Dein Baby hat nur ganz selten Stuhlgang und seine Pupse stinken? Du denkst, Dein Kind muss doch eigentlich viel öfter eine volle Windel haben? Und Du hast im Kopf, dass Kinderpupse noch gar nicht stinken? All diese Gedanken und Fragen können sehr verunsichernd sein.
Die gute Nachricht: In der Regel ist alles gut und Deine Sorgen sind wahrscheinlich unbegründet. Um Dir ein bisschen mehr Sicherheit zu geben, habe ich hier ein paar Informationen und Tipps für Dich zusammengestellt.
Welche möglichen Ursachen gibt es für wenig Stuhlgang?
Das Verdauungssystem von Babys ist noch unreif und es entwickelt sich langsam. Wirklich ausgereift ist es erst ungefähr ab dem Alter von drei Jahren. Bis dahin ist es einigen Herausforderungen ausgesetzt von der Mutter- oder PRE-Milch über Beikost hin zur Familienkost.
Seltener Stuhlgang kann ganz normal sein
Wenn Dein Baby selten Stuhlgang hat, ist das normalerweise kein Zeichen von Verstopfung. Diese macht sich bemerkbar durch harten und trockenen Stuhlgang, nicht durch Pupse. Das Kind quält sich, weil es den harten Stuhl nur schwer ausscheiden kann und vielleicht auch Blähungen hat.
Stillkinder haben im Normalfall keine Verstopfung, sie haben einfach wenig Stuhlgang. Das liegt daran, dass Muttermilch optimal auf die Bedürfnisse von Kindern abgestimmt ist. Sie enthält wenig Ballaststoffe, die verarbeitetet werden müssen. Für Stillkinder ist es daher vollkommen normal, wenn sie vergleichsweise selten und unregelmäßig Stuhlgang haben. Alles zwischen mehrfach am Tag und einmal in vierzehn Tagen gilt als unbedenklich, wenn bestimmte andere Faktoren erfüllt sind.
Ähnliches gilt für Flaschenkinder, weil die Anfangsmilch der Muttermilch ähnlich ist. Wenn bei Flaschenfütterung harter Stuhl auftritt, überprüfe bitte, ob du die Milch gemäß der Packungsanleitung zubereitest. Zu wenig Flüssigkeit bei der Zubereitung kann zu Verstopfung führen.
Wichtig ist, dass die Windel Deines Kindes regelmäßig nass ist und Dein Kind gut gedeiht. Wenn es zunimmt und Du das Gefühl hast, dass es ihm im Allgemeinen gut geht, kannst Du beruhigt sein.
Ursachen für Verstopfung und Blähungen
Wenn Du allerdings das Gefühl hast, dass der Stuhl zu fest ist und Dein Kind Beschwerden hat, die mit seltenem Stuhlgang verbunden sind, solltest Du genauer hinsehen.
Eine Ursache für wenig Stuhlgang kann ein wunder Po beim Baby sein. Wundsein kann mit Mikrorissen am After einhergehen. Der Stuhlgang tut Deinem Kind dann weh und es versucht, ihn zurückzuhalten. Dadurch wird der Stuhl fester, was zu einer Verstärkung der Symptome führt. Mit einer pflegenden Salbe oder Muttermilch, die Du auf die wunden Stellen träufelst und trocknen lässt, heilen die wunden Stellen schnell wieder ab.
Wenn Dein Kind mit der Beikost anfängt, kann es anfangs zu Verstopfungen kommen, weil der Darm sich erst an die neuen Aufgaben gewöhnen muss. Überprüfe dann zu allererst, ob die Mengen, die Du Deinem Säugling fütterst, vielleicht zu groß sind. Anfangs sollte eine Mahlzeit nicht mehr Volumen haben als die Babyfaust, denn so viele Verdauungsenzyme stehen dem Verdauungssystem zur Verfügung. Als nächstes kannst Du überprüfen, ob es an den gegessenen Lebensmitteln liegen könnte.
Stinkende Pupse und Blähungen beim Baby
Hast Du auch im Kopf, dass Babypupse noch gar nicht stinken? Nun, wie Du wahrscheinlich überrascht festgestellt hast, stimmt das so nicht.
Die stinkenden Pupse werden verursacht durch Eiweiße, die durch Darmbakterien abgebaut werden. Das ist ein ganz normaler Vorgang und kein Grund zur Sorge. Vor allem, wenn Dein Kind nicht häufig Stuhlgang hat, können diese Bakterien umso länger am Nahrungsbrei arbeiten und es entstehen riechende Gase. Aber Dein Baby ist wohl der einzige Mensch, dem du die kleinen Stinker nicht übel nimmst, oder?
Unangenehmer als der Geruch sind Pupse, die im Bauch feststecken und Blähungen verursachen. Das kann richtig wehtun. Der Bauch Deines Babys wird hart, es zieht die Beine an und streckt sie ruckartig wieder aus. Solange Dein Baby also pupsen kann, ist alles in Ordnung. Manchmal allerdings verursachen sie auch starkes Bauchweh und das Kind quengelt oder schreit vor Schmerzen und Dein Kind braucht Deine Unterstützung, um die quälenden Gase loszuwerden.
Ich habe hier ein paar hilfreiche Tipps für Dich zusammengestellt, die Du anwenden kannst, um Dein Kind bestmöglich zu unterstützen. Bei gängigen Tipps für Erwachsene gegen Verstopfung solltest Du vorsichtig sein. Nicht alle lassen sich 1:1 auf Säuglinge und Kinder anwenden. Vor allem Medikamente darfst Du nicht ohne Anordnung des Kinderarztes einsetzen.
Tipps gegen Blähungen
Bauchmassage
Eine Bauchmassage beim Baby kann Wunder wirken. Du kannst die sanften, im Uhrzeigersinn kreisenden Bewegungen durch ein warmes Baby-Massageöl mit Kümmel verstärken.
Wärme
Eine kleine Wärmflasche oder besser noch ein kleines Körnerkissen auf dem Bauch Deines Babys kann sehr gut helfen gegen Blähungen. Achte bitte darauf, dass zwischen der Wärmequelle und der Haut Deines Babys ausreichend Stoff ist, damit Dein Kind sich nicht verbrennt.
Fliegergriff
Viele Babys können in Bauchlage besser pupsen. Damit diese Bauchlage nicht unangenehm ist, nutze den Fliegergriff.
Tipps, um Deinem Baby den Stuhlgang zu erleichtern
Fahrradtechnik
Bewege die Beine Deines Babys, als würde es Fahrrad fahren. So kommt der Darm in Schwung.
Schräglage zum Abführen
Vielen Kindern hilft es, wenn sie schräg liegen, zum Beispiel auf Deinem Arm oder in einer Babywippe.
Abstützen der Füße
Mitunter klappt es mit dem Stuhlgang besser, wenn sich Dein Kind mit den Füßen abstützen kann. Du kannst einfach eine Hand unter die kleinen Füße halten und so einen leichten Gegendruck erzeugen.
Abhalten
Viele Babys können sich in der Abhalte-Position besser entleeren. Du setzt Dich auf einen Stuhl oder ähnliches, hältst Dein Baby mit dem Rücken zu Dir unter den Knien fest und ziehst diese leicht an. Dabei kann es helfen, die Windel abzunehmen und einen Eimer darunter zu stellen. Du kannst das aber auch mit Windel an machen.
Warmer Wattebausch
Du kannst mit einem mit warmen Wasser getränkten Wattebausch den After sanft streicheln, das kann den Stuhlgang anregen.
Stuhlauflockernde Maßnahmen
Ausreichend Flüssigkeit
Das Wichtigste ist, dass Dein Kind ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt. Flüssigkeit hält den Stuhl weich. Ab der Beikostphase kannst du, wenn du nicht mehr stillst, ungesüßten Tee zusätzlich zur Milch anbieten.
Es gibt Empfehlungen, das Kind ca. 30 – 60 Minuten vor dem Essen zu stillen oder eine Flasche zu geben. Dann ist dein Kind leicht gesättigt und kann im eigenen Tempo mit der neuen Nahrung experimentieren. So kann sich der Darm langsam auf die neue Aufgabe einstellen und wird nicht sofort überfordert. Probier am besten einfach aus, ob es für euch einen Unterschied macht.
Stillen
Die Saugbewegungen beim Stillen regen die Darmtätigkeit an.
Ballaststoffreiche Nahrung
Ab Beginn der Beikostphase solltest Du auf ballaststoffreiche Nahrung wie Obst, Gemüse und Vollkorngetreide achten oder entsprechenden Brei anbieten. Getreidebrei ist reich an Ballaststoffen. Kürbis, Fenchel und Zucchini sind stuhlauflockernde Gemüsesorten, während Möhren eher zu festerem Stuhl führen. Das kannst du ausgleichen, indem Du einen Apfel mitkochst.
Das Essen sollte immer mit ein wenig Öl verarbeitet sein, damit es besser „flutscht“.
Pflaumenbrei
Pflaumen haben stuhlfördernde Wirkung. Du kannst eine oder zwei ungeschwefelte Trockenpflaumen über Nacht einweichen und am nächsten Tag zu Brei pürieren und Deinem Kind anbieten.
Bewegung
Auch für Kinder ist Bewegung wichtig, damit der Darm seine Arbeit gut machen kann. Du kannst Dein Kind animieren zu krabbeln oder die oben angeführte Fahrradtechnik mit ihm machen. Das ist gut für die Verdauung und macht euch sicher beiden Spaß.
Interessant zu wissen
Fencheltee kann die Blähungen verstärken. Auch wenn Du als Mutter den Tee trinkst. Das ist möglicherweise für Dich eine Überraschung, denn Fencheltee ist ja ein Tipp, den man sehr oft bekommt. Wenn Du Deinem Kind Fencheltee gibst, achte darauf, dass Du ihn deutlich dünner ansetzt und lasse ihn nicht zu lange ziehen. Beides kann Blähungen verstärken. Gib Deinem Kind bitte nur kleine Mengen, wenn Du den Tee zufütterst.
Die WHO empfiehlt, dass Kinder bis zum Ende des 6. Monats voll gestillt werden. Sie brauchen in dieser Zeit keine zusätzliche Flüssigkeit. Das gilt auch für Flaschenkinder, die mit PRE-Milch ernährt werden. Frage bitte Deinen Arzt, ob und in welcher Menge Du Deinem Baby Fencheltee geben darfst, wenn Du schon vor Beginn der Beikostphase damit beginnen möchtest.
Ein häufiger Tipp, den man hört, ist Apfelsaft. Apfelsaft kann treibend wirken, das ist wahr. Das große Aber liegt im Zuckergehalt. Apfelsaft ist in der Regel gesüßt und zugesetzter Zucker ist für Babys nicht sinnvoll, deshalb rate ich Dir davon eher ab.
Wann solltest Du einen Arzt aufsuchen?
Es gibt natürlich wichtige Gründe für wenig Stuhlgang und stinkende Pupse, bei denen Du einen Kinderarzt aufsuchen solltest.
Koliken
Wenn Dein Kind unter krampfartigen Beschwerden leidet, viel weint und sich vor Schmerzen krümmt, solltest Du das unbedingt mit Deinem Kinderarzt besprechen. Möglicherweise handelt es sich um 3-Monats-Koliken.
Veränderungen des Stuhlgangs
Achte bitte auf Veränderungen des Stuhlgangs bei Deinem Baby. Eine Veränderung der Farbe kann bei Stillkindern durch die Nahrung kommen, die Du isst und ist oft harmlos. Sollte sich die Farbe derart verändern, dass Du das durch Dein Essverhalten nicht erklären kannst, ist Rücksprache mit dem Kinderarzt auf jeden Fall angeraten. Das gleiche gilt, wenn sich die Konsistenz deutlich verändert und beispielsweise schleimig wird.
Fieber
Fieber in Zusammenhang mit Veränderungen in der Verdauung sind ein wichtiger Grund, mit dem Kinderarzt Kontakt aufzunehmen. Es kann ein Magen-Darm-Infekt sein. Kinder, besonders kleine Kinder, dehydrieren schnell und deshalb ist es wichtig, dass sie ausreichend Flüssigkeit bekommen.
Im schlimmsten Fall kann es auf einen Darmverschluss hinweisen. Ein Darmverschluss ist sehr selten, aber er ist lebensbedrohlich und bedarf zwingend ärztlicher Intervention.
Kind verweigert Essen und Trinken
Wenn ein Baby Nahrung verweigert, kann das schnell gefährlich werden. Die Gefahr der Dehydrierung besteht, wenn das Kind keine Flüssigkeit aufnimmt. Deshalb solltest Du auch in diesem Fall unbedingt deinen Kinderarzt kontaktieren und Dich von ihm beraten lassen.
Fazit
Alle Eltern kennen das Gefühl von Unsicherheit und es gehört zum Elternsein dazu. Hinzu kommt, dass die wohlgemeinten Ratschläge von anderen oft noch mehr verunsichern als zu helfen.
Die obigen Informationen geben Dir hoffentlich ein wenig mehr Sicherheit. Vielleicht gelingt es Dir so, trotz aller Unsicherheit besser auf Dein Bauchgefühl hören zu können. Du lernst Dein Baby und seine Verhaltensweisen immer besser kennen und kannst das Verhalten zunehmend besser einschätzen. So lange Dein Baby gut trinkt und Nahrung zu sich nimmt, an Gewicht zulegt und dabei guter Dinge ist, kannst Du ganz beruhigt sein.
Im Zweifel gilt natürlich, gerade wenn Dein Kind noch sehr klein ist: Lieber den Kinderarzt einmal zu viel als einmal zu wenig anrufen. Deine Unsicherheit kann sich schnell auf dein Kind übertragen. Das Ergebnis kann gesteigerte Unruhe sein, die sich wiederum auf Dich auswirkt. So schaukelt sich die Situation hoch und ein Gespräch mit Deinem Kinderarzt kann sich entlastend auf Dich und Dein Baby auswirken.
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