Wenn ein Neugeborenes in den ersten Lebensmonaten viel weint, denken viele zuerst an Bauchschmerzen. 3-Monats-Koliken wird das Phänomen dann genannt. Was genau Deinem Baby in dieser Zeit hilft, kann Dir vorab niemand sagen. Kümmelzäpfchen fürs Baby sind aber auf jeden Fall einen Versuch wert. Bei reinen Kümmelzäpfchen sind keine Nebenwirkungen bekannt und viele Eltern berichten, dass sie helfen.
Wie genau sie wirken, wie Du sie anwendest und was Du sonst noch darüber wissen musst, erkläre ich Dir in diesem Artikel.
Themen des Beitrags
Kümmelzäpfchen gegen Blähungen und Bauchschmerzen
Inhalt & Wirkung
Kümmel (Carum Carvi) enthält ätherische Öle, hauptsächlich Carvon, die entkrampfend und entspannend auf die Verdauung wirken. Kümmel hat außerdem eine antibakterielle Wirkung und unterstützt die Verdauung, indem es beruhigend auf den Verdauungstrakt wirkt. Deshalb wird Kümmel auch von Erwachsenen in Kombination mit stark blähenden Lebensmitteln wie Kohl gegessen.
Kümmelzäpfchen enthalten Auszüge aus Kümmelsamen und wirken dadurch ebenfalls entblähend und entkrampfend. Außerdem lindern sie bei manchen Babys Unruhezustände und Schlafstörungen, die eventuelle mit den Bauchkrämpfen einhergehen. Nicht nur bei Blähungen und Bauchschmerzen helfen die Zäpfchen vielen Babys, sie sind auch bei Verstopfung hilfreich.
Nebenwirkungen
Kümmel ist für Säuglinge gut verträglich. Nebenwirkungen sind bisher bei reinen Kümmelzäpfchen nicht bekannt, auch keine Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Beschwerden.
Für Zäpfchen mit Tabakum stimmt das nicht. Hier kann es theoretisch zu schweren Komplikationen kommen.
Allerdings kann Dein Baby allergisch gegen Kümmel sein, dann darfst Du die Zäpfchen natürlich nicht geben. So eine Allergie zeigt sich frühestens beim zweiten Kontakt mit dem Wirkstoff, denn der Körper kann erst Allergene bilden, wenn er das erste Mal mit etwas in Kontakt gekommen ist. Abgesehen vom ersten Mal solltest Du anfangs also gut beobachten, ob Dein Baby eventuell negativ auf Kümmelzäpfchen reagiert.
Kümmelzäpfchen- Präparate von Wala, Weleda und Pädia
Kümmelzäpfchen gibt es heute ausschließlich als homöopathisches Mittel, was nicht bedeutet, dass kein Wirkstoff mehr enthalten ist.
Durch die Darmschleimhaut im Enddarm gelangt der Wirkstoff sehr schnell ins Blut bzw. sind schnell dort, wo er wirken soll: In den Darm.
Für Neugeborene (ab Geburt)
- Carum Carvi Baby-Kümmelzäpfchen helfen bei Blähungen und lindern Bauchkrämpfe, Wirken entblähend und entkrampfend und lindern Unruhezustände und Schlafstörungen, die mit den Bauchkrämpfen einhergehen
- Für Babys ab der Geburt.
- Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker
Die seit 2017 erhältlichen Carum Carvi® Baby-Kümmelzäpfchen von Pädia dürfen Säuglinge ab Geburt verwenden.
Für Babys ab 1 Jahr
- Menge: 10X1g
- Anthroposophisches Arzneimittel
- bei Verdauungsschwäche
Die anthroposophischen Carum Carvi® Zäpfchen von Weleda, sowie die Wala® Carum carvi comp. Säuglingszäpfen enthaltenneben Kümmel auch Tabak, Tollkirsche und Kamille in homöopathischer Form.
Alle Präparate gibt es rezeptfrei in der Apotheke, in Drogeriemärkten wie dm oder online zu kaufen.
Die richtige Dosis und Verabreichung
Wenn Du dem Baby Kümmelzäpfchen gibst, musst Du die Dosierungsanweisung in der Packungsbeilage unbedingt beachten. Keinesfalls darfst Du die Zäpfchen überdosieren, das könnte unerwünschte Wirkungen haben. Hier gilt nicht “viel hilft viel”.
Folgende Punkte solltest Du vor dem Gebrauch wissen und berücksichtigen:
- Kleine Babys in den ersten 3 Monaten sollten nur einmal am Tag ein Zäpfchen bekommen.
- Verwende das Zäpfchen nur, wenn Du ziemlich sicher bist, dass Dein Baby Bauschmerzen hat.
- Du darfst nicht die doppelte Dosis anwenden, wenn Du ein Zäpfchen vergessen hast.
Anleitung zum Einführen und Verabreichen:
- Beim Einführen des Zäpfchens achte darauf, dass Dein Baby möglichst entspannt ist.
- Schiebe die Beinchen an den Körper, so dass die Knie gebeugt sind. So kannst Du den After gut erreichen.
- Führe das Zäpfchen langsam ein bis der leichte Wiederstand weniger zu spüren ist und das Zäpfchen fast automatisch “eingezogen” wird.
- Nach dem Einführen des Zäpfchens, halte Dein Baby auf dem Arm und die Pobacken etwas zusammen, sodass das Zäpfchen drin bleibt. Wenn Du allein bist, kannst Du auch erst einmal die Pobacken zusammenhalten und das Becken etwas hoch lagern, sodass das Zäpfchen nicht während des Hochnehmens wieder zum Vorschein kommt.
Probleme einführen
Folgende Tipps solltest Du beachten:
Bei manchen Babys löst das Zäpfchen auch einen unmittelbaren Pressdrang aus und es kommt schon kurz nach der Verabreichung zusammen mit Stuhlgang zum Vorschein. Es kann helfen, das Zäpfchen mit der stumpfen Seite zuerst einzuführen. Dann liegt die spitze Seite am After-Ausgang und übt weniger Druck aus.
Verwende etwas Wasser oder Wärme, damit das Zäpfchen weicher wird und besser “flutscht”.
Wenn sich die Beschwerden stark sind und sich nicht bessern, musst Du zeitnah einen Arzt aufsuchen.
Alternativen
Alternativ kann Dein Baby auch anders von den ätherischen Ölen aus dem Kümmel profitieren:
- Kümmeltee fürs Baby
- Stillmütter können selbst Kümmeltee trinken / Kümmel essen
- Bauchmassage mit Kümmelöl im Uhrzeigersinn
Warum haben Babys Bauchschmerzen und Blähungen?
Dazu, warum Dein Baby eigentlich solche Beschwerden zeigt, gibt es verschiedene Theorien-
- Verdauungstrakt muss erst noch vollständig ausreifen, bis dahin entstehen Gase, die Blähungen, Schmerzen und Verstopfung verursachen.
- Es handelt sich um normale Regulations- und Anpassungsprozesse, die als Schmerzen fehlgedeutet werden.
- Durch falsches Stillen, hastiges Trinken oder viel schreien schluckt ein Baby schluckt Luft, die Blähungen verursacht. Dann solltest Du immer auf ein Bäuerchen achten.
- Flaschenkinder haben häufiger Verstopfung oder Verdauungsprobleme, weil die Milchnahrung nicht optimal verwertet werden kann.
Natürlich kann immer auch eine medizinische Ursache dahinter stecken, deshalb solltest Du dauerhaft vorkommende Bauchschmerzen immer zeitnah abklären lassen.
Alternative Mittel gegen Bauchschmerzen und Blähungen beim Baby
Wenn Du den Eindruck hast, dass Kümmelzäpfchen nicht so richtig helfen, kannst Du auch folgende Maßnahmen versuchen:
- Fliegergriff
- Baby in die Abhalteposition bringen (s. windelfrei)
- Tragen mit Tragehilfe ( Tragetuch oder Babytrage)
- Bauchlage
- “Radfahren” auf dem Wickeltisch (Beine in Rückenlage anhocken und rhythmisch bewegen)
- Warmes Bad
- Kirschkernkissen auf dem Bauch
- Fenchel-Anis-Kümmeltee für Babys über 6 Monate
- entblähende Arzneimittel
Katharina Jeschke, Hebamme und Gründerin von notdiensthebamme.de
Dieser Text wurde inhaltlich geprüft und ergänzt von Hebamme Katharina Jeschke. Wenn Du weitere Fragen an sie hast, kannst Du einen Online-Termin auf notdiensthebamme.de bei ihr buchen. In der Schwangerschaft und Stillzeit kann dieser ggf. über die Krankenkasse abgerechnet werden.
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Oh, wieder mal dieser homöopathische Unsinn. Nein, Kümmelzäpfchen enthalten KEINEN Kümmel. Die “Urtinktur” wird durch dutzend-bis hundertfaches “Potenzieren” (=verdünnen und gegen den “Erdmittelpunkt schütteln”) soweit reduziert, dass nur noch das Äquivalent eines Tropfens im Mittelmeer vorhanden ist. Das hat natürlich überhaupt keine Wirkung jenseits eines Placebos (und ja: es gibt auch einen Placebo-Effekt by Proxy, die Eltern werden entspannter, weil sie glauben, etwas getan zu haben, damit dann auch das Baby). Kurz: Kauft Euch gleich Glycerin-Zäpfchen. Sind auch billiger.
Hallo Mirko,
vielen Dank für den Input. Ich sehe das ganz simpel: Wer heilt, hat Recht. Wenn es dem Baby besser geht, sind die Kümmelzäpfchen ihr Geld wert. Das funktioniert leider mit Glycerin-Zäpfchen nicht. Das müsste Dir auch klar sein, wenn Du den Gedanken zu Ende denkst. Denn der von Dir richtig beschriebene Placebo-Effekt kann nur auftreten, wenn die Eltern auch daran glauben. Dafür sorgen unter anderem Artikel wie meiner und positive Erfahrungsberichte vieler Eltern. Ob Homöpathie nun im Allgemeinen medizinisch nachweisbar einen Effekt hat oder nicht, ist eine Diskussion, die wir beide nicht führen können, weil uns das entsprechende Know-How und statistische Erhebungen fehlen. Im Endeffekt ist es ja auch egal, denn das Ziel, dass es Baby besser geht, steht für die allermeisten Eltern im Vordergrund – nicht die Frage, wer nun endgültig Recht hat.
Viele liebe Grüße,
Hanna