird und immer schwerer Luft bekommt. Du musst keine Panik haben, dass es innerhalb von Minuten zu Hause keine Luft mehr bekommt und “ertrinkt”.
Wenn Du aufmerksam bist, bleibt Dir genug Zeit, um zu handeln.
Wie kann ich Sekundäres Ertrinken verhindern?
Für das sekundäre Ertrinken reicht theoretisch schon eine kleine Menge an Wasser in der Lunge aus. Die gute Nachricht aber vorab: Dass das wirklich passiert, ist sehr, sehr selten – die Rede ist von etwa 1-2% aller Fälle, in denen Kinder ertrinken. Die meisten Kinder ertrinken also schon in Gewässern.
Nach einem Badeunfall, also wenn Dein Kind ungewollt unter Wasser geraten ist und Wasser geschluckt hat, sollte immer ein Arzt die Lungengeräusche abhören. Wenn es Grund zur Sorge gibt, wird Dein Kind vorsorglich im Krankenhaus überwacht, wo im Ernstfall sofort Hilfe zur Verfügung steht. Wenn der Doktor oder Kinderarzt Entwarnung gibt, gibt es in aller Regel auch keinen Grund zur Sorge.
Wenn Du nicht beim Arzt warst, solltest Du es in den folgenden Tagen gut beobachten. Ich persönlich würde es nachts sicherheitshalber im Elternbett schlafen lassen und regelmäßig überprüfen, ob es noch normal atmet, oder die Atmung komisch klingt. Unter Umständen würde ich mir dafür sogar einen Wecker stellen.
Wenn Dir irgendetwas komisch vorkommt oder Dein Kind die oben genannten Symptome zeigt, zögere nicht, ins Krankenhaus zu fahren oder den Rettungswagen zu rufen. Niemand wird Dich schief ansehen, wenn es ein Fehlalarm war. Lieber einmal zu oft, als zu wenig.
Gibt es sekundäres Ertrinken aus dem Glas?
Ich habe mir tatsächlich schon die Frage gestellt, ob Kinder dann auch beim Essen “sekundär ertrinken” können, wenn sie sich am Wasserglas verschlucken. Die kurze Antwort lautet: Nein!
Experten sind sich einig, dass so etwas nach Badeunfällen vorkommt. In den meisten Fällen musste das Kind beatmet oder wieder belebt werden. In diesem Fall war ohnehin ein Rettungsassistent oder Notarzt vor Ort und Dein Kind wird eingehend untersucht bzw. ins Krankenhaus gebracht.
Du musst also keine schlaflosen Nächte haben, weil Dein Kind jederzeit aus jedem kleinsten Grund im Bett ertrinken könnte.
Grundsätzlich können aber alle Gegenstände und Substanzen, die versehentlich in die Lunge geraten, dort eine gefährliche Lungenentzündung auslösen.
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Hallo, ich stolpere gerade über ihren Artikel aus gegebenen Anlass. Gestern Abend gab es erneut eine Situation während meines Kurses “Notfälle im Kindesalter” , die mich zu tiefst irritierte. Ein Vater berichtete, dass in einem früheren Kurs er die Information erhielt , wie gefährlich doch das Sekundäre Ertrinken sei, was ihn seither beschäftigte und vor allem auch verängstigte. Diese Vorstellung blieb auch über die Zeit sehr präsent. Dies ist leider kein Einzelfall und ich arbeite regelmäßig in meinen. Kursen diesen Mythos auf. Der Begriff ist eigentlich nicht mehr aktuell und impliziert, es gäbe eine Notfallsituation ohne Vorwarnung. Viele Eltern haben nun Angst, im Schwimmbad Situationen falsch einschätzen zu können und verlieren somit ihren Instinkt , bzw. vertrauen ihrer Intuition nicht mehr. Sie beschreiben die Häufigkeit in ihrem Artikel , jedoch bekommt die Tatsache , dass dies ein super seltenes Ereignis ist und bei dem sich im Verlauf Symptome zeigen, auf die Eltern im Normalfall früh reagieren, nicht genug Betonung. Ich selber habe jahrelang auf einer Kinder Intensivstation gearbeitet und bilde nun Pflegekräfte aus. Ich würde sie bitten , das Thema erneut zu bearbeiten und auch Definitionen, Begrifflichkeiten und Zusammenhänge noch einmal neu einzuordnen. Es ist mir ein Anliegen , Eltern in ihrem intuitiven Handeln zu stärken . Das Thema bewirkt hingegen vor allem Angst, die diesem Phänomen nicht zu steht. Den Fokus auf Ertrinkungsunfälle und Prävention zu legen, ist hingegen sehr sinnvoll.
Hier auch noch einmal eine Quelle …
https://www.kindernotfall-bonn.de/ertrinkungsunfall/