Ob Kinder vor dem dritten Geburtstag in einer fremdbetreut werden oder nicht, hängt stark von der finanziellen Situation und Sozialisierung der Eltern ab. Ab dem dritten Lebensjahr besuchen aber sehr viele Kinder in Deutschland einen Kindergarten oder eine andere Einrichtung.
Was es dabei zu beachten gibt, welche Kosten auf Dich zukommen können und warum Du Dein Kind vielleicht trotz Kindergartenbeitrag betreuen lassen solltest.
Themen des Beitrags
Soll ich mein Kind in den Kindergarten oder zur Tagesmutter geben?
Zunächst einmal eine kurze Begriffserklärung für alle, die mit den Begriffen Krippe, Kita, Kindergarten, Tagesmutter und Hort noch wenig anfangen können.
- Kita steht für Kindertagesstätte und ist der Dachbegriff für alle anderen Bezeichnungen.
- (Kinder)Krippe ist eine Kita, die sich auf die Betreuung von ganz kleinen Kindern bis 3 Jahre spezialisiert hat.
- Kindergarten gehen Kinder dann ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt, in der Regel also bis sie 6 Jahr alt sind.
- Ein Hort ist eine Betreuungseinrichtung für Schulkinder bis 12 Jahre, in der die Kinder nach der Schule bleiben können.
Soll ich mein Baby in die Krippe geben?
Gründe für frühe Fremdbetreuung unterschiedlich. Viele Mütter müssen aus monetären Gründen tagsüber arbeiten oder um ihre Karriere nicht zu gefährden, andere möchten das auch als Ausgleich zum Mutter-Sein. Ob die frühe Trennung von den Eltern einem Baby schadet, wurde vielfach untersucht, ohne ein definitives Ergebnis. So gibt es einerseits Studien, die nahelegen, dass Kinder durch die frühe Trennung emotionalen Schaden nehmen. Andererseits gibt es Untersuchungen, die Kita-Kindern einen Entwicklungsvorsprung gegenüber häuslich betreuten Kindern diagnostizieren.
Deshalb muss diese Frage wahrscheinlich individuell betrachtet werden. Das heißt, eine pauschale Antwort auf die Frage, ob ein früher Krippenbesuch schädlich ist oder nicht, gibt es nicht. Ganz entscheidend ist dagegen die Qualität der Einrichtung, die Länge des täglichen Aufenthalts, der Betreuungsschlüssel und die Erzieher. Wenn ein Baby eine gute Bindung zu einer Bezugsperson in der Krippe aufbauen kann, ist die Trennung von den Eltern vermutlich halb so schlimm. Ob eine Kita die richtige ist, kann letztlich aber nur das Bauchgefühl entscheiden und die Zeit zeigen.
Auf diese Punkte solltest Du beim ersten Besuch trotzdem genau achten:
- Betreuungsschlüssel
- Atmosphäre im Team
- Verhalten der anderen Kinder
- Dein Bauchgefühl
Vorteile für Ü3-Kinder im Kindergarten?
Ab einem Alter von etwa drei Jahren können sich Kinder schon recht selbständig ausdrücken und behaupten. Natürlich brauchen sie weiterhin ein liebevolles und stabiles Umfeld, aber sie müssen nicht mehr rund um die Uhr betreut werden. Langsam wird der Kontakt zu anderen Kindern immer wichtiger. Vor allem Einzelkindern fehlt die Sozialisierung im häuslichen Umfeld.
Auch bekommen sie im Kindergarten Lernanreize und Erfahrungen in einer Vielfalt, die Eltern zu Hause selten bieten können. Der Kindergarten ist nicht mehr reine Betreuung, sondern er hat auch einen frühen Bildungsauftrag.
Warum muss ich einen Kindergartenbeitrag zahlen?
Wie genau dieser Bildungsauftrag aussieht, ist auch Gegenstand der Politik. In Deutschland die der Bundesländer. Die Bildung in der Schule wird staatlich finanziert, unter anderem, weil es eine Schulpflicht gibt. Für die Kita dagegen müssen die Eltern selbst einen Teil der Kosten übernehmen. Denn die komplette Übernahme der Kitakosten könnte unter Umständen als Benachteiligung gesehen werden für Familien, die ihre Kinder bis zum Schuleintritt zu Hause lassen. Das Grundgesetz in Deutschland untersagt eine solche Benachteiligung gewisser Bevölkerungsgruppen.
Eine deutschlandweite kostenfreie Kindertagesbetreuung ist außerdem kaum durchzusetzen, weil dafür alle 16 deutschen Bundesländer gleichzeitig mitziehen müssten. Dabei gibt es aber vor allem im Süden Deutschlands großen Widerstand.
Welche Kita Kosten kommen auf mich zu?
Wenn Kosten für die Kinderbetreuung anfallen, dann setzen diese sich in der Regel aus zwei Elementen zusammen: Dem Beitrag zu Verpflegung (ca. 25 EUR) und dem Elternbeitrag zu den Betreuungskosten. Ansonsten sollte man mit einigen weiteren Mehrkosten für die Grundausstattung rechnen. Denn die wenigsten Eltern tragen Matschhose, Regenjacke, Schneeanzug, Mützen oder Gummistiefel täglich zur Kita und zurück. Weil man diese Kleidung auch zu Hause braucht, muss man sie in der Regel zwei Mal anschaffen. Auch in Sachen Trinkflasche, Brotbox, Schnuller usw. müssen viele Eltern nochmal nachrüsten.
Wieviel Kindergartenbeitrag muss ich zahlen?
Grundsätzlich erheben nicht alle Bundesländer für alle Altersgruppen Kita-Beiträge. Wie hoch die Kindergarten Kosten im Zweifelsfall sind, hängt hauptsächlich von vier Faktoren ab: Vom Bundesland, vom Träger der Kita, von den Betreuungsstunden und vom Einkommen der Eltern. Die Spanne der Kosten für den Kindergarten reicht also von 0 bis weit über 400 EUR pro Monat.
Regelung der Kita-Gebühren in den einzelnen Bundesländern – Besonderheiten
Wie unterschiedlich die Bundesländer geregelt haben, wann überhaupt Kosten für die Kinderbetreuung anfallen, zeigt diese Tabelle:
Bundesland | Besonderheit | ab |
---|---|---|
Sachsen | keine Ermäßigung | |
Baden-Württemberg | 3 Jahre vor Schuleintritt für 6 Std./ Tag beitragsfrei | August 2018 |
Bayern | Zuschuss im letzten Jahr vor der Einschulung | |
Thüringen | gebührenfreies Vorschlujahr | |
Schleswig-Holstein | bis zu 100€ Kita-Zuschuss | |
Sachsen-Anhalt | Beitragsfreiheit für Geschwisterkinder | |
Saarland | letztes Kindergartenjahr kostenlos | |
Mecklenburg-Vorpommern | schrittweise Reduzierung bis zur Beitragsfreiheit geplant | ? |
Bremen | sehr hohe Gebühren | |
Brandenburg | letztes Jahr gebührenfrei | August 2018 |
Hessen | gebührenfrei | August 2018 |
Rheinland-Pfalz | Betreuung ab 2 Jahren gebührenfrei | |
Berlin | Betreuung ab 1 Jahr gebührenfrei | |
Hamburg | bis 5 Stunden / Tag gebührenfrei | |
Nordrhein-Westfalen | letztes Kindergartenjahr gebührenfrei | |
Niedersachsen | vollständig gebührenfrei | August 2018 |
Wie genau der Kindergartenbeitrag berechnet wird, ist also von Fall zu Fall unterschiedlich. Am besten Bescheid wissen in der Regel die Einrichtungen selbst. Das heißt, wenn für ein Kind grundsätzlich Gebühren anfallen, kann die Einrichtungsleitung vermutlich einen groben Richtwert geben oder zumindest an jemanden weiter verweisen, der eine zuverlässige Auskunft geben kann.
Den konkreten Kindergartenbeitrag berechnen kann man erst nach der Anmeldung bzw. Beantragung des Platzes. Das übernimmt dann die Kommune.
Wissenswertes zu den Kita-Gebühren
Kindergartenbeitrag von der Steuer absetzen
In Deutschland kann man den Kindergartenbeitrag steuerlich absetzen. Den Kindergartenbeitrag muss man bei der Lohnsteuererklärung im Formular “Kind” als Sonderausgabe geltend machen. Das gilt allerdings nur für 2/3 der Kosten und für maximal 4000€ pro Kalenderjahr.
Wer zahlt den Kindergartenbeitrag bei Trennung?
Früher ging man davon aus, dass die Kita Gebühren im Unterhalt, den der nicht betreuende Elternteil an den anderen zahlt, abgegolten seien. In einem Urteil von 2009 (BGH, Urteil vom 26.11.2008 – XII ZR 65/07; BeckRS 2009, 11151 ) entschied der Bundesgerichtshof, dass die Kinderbetreuung auch einen pädagogischen Wert habe und dadurch ein sogenannter unterhaltsrechtlicher Mehrbedarf sei. Dadurch müssen nun beide Eltern anteilig dafür aufkommen – der Kindergartenbeitrag bei getrennt lebenden Eltern wird nach deren Einkommensverhältnissen berechnet.
Weil aber das Einkommen erst ab einem gewissen Sockelbetrag anzurechnen ist, kann es passieren, dass ein arbeitender Elternteil alleine für die Kita Kosten aufkommt, weil der andere zu wenig verdient. Der Kindergartenbeitrag bei alleinerziehenden Müttern wird dadurch ggf. vom Kindsvater übernommen.
Kindergartenbeitrag bei Hartz 4
Ab dem dritten Geburtstag haben Kinder einen Anspruch auf eine Halbtagsbetreuung, auch wenn die Eltern Hartz 4 (Arbeitslosengeld 2) beziehen. Die Kosten können dann vom Jugendamt übernommen werden. Wenn die Kinder auch in der Kita essen, wird in der Regel das Essensgeld (ca. 25€) direkt vom Leistungsbezug abgezogen.
Das heißt, den Kindergartenbeitrag bei Arbeitslosengeld 2 bezahlt der Staat. Bei Arbeitslosengeld 1 dagegen wird nur der berechnete Betrag ausgezahlt, unabhängig vom Bedarf. Bei wem das zu wenig ist, um den Kindergarten zu bezahlen, der muss zusätzlich Hartz 4 beantragen.
Wer übrigens auf der Suche nach einer Vollzeitstelle ist, der hat erst Anspruch auf einen Vollzeitplatz, wenn ein Arbeitsvertrag unterschrieben wurde. In Absprache mit der Betreuungseinrichtung kann dann der Betreuungsumfang recht zeitnah erweitert werden.
Kann ich den Kindergartenbeitrag meinen Arbeitgeber zahlen lassen?
Grundsätzlich haben Arbeitgeber die Möglichkeit, ihren Angestellten einen Kita-Zuschuss zu zahlen. Dieser Beitrag ist steuerfrei, d.h. es werden keine Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge abgeführt. Dieser Kita-Zuschuss ist eine freiwillige Zusatzleistung des Arbeitgebers, niemand hat einen Anspruch darauf.
Als Ersatzleistung für einen niedrigeren Lohn sollte sie trotzdem nicht verwendet werden. Denn weniger Sozialabgaben bedeuten auch weniger Rente und weniger Arbeitslosengeld 1.