Wenn Dein Baby in der Beikostzeit angekommen ist, stellt sich immer wieder eine Frage: Darf ich ihm dieses und jenes Lebensmittel schon geben? Bei der Frage, ab wann Babys Joghurt essen dürfen, kommt es immer wieder zu Diskussionen und Verunsicherungen. Deshalb die gute Nachricht vorab: Joghurt ist per se kein gefährliches Nahrungsmittel für Babys und Kleinkinder. Wenn Du Dein Baby also schon mal Joghurt probieren hast lassen, gibt es keinen Grund zur Sorge. Das eigentliche Problem ist ein ganz anderes und das werde ich Dir auch gleich erklären.
Themen des Beitrags
Ist Joghurt gut für Babys?
Je nachdem, wie viel Joghurt Dein Baby erhält und was es sonst noch aufnimmt, können die Nieren überlastet werden.
Joghurt besteht aus Kuhmilch und enthält wie diese viel Milcheiweiß, das über die Nieren abgebaut und ausgeschieden werden muss. Bei der Geburt sind die Nieren von Babys noch nicht voll ausgereift. Erst mit etwa 1,5 Jahren sind sie voll funktionsfähig. Milchprodukte, darunter auch Joghurt, enthalten sehr viel Eiweiß, denn Kuhmilch ist viel proteinreicher als Muttermilch.
Ich weiß von keinem Fall, in dem das ernsthafte Konsequenzen in Form einer Nierenschädigung gehabt hätte. Möglich sind aber verschiedene negative Langzeitauswirkungen auf die Gesundheit Deines Babys. Sicher scheint zum Beispiel, dass eine erhöhte Eiweißzufuhr im Säuglingsalter Übergewicht im späteren Leben begünstigt. Das gilt auch für die Ernährung mit künstlicher Säuglingsmilch (PRE-Milch), die mehr Proteine enthält als Muttermilch.
Zusätzlich gibt es Bedenken, dass Babys unter 12 Monaten die im Joghurt enthaltene Milchsäure schwerer verdauen können. Wenn Du Deinem Baby Joghurt gibst, solltest Du also darauf achten, ob es diesen gut verträgt, oder ob Dein Baby von Joghurt Bauchschmerzen bekommt.
Eine erhöhte Kalziumzufuhr durch Joghurt oder andere Milchprodukte blockiert die Eisenaufnahme im Körper. Eisen ist wichtig für die Gesundheit und die Entwicklung Deines Babys.
Außerdem erhöht Joghurt die sogenannte “Molenlast”. Das bedeutet, dass man zur Verdauung von Joghurt mehr Flüssigkeit benötigt. Für ein Baby ist es schwierig bis unmöglich, diese aufzunehmen.
Ab wann dürfen Babys Joghurt essen?
Was heißt das nun konkret? Ab wann darfst Du Deinem Baby denn nun Joghurt füttern? Die gängige Empfehlung lautet:
- 6 – 12 Monate alte Babys dürfen max. 200g verarbeitete Milchprodukte pro Tag (Joghurt, Butter, Käse) essen; bei breigefütterten Kindern ist dieses Maximum schon durch den Getreide-Milch-Brei erreicht. Reine Milch sollten Babys unter 1 Jahr nicht bekommen.
- Babys ab 12 Monaten dürfen max. 300g pro Tag bekommen, dann auch Vollmilch, Frischmilch, Quark und Sahne
Für die Verwendung von Kuhmilch in der Säuglingsernährung gibt die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) 2014 folgende Empfehlung:
Für die Herstellung von Milchbreien
können bis zu etwa 200 ml Kuhmilch
pro Tag verwendet werden.Kuhmilch (pasteurisierte Frischmilch
oder H-Milch) sollte als Getränk erst
gegen Ende des 1. Lebensjahres in
kleinen Mengen gegeben werden, um
nachteilige Wirkungen, u. a. auf die
Eisenabsorption, zu vermeiden.Der Hauptgrund für eine restriktive Einführung von Kuhmilch ist die Vermeidung eines Eisenmangels, da Kuhmilch eisenarm ist. Manche Studien weisen zudem darauf hin, dass das frühe Einführen von Kuhmilch mikroskopische intestinale Blutungen hervorrufen kann, was allerdings nach einem Alter von 9 Monaten nicht mehr nachgewiesen werden konnte. Kuh-Vollmilch (3,5% Fett) eignet sich als Bestandteil des Milch-Getreide-Breis zur Protein- und Mineralstoffversorgung, die Tageszufuhr sollte jedoch etwa 200 ml, wie sie für den Brei vorgesehen sind, nicht überschreiten.
Als Getränk sollte Kuhmilch erst gegen Ende des 1. Lebensjahres gegeben werden, wenn das Kind aus der Tasse trinken kann. Die Kuhmilch sollte altersgerecht aus der Tasse getrunken werden, nicht aus der Flasche, um einen unnötig hohen Verzehr zu vermeiden. Eine hohe Proteinzufuhr mit Milch gegen Ende des 1. Lebensjahres war mit einem höheren Risiko für
Übergewicht im Alter von 7 Jahren assoziiert.
Lügen der “kinderfreundlichen Industrie-Lebensmittel”
Vorsicht vor speziellen Kinderlebensmitteln mit Kuhmilch, die oft schon als “ab dem 7. Monat” angepriesen werden!
Diese Kennzeichnung und entsprechende Werbesprüche suggerieren Eltern, dass diese Produkte gesund für ihre Babys wären. Sie sind es nicht, das kann ich Dir versprechen. Deshalb wirst Du jetzt die Lügen und Nachteile erfahren, mit denen Verbraucher oftmals konfrontiert sind.
Babys brauchen keine Extra Portion Milch
Babys sind im ersten Lebensjahr durch die Muttermilch bzw. PRE-Nahrung bestens mit Kalzium und allen Nährstoffen versorgt. Sie brauchen keine “Extra Portion Milch” oder “wertvolles Kalzium” – auch, wenn das die Marketingabteilung entsprechender Herstellerfirmen gerne so ausschildert.
Fragwürdige Zusatz- und Inhaltsstoffe
Zusätzlich enthalten solche “Kinderlebensmittel” häufig sehr viel Zucker, Farbstoffe und Konservierungsstoffe. Nichts davon braucht Dein Kind.
Auffallende Optik und künstlicher Geschmack
Durch Geschmack, Aufmachung und Verpackung wird Dein Kind von Anfang an auf solche Produkte und künstliche Geschmacksrichtungen getrimmt. Am Familientisch nimmt es nicht selbstverständlich teil, sondern hat eine Sonderrolle – kein Wunder, wenn es auf diese auch dauerhaft bestehen wird.
Viel zu teuer
Dieses Verhalten geht nicht nur auf die Gesundheit Deines Babys, sondern auch auf Deine Geldbörse – spezielle Kinderprodukte sind nämlich richtig teuer im Gegensatz zu ganz normalen Lebensmitteln.
Kalzium-Lüge
Seit vielen Jahrzehnten wird Kuhmilch als gesundes Lebensmittel, besonders für Kinder, angepriesen. Diese bräuchten das darin enthaltene Kalzium für den gesunden Knochenaufbau. Heute haben verschiedene Studien belegt, dass dem nicht so ist. Kinder oder alten Menschen, die Kuhmilch trinken, haben keine “besseren” Knochen und leiden auch nicht seltener unter Brüchen.
Tatsächlich gibt es mittlerweile Hinweise darauf, dass Kuhmilch den Knochen sogar schadet. Selbst, wenn Dein Baby keine Muttermilch oder PRE-Nahrung mehr bekommt, gibt es ausreichend pflanzliche Lebensmittel, die Kalzium für die Knochen liefern – ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
Worauf Du unbedingt beim Joghurt für dein Baby achten musst
Egal, ab welchem Alter Du Deinem Baby Joghurt probieren lässt, es sollte sich immer um Naturjoghurt, also Joghurt ohne Zucker, Geschmacksstoffe oder andere Zugaben handeln.
Fazit: So wenig Joghurt wie möglich für Babys im ersten Jahr
Ab wann Babys Joghurt essen dürfen, hängt also mitunter davon ab, wie viele weitere Milchprodukte bereits in der Ernährung integriert sind. Breigefütterte Babys, die täglich Milch-Getreide-Brei erhalten, sollten keinen Joghurt oder weitere Milchprodukte enthalten.
Baby-Led-Weaning-Kinder dürfen bis zum 1. Geburtstag etwa 200g Milchprodukte pro Tag, im zweiten Lebensjahr bis zu 300 g pro Tag essen. Das heißt, Dein Baby darf zum Beispiel dann Joghurt zum Frühstück essen, wenn es den restlichen Tag die Maximalgrenze für Proteine nicht übersteigt.
Diese Grenzen solltest Du nicht überschreiten, denn es droht eine Überlastung der Nieren sowie Übergewicht im späteren Leben. Milch als Getränk sollte Dein Kind im gesamten ersten Lebensjahr nicht erhalten.
Auf Pinterest merken:
Hallo Hanna.
Dein Artikel ist sehr angenehm zu lesen, differenziert er doch sehr in den Aussagen. Das erfahre ich in den letzten Jahren immer seltener. Entweder etwas ist total schlimm oder der Weisheit letzter Schluss. Dabei lehrt das Leben, dass nichts schwarz-weiß, sondern alles grau ist.
Ferner deckt sich das Geschriebene mit meinem vorherigen Informationsstand und erweitert ihn auf logische Weise.
Meine zwei Ganoven sind aus dem Gröbsten raus, aber der jüngere hat nun eine Tochter. Gleichzeitig habe ich das selbst Machen von Joghurt für mich entdeckt. Darum war der Artikel nützlich.
Danke dafür. 😊
Viele Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für diese Rückmeldung und alles Gute euch!
Liebe Grüße,
Hanna