“Speikind – Gedeihkind”, sagte unsere erste Hebamme kurz und knapp, als wir sie danach fragten, ob es okay wäre, wenn unser Neugeborenes Milch spuckt nach dem Stillen. Tatsächlich kommt das bei Flaschenkindern genauso vor wie bei Stillkindern. Ob Du Dir Sorgen machen musst, wenn Dein Baby viel spuckt und was Du tun kannst, damit es weniger wird, erkläre ich Dir jetzt.
Grundsätzlich ist es ganz normal bzw. bei sehr vielen Babys der Fall, dass nach dem Trinken etwas Milch wieder aus dem Magen nach oben läuft. Solange ein Säugling weiter zunimmt und augenscheinlich gesund ist, gibt es selten Grund zur Sorge. Nur, wenn Du Sorge hast, dass Dein Baby krank ist oder es nicht richtig an wächst, solltest Du zum Arzt.
Themen des Beitrags
Warum spucken Babys nach dem Trinken?
Zunächst einmal hilft es Dir wahrscheinlich, zu verstehen, warum das überhaupt passiert, dass Dein Baby spuckt. Denn bei Erwachsenen kommt Erbrechen ja fast ausschließlich dann vor, wenn wir krank sind und uns unwohl fühlen. Das ist bei Babys nicht so.
Ein gesundes “Speikind” hat offenbar keinerlei Beschwerden, Schmerzen oder Unwohlsein – weder bevor, noch nachdem die Milch hochkommt. Dass das passiert, hat meist einen der folgenden Gründe.
Der Magen von Kindern ist ihrer Größe entsprechend klein
Man sagt, es passt etwa so viel hinein wie in eine Faust. Trotzdem wollen viele Kinder fast ununterbrochen an der Brust trinken oder an etwas anderem saugen. Irgendwann ist der Magen einfach sehr voll und kann die Mengen an Pre-Milch, Muttermilch oder anderer Nahrung nicht mehr drin behalten.
Wenn dann noch etwas Druck, Aufstoßen oder eine falsche Bewegung dazu kommt, kann es passieren, dass wieder etwas Milch hochkommt.
Neugeborene sind körperlich noch nicht ganz ausgereift
Physiologisch sind sie Frühgeburten, die in den ersten 3-6 Lebensmonaten außerhalb des Mutterleibs noch nachreifen. So auch die Magenklappe, die den Mageninhalt unten hält. Die Muskuluatur, die den Magen verschließt, lässt oft noch etwas nach und Milch kann durch die Speiseröhre zurück nach oben fließen. Der Fachbegriff für diesen Schließmuskel ist Ösophagussphinkter.
Der Spruch “Speikinder sind Gedeihkinder” kommt also daher, dass Babys, die sehr viel trinken, auch häufig spucken – und gleichzeitig aber gut wachsen. Wissenschaftliche Belege dafür, dass Speikinder besser wachsen, gibt es allerdings nicht und es bedeutet im Umkehrschluss keinesfalls, dass Kinder, die nicht spucken, schlechter gedeihen würden.
Viele Eltern glauben auch an die Theorie, Speikinder würden von vorne herein schon mehr Milch aufnehmen, weil sie im Anschluss einen Teil wieder hergeben müssen. So oder so bedeutet das Spucken nicht, dass Du Dein Baby überfütterst und ihm weniger Milch geben solltest.
Wie lange dauert das Spucken?
Viele Babys spucken wirklich sehr häufig und gefühlt auch viel. Nach dem Trinken, aber auch währenddessen. Wahrscheinlich hast Du immer ein Spucktuch parat, aber trotzdem geht immer mal wieder was daneben. Dann fragst Du Dich bestimmt, wann das besser wird?
Bei den meisten Babys ist dieser Zeitpunkt nach etwa 6 Monaten erreicht, bei manchen etwas früher oder später. Mit etwas über einem Jahr sollte das Spucken nach einer Mahlzeit dann komplett aufhören, denn dann ist die Magenklappe in aller Regel voll funktionstüchtig. Nur in Ausnahmefällen dauert das Ausspucken bis zum 2. Geburtstag.
Was kann ich tun, wenn mein Baby plötzlich viel spuckt?
Aber auch in dieser Zeit kannst Du einiges beachten, damit Dein Baby hoffentlich etwas weniger spuckt – vorausgesetzt, es stört Dich.
Wenn nicht, kannst Du es auch einfach ignorieren und warten, bis es aufhört.
Wäsche reduzieren
Vielleicht reicht es Dir in dieser Zeit ja schon, dafür zu sorgen, dass Deine Waschmaschine und Deine Nerven beim Umziehen etwas geschont werden. Ich habe zum Beispiel auch nach 10 Monaten noch eine Krabbeldecke aus Molton im Bett liegen, die ich regelmäßig wechsle. Die saugt geronnene Milch nachts einfach auf. Ein kleines Lätzchen oder Dreieckstuch um den Hals eines Babys schützt die Oberteile bei herauslaufender Milch. Und natürlich, ganz klassisch, ein Spucktuch über die Schulter legen, wenn das Baby Bäuerchen machen soll.
Zeit lassen beim Trinken
Wer schnell isst oder trinkt, schluckt auch viel Luft mit. Die füllt den Magen unnötig und möchte später wieder zum Vorschein kommen – gegebenenfalls mit einer guten Portion gestockter Milch.
Wenn Du also dafür sorgst, dass Dein Baby in Ruhe und langsam trinkt, ist das schon die halbe Miete. Viele Babys trinken einfach schnell und hastig, die meisten aber tun dies, wenn sie großen Hunger haben.
Hilfreiche Maßnahmen, damit Babys weniger Spucken:
- Leg Dein Baby also an bzw. gib ihm ein Fläschchen, wenn es erste Anzeichen von Hunger zeigt, nicht erst, wenn es schon ganz aufgebracht ist vor Hunger.
- Auch Cluster Feeding, also kurzes und häufiges Trinken, kann hilfreich sein. In bestimmten Phasen oder zu bestimmten Uhrzeiten wird das auch vom Baby selbst eingefordert.
- Stille bzw. füttere immer nach Bedarf, also wenn Dein Baby Hunger hat – nicht nach der Uhr oder irgendwelchen Tabellen.
- Mach zwischendurch Pausen, wenn Dein Kind das zulässt. Nach spätestens 10 Minuten kannst Du Dein Kind kurz ruhen lassen und dann z.B. die Brust wechseln. Wenn es sich aufregt, lass die Pausen weg.
- Damit nicht zu viel Milch auf einmal in den Magen kommt, sollte Deine Brust beim Stillen nicht übervoll sein. Streiche eventuell vor dem Stillen etwas Milch aus. Bei Flaschenkindern hilft vielleicht ein kleineres Saugloch, damit das Kind ruhiger trinkt.
Erst essen, dann schlafen
Beim Trinken werden die meisten Babys furchtbar müde. Zu Recht, denn das Schlafen unmittelbar danach macht Sinn. So werden die Anlässe, die zum Spucken führen könnten, minimiert und der kleine Körper kann erst einmal in Ruhe verdauen.
Kein Druck auf den Magen
Wenn die Magenklappe nicht richtig schließt und irgendwie Druck auf den Babymagen ausgeübt wird, ist das Ergebnis: Spucken. Deshalb solltest Du nach der Flasche bzw. dem Stillen für viel Ruhe sorgen, selbst wenn Dein Baby nicht schlafen möchte. Kein Druck auf den Magen, auch nicht wickeln oder auf den Bauch legen.
Aufrechte Position
Luft steigt nach oben. Wenn Du Dein Speikind nach Möglichkeit aufrecht stillst oder zumindest danach aufrecht hältst, kann die Luft aus dem Magen, ohne zu viel Milch mitzunehmen.
Osteopathie und Homöopathie
Manche Eltern berichten auch, dass ihnen Osteopathie oder Globuli mit ihrem Speikind weiter geholfen haben. Auch hier würde ich sagen: Einen Versuch ist es allemal wert!
Was Du nicht tun solltest, wenn Dein Baby viel spuckt
- Deinem Baby danach wieder Nahrung füttern. Auch, wenn Dir die Menge vielleicht viel vorkam, es ist sicherlich noch mindestens so viel im Bäuchlein geblieben. Wenn Dein Baby wieder Hunger hat, wird es Dir das bestimmt signalisieren.
- Weniger füttern. Wie gesagt bedeutet das Spucken bei Babys nicht, dass Du es überfütterst. Es ist ein natürlicher Vorgang und Du solltest Dein Kind immer nach Bedarf füttern, also darauf vertrauen, dass es von selbst aufhört, wenn es satt ist. Egal, ob es von Muttermilch oder PRE-Milch ernährt wird.
- Spezialnahrung, also sogenannte Anti-Reflux-Nahrung, ohne Rücksprache mit einer Fachperson füttern.
- Die Milch im Fläschchen irgendwie andicken bzw. das Milchpulver mit weniger Wasser zubereiten.
- Magensäureblocker oder andere Medikamente geben, wenn Dein Kind gesund ist.
Wenn Du Sorge hast, ob Dein Baby insgesamt genug trinkt, lies Dir unbedingt meinen Artikel über die Wahrheit über die optimale Trinkmenge beim Baby durch.
Bäuerchen machen ist umstritten
Darüber, ob ein Bäuerchen beim Baby hilfreich ist oder das Spuckproblem eher verschärft, gibt es verschiedene Meinungen. Traditionell wird ja dazu geraten wird, ausgerechnet Speikinder nach dem Trinken auf den Rücken zu klopfen, bis ein Bäuerchen kommt. Nun gibt es andere Stimmen, die sagen, durch das Klopfen und Schütteln sowie den Druck auf den Bauch durch die Position über der Schulter würde genau das Spucken begünstigt. Was nun stimmt, kann ich aus persönlicher Erfahrung nicht sagen. Ich würde dazu raten, es einfach auszuprobieren und zu beobachten. Wie so oft musst Du in diesem Bereich vielleicht Dein eigener Experte für Dein Kind werden.
Mein Baby spuckt viel und schwallartig: Wann muss ich zum Arzt?
Bei dieser Frage kann Dir niemand pauschal eine Antwort geben. Ich sage immer, im Zweifel lieber einmal zu oft zum Kinderarzt. Mit der Zeit wirst Du ein Gefühl dafür bekommen, wann die Lage ernst ist und wann Du abwarten kannst. Vielleicht hast Du auch eine Hebamme, die Du fragen kannst? Wenn Du noch im Wochenbett bist, kommt sie wahrscheinlich noch regelmäßig und kann Dir helfen, zu beurteilen, ob Dein Neugeborenes gesund wirkt.
Bei Säuglingen sind im Bezug auf Spucken folgende Phänomene besorgniserregend:
- schwallartiges Erbrechen in großer Menge
- offensichtliches Unwohlsein, Weinen vor und nach dem Spucken
- kraftloses Saugen
- fehlende Gewichtszunahme
- Anzeichen für Dehydrierung, z.B. stehende Hautfalten, keine nassen Windeln, dunkelgelber Urin
- Baby wirkt lethargisch und Haut ist nicht rosig
Dann kommt vermutlich wirklich zu wenig Nahrung bei Deinem Baby an und ihr braucht entsprechende Medikamente. Mögliche Krankheitsbilder sind ein Magenpförtnerkrampf oder gastroösophagealer Reflux. Beides ist sehr selten, muss aber behandelt werden.
Bei zu häufigem Reflux, so nennt man das Spucken bei Erwachsenen, wird die Speiseröhre gereizt und es kann zu Schmerzen kommen. Das ist bei Babys nur sehr selten der Fall. Denn auch wenn die Milch im Magen schnell gerinnt, ist der Anteil an Magensäure recht gering. Es handelt sich dabei nicht um halb verdaute Nahrung, sondern um relativ frische Milch, die kurz nach dem Füttern wieder zum Vorschein kommt.
Quellen:
- https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/gewichtsentwicklung/
- Säuglingsernährung und Beikosteinführung in der Ernährungsberatung (Haug Verlag, Stuttgart)
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